kegentlick beschäftigt, daß sie AlbertS leise Tritte nicht hörte. Nach wenigen Secnnden stand er hinter ihr, bedeckte ihre Außen mit beiden Händen und rief mit vor Rührung zitternder Stimme:
„Wer ists!"
„Albert!" rief die Unglückliche mit einem herzerschütternden Ausdruck und schnellte empor, jedoch nur, um im nächsten Augenblick rückwärts ihm an die Brust zu sinken. Er fieng sie um den Armen auf und bedeckte ihr G> sicht mit seinen Küssen. Mit einigen Schritten war ich bei den beiden.
„Hole Jemand/' sagte Ackert zu mir, „die Freude hat sie ohnmächtig gemacht."
Aber schon ulten Diener aus dem Schloß herzu, die Elisens Schrei gehört hatten. Ihr Kammermädchen stürzte ans sie zu, ohne uns zn beachten.
„Heiliger Gott! Das Fräulein ist todt!" schrie sie verzweifelnd ans.
„Todt!" wiederholte Albert, indem sich sein Gesicht mit Leichenblasse überzog.
Es war so. Der Schrecken batte sie gctödtet. —
Hier hielt der Major zum zweiten Mal inue und trocknete sich den kalten Schweiß von der Stirne. Niemand von der Gesellschaft wagte ein Wort zu sprechen oder überhaupt einen Laut von sich zu geben, so sehr waren Alle betroffen.
„So hatte dieser Scherz mir eine Schwester geraubt," nahm der Erzähler das Wort endlich wieder auf. „Wir schassten sie sorglich auf ihr Zimmer, wo der schnell geholte Arzt Wiederbelebungsversuche anstcllte. Es war vergebens: nach drei Tagen geleiteten wir die theure Leiche zu Grabe. Ich war erschüttert, mein alter Oheim vor Schmerz gebrochen und Albert — verzweifelte, nickt wie man sonst wohl zum Schein verzweifeln mag, nein, es war bei ihm furchtbare Wahrheit. Sendern er sich durch Unvorsichtigkeit selbst die Braut geraubt hatte, war Nichts mehr im Stande gewesen, ihn zu intereffircn, außer was seiner Geliebten gehört hatte. Er aß und trank nickt mehr, brachte seine Tage auf Elisens Zimmer, seine Abende auf der Bank zu, wo er sie wiedergefundcn und auf immer verloren halte. Bitten, Trostworte, Ermahnungen von uns, Befehle vom Arzt wollten Nickis mehr verfangen. Am Abend nachdem Elise beerdigt war, machte er mit einem Pistolenschuß seinem Leben ein Ende. Ein Brief an mich, den er hinterlaffen, erklärte mir seinen Beweggrund: er könne nicht mehr leben, da Elise nicht mehr lebe, und er dürfe nicht mehr leben, nachdem er ihr das Leben geraubt. Seinem letzten Wunsche gemäß bestatteten wir ihn neben seiner Geliebten.
So verlor ich einen Freund! —
Aber das Schwerste war mir noch Vorbehalten. Von meinem Oheim hatten wir gleich nach unserer Ankunft erfahren, daß er und Elise uns als tobt betrauert hätten, da keine Briefe mehr von uns eingelaufen und die von Elise au uns geschickten unecöffnet wieder aus dem Hauptquartier zurückgesandt worden seien. Der Major von Aschhausen hatte endlich laut Berichten aus Spanien die Kunde von unserem Tode verbreitet und Niemand hatte mehr daran gezweifelt.
Jetzt nach Elisens Tode ihr einziger Erbe, durchsuchte ich ihre Papiere, nach den Briefen, die sie uns geschrieben hatte. Da entdeckte ich, daß der erste derselben, welcher unerbrochen zurückgekommen, bereits am Vorabend der für uns Beide so verhängnißvollen Schlacht, in welcher Albert schwer verwundet wurde, wieder aus dem Hauptquartier zurückgeschickt worden war. wie ans dem auf der Adresse bemerkten Datum sich leicht ersehen ließ. Nun argwöhnte ich eine Jntrigue und stellte eifrige Nachforschungen an. Nachdem dieselben mich zu einem bestimmten Resultate geführt hatten, reiste ich nach der Residenz, um den Major von Aschhausen aufzusuchcn. Ich fand ihn wieder in demselben Zimmer, wo ich früher schon einmal mit ihm verkehrt hatte; als er mich erblickte, eilte er mir entgegen, begrüßte mich zuvorkommend und drückte mir sein Beileid aus. Ich erwiderte mir einer kurzen Verbeugnng und wir setzten uns, als er hörte, daß ich Geschäfte mit ihm abzumacheu habe. Nun zog ich ein Packet Papiere aus meiner Brieftasche, und legte sie ihm zum Lesen vor.
Er entfärbte sich, nachdem er dieses Geschäft vollendet hatte und sich mich trotzig an.
„Nun, mein Herr?" fragte er.
„Sie werden crrathen, ans welchem Grunde ich zu Ihne» komme, Herr Major," entgegncte ich ihm. „Diese Briefe de- weisen Ihnen, daß Sie gegen meine Schwester sich einen Betrug erlaubt haben, der diesem unglücklichen Mädchen den Tod gebracht hat, einen Betrug, der/wie ich hoffe, folgenschwer auf Ihr eigenes Haupt zurücksalleu wird."
Und damit wies ich aus die eiiizclueu Schriftstücke hin. Da war ein Brief aus Spanien von eine», Offizier, der früher bei meinem Regiment gebient hatte und jetzt beim Stab sich befand. Der Brief wies nach, daß auf Herr» von Aschhau- sen'S Beranstaltung hin die Wegräumnng AlbertS beschlossen und der Plan in's Werk gesetzt worden war. In der bestimmten Erwartung, daß Albert von den Batterien, die er in jener verhängnißvollen Schlacht zu stürmen bekam, den Tod finden würde, hatte man seinen Todcsschcin schon vor der Schlacht geschrieben und heimgeschickt. Als man vollends seinen Körper unter den Leichen der Gefallenen erblickt hatte, glaubte man den Plan völlig gelungen und dachte weiter nicht mcbr an ihn. Auch als ich seine anscheinende Leiche ins Lager brachte und zu mir nahm, glaubte von den Eingcreihten Niemand viel daraus achten zu dürfen, da alle Aerzte Albert aufgegeben hatten. Bald hatte uns zudem das Kloster in seine undurchdringlichen Mauern ausgenommen und man verlor uns gänzlich ans den Angen. Die Briefe, die meine Schwester inzwischen noch an uns schrieb, wurden wieder zurückgeschickt, ohne ihre Adresse gefunden zu haben. Das Alles hatte mir ans meine Erkundigungen der erwähnte Offizier geschrieben. Ferner waren da einige Briefe von meiner Schwester, in welchen sich diese darüber auslicß, daß Herr von Aschhausen sich ihr wieder zu nähern suche, und deß znm Zeichen lagen einige Schreiben von dem Major an meine Schwester bei, in weichen er ihr bei der Wahrscheinlichkeit unseres Todes seine Hand anbot. Kurz, aus diesen schriftlichen Beweisstücken ging die Schuld des Majors augenscheinlich hervor.
„Da die Sachen so stehen," begann ich wieder, „so werden Sie mir die Gcnugthuung nicht versagen, die ich, Namens meiner Schwester und des Capitänö von Starkcnburg, von Ihnen fordere."
„Und die wäre?" fragte er, indem er sich zu einem spöttischen Lächeln zwang.
„Sie kennen die Bedingungen noch, die ich schon einmal Ihnen vorzuscklagen die Ehre hatte. Damals war es besser, die Sache gütlich bcizulcgen — heute ist es unmöglich. Die Pistolen mögen nun entscheiden, ob Sie Ihrem Werke durch meine Tödmng die Krone aufsetzen dürfen, oder ob es mir vergönnt ist, wenigstens einen Theil der Schuld cinzufordern, die Sie an mich und die Opfer Ihrer Cabalen zu entrichten haben." -
Darauf verabredeten wir das Nähere und das Zusammentreffen fand statt. Meine dritte Kugel durchbohrte ihm die Brust, daß er angenbücklich todt niedersank. Seine zweite hatte meinen rechten Arm gestreift. (Schluß folgt.)
Allerlei.
— Alte Landlente und Forstmänner erwarten in diesem sich mit 9 endigenden Jahre, wie l819, 1829, 1839, 1849 einen strengen Winter. Auch soll der frühzeirige Abzug mancher Zugvögel, wie des Pirols unv der Uferschwalbe, eine Bestätigung sein. Die Störche sind schon seit mehreren Wochen dem Süden zugewandert.
— Ein Kranker, der an einem hitzigen Fieber hart darniedcrlag, stand zugleich gewaltigen Durst aus. Ais die Aerzte vor seinem Bette berathschlagten, wie man wider den Durst ein bewährtes Mittel finde» möchte, so sagte der Patient: „Meine Herren, sorgen Sie nur erst dafür, wie Sie mir das Fieber vertreiben, den Durst will ich hernach schon selbst wegbringen."
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