der Verkäufer gänzlich ausverkauft und besaßen kein Stück Waare mehr. (H- T.)
Stuttgart, 27. Aug. Von den wegen der Kriegsbereitschaft angestellten Aerzten, Auditoren und Vcrwaltungsbeam- ten ist nach' dem heutigen St.-Auz. ein großer Theil quieScirt, für Fricdensdauer beurlaubt oder in ihre frühere Stellen zurück versetzt worden. Dem Vernehmen nach ist nun auch, was bis jetzt durch den St.-Anz. nicht veröffentlicht worden ist, eine Anzahl der neu angestellten Portepeekadettcn und Lieutenante theils entlassen, theils für Fricdensdauer beurlaubt worden. Bei den Aerzten läuft der Gehalt fort, bei den Offizieren jedoch nicht.
Stuttgart. Wie es heißt, solle» unsere Land stände mit dem Beginn des Winters zusammenkoiuiuen.
Neben den ,,kohlensauren" Trinkhallen hat Berlin auch ein Bierpulver-Magazi» in der Leipziger Straße. Ein Thec- löffcl voll davon soll binreichen, ein Glas Wasser in ein noch dazu nirusstrendes Pseudo-Bier zu verwandeln. Auch bezeugt ein chemischer Sachverständiger diesem „Bicrpulvcr", daß cs keine der Gesundheit nachtheiligcn Bestandtheile enthalte. Für 5 oder 2</s Sgr. erhält man eine größere oder kleinere Büchse, mit pulverifirtem Bier geladen.
Als Preußen mobil machte, sprengten gute Freunde das Gerücht aus, nicht Frankreich, sondern Baiern, Sachsen rc. seien von Preußen bedroht. Einer der fremden Offiziere, die damals in Berlin anwesend waren, machte den Prinz-Regenten auf diese Gerüchte aufmerksam. Der Prinz antwortete: Wer Ihnen nach Ihrer Rückkunft noch einmal so etwas sagt, dem bitte ich Sie in meinem Namen ins Gesicht zu schlagen. So erzählen bairische Blätter und Offiziere.
Die AugSbnrgerin, deren Worte nicht immer ein Evangelium sind, argwöhnt, Napoleon studire bereits auf eine Neujahrsgratulation an den Gesaudten Preußens. Graf Pour- tales werde nicht mehr an den Hof cingeladen und stehe einsam und kühl. Vorläufig machen der englische und belgische Gesandte ihm unfreiwillig Coucurrcnz. Belgien wirst der Gratulation die Festung Antwerpen entgegen, die in größtem Styl ausgebant wird, und England und Preußen werden sic verthei- digcn helfen, wenn's zu böse» Häusern kommt. Dann heißl's: an der Schelde und Maas wird der Rhein verthcibigt.
Köln, 21. Aug. In der Nacht vom Freitag auf den Samstag gelang es in Düsseldorf vier Frauenzimmern aus dem Gcfängniß zu entweichen. Dieselben zogen betend, als seien sie aus dem Wege nach Kevelaar, durch die Straßen nach der Schissbrücke, setzten ihre Andachtsübungen noch eine Zeitlang landeinwärts fort und schlugen daun eilfertig verschiedene Richtungen ein. (H. A.)
Graf Grünne, der Generaladjntant des Kaisers in Wien, mit Recht oder Unrecht der unpopulärste Mann in Oestrcich, hat auf ein Jahr Urlaub erhalten.
In Oestrcich werden, mit Ausnahme Einzelner, alle Generale, welche bereits 45 Jahre dienen, in Disponibilität versetzt. (St.A.)
Die Getreide-Ernte ist in allen Provinzen Oestrcichi sehr gut, wie eine gleiche seit Jahren nicht vorgekommen. — Auch aus England und Amerika kommen gute Ernteberichte wenn auch die allzugroße und dauernde Hitze manche Hoffnun gen des Frühjahrs verdorben hat.
Kopenhagen, 24. Aug. Fädrclandet, das Organ dei Regierung, berichtet heute, Hannover habe zwar dem Bundes tag vorgeschlagen, in der holstcin-lauenburgischen Angelegenhci eine Mahnung an Dänemark gelangen zu lassen, aber cs sc nicht unterstützt worden. Preußen und Oestrcich hätten bishei in dieser Angelegenheit keine Anfrage in Kopenhagen gestellt
(Fr. 2.
Bern, 26. Aug. Tie Bevollmächtigten haben Courier! mit dem Text der bisher erzielten Verständigungen abgcsandt Graf v. Colloredo, welcher von einem Schlaganfall betroffen worden, ist vollständig genesen. cA. Z.
Oberitalien. Die „Jndipcdentc" glaubt folgend. Punkte versichern zu können: 1) daß Kaiser Napoleon III.'den Erzherzog Ferdinand von Lothringen bei aller höflichen Zuvorkommenheit^ geradezu erklärt haben soll, daß jede bewaffnet.
Intervention in Toscana unmöglich sei und daß, trotz seines besten Willens, das künftige Geschick dieses Staates wesentlich abhänge von den freien gesetzmäßigen Berathungen seiner Repräsentanten; 2) daß die piemontcsische Negierung unterrichtet von diesen Absichten, die im vollkommenen Einklänge mit allen bisherigen Erklärungen des Kaisers und des Grafen Walewski stehen, beschloßt'» habe, die Vereinigung Toscana's anzunch- men; 3) daß die Besitzergreifung dieser Vereinigung oder die Besetzung Toscana's durch Piemont ausgeschoben werde, bis zum Austrag der deßfalls eingeleiteten diplomatischen Verhandlungen; 4) daß aber, wenn Toscana angegriffen würde, die picmontesische Armee augenblicklich zu seiner Vertheidigung her- beicilen würde. (7)
Der, auch in der Mg. Ztg. mehrcrwähnte, Engländer, welcher Garibaldi's Freischaaren als „Amateur" begleitete und das Niederschieben östreichischer Soldaten als eine Art Jagd- Vergnügen behandelte-, nennt sich Capitän Peard. Er zeigte dem Korrespondenten der „Daily News" in Oberitalien sein „Tagebuch", in welches eingetragen ist, daß er während des Feldzugs fünfundzwanzig Oestreichcr erschossen. Zehn weitere sind als „ungewiß" oder als „angcschossen" aufgeführt. Dabei wagte sich dieser Schurke — denn einen andern Namen gibt cs da nicht - niemals in den Kampf mit blanker Waffe, noch setzte er sonst sich der Gefahr aus, sondern er schoß mit Hilfe seines Büchsenspanners immer aus sicherem Anstand und ließ von einem zweiten Bedienten ein paar Pferde zur Flucht bereit halten. Das Criminalgesetz erreicht einen solchen Bluthund nicht, aber Abscheu und Verachtung scheint dem „tapfern Capitän" selbst unter seinen Landsleuten zu Theil geworden zu sein. Die politische Seite des Krieges kümmerte ihn, nach seinem eigenen Geständniß, sehr wenig.
Uebcr Toscana, Parma und Modena wollen Oest- reich und Frankreich ohne Sardinien verhandeln; die Angelegenheiten der Lombardei sind in Zürich gemeinschaftlich geregelt worden.
Paris, -22. Aug. Seit ungefähr zwei Wochen soll eine sehr merkliche Annäherung zwischen der diesseitigen Regierung und dem britischen Cabinet statt gefunden haben; ja in hohen diplomatischen Kreisen sieht man der nächsten Zukunft fast beruhigt entgegen und spricht sogar von einem intimen Besuche, den L. Napoleon noch vor seiner Rückkehr nach Paris in Os- borne aozuslattcn beabsichtigen soll. Leider dauern jedoch die maritimen Rüstungen in verstärktem Maßstabc fort. (K. Z.)
Paris, 23. Aug. Das offiziöse „Pays" meldet: Man spricht von der Eröffnung eines bedeutenden Kredites für große öffentliche Bauten, welche Friedensbanten heißen würden.
Paris, 24. August. Dem Marschall Bosquct ist durch einen Schlaganfalk die ganze rechte Seite gelähmt worden.
> Paris, 25. Aug. Der „Patrie" wird aus Florenz geschrieben, daß Gen. Garibaldi einen seiner Adjutanten in einer Mission nach Paris schickt. In einem Tagesbefehl an seine Armee sagt Garibaldi: „Ich werde Jeden füsilliren lassen, der sich als Mazzinist, Republikaner, Socialist oder selbst Ga- ribaldist bekennt. Ich will nur Soldaten und Italiener.
Frankreich. Von den 11,003 wegen der Juniereignisse des Jahres 1849 Deportirteu find in Algerien nur noch 138, von welchen 52 darum nachgesncht haben, in den Kolonien bleiben zu dürfen, wo sie sich eine ehrenvolle Existenz gegründet haben. Von den 26,884 im Dezember 1851 Deportirteu sind nur noch 1708 übrig, welche aus Algerien, Cayenne nnd Cor- sika zurückkehren werden. Endlich sind von den 428 in Folge des Sickerheitsgesetzes Deportirteu nur noch 219 vorhanden. Somit-findet die Amnestie von 38,315 politischen Deportirten nur noch 1927. (Wo sind die übrigen? Vom Tod kann man nicht amnestircn.)
Es wird sich bald zeigen, wer das beste Geschäft gemacht hat, Napoleon oder seine Bauern. Er hat seine Cavallerie- pferde den Bauern unter' der Bedingung überlassen, daß sie dieselben bis zum Ausbruche eines Krieges füttern und zum Ackerbau verwende» sollen. Wenn aber in 6 Jahren kein Krieg ausbritbt, so sollen sie die Pferde als Eigenthum behalten. Die Bauern sind gern darauf eingcgangen.