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nicht. Man glaubt, daß, je länger die Konferenzen in Zürich dauern, auch'desto mehr Schwierigkeiten auftancken werden, de­ren definitive Lösung nur im Wege eines europäischen Kchngres- scs möglich sein dürfte. Früher oder später wird man sich da­her jedenfalls für diesen Ausweg entscheiden müssen. (S.M.)

Wien, 22. August. Ein kaiserliches Handschreiben ans Laxenburg v. 2l. d. ernennt den Grafen Nechbcrg zum Mini­sterpräsidenten, Baron Hübner zum Polizeiminister, Graf Go- luchowski zum Minister des Innern. Das HaudelSministerinm wird aufgelöst. Bach wird Botschafter in Nom, Kempen in Ruhestand und Toppcnbnrg in Disponibilität versetzt. Ein Artikel der Wiener Ztg. sagt: Berathungen haben stattgcsun- den über die Finanzlage, Sicherstellung freier Religionsnbnng der Nichtkathvliken, und Regelung der Stellung der Israeliten. Anpassung des Gcmeindegesetzcs an die einzelnen Kronländer und nach Lösung dieser Aufgaben. Errichtung ständischer Ver- lrctnngcn. (T. D. d. H. H.s

Modena, 2l. Ang. Die Nationalversammlung hat mit Einstimmigkeit den Anschluß an Piemont erklärt, und die Dik­tatur Farenis bestätigt. Das Anlehen von fünf Millionen ge­nehmigt. (T. D. d. H. T..)

Paris, 20. Ang. Die Gerüchte von einem Duell zwi­schen Niel und Canrobert, folglich auch die von Letzterem angeblich erhaltene Verwundung, sind Erfindungen. Wahr aber ist es, daß die MarsL'älle Regnault de St. Jean d'Angely und Nandon eine Zusammenkunft gehalten haben, um sich über die Bedingung des beabsichtigten Zweikampfes zwischen den bei­den obigen Offizieren, deren Sekundanten sie waren, zu ver­ständigen. Ludwig Napoleon ist jedoch aufs Neue dazwischen getreten und hat das Duell bei Strafe seiner Ungnade in einer telegraphischen Depesche untersagt, worauf sich die beide» Geg­ner in den kaiserlichen Willen ergaben. Canrobert beabsichtigt nunmehr eine Verlhcidigungsschrift an sämmtlichc Chefs der Armee verkheilcn zu lassen. (Klu. Ztg.)

Paris, 23. Ang. Der Moniteur bestätigt die Einthei- lnng Frankreichs in sieben (statt der bisherigen fünf) militäri­sche Arrondissements unter den bereits genannten Marschällen, um eine gleichmäßigere Vcrthcilung der militärische» Kräfte des Reiches zu bezwecken. (T. D. d. H. T.)

Paris, 24. Ang. Gemäß dem Befehl des Kaisers, die Armee auf den FriedeuSfnß zu setzen, hat der Kriegsminister angeordnet, vom 20. Scpt. an die für 1859 frciwerdendcn Mi­litärs heimzuschicken und halbjährigen Urlaub denjenigen zu ge­ben, für welche die im Gesetz von 1832 vorgesehene Befreiung zutrifft. Moniteur. (T. d. S. M.)

London, 18. Aug. Das Riesenschiff Great Eastern soll am 3. Sept. nach der Themse-Müudnng (Nore) abgebcn und dann nach Portlaud (Dorsetbshires weiterdampfcn. Von dort wird es am 8. Scpt. eine Probefahrt auf einer Strecke von mnthmaßlich 500600 engl. Meilen antreten Am 15. Sept. soll daun die Reise nach den Vereinigten Staaten ioSgebcu, und zwar zuvörderst nach Portland im Staate Maine. DaS Fahrgeld für Passagiere wird 18 bis 25 L. betragen.

Ein verhäinznißvoller Scherz.

(Fortsetzung.)

Es ist gut, mein Herr!" sagte er endlich finster und stand auf.

Nein noch nicht ganz," sagte ich, indem ich ihm winkte sich noch einmal zn setzen.

Was haben Sie mir noch zn sagen, mein Herr?" fragte er mit einem hochmnthigen Tone.

Bisber habe ich als Offizier mit Ihnen, Herr Major- gesprochen; ich habe^ als Mensch dem Gesagten noch einige Worte bciznfügen. Sie sehen, wozu wir cutschloffen sind, Herr- Major, Eie wissen auch, daß wir die Leute dazu sind, diesen Entschluß auszufnhren. Nur fragt sjchs noch, ob auch der Mühe werth ist, um dessen willen, was geschehe» ist, zwei., vielleicht drei Ucnschcnleben zu ovfern; es' fragt sich, ob es auch nur klug gebandelt wäre. Herr von Skarkänbnrg und ich können in den, Duell, wenn cS statlsindct, hhch.stenZ. dM Leben Verismen; Sie, Herr Major, setzen nicht nur Ihr Leben

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daran, sondern Etwas, was Ihnen kheurer sein muß, als das Leben die gute Meinung der Welt. Vergessen sie nicht, daß die Sache Aufsehen machen muß, daß inan nach der Ver­anlassung des Streites forschen wird und daß das Sie für immer compromiltircn wird. Denn Schonung werden Sie von denjenigen nicht erwarten, denen Sic keine Schonung wider­fahren ließen. Darum mache ich Ihnen noch einen zweiten Vorschlag, Herr Major, und zwar einen solchen, von welchem Herr von Starkenbnrg nichts weiß. Versuchen wir einen güt­lichen Vergleich, Herr Major; Sie sind in der Leidenschaft zn weit gegangen, ich auch, wir sind Männer von Ehre gestehen wir das einander zu, ohne daß wir unsere Ehre da­durch verletzt glauben. Noch haben .wir die Sache in unserer Hand, so lange unser Streik noch nicht stadtkundig ist, würde er das durch Verzögerung werden, so könnten wir keinen Schritt mehr rückwärts rhuu. Diesen Augenblick können wir Alles noch gütlich beilegen; der nächste vielleicht gibt uns unwider­ruflich die Pistole rn die Hand. Entschließen Sie sich, Herr Major. Schreiben Sie diesen Vorschlag von mir einer Feig­heit zn, so wählen Sie die Pistolen. Sind Sie aber mit mir der Ansicht, daß Ehrenmänner, ohne sich zn beschimpfen, sich friedlich aus diesem Handel ziehen und somit der Vernunft auch ein wenig Rechnung tragen können, so sprechen Sie sich aus. Herr von Starkenbnrg wartet auf eine Entscheidung, ich nicht minder. In fünf Minuten muß ich sic haben."

Der Major saß nachdenklich da; man sah, die Ucberle- gnng kostete ihn einige Ueberwindung. Endlich stand er auf und bot mir mit einem kalben Lächeln die Hand.

Sic haben im Grunde Recht, Kapitän," sagte er,was sollen Männer, wie wir, um solcher Dinge willen sich zusam- menschießen! Ich gestehe meinen Fehler ein und hoffe, Sie werden meine Nachgiebigkeit nicht als Schwäche beuten."

Abgemacht, Herr Major," sagte ich darauf.Ich wußte wohl, daß Ihr gesundes Urthcil es über Ihre erste Aufwallung gewinnen würde. Gehen wir zu Starkenbnrg?"

!Wenn er wartet, ja."

! Nach Verflnß einer halben Stunde war der Span ge­schlichtet; man versprach sich gegenseitiges Stillschweigen und der Major verhieß künftigbin in meiner Schwester die Verlobte Alberts von Starkenbnrg gebührend zu rcspccliren.

Von da an hatten wir eine Zeitlang Ruhe. Der Major- Halte eS zwar, wie wir leicht wahrnehmcu konnten, noch nicht ganz verschmerzt, baß er uns gegenüber eine kleine Niederlage erlitten halte, und wenn wir auch natürlich keinen Gebrauch da­von machten, so gab cs uns doch wider unser» Willen einige Ueberlegenheit über ihn, was ihn nicht wenig belästigte.

Inzwischen war der Tag festgesetzt worden, an welchem der Bund Alberts mit Elise durch Priesterhand geweiht werden sollte; Albert mußte noch einige Wochen zuwarten, da er ge­wisse häusliche Angelegenheiten zuvor bereinigen wollte, ehe er in den Ehestand trat. Aber über den Vorbereitungen zu dem Feste traf unerwartet ein Marschbefehl ein, der unser CorpS nach Spanien ins Feld rief, und mit blutendem Herzen riß sich Elise von Bruder und Bräutigam los sie hatte uns, wir sie zum letzten Male gesehen.

Hier hielt der Major inne, überwältigt von dem Sturm der 'Erinnerungen, der über ihn hereinbrach. Nach cinigeu Minuten düsteren Schweigens, dem eine lautlose Stille von Seiten der Zuhörer entgcgcnkam, hatte der Erzähler sich wieder gefaßt und fuhr fort.

Wir rückten aus mit stolzen Hoffnungen, wie sie die Brust des jungen Kriegers schwellen, und die Wehmnth des Abschieds trat bald zurück hinter die buntwechselnden Eindrücke der Tagesereignisse. Elise, die wir im Hanse des Oheims geborgen wüßten,' hatte uns versprochen, so oft als möglich uns brieflich Nachrichten aus der Heimath znkommcn zn lassen. Der Major von Asch­hansen zog nicht mit uns fort, er war vor unserem Ausmarsch ! in ein anderes Regiment versetzt worden, das vorläufig zu ! Hanfe blieb. Doch fürchteten wir Nichts von dem Major, da wir sein Ehrenwort dafür hätten, daß er Elise nicht weiter be- ! heilige» werde.

I- Der Krieg, dem wir ein- kurze'Dawr v- '