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Bern, 14. Juli. Der BnndeSratb bat sämmtlicke Truppen entlassen unk' die Rückgabe der Schiffe und Waffen an Sardinien und Oestreich angeorduel. fA. Z.)
Bern. 16 Juli. Mailand, 15. Juli. Victor ^Manuel erläßt Proklamationen an di- Loinbarde», den Regiernugs« antrilt anzeigend. Darauf revolutionäre Demonstrationen, 'Aufläufe, Aufrufe, das Schicksal Venedigs beklagend, srauzösische Truppen sollen sich anschileßen, Republik verlaufen. — Der Nationalratb beschloß gestern Trennung Tessins vom Bisthum Homo mit 76 gegen 16 Stimmen. (T. d. S. M.)
Ueber Gerechte und Ungerecht , Uber alte und neue Un- tcrthane» und Provinzen bat der König von Sardinien eine Kriegssteuer von 16°o Zuschlag zu allen Steuern ausgeschrieben.
Mailand. 14. Juli. Der Kaiser Napoleon zieht, unter dem Zuruf der Bevölkerung, in diese Stadl ein. Der König von Sardinien wird den Kaiser bis nach Susa sau der Straße über den Mont-Cenis) begleiten; denn der Kaiser kehrt nach Frankreich zurück. lA- Z.)
Verona, 1t. Juli. Heute hatten beide Kaiser eine Zusammenkunft in Villasrauca. Ungefähr um 8 Uhr Morgens fuhr der Kaiser von Oeflreicb, von einem glänzenden und zahlreichen Generalsiab umgeben und von einer Tivinon Kaiser- Uhlanen, sowie von einer Abth-ilung Gardcgendarme» g-leitei, aus Verona ab. In Dossobnono wurde zu Pferde gestiegen. In Villasrauca war Napoleon mir seinem Gencralgab und einer Abkheilnug Centgardes und Guide» ebenfalls zu Pferd. Als er unscrS Kaisers ansichtig wurde, ritt er ihm allein entgegen. Die Majestäten begrüßten einander mit einem Händedruck, »nd ritten ohne alle Begleitung zu dem Haus, in welchem Louis Napoleon abgesiicgen war, und wo die Besprechung, welche eine Stunde lang dauerte, stallfand. Nach der Unterredung stellte der Kaiser von Oestreich die Adjnl-ut.n feiner Suite dem Kaiser Napoleon, und hieraus die>er dem Kaiser Franz Joseph sein Gefolge vor. Tann setzten sich beide Monarchen wieder zu Pferd und ritten die Fronte der ausgc- rücktcn Abkheilungen der Escorte ab. Louis Napoleon gav uuserm Kaiser noch einige hundert Schritt über Villasrauca hinaus das Geleite. Nachmittags kam Prinz Napoleon in unser Hauptquartier und speiste an der kaiserlichen Tafel. sA. Z.)
Der Moniteur publizirt eine Proclamanon an die Soldaten, erlassen zu Val eggio am Dienstag. Der Kaiser sagt darin, der Hauptzweck des Krieges sei erreicht Italien wird zum ersten Mal eine Nation sein. Venedig bleibe zwar unter dem östrcichischcn Scepler, aber als italienische Provinz. Ter Kaiser fährt dann fort, daß die Ver-inigung der Lombardei mit Piemont in diesem einen mächtigen Alliirten geschaffen habe. Die außerhalb der Bewegung gebliebenen oder in ihre Besitzungen znrückgernsenen Negierungen werden die Nolhwendtgkeit von Reformen begreifen. Da Italien künftig Herr seiner Geschicke sein wird, so wird es sein eigener Fehler sein, wenn cs nicht regelmäßig in Ordnung und Freiheit sortschreitet. — Der Kaiser kündigt siincn Truppen-die baldige Rückkehr nach Frankreich an: die Armee habe sich mit Ruhm bedeckt und nur darum sei der Krieg beendigt worden, weil der Kampf Proportionen angenommen habe, die nicht mehr den Interessen Frankreichs coiivenirten. <T. T. d. H. T.)
Paris, 12. Juli. Diesen Mittag gegen 1 Uhr feuerten die Kanonen des Jnvalidenhotels Salven ab zur Feier des' Friedens von Villasrauca. Tie Bevölkerung von Paris hat die FriedtiiSuachricht als eine Freudenbotschaft ausgenommen, und in gleichem Sinne sprechen sich dis Abendjournale ans, unter welch-n besonders die officiellen Blätter sich durch enthusiastischen Pr-is des Fricdcnsircrkcs hcrvorthun. In allen Straßen von Paris »nd auf dem Boulevards wurden sofort zahlreiche Fabue», worunter auch? eine Anzahl in östreichischen Farben, ausgesteckt. Diesen Abend wird eine allgemeine Illumination stallhaben. lFr. JZ
Paris, 14. Juli. Eine Depesche aus Turin meldet, daß Graf Cavour seine Entlassung genommen, und der König sie bewilligt hak. Graf Arese ist beauftragt, ein Cabinet zu bilden. (A. Z.)
Paris, 16. Juli. Der Kaiser und der König sind in Turin angekommen und mit Begeisterung empfangen worden.
Stach Berichten aus Paris ist in Italien ein gegen da» Leben des Kaisers der Franzosen gerichtetes Komplott entdeckt worden, bei welchem eine hochgestellte Person bloSgestellt sein soll
In Frankreich will man hie und da wieder die böse K a r l o tfe l kra n k hei t, die seit 5—6 Jahren ausgeblieben ist, bemerkt haben.
London, 14. Juli. Herr Baillie sagt: England sei nickt in hinreichendem VertbeidiguugSznstand, wenn einmal bei erklärtem Kriege gegen England Deutschland in der Neutralität beharre. Sir Charles Wood und General Peel theilen diese Befürchtungen nicht; tue brittischc Armee sei hinreichend stark. «A. Z.»
London, 14. Juli. „Morn. Post" sagt: Oestreich habe sich geweigert, die Abschließuug des Friedens einem Kongresse auzuvertranen. «Krls. Z.)
St. Petersburg, 4. Juli. I» Betreff der Versuche zur Wiederherstellung des Friedens in jüngster Zeit nach der Schlackt bei Magenta und der Einuahiue von Mailand, kann ans zuverlässiger Quelle mitgetheilt werden, daß Preußen Oestreich vorgescklagen bat. es solle die Lombardei anigeb n, um den Besitz des Venekianischcn zu behaupten. Oestreich hat diese Bedingung verworfen. Hieraus haben drei von den nicht kriegführenden Mächten Oestreich in Betreff der Wiederh rstelluug des Friedens Vorschläge gemacht, und, wie cs scheint, ohne irgend welche Bedingungen zu stellen. Die östecicbische Negierung antwortete, „daß sie bereit lei, den F-iedeiisverhandlungen beizntreten, wenn sämmtliche einstimmig ihr die Aufhebung der Bestimmungen der Verträge von 1815 in Vorschlag bringen, und wenn man, hierauf gestützt, zu einem Kongreß zusammentrete behusS Feststellung neuer Grundlagen zur Befestigung des Friedens in Europa. Im entgegengesetzten Falle würde Oestreich den Krieg sortführen". (B -H.)
Friede, Friede! In Paris schieße» und illuminiren sie; wo bleibt aber sonst die Friedenssreudc? Kaum die Börse läßt die Freude zum Durchbruch kommen. Es wird zwar Manchem leichter ums Herz, seitdem die Tasche wieder schwerer geworden ist, die Papiere steigen lO, 20 Proceut, ja sieben Stunden hoch, aber die Herren müssen doch die Augen herzhaft zudrücken über das, was hinter dem Frieden steht. Les't nur oben noch einmal den kurzen, restguirtcn Armeebefehl: wa» steht da und was les't ihr zwischen den Zeilen: Nehmt einmal bas KriegSmauifest desselben Kaisers von vor 8 Wochen zur Hand und vergleicht! Welcher Abstand! Und seht und hört über den Armeebefehl hinaus — auf Oestreich, aus Deutschland, uns Preußen. Wie sind alle Register gezogen und wie ist die Orgel verstimmt, kaum ein reiner, klarer Ton! Hier die Stimme der Anklage, dort der offenen oder versteckten Drohung. Und der Blick in die Zukunft! Da sehen sie einen neuen Krieg, einen Krieg um deutsches Land. — Sehr möglich, daß er kommt, möglich sogar, obwohl unwahrscheinlich, daß wir daun allein stehen Wollen wir aber lieber jammern als Hand anlegen? Man hat uns ja auf die Zeit der Rabe und dcö Friedens verwiesen; so wollen wir unser Haus ausbauen und zur reckten Schmiede gehen, daß wir stark werden und die rechten Waffen führen, wenn der Sturm und der Feind kommt.
Allerlei.
_Wie der Dublincr Correspond, der „Times" schreibt,
ist in Irland eine allgemeine Subscription eröffnet worden, um dem Marschall Patrick Mac Mahon, dem Sieger von Magenta, einem geborenen Irländer, einen Ehrensäbcl zu überreichen.
— Man hat gefunden, daß Taubendünger frisch verwendet doppelt so viel Düngkraft hat als aller.
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