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naueste von den Bewegungen der östreichischen Armee unterrich­tet gewesen wären »nd die entsprechenden Gegendisposilionen getroffen hätten. (Tie Militärzeitung bezeichnet einen italieni­schen Nobili als Verräther, derselbe habe sich bei den Oest- rcichern ins Bertranen geschlichen.) Bewundernng verdient die Haltung des FML. v. Bencdek. Dieser General lag krank in Verona. Als er hörte, daß eine Schlacht geschlagen werden sollte ans den ihm wohlbekannten Höhen am Mincio, vergaß er sein Rvthlans und Elscböpfuug und eilte zu seinem Korps, mit welchem er die ihm gegenüber stehende» Piemoutesen schlug, und als er de» Befehl zum Rückzug erhielt, da das östrei- chische Centrnm von dem Feinde durchbrochen worden war, mit welchen Gesühlen der kühne General diesen Befehlen gehorchte, läßt sich denken. Thatsacbe ist cs, daß er Thronen vergoß, als er den Rückmarsch autrat. (Si.A )

Wien, 5. Juli, l 0,000 Franzosen sind in Lussin viccolo gelandet und haben die Brücke nach Cherso zerstört. tCberso ist eine Insel und gehört zum illirische» Kreis Jstria. Lussin Piccolo, Klei» Lossin, ist ein Marktflecken auf der von Cherson durch einen nur fünf Schritte breiten Canal getrennten Insel Ossero.) ReichsrathSpräsident Erzherzog Rainer ist von Berona hier eingetrvffen; 762 Gefangene passirtcn gestern Wien.

(T.D.d.St.A.)

Zürich. 4. Juli. Gestern fand hier die Eröffnung des Schützenfestes unter ungeheurem Zusammenfluß von Men­sche» statt. Die Festredner Dnbs und Kurz hoben nament­lich den Kontrast des Festes, die Anwesenheit der Bremer Gäste gegenüber dem italienischen Krieg hervor. Erster Becher (25 Numern) schoß in einer Stunde Schützenkönig Staub. (S.M.)

Bern, 5. Juli. Tie Ocstreicher habe» sich mit Hinter­lassung von Vieh, Provision und Geld von Bormiv zurückge­zogen. Die Picmontesen rücken auf das Stilfserjoch vor.

(T.D.d.A.Z.)

Turin, 3. Juli. Da§Giornale di Rvmv" vom 28. v. M. bringt eine päpstliche Allocution. Gegen die rebellischen Provinzen ist die Exc ommnui ca tio n ausgesprochen worden. ES wird die Hoffnung ausgedrückt, daß die Fürsten Europa's die Integrität der weltlichen Macht des Papstes veithcidigen werden. (Fr. I.)

Zu dem für die Ocstreicher unglücklichen Ausgang der Schlackt bei Solscriuo soll der Umstand viel beigetragen haben, daß cS bei mehreren Armeekorps, so beim 5., schon Nachmit­tags an Munition mangelte.

Als ein weiterer Beweis der Tapferkeit der östreichischen Truppen bei dem Kampfe von Solferiuo mag gelten, daß von den 65 Offizieren des 1. Znavenregimcuts 60 kampfunfähig gemacht wurden und 30 vvn diesen sind bereits ihren Wunden erlegen.

Parma, 26. Juni. Koffnth ist heute hier eingetroffen; mit großer Begeisterung wurde er von der Bevölkerung und mit großen Ehrenbezeugungen von den Behörden empfangen. Zu Piacenza, wo er übernachtet hatte, wurden ihm am Mor­gen seiner Abreise von der begeisterte» Menge die Pferde aus­gespannt und sein Wagen bis an die Thore der Stadt gezogen.

Bon der italienischen Gränze, 30. Juni. Nach­träglich erfährt man über die Schlacht von Solferino Einzcln- heiten, welche bezeichnend sind für den Charakter des Kampfes selbst. Ofsiciere, welche der Schlacht beigewohnt haben, schrei­ben, daß es den Sardiniern und Franzosen nur nach ungeheu­ren Opfern gelungen ist Herren des Kampfplatzes zu werden; die Verluste seien unermeßlich, die Zuaven haben furchtbar ge­litten, eben so die Colonne des Marschalls Baraguey d'Hilliers. An mehreren Orten schlug man sich mit Steinen, als die Munition ausgegangen und die Gewehre zerschmettert waren: in Medvle haben sich die Zuaven in Blut gebadet. Man zweifelt, daß bei solcher Gegenwehr die Franzosen zum Ziele kommen werden. Die Picmontesen haben so sehr gelitten, daß sie vollständig reorganisiert werden müssen. Nach allen An­zeichen waren die Ocstreicher auch hier in der Minderheit, ha­ben aber gezeigt, daß sie weder die Ueberzahl, »och das bar­barische Ungestüm ihrer Gegner fürchten. General Niel soll ebenfalls verwundet sein. Man hegt die Besvrgniß, daß in

diesen Kämpfen die Franzosen nach und nach ihre besten Offi­ziere verlieren werden; denn die Generale müssen sich überall crponireu, um ihre Leute vorwärts zu bringen. Die französische Garde ist bei Solferino siebenmal, zurückgeworfen worden und wollte das achte Mal nicht mehr angreifcn. Jeder weitere Versuch wäre auch vergebens gewesen, wenn nicht die Colonne des Marschalls Baraguey d'Hilliers noch zur rechten Zeit ange­kommen wäre. Allgemeine EntrüstUug herrscht in der franzö­sischen Armee über die Gewalttbaten der Piemontescn gegen verwundete und gefangene Ocstreicher. Ucbrigcns herrscht auch in Italien eine seltsame Mißstimmung gegen die Franzosen; man behauptet sogar, daß französische Verwundete ermordet worden seien. Die ungesunde, durch die Menge der Gefallenen ver­pestete Lust ans dem Schlachtfelde zwingt die Verbündeten, ent­weder vor- oder rückwärts zu geben. Telegraphische Depeschen melden den langsamen und vorsichtigen Vormarsch über die un­versehrt gelassene Brücke von Valeggio. (Fr. Pstz.)

Paris, 2. Juli. Man spricht heute von der Beschie­ßung Venedigs als ganz nahe bevorstehend. (H-T.)

Paris, 3. Juli. Mailand, 1. Juli. Die Legion Gori- baldi's wird in Verbindung mit der Division Cialdini manöv- riren, um das Etsch thal zu schließen, fich des Gardasees zu bemächtigen und Verona vvn Tirol zu isoliren. Bern. 5000 Alpenjäger sind in Tirano angclangt. Wie man ver­nimmt , wird Garibaldi sic befehligen. (T. d. S. M.)

Paris, 4. Juli. Nach dem Echo des Ostens wird das Observationskorps des Marschalls Pelissier am 15. Juli for- mirt und in den Cantonniruugen untergebracht sei», das CorpS wird 160,000 Infanterie, 12,000 Reiter und 400 Kanonen zählen. (H. T.)

Paris, 5. Juli. Valleggio, 4. Juli. Die durch das Corps des Prinzen Napoleon verstärkte französische Armee wird gegen Verona vorrücken. Der Kaiser Napoleon hat die Aus­wechslung der Gefangenen vorgeschlagen, der Kaiser von Oest- rcich hak ebenfalls die gefangenen Verwundeten zurückgeschickt und in die Auswechslung eingewilligt. Die Piemontesen' haben am 30. Jnni den Mincio überschritten, um Pescbiera auf dem linken Ufer einzuschließen; auf dem rechten Ufer ist die Festung enger eingeschlosscn worben. (T. d. S. M.)

Die Franks. HandelSzeitung enthält folgendes Schreiben eines Deutschen aus Paris, welches die dort vorherrschenden- Auflchlen ausspricht, wobei man freilich bemerken muß, daß, da kein deutsches Blatt den Leuten vor die Augen kommt, sie. nur unvollständig von Allem, was in Deutschland vergeht, unterrichtet sind. Es lautet:Deutschland spielt wieder eine niederträchtige Rolle. Durch Mobilistren, Pferderequistlionen, große breitmäulige Phrasen die Welt zu beunruhigen und dann keinen Funken Energie und Math an den Tag zu lege»! Wir Deutsche werden hier ausgelacht. Die Franzosen geniren sich gar nicht; sie sagen ganz offen: los krussions sont «los Inokos; ich habe es mir eigenen Ohren auf dem Boulevard gehört. Bis sich die Deutschen besinnen, ist Ocstreich verloren, und dann bekommen sie am Rhein erst; recht Hiebe. Den Oestrei- chern ist die Voltsmeinung wieder günstiger; sie schlagen fich tapfer, und die Franzosen thun sich daher auf den Sieg noch mehr zu gute. Die Tapferkeit der Ocstreicher zeigt, wie stark wir sind. So wird Ocstreich hier populär und Deutschland verachtet."

Die Zwillingsbrüder.

Eine Erzählung von Gustav Nieritz.

(Fortsetzung.)

Ich habe vielleicht das Mädchen beim raschen Umwenden gestoßen" sprach Schauer begütigendund somit die größte Schuld an dem Unfälle."

Nein! nein!" versetzte Minna bestimmtdeutlich sah ich, daß Sie Nanni nicht angerührt haben. Ach, man hat oft seine Noth mit den Dienstboten. Aber, Nanni, was stehst Du noch da wie eine Bildsäule? So lies doch die Scherben^ zu­sammen und vertilge die Spuren Deiner Unachtsamkeit."

Das erschrockene Dienstmädchen stand regungslos» erblaßt und stumm. Bald begann sic zu wanken und würde hingefallen

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