Sit, wie ich nicht anders sagen kan», die herclicksten Anlagen halten."
„Meine gute Mutter starb mit einem Segen für den Gatten ans der Lippe, und ich bin stolz darauf, der Sohn eines Mannes zn sein, dem strenge Redlichkeit über Alles ging. Doch gesetzt, es könne dieß Verfahren von der Welt getadelt werden, was hat Ihre Dankbarkeit damit zn schaffen?"
„Ich will ja von Herzen gern eine Kollekte zn veranstalten suchen!" Aber ganz gegen meine Grundsätze wäre cS-"
„Ihre Grundsätze sind die eines ehrlosen, undankbaren Schurken!" unterbrach ihn der vor Wuth Zitternde. „Geist meines edlen Vaters, blicke besänftigend auf mich nieder, damit ich nicht in Versuchung gerathe, meine Hände an diesem Menschen zu besudeln! — Ich verlasse Dich, Elender, doch der Fluch eines Verzweifelnden bleibe zurück und donnere Dir auf dem Sterbebette den Namen „Ettkins" in die Ohren!" Hiermit verließ William das Haus des höflichen Advokaten.
Herr Willmer, der dem stets so Unterwürfigen diese Heftigkeit nicht zugctraut hatte, blieb Anfangs starr vor Schrecken stehen, und griff sodann mechanisch nach dem Klingelzuge, um zu seinem Beistände den Bedienten hcrbeizuschellcn. Jetzt erst gewahrte er, daß William das Zimmer verlassen hatte, aber seine Blicke begegneten einer dritten Person, die unbemerkt aus der Thür eines Nebenzimmers getreten war, und den größten Theil der Unterhaltung mit angehörr hatte. Es war eine Dame, dem Acußern nach ungefähr achtzehn bis zwanzig Sommer alt. Das Jmponirende ihres majestätischen Wuchses wurde durch ein bildschönes Antlitz, über das rührende Kindlichkeit ausgegossen war, dergestalt gemildert, daß ste einem Wesen glich, welches, wie ein Dichter sich irgendwo ausdrückt: „der Veilchen Demuth und der Rose Pracht" in sich vereinigte-
Auf des Advokaten Gesicht malte sich eine peinliche Verlegenheit, als er die Dame erblickte. (Forts, folgt.)
Allerlei.
Der Krieg!
(Schluß.)
Es gab eine Zeit, wo eine verfehlte Etikette, ein fürstlicher Witz oder eine, an sich unbedeutende Scholle Erde den Krieg hervorbrachte. Die Volker mäßen cs blutig büßen, daß ihre Herrscher vom Geiste der Kleinlichkeit beherrscht waren. Diese Zeit ist vorüber. Fürsten und Völker haben einge- sehcn, sind davon durchdrungen, Laß ein Streifen Erde mehr oder weniger, daß ein Titel oder eine Reverenz mehr oder weniger in der Wagschale des Völkerglücks Nichts wiegt, und nicht cinwirkcn darf auf das Schicksal von Millionen.
Es gab eine Zeit, wo der religiöse Fanatismus de» Völkern das Schwert in die Hand drückte. Man weiß, daß diese Kriege die schrecklichsten waren, wo der Wahn, daß man für seinen Gott kämpfe, daß die Vertilgung des Gegners ein gottgefälliges Werk sei, daß die Verbreitung seiner Glaubenslehre mit dem Schwerte bewerkstelligt werden müsse, die Menschen beherrschte, die furchtbarsten Greuel in ihren Angen heiligte, und eine so unendliche Wuth in ihrer Brust aufsta- chclte, daß selbst das Kind im Mutterschooße nicht verschonens- werth erschien. Wer auf solche Gemälde zurückschaut, dem bangt das Herz im Busen, daß solche Erscheinungen in der Menschheit wieder zurückkehren könnten! Wir drücken der Gegenwart die Hand, daß sie dergleichen hervorzubringc» weit entfernt ist. Sind doch selbst die orientalischen und afrikanischen Völker für die sogenannten „heiligen Kriege" abgestorben. Dann aber gewinnt die Hoffnung in uns Raum, daß, wenn auch religiöser Zelotismus noch lange nicht aus der Menscheuwelt gewichen ist, wenn er noch manchen Kampf, noch manche Unruhe erregen wird, derselbe doch unfähig geworden, die Massen auf Tod und Leben gegen einander zu Hetzen, und, als die fürchterlichsten Raubthiere, die Gotteserde zu veröden. Mensch, bedenke den zwiefachen Greuel, den Du begehst, wenn Du im Namen Gottes, der der Vater und die Liebe ist, Deinem Bruder den Dolch auf die Brust setzest, das Gift in das Herz träufelst!
Was bleibt also noch übrig als Momente der Völkerkrieae? Der s. g. Prinzipienstreit und die großen Völkerinteressen.
Der Prinzipien streit kann mir darin bestehen, daß entweder ein Volk so vergafft in seine Verfassung , in das Prinzip seiner Staatsmaschine ist, daß es dieselben den cmde- ren Völkern zn ihrer Beseligung aufdrängen will, und zwar mit Waffengewalt; oder daß das eine seine Verfassung gefährdet glaubt, wenn das andere eine andere annimmt, und darum dies nicht dulden will. Nun können zwar Complicationen kommen, wo durch dieses Zusammentreffen der Krieg in die civili- sirte Welt wieder hereinkommen kann, »nd wir sind vor ihm auf diesem Gebiete nicht sicher: allein auf die Dauer kann die Menschheit solchen Ideen nicht anheimfallcn. Sondern die Ansicht, daß jede Nation auS sich selbst heraus die ihm »ach Zeit und Charakter angemessene Staatsversassung muß entwickeln können, und daß keine Nation das Recht hat, eine andere zu der ihrigen zu zwingen, oder von einer, der ihrigen entgegengesetzten abzuhalten, mit einem Worte, daß eS das heiligste Recht jedes Staates und Volkes ist, sich selbst, ohne andere zn fragen, zu bestimmen — diese Ansicht muß und wird die Oberhand gewinnen.
Allerdings sind nun der gefährlichste Punkt, die Achillesferse an der civiliflrten Menschheit die großen Völkerinteressen. Wir können nicht sagen, daß die großen Nationen und Staaten in ihren Verhältnissen zu einander schon so geordnet sind, daß in Handels-, Gebiets-, Kolonisations- re. Beziehungen nicht eine solche Verwicklung Vorkommen kann, daß sie das Schwert ans der Scheide ziehen werden, um zu entscheiden. Hier also ist es, wo wir lediglich darauf rechnen könne»; daß das Gerechtigkeitsgefühl in den Völkern so entwickelt, daß die Friedensliebe so vorherrschend werden wird, daß sie zst billigen Abtretungen, zu gerechten Opfern sich verstehen und sich schiedsrichterlichen Bestimmungen unterwerfen werden, daß die Völker und Staaten sich zu mo ralischen Personen heranbilden werden, die Nichts durch rohe Gewalt, sondern Alles durch Wahrheit, Offenherzigkeit und Gerechtigkeit erlangen wollen! Glaubt man, daß bis zn diesem Ziele es noch weit ist — so vergesse man nicht, daß die göttliche Vorsehung nicht zögert, einer guten Sache zu Hülfe zu kommen; daß daher die Zeit die äußeren Schwierigkeiten des Kriegführens so häuft, Laß die Völker gewissermaßen so lange zu ruhen gezwungen sind, bis sie den Krieg z» vermeiden gelernt haben.
Wenn daher der alte Sa linst es nach langem Streite für cntjchicdcn erklärt, daß der Geist im Kriege mehr vermag als der Körper: so wird der noch ältere Prophet endlich noch mehr recht behalten, der es nach langem Streite für dereinst entschieden erklärt, baß die Völker mehr durch den Frieden als durch den Krieg vermögen, und den letzteren daher gänzlich unterlassen. „Die Schwerter werden zu Sensen, die Speere zu Winzermeffern geschmiedet, nicht mehr hebt Volk gegen Volk das Schwert, und nicht fürder lernen ste den Krieg." —
Nun — diese Ansichten sind noch heute die unseligen. Wir vermögen nichts daran zu ändern. Mag also immer noch einmal und wieder einmal der Waffengewalt der Entscheid über Menschen- und Völkerglück zustehen — die Jahrhunderte scheinen dennoch gezählt, in denen dies noch möglich sein werde.
- Neuester Gesprächstyl. Vater. Wo bist Du so lange gewesen? — Junge. In der Schule.— Vater. Das ist nicht wahr! Auf der Gasse warst Du! Ich habe Dich selbst gesehen. Und doch sagst Du, Du wärst in der Schule gewesen! Wart', Du Moniteur Du.
— Der Volkswitz in Oberschwaben nennt die Pulvermaffen, welche nach Mainz und Ulm transportirt werden, den Streusand auf die diplomatische Dinte.
Viersilbige Charade.
Erstes Silbenpaar.
Mein Erstes weiht dich in die Schöpfung ein,
Bcrräth dich oft und kann die Herzen angeln.
Zweites Silbenpaar.
Mein Zweites wirst du haben oder sein;
Mein Erstes soll dem Zweiten niemals mangeln.
Das Ganze. „ ^ ,
Doch darf cs auch mein Ganzes werden? Nein.
Truck und B-rlag der G. W. Za >s- r'schrn Buchhandlung. Rkdaw'av I Hölzlk.