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und von dom großen Berufe eines Parlaments in Deutschland. (Nassau beantragt, daß fich die souveränen Fürsten und freien Städte in Person statt ibrer Gesandten versammeln und tagen sollen, der jetzige Bundestag müsse in ein Bunbcsministcrinm verwandelt werden.)

Wien, 18. Mai. DieWiener Ztg." theilt nunmehr officiell mit, daß Graf Buol aus sein Ansuchen unter voller Anerkennung seiner Dienstleistungen in Gnaden seines Amtes enthoben und zum StaatSminister ernannt worden ist. Graf Rechberg übernimmt an seiner Stelle die Ministerien des Acn- Heren und des kaiserlichen Hauses. (Fr. I.)

Wien, 19. Mai. Das Abendblatt der Wiener Zeitung hat folgende telegraphische Meldung ans Pirano: Der Capi­tal! der norwegischen BrigAlma", von Venedig kommend, und von der französischen Fregatte angel-alten und visitirt, erhielt die Erklärung, daß, Triest und Ancona ausgenommen, alle österreichischen Häfen in Blokadeznstand erklärt seien.

(T. D. d. Allg. Ztg.)

Wien, 19. Mai. Speziell als Gegenstand der Ver­handlungen, mit deren Leitung in Wien der preußische General v. Williscn beanstragl ist, bcznichnct der Correspondent der Börsenhaüe daS eventuelle Oberkommando einer deutschen Bnn- deSarmee. Das wahrscheinliche Resultat dieser Verhandlungen aber wird die Ucbernahmc des Oberkommandos durch den Prinzregenten von Preußen sein. (L. M.)

Wien, 21. Mai. DieMilirärzeitnng" meldet ans dem schwarzenbcrgschcn Kriegsqnarlier bei Mortara, Prinz Alexan­der von Hessen habe ein eigenhändiges Schreiben seines Schwa­gers, Kaisers Alexander von Rußland, erhalten, worin er er­mächtigt wurde, der Armee nutzulheilen, daß der Kaiser in keinem Falle cincnj feindlichen Angriff gegen Oestrcich u-ttcr- uehmcn werde. (MH. I.-

Jn Oestrcich sind die Steuern erhöht worden, die Gcwcrb-, Grund« und Einkommens-Steuer um 25 Prvc., die Vcrzehrungs-Llcncr, die Steuer auf Salz und Stempel um 1520 Proc.

Bern, 18. Mai. Ein Bestreben der italienischen Flücht­linge an der Grenze der Lombardei zu revvlntioniren, wurde unterdrückt. Unsere (die Schweizer) Truppen nahmen mehrere Kisten mit Gewehren und Fässer Pulver weg. (A. Z.)

Bern, 18. Mai. Wir dürfen annehmen, daß bei dem Eintreffen des Kaisers im Hauptquartier die srancv-sardischc Armee bereits vollständig schlagfertig dastand. Die erste Be­schäftigung deS Kaisers in Alessandria scheint nach den Bulle­tins gewesen zu sein, mit seinen Generalen an Ort und Stelle die letzten Berathungen zu pflege»; dann wurden die Truppen trotz strömenden Regens beordert, ihre taktischen Stellungen zum Angriff cinznnehnien. Gestern scheint endlich der Himmel sich ansgehellt zu haben und bei herrlichem Wetter beritt der Kaiser die Vorposten bei Valenza und längs des Po. Der Beginn der Operationen darf nun wohl stündlich erwartet wer­den. Hier wollen wir noch cinstießen lassen, baß in Paris die Meinung herrscht, der Kaiser werde nach einigen glänzenden Siegen und sobald die Operationen am östreichischcn Festungs- Viereck zu stocken beginnen sollten, wieder nach Paris znrückkeh- ren upd dem Marschall Pclissier den Oberbefehl übertragen. Äitttlog mit wiederholten Operationen des großen Oheims, schreibt man dem Kaiser den Plan zu, bei Bcrcelli einen Schein- Angriff anszuführen, bei Voghcra ein Beobachtungskorps znrück- zulassen und dann mit der Hauptmacht zwischen Pavia und Pia- cenza, etwa unterhalb Belgiojoso, über den Po zu gehen, Mailand und Pavia zu bedrohen und die Obstreicher zum un­geordneten Rückzug über den Tessin zu nöthigen. <D. B.)

Turin, 18. Mai. 12,000 Obstreicher sind auf dem rechten User des Po bis Castcl Giovanni vvrgedrnngcn, und arbeiten beständig an der Befestigung der Brücken bei Stella, um den Nnckzug zu decken. (A. Z.)

Nach einem Schreiben der PariserPresse" ans Turin war in Alessandria das Gerücht von dem Tobe des Generals Bcncdek verbreitet, der bei Frassinetto verwundet worden wäre.

(Ostd. P.)

Alessandria, 19. Mai. Der Kaiser inspizirte die

Positionen des ersten und dritten Armeekorps in Tortona und Pontecnrone. Gestern versuchten die Obstreicher ans dein linken Po-Ufer, Valenza gegenüber, Befestigungen anzulegcn. Schüsse, die von den Unsrigen ans einer Entfernung von 2600 MetreS ans sie abgefenert wurden, haben sie daran gehindert. Heute haben die Obstreicher Vercelli geräumt, und die Brücke über die Sesia gesprengt. (T. D. d. H. T.)

Rom, 16. Mai. Der toskanische Cvnsnl in Ancona zog am 11. d. M. seine Flagge ein. Am 12. protestirten die Consnln Frankreichs und Sardiniens bei dem päpstlichen Dele­gaten gegen die Fortsetzung der Befestigungen und drohten, ihre Pässe zu verlangen. Um Mitternacht sprach der Delegat noch mit dem östreichischen General. Am 13. zerstörten die Obstreicher das Casino, obgleich der BelagcrungSstand aufge­hoben war. Frankreich hat die Neutralität Neapels noch nicht anerkannt. (Fr, I.)

Aus Neapel, 7. Mai, wird derTimes" geschrieben, der König sei in einem schrecklichsten Zustande, eine Masse von Fäulnis;. Man sagt, er leibe an der Länfesncht. Er sei nur noch ein Kopf auf einem fast tobten Körper. Den­noch lasse er sich alle Staatsgeschäfte vorlegen, er wisse, daß er allein die Staatsmaschine lenke. Große militärische Vor­kehrungen würde» getroffen. Acht große Dampfschiffe, deren jedes 1000 Mann einnchmcn könne, ständen zur Abfahrt be­reit, sobaldlsich irgend eine Verschwörung zeige, irnd die Schwei­zer sollen Befehl haben, auf der Stelle zu feuern, sobald sich auch nur revolutionäres Geschrei hören lasse. (Nat.-Z.)

Paris, 17. Mai. Wie man aus guter Quelle erfährt, war General Mac Mahon mit der Ausführung eines kühnen Flankenmarsches gegen Piacenza beauftragt. Er hatte densel­ben auch bereits angetrcten, jedoch nicht bis zum Ziele fortge­setzt, sei cS, daß dieser Plan durch Las Hauptquartier oder den Regen abgcändert wurde, oder daß durch die Bewegungen östreichischerseits derselbe aufgcgebcn werden mußte. Die Trup­pen-Zuzüge haben noch nicht anfgehört. Die Artillerie und Eavallerie der Garde ist eben ans dem Marsche, um zu Lande über Nizza in Sardinien einzurücken. Vice-Admiral Nigault de Genonilly ist mit seiner Flotten-Abtheilnnq von der Turo- Bai znrückbernfcn; Baron Gros hat gleichfalls die Weisung erhalten, nach Frankreich zurückzukchren. Marschall Pelissier soll nächster Tage nach Nancy gehen, um dort sein Observa­tions-Corps zn formiren. Es wird, wie man sagt, stärker werden, als cs anfänglich hieß. (K . Z.)

Paris, 18. Mai. In den Departements spricht sich große Furcht vor einer Betheiljgung Deutschlands am Kriege aus. Diese Besorgniß wirkt hemmend auf alle Geschärte ein.

Paris, 21. Mai. Der Kaiser an die Kaiserin. Alessandria, 21. Mai. 15000 Obstreicher haben die Vor­posten Baragnay d'Hilliers angegriffen. Nach vierstündigem Kampf hat die Division Forcy die Obstreicher zurückgeworfen, und das Dorf Mvntebello genommen. 200 Oestreichcr mit einem Obersten wurden gefangen. Die Franzosen halten einen Verlust von 500 Mann an Getödteten und Verwundeten. Die piemontesische Eavallerie hat sich brav gehalten. Die Oestrci- chcr sind auf dem Rückzug begriffen. (Wir glaubte», dieses Telegramm unfern Lesern nicht vorenthalten zn dürfen, um jedoch das Wahre zu erfahren, müssen auch Wiener Berichte bekannt sein.) (T. D. d. H. T.)

Paris. Der Moniteur enthält ein Deccet wegen Er­richtung eines Prisenraths in Paris. (T. D. d. H. T.)

In Slockton in England ist ein Mann des Lichts, John Walker, der Erfinder der chemischen Schwefelhölzche», gestorben.

Briefe ans K'onstantin>.>pcl vom 11. Mai behaupten, der Divan habe im Hinblick auf die Lage Oestreichs um die Abscndung einer englischen Flotte nach Bestka gebeten. Der Czar soll einen eigenhändigen Brief an den Sultan geschrieben haben, worin er ihn seiner Freundschaft versichere und ihm ver­spreche, über die Sicherheit der Türkei zu wachen. Groß­fürst Konstantin war in Konstantinopel erwartet, von wo er nach Petersburg zurnckkehrcn sollte.

Druck undPerlag drrG. W Z»is«r','ch«u Duchhanttnng. Nkdatticn: Hölzle.

(Hiezu eine Beilage.)