bat die englische Regierung der preußischen erklärt, daß sie für dir Dauer des Krieges 'keinerlei Verpflichtungen übernehmen könne, namentlich in Betreff des Schutzes der preußischen Ost­küsten und der Schifffabrt; sie bewahre sich außerdem freie Ent­schließungen für den Fall, daß der deutsche Bund aggressiv gegen Frankreich vorgingc, ohne eine vorherige Gcbietsverlctzung abseiten desselben. (Wsr. Z.)

Alexander v. Humboldt ist am 6. Mai. Nachmit­tags, in Berlin gestorben. Ec war geboren am 14. Septem- der 1769 und brachte lein Leben auf fast 90 Jahre. Sein Neffe und Freund seit 50 Jahren, General Hedemann, und seine Nichte, die Freiin v. Bülow geb. Humboldt und zwei junge Neffen von Humboldt, die aus Schlesien bcrbeigceilt waren, standen an dem Sterbelager. Der Prinz-Regent von Preußen nahm tiefbewegt von dem Todten Abschied. Im Ber­liner Dom findet die Einsegnung der Leiche statt, an dem Zuge dahin wird alles, was Berlin Bedeutung giot, Theil nehmen. Die Beerdigung geschieht in Tegel bei Berlin im Erbbegrabniß der Familie Humboldt.

Wien, 6. Mai. Der Wiener Korrespondent derTimeS" befürchtet einen großen Aufstand in der Türkei, obgleich die Türken ein Heer von 120,000 Mann zusammengebrachl und Omer Pascha herbeieile, um den Oberbefehl zu übernehmen. Die Griechen erklärten, jetzt sei die Zeit gekommen, ihr Land zu vergrößern.Bon dem Zustande in Oestreichs südslawischen Provinzen," fährt der Korrespondent fort,läßt sich nichts Günstiges berichten. Es ist eine Thatsachc, daß die russischen Propagandisten niemals thätigcr gewesen sind, als jetzt. (Fr.J.)

Genf, 6. Mai. Die schon im Laufe des gestrigen Ta­ges verbreiteten Gerüchte von einem heftigen Gefecht am Po finden durch die gestern Abend bekannt gemachien Depeschen ihre Bestätigung. Nach den letzten Gerüchten waren die Oest- reicher Sieger. lA. Z.)

Turin, 9. Mai. Offizielles sardinifches Bulletin vom 8. Abends meldet:Der Feind ist von Vercelli auf Buronzo und Salluzzola vorgerückt. Er fährt fort, auf beiden Usern der Sesta und bei San Germano (westlich von Vercelli) siK zu befestigen. Die Ocstreicher haben Rccognoscirungspost^l bis an den Brückenkopf von Casale geschickt; lebhaft von den Unseren angegriffen, zogen sie sich zurück. Die Oestreuher setzen ihre Contributioncn fort. Vercelli haben sie 30(W00 Fr. aufgelegt. Ein östreichischer Spion wurde in Biella.-er- schossen. (Telegr. d. S. W.)

Turin, 10. Mai. Offizielles Bulletin: Gestern Men sich die Oestreicker von Tronzans auf der Straße nach VehMi zurück, wo sie 8000 Mann stark mit 26 Geschützen d.eiff ver­geblichen Versuch machten, eine Brücke über den Po zu schla­gen. Mehrere Wagen mit Verwundeten kehrten über Gravel- lone zurück, wo die Ocstreicher starke VertheidigungSwerke er­richte». (T. D. d. A. Z.)

Paris, 7. Mai. Der Ostd. Post wird aus Brüssel tclegraphirt:Die Beziehungen Frankreichs zu England ge­stalten sich ernst. Lord Cowlcy hat eine Note seiner Regierung übergeben, in welcher die eventuelle Sperrung der Meerenge von Gibraltar in Aussicht gestellt wird. Graf Walewski soll diese Eventualität als einen Kriegsfall bezeichnet haben. Der Kultusminister fordert in einem Rundschreiben die Erz­bischöfe und Bischöfe zu Anordnung von Kriegsgebeten ssuf. Der Stand der Krie gsrüstu n g en soll den Kaiser sehr wenig befriedigen und dieser Tage einen heftigen Auftritt zwischen ihm und dem Kriegsministcrium veranlaßt haben. An dem Bestehen des französisch-russischen Vertrages wird in unterrichteten Kreisen nicht gezweifelt.

Paris, 10. Mai. Der Kaiser L. Napoleon und der Prinz Napoleon sind um 6 Uhr abgereist, von der Kaiserin dis Fontaineblau begleitet. Eine ungeheure Menge war auf dem Weg versammelt, und zeigte viel Enthusiasmus.

Paris, 11. Mai. Persigny geht als Gesandter nach London. Aus Rom vom 9. meldet der Moniteur: Wenn die Ocstreicher nicht den Belagerungszustand in der Provinz Ancona aufheben, so wird der Papst feierlich protcstiren und alle päpstlichen.Behörden zurückziehen. (Telegr. d. S. M.)

Madrid, 5. Mai. Das Gerücht hatte sich verbreitet, daß einige spanische Fahrzeuge nach Civita Vecchia gehen wer­den, um den Papst an Bord zu nehmen, wenn die Verhält­nisse ihn dennoch zwingen sollten, seine Hauptstadt zu verlassen.

Petersburg, 1. Mai. DieSt Petersburger Zei­tung" äußert sich in ihrer heutige» polnischen Rundschau unter anderem wie folgt:Die Situation scheint nunmehr in diejenige Phase getreten, in welcher die Ereignisse mächtiger als der Wille werden und sich deßhalb jeder weitere» Berathnng zu entziehen pflegen. Wir glauben nicht zu viel zu sagen, wenn wir die Ansicht anssprechen, daß sich mit den letzten Ereignissen für die Völker Europas der Vorhang eines blutigen und da- Mark der Staaten erschütternden Drama's aufzurollen beginnt. Vergessen wir dabei nicht, daß es Oestreich ist, dem wir dies« unglückliche Wendung verdanken. Wir stehen mit unseren An­sichten aus keinem prinzipiell Oestreich feindlichen Standpunkte, und wir haben denselben, obgleich es uns an Motiven dazu nicht gefehlt, auch niemals eingenommen. Wir kennen für UNS keinen andern Standpunkt, als den der Gerechtigkeit und der Freiheitsliebe. Von innerem Standpunkte müssen wir unseren Lesern immer wieder in das Gedächkniß rufen, daß wir den Krieg lediglich der hartnäckigen und unversöhnlichen Politik Oestreichs zuzufchrcibeii haben. Es bedarf dazu keiner aus­führlichen Beweise eS genügen dazu zwei Zeilen. Die That­sachc, daß die vom großbritannischen Kabinele vorgcschlagenen vier Punkte als Grundlage der Verhandlungen des Kongresse- pure von alle» fünf Großmächte» angenommen wurden, bleibt unbestritten. Hätte Oestreich dagegen keinen Einwand erhoben und seinen Punkt 5 Sardiniens, später allgemeine Entwaff­nung nicht hiiizngesügt, so hätte man sofort an die Eröff­nung des Kongresses gehen können und wäre heule vielleicht am Ziele der Unterhandlungen an der Garantie des euro­päischen Friedens. Von dem richtigen Erfassen jenes glückli­chen Momentes hing augenscheinlich Alles ab. Die «Schuld Oestreichs in dieser Angelegenheit zu constatire», ist für die Presse keine angenehme Pflicht; sie ist aber eine unabwcisliche und deßhalb mußten wir ihr genügen."

Die Blinde.

1 .

Welcher Reisende, wenn er London gesehen, kennt da» Gaunerrevicr nicht? Es ist jene Gegend der Riesenstadt, die man während des TageS nur mit den Händen an der Rock­tasche und den Augen überall, zu durchschreiten wagt; die aber, sobald die Nacht hercinbricht, von Jedem, dem Geld und Le­ben lieb ist, gemieden wird. Es ist der schmutzigste, seltsamste und außerordentlichste Ort von allen, die der Londoner als verdächtig" bezeichnet und wohl nie in seinem Leben betreten hat:die Jakobs-Insel" jenseits Dockhead und dem Flecken Southwark.

Hier wohnt gränzcnloseS Elend neben Beutel- und Gur« gelabschneidcrei; hier ist die Vorrath Kammer von Botany-Bay und den Galgen. Es ist jene Gegend der Wohnort der Cracks men (HauSeinbrechcr), wahre Hyänen der menschlichen Gesellschaft, die den Mord und die Gewaltthat nicht scheuen, trotz dem, daß sic sämmtlich cinrcgistrirt sind in die Bücher der Polizei, welche sich von Zeit zu Zeit einige davon heraus­holt, je nachdem der oder jener ein bessere-Kleid anzieht, oder häufiger als gewöhnlich die SchnapKnide besucht, was denn immer mit Bestimmtheit auf eine kurz zuvor begangene Frevel- that schließen läßt.

Auch Hausen die Swell-Cra cksmen (große Räuber) hier; jene wohl diSciplinirte Gauncrarmee, die so gut, wie die Armee des große» Conds, ihre Hauptleutc, Agenten und Spione hat, welche, ungekannt'von ihren Untergebenen, in der großen Welt lebend, die vorzüglich organistrte Gaunerrepublik an un­sichtbaren Fäden leiten. Die Resurrectionisten (Leichen­räuber) halten ebenfalls in den Kneipen dieses Stadttheils ihr« Zechgelage und brüten über Plänen zu neuen Plünderungen der Friedhöfe.

Aber auch der redliche Arine steht sich häufig gezwungen, in dieser Gegend seine Wohnung zu erwählen, da er hier weit