Paris, 13. April. Endlich cininal eine günstige Nach­richt ohne Vorbehalt und Bedingung! Mit Blitzesschnelle hat sich in den diplomatischen Kreisen heute Abends die Anzeige verbreitet, der Kaiser habe seine Zustimmung zu der jüngsten östrcichischen Proposttio», eine allgemeine Entwaffnung eintreten zu lassen, endlich definitiv gegeben. Die näheren Bedingungen sowie die Bestimmung des Zeitpunktes, bis zu welchem diese Maßnahme vollendet sein muß, bleiben der Entscheidung des Congrefscs Vorbehalten, dessen Bereinigung man nunmehr mit Bestimmtheit noch vor Ablans des Monats cntgegcnsicht. Was ich Ihnen bereits vor drei Tagen schrieb, daß die in der Po­litik des Wiener Cabincts eingetretene Wendung vor Allem der festen Sprache Preußens zu verdanken, wird mir »enerdingS von den verschiedensten Seiten bestätigt. Ile der Haupt ist man in der diplomatischen Welt einig darüber, daß der gemäßigten, aber nach jeder Richtung festen Politik des Berliner Eabinels in dem bunten Treibe» seit Anfang dieses JahresIo. denn role" zukommt.

London, 15. April. Tie heutigenTimes" melden auS Wien, 14. April, als authentisch: Oesterreich habe ohne vorherige allgemeine Entwaffnung den Congrcßbcitritt entschie­den verweigert. (T. D. d. Fr. I.)

Menschcnwerth.

(Fortsetzung.)

Als ich ihr Gesuch erfüllt hatte, wendete sic sich züchtig von mir ab, um sich zu entfernen. Da rief ich sie zurück und redete sie also an: ich habe dich frei gesprochen, reizende Maya! wie die Gerechtigkeit es fordert; jetzt aber auch eine Bitte dei­nes Königs an dich, bei deren Erfüllung oder Nichterfüllung dich jedoch durchaus nicht Dankbarkeit, sondern nur dein Ge­fühl leiten soll.

Würdest du wohl die erste Stelle in meinem Harem einnehmen?

Hoher Purpur goß sich bei diesen Worten auf ihre Wan­gen. Mein Monarch gebietet über mich, stammelte sie leise. Wenn ich aber nicht gebieten, nur wünschen wollte, erwiederte ich. Auch deine Wünsche, Herr! sind Befehle für deine Scla- vin, entgcgncte sie mit einem Blick, der mir den Himmel er­schloß. Sie ward mein und herrschte allein in meinem Herzen; meinen Harem entließ ich. Einst wurde ein Mann vor das Gericht gebracht, dem man menchelmvrderischc Absichten auf seinen Neffen Schuld gab. Sein Bertheidiger war sonder­bar genug gerade dieser Neffe. Er widerlegte die Kläger so warm durch Schilderung der nnzähligeu Wvhlthaten, die ihm sein Oheim erwiesen habe, führte die Sache des Beklag­ten mit solchem Feuereifer, bewies so viel Geist, Beredtsamkeit und Kenntnisse, verbunden mit der edelsten Menschlichkeit, daß ec mein Herz völlig gewann.

Ich erhob ihn aus seiner Niedrigkeit, ließ seinen Fähig­keiten noch durch wissenschaftliche Bildung Reife geben und ver­traute ihm dann nach einander die wichtigsten Staatsämtcr an. In jedem Fache war er brauchbar; überdies von solcher Treue und unerschütterlicher Redlichkeit, daß ich ihn zuletzt zu meinem ersten Lezierc erklärte.

Mein Sohn wuchs indessen heran und war der schönste Jüngling meines Reiches, der gewandteste in^allen männlichen und kriegerischen Hebungen. In diesem Körper wohnte eine, seiner würdige Seele. Aus mehreren kleinen Feldzügen gegen benachbarte Rebellen kehrte er ruhmbedeckt zurück und dennoch blieb er der anspruchlose, bescheidene Jüngling, der gehorsame Sohn, wie zuvor.

Wer, o Künstler! hätte mich nicht nach allen diesen Ereignissen, für den bcneibcnswerihestcn Sterblichen, wer mein Glück nicht für unerschütterlich halten sollen? Ein Weib, so schön und gut! Einen Vezier so weise und geprüft; beide mit desto stärkeren Banden an mich gefesselt, je tiefer ich sic fand und je hoher ich sie hob. Einen Thronfolger , der meinen Tod weit mehr zu fürchten, wie zu wünschen schien, geschmückt mit den edelsten Tugenden; ein Volk, das mich anbctete! Ruhe von Außen, Wohlstand von Innen, in des Lebens schönster Mitte,

blühend und kräftig, wie ich war und dies alles noch mit dem höchsten Gut, mit einem schuldlosen Gewissen vereinigt!

Wie grenzenlos glücklich war ich damals! Wie nutzlos Ichien mir des sterbenden Vaters Warnung «nd sein letztes Geschenk zu sein; aber ach, wie nöthig ward cs mir bald!

Zwar liebte ick mit der innigste» Gluth der Leidenschaft, kannte jedoch die Zerstörern,, jeder Seligkeit, die Eifersucht > nicht. Maya war Herrscherin meines Herzens, aber auch, so ,ehr mir Gesetz und Litte das Gegenkheil »erstattet hätten. Herrin ihrer Freiheit. An mehreren kleinen Festlichkeiten, welche durch unsere Liebe gewürzt wurden, vergönnte ich meinen Ver­tranten Thcil zu nehmen, unter ihnen war mein Vezier der erste und erhielt dann zwischen mir und Maya seinen Platz, ^zch Thor! hätte ich nicht aus eigener Erfahrung wissen sollen, daß sic sehen und lieben, unzertrennlich sei?

M,r schien es nachher, als ob Ebn Machmud, der Name meines Veziers, Anfangs im Bewußtsein dessen, was er mir schuldig war, gegen seine Neigung angekäinpft habe, aber nur zu schnell verschlang diese furchtbare Leidenschaft Dankgcfühl und Treue. Ebn Machmnd konnte sich, so lang ich den Thron vvii Jnbvstan mein nannte, nicht mit der Hoffnung von MayaS Besitz schmeicheln; er sann also von jetzt an darauf, mich zu stürzen und sich ststbst zum Herrscher jenes Ncickö zu erheben.

Vor allem strebte er, sich einen Anhang unter dem Volke zu werben und es gelang ihm nur allzusehr. Denn so treu mir die Friedlichen meiner Nation ergeben schienen, so waren doch diese gerade die nnbedemcnsten zur Zeit der Noth. Ent­gegen stand mir zwar die kleinste aber furchtbarste Parthei mei­nes Volkes, die Parthei der Krieger. Meine friedliche Herr­schaft entzog ihnen Ruhm, Beförderung und Beute, welches Alles ihnen so reichlich unter dem Scepter meines Vaters zu Thcil geworden war.

Ihr Mißvergnügen entging den Blicken meines Veziers nicht, er wiegelte sie auf: Krieg und höheren Sold zu fordern; mich überredete er, beides ihnen hartnäckig zu versagen.

Kaum hatte ich jedoch fest und klar meinen Enscklnß ausgesprochen, als er an ihrer Spitze stand und im Tone des Rebellen zu mir sprach. Empört über die HandlnngSweise des Treulosen mußte ich in das schrecklichste aller Ereignisse, in einen Bürgerkrieg willigen. Meine Unterthanen sammelten sich um mich her, mein Sohn erhielt die Feldherrnstelle. Er siegte zweimal, in der dritten Schlacht fiel er. Sein Leichnam wurde unter dem Weheklagen der Krieger in mein Zelt gebracht. Vcrzweiflungsvoll stürzte ich auf ihn, strebte ihn zu erwärmen und mußte von den Umstehende» gewaltsam entfernt werden. Da brachte mir ein vertrauter Sclave des Erblichenen ein Pa- tet aus seinem Nachlasse.^ Es enthielt Briefschaften; welche nn- läugbar bewiesen, daß Ebn Machmnd sogar meinen Sohn in sein Netz gezogen hatte, indem er ihm vorspiegelte, Maya suche seinen Untergang, um ihre Kinder auf Jndostans Thron zu erheben. Nur über die Theilung meiner Provinzen waren mein Sohn und mein Vezier noch nicht einig; der crstcre hatte die Schlacht, welche ihm den Tod brachte, nur gezwungen durch sein Heer geliefert und war gegen Ebn Machmuds aus­drücklichen Befehl, durch die Unwissenheit eines feindlichen Soldaten gefallen.

Hatte die Treulosigkeit meines GünstlingS mich schon anfs Empfindlichste verletzt, wie sehr mußte mich jetzt nicht ungleich schrecklicher der Tod und die Schuld meines eigenen Sohnes verwunden!

Ich nahm nun selbst den Fcldherrnstab. Mein Volk jauchzte, schwur, mir zu folgen bis in den Tod und abermals übcrtraf meine Macht die der Aufrührer bei weitem. Das nächste Treffen mußte entscheidend werden. (Forts, folgt.)

Nobel! Ein Hausknecht gewann ein Viertel vom großen Loos i» der Lotterie, und wünschte sehr bald sich in gewählteren Krei­sen, als bisher, zu bewegen. Er fragte dcßhalb seinen Barbier, der ein feiner Kerl war", wie er sich in noblen Gesellschaften zu benehmen habe? Er erhielt den Rath:Zieh' einen schwarzen Frack an und halt's Maul!»

Truck und Verlag der t». W. Zai s- r'sck>en Vu-bhauriuug. Reeaklt-n : y »lzle.