aczcigt, da« sie wohl dc» Applaus verdienten, der ihnen all- äcmein zu Theil wurde. Was aber dem Conccrte dcu größten Werth verlieh, war, daß solches Veranlassung geben sollte, daß auch von hier aus für die Erwerbung des SchillcrhauscS in Marbach, und zur Errichtung eines Denkmals auf der dortigen Schillerhöhe etwas geschehe, und wirklich war dcr Erfolg ein derartiger, daß nun 18 fl. 21 kr. dem betreffenden Comite eingesendct werden können. Es dürfen daher unsere jungen Künstlerinnen sich wohl etwas zu gute halten, daß durch sie ein Zweck befördert worden, der durch öffentliche Aufrufe in hiesiger Stadt bis dahin nur sehr wenig Anklang gesunden batte. Besonderen Dank hiebei haben aber die mitwirkenden Herren Lehrer verdient. Nebst den meisten hiesigen Honoratioren hatten sich auch Auswärtige cingefnnden, so daß dcr Saal fast keine weiteren Gäste mehr fassen konnte.
Stuttgart, 3. April. Sc. Maj. dcr König ist gestern Nachmittag nach 4 Uhr in erwünschtem Wohlsein nach 5mo- natlichcr Abwesenheit wieder hier eingctrvffen. Er kam mit dem Brnchsaler Eilzug um 3'/- Uhr in Feuerbach an , bestieg dort mit der ihm cntgcgengereistcn Prinzessin Marie eine zwei- fpännige Droschke, die er selbst nach dcr Wilhelma lenkte und fuhr sodann von da durch die K. Anlagen ins hiesige Nesi- denzsckloß. Beim Rosenstein erwartete eine Anzahl weißgekleideter Jungfrauen aus Cannstatt den königlichen Herrn, um ihn zu begrüßen und ihm Blumen auf den Weg zu streuen. Die Stuttgarter brachten ihre Huldigung Abends bei Fackelbeglci- tung dar. Ein Zug von 2000 Fackeln bewegte sich Abends halb 8 Uhr vom Marktplatz über die Königsstraße um den Schloßplatz in den inneren Schlvßhos. Die Sladtrciter mit ihrer Musik (von der K. Leibgarde) crösfnetcu den Zug, die Feuerwehr mit Fackeln bewaffnet bildeten Spaliere und einfache Bürger schloßen den Z»g, an dem auch die Schützengilde und der Liederkranz Theil nahm. Tausendstimmiges Hoch, sowie das „Heil unserem König Heil" empfing den König, dcr dem Stadtschultheißcn, dcu er zu sich berief, herzlich dankte. Auch dcr Königin und den übrigen Mitgliedern dcr k. Familie wu.de ein Hoch gebracht. Dcr Liederkranz, etwa 90 Sänger stark, und die Musik exekutirten zuerst einen Choral, dann ein patriotisches Lied und zuletzt eine Beethoven'sche Hymne. Während Musik- und Gesangchor ihre Piecen im Schloßhofe vertrugen, stand dcr König fortwährend auf dem Balkon des südlichen Flügels, die städtische Deputation, an deren Spitze sich der Hr. Stadtschnlthciß v. Gutbrod befand, hatte sich einer sehr gnädi- digen und huldvollen Aufnahme zu erfreuen. Der König versicherte die Herren der Deputation, daß Ruhe und Friede erhalten werden sollen, und die Gewerbe sollen sich von dem Zeitungslärm nicht einschüchtern und ängstigen lassen. Das Aussehen Sr. Majestät ist ein durchaus blühendes und gesundes.
(H. T.)
Stuttgart, 4. April. Die gcsammte Infanterie dcr hiesigen Garnison ist jetzt mit schwarzem Lederwerk auSgestattet; nachdem seit einigen Tagen auch das 6. Infanterie-Regiment damit versehen worden. (H. T.)
Sulz, 31. März. Der heutige Schafmarkk war wegen eingetrctener ungünstiger Witterung weniger besucht. Bon den zu Markt gebrachten 1939 Stück Schafen wurden verkauft ca. 800 Stück. Erlöst wurden aus Hämmelu 26 bis 37 fl., aus Schafen 22 bis 27 fl., aus Jährlingen 19 bis 24 fl. per Paar.
Heilbronn, 4. April. Im Oelgcschäft ist cS ganz ruhig, Rübcl ist mit 26 fl. nominell, Reps findet auch zu ermäßigten Preise» keine Abnehmer, zu 24 fl. wäre leicht einzukommen; der Stand der Repsfelder ist sehr schön. Leinsamen 16 fl., Leinöl 22'/r-23 fl., Rcpskuchen 48-53 fl. per 1010 Stuck, Leinkuchen 66 fl. (H. A.)
Kaiserslautern, 1. April. Es wird hier nächstens die Trauung eines seltenen Brautpaares stattstnden. Ein taubstummer junger Mann und ein taubstummes junges Mädchen werden nämlich durch das Band der Ehe verbunden werden. Einen gleichen Fall haben die Civilakten und Kirchenbücher hiesiger Stadt und wohl auch vieler anderen Städte Nicht aufzuwelseu.
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X
Die klügsten Leute wissen heute noch nicht weder wo dcr Friede, noch wo der Krieg loSgcht. Die FriedenS-Con- greß-Köpfe müssen sich dahin legen, wo's 1) und hauptsächlich sicher ist und 2) dahin, wo man ein gutes Stück Europa bequem übersieht und überhört. Der Kongreß muß scharfe Augen und Ohren haben und der Congreßort so gelegen sein, daß der Telegraph von überallher und überallhin mit Leichtigkeit spielt, damit die Herren, welche die Ereignisse machen sollen, nicht von den Ereignissen in der Welt überrascht und überholt werden. Der Congreßort soll auch neutral sein und findet daher Mannheim, wo Napoleon eine Tante und Gras Buol, der Ocsterreicher, eine Schwiegermutter hat, Bedenken und Widerstand.
Wie», 3l. März. Gutem Vernehmen nach hat dcr Kaiser der Franzosen die Bedingungen angenommen, an welche Oesterreich die Beschickung deü Kongresses geknüpft hat. Und soll die dicSsällige Nachricht gestern Abends hier cingetroffcn sein. Das Haupthindcrniß wäre somit beseitigt und es dürfte der Kongreß, wenn nicht besondere Zwischenfälle eintreten, Anfangs Mai eröffnet werden, da voraussichtlich bis dahin die noch übrigen Punkte, wie z. B. über die Stellung dcr italienischen Frage zum Kongreß, erledigt werden dürften.
Oesterreich ist erschrocken über den Eindruck, den die Nachricht machte, kein Christ solle künftig bei Inden Dienste nehmen dürfen, weils die Jesuiten so wollen. Die Nachricht wird daher an der Spitze dcr Wiener Blätter für grundlos erklärt. Dcr gesunde Menschenverstand, die geselligen Verhältnisse, die Klugheit — alles wäre beleidigt worden.
Bern, 3. April. Briefe aus Turin melden, daß durch, die Mitthcilnngen des Herrn Cavonr aus Paris die Hoffnungen dcr Kriegsfrcunde höher gestiegen seien, als zuvor. An dem baldigen Ausbruch des Krieges zweifelt Niemand, nnd in Turin ist stark die Rede davon, den Regierungssitz nach Genua zu verlegen. — An der französischen Gränze werden immer mehr Truppenmassen zusammcngezogcn. Das in aller Heimlichkeit zwischen Auxonnc und Salins errichtete Cavallcrie- lagec von 20,000 Pferden bedroht gleich sehr die Passage des Dappenthals wie den Rheinübergang bei Basel. — In Genf treffen bereits italienische Familien ein, welche dem immer näher rückenden Ausbruche des Krieges entgehe» wollen. (Fr. I.)
Turin. Das „Diritto" richtet unter der Aufschrift „Graf v. Cavonr in Paris" folgende Apostrophe an den vic« montesischeu Premierminister: .... Sagen Sie cs Jedem, der es läugnen möchte, daß wenn Italien nicht vom österreichischen Joche befreit wird, es nie ruhig sein wird und eine stete Quelle des Unheils für Europa nnd der Gefahren für die gegenwärtige Dynastie Frankreichs bleibt; daß lausende von Stimmen, welche den Kaiser der Franzosen als aufrichtigen Freund Italiens zu begrüßen bereit waren, sich in furchtbare Verwünschungen, die Vorläufer verzweifelter Schritte, wilder Attentate umwandeln werden. Sagen Sie es, daß in diesem Augenblicke ein Rückzug Frankreichs ihm ebenso unheilvoll sein würde, als Italien; daß er der Politik des Kaisers jeden Glanz rauben würde vor Völkern und Diplomaten nnd daß diese Mißachtung die Zukunft seines Thrones selbst schwer erschüttern müßte.
(St.-A.)
Es ist wahr, die französische Orgel, die Napoleon spielt, ist etwas verstimmt. Das kommt daher, weil der hohe Spieler das Pedal zu viel braucht; wenn er aber die rechten Register zieht, dann braust die Orgel voll und mächtig. Die rechten Register sollen sein: Krieg gegen England, Krieg am Rhein, Krieg in Italic». Auch ungefähr in dieser Reihenfolge. So behaupten Leute, die sich auf die betreffende Orgel genau verstehen.
Aus Kaiser Josephs letzten Lebensjahren.
(Schluß.)
Die ausdrucksvollen Züge des Kaisers hatten anfangs innige Theilnahme gezeigt, waren aber allmählig ernster und härter geworden. Noch richtete er einige Fragen an den Bauer über die Bedrückungen und Gewaltthätigkciten des Amtmann»