unter dem Patronat aller deutschen Gesandtschaften. Aus dem Ertrag dieses Festes soll der Grundstock zum Bau eines Spi­tals für die kranken und nothdürftigeu Deutschen gebildet wer­den. Auch werden in Paris und in Deutschland Snbscriptions- listen zu Beiträgen aufgelegt werden und durch eine große Lot­terie soll vollends die zur Grnndnng dieser Anstalt erforderliche Stimme zusammeugedracht werden. <T. Ehr.)

Paris, 25. März. Der ehemalige Polizeipräsekt Pietri soll für den Fall eines Krieges die zur iunern Sicherheit Frank­reichs nöthige Truppenzahl auf 360,000 Mann angegeben ha­ben. In diesem Falle könnte die zum Krieg mit dem Ans­lande disponible Macht nur bis auf 400,000 Mann getrieben werden, denn bis zu mehr als etwa 750,000 Mann wird die Linienarmee auch bei de» größten Anstrengungen nicht wohl ge­bracht werden können. Wir recbiic» dabei, daß die nach innen verwendeten Truppen fast gar keine Reiterei enthalten und aus jungen Formationen gebildet werden, »nd 50,000 für Algerien zur Verwendung kommen. Wenn bann noch 100,000 Mann den Piemontcsen zur Disposition gestellt werden, bleibt noch eine Armee von 300,000 Mann gegen Deutschland übrig. L. Napoleon wird die Neutralität der Schweiz nicht respectire», auf die ihm gemachte Vorstellung deS Generals Canrobert: daß dicß die Feinde sehr vermehren würde, soll L. Napoleon ruhig geantwortet haben:Ja, »m 2's- Millionen." Man glaubt allgemein, daß der Kaiser das Commando der Haupt­armee selbst übernehmen wird. (A. Z.)

Paris, 25. März. DiePatrie" äußert, daß die vom Moniteur gemeldete - Reise des Grasen v. Cavour nach Paris sich offenbar auf die Zulassung Piemonts zum Cougresse bezieht. Das officiöse Blatt glaubt zu wissen, daß Frankreich diese Zulassung beantragte und die Cabinele von London und St. Petersburg bereits darein willigten. Man denkt, daß das Cabinct von Berlin keine Einwendungen erheben wirb. Wenn Oesterreich Anfangs Schwierigkeiten macht, so wird es sich meint die Patrie dem Wunsche der übrigen Mächte fügen müssen. tH. 'T.)

Paris, 26. März. Der Congreß wird, versichert man, Ende April in Baden eröffnet werden. (Nach neueren Nach­richten wird Mannheim genannt.)

Louis Napoleon Bonaparte (der jetzige Kaiser) hat im Januar 1833 den furchtbaren Eid geleistet, der ihm als Mitglied der (geheimen Gesellschaft) Eiovino Italic» anser- lcgt wurde; er hat Gut und Leben verpfändet, die Fremden aus Italien zu verjagen, er hat sich selbst in diesem Schwur für vogelfrei erklärt, wenn er abtrünnig oder flau werden sollte. Er erntet jetzt die Früchte seiner jugendlichen Unbesonnenheit. Als Kaiser der Franzosen hätte er gern seine Schwüre und seine alten Kameraden vergessen. Er wurde aber an seinen Schwur erinnert, und als die vielen Versprechungen, Lurch welche er einige Jahre Zeit gewonnen, unerfüllt blieben, wur­den die verschiedenen Attentate auf ihn gemacht."

(A. A. Z.)

Auch in der hohen Politik gehts ohne ein bischen Klat­schen nicht ab. Eine welterfahrcne Dame, die manchmal hin­ter die Coulifsen guckt, behauptet: Napoleon sei deshalb auf einen Krieg in Italien so erpicht, weil ihm eine Zigeune­rin dreimal prophezeit habe, er werde in Italien eine große Schlacht gewinnen. Am Ende ist das dieselbe Zigeunerin denn solche Leute werden sehr alt, die Napoleons Groß­mutter, dem schönen Crcolenmädchen Josephine prophezeit hat, sie werde eine Krone tragen, und das ist bekanntlich eingetrof- sen. Napoleon III. soll so abergläubisch sein wie Napoleon I., dem auch viel prophezeit wurde und der die glücklichsten Prophe­zeiungen überlebte.

London, 29. März. I» der gestrigen Oberhanssttznng erwiderte Lord Malmesbury auf eine Interpellation Lord Cla- rendon's, daß sich Lord Cowlcy ohne Instructionen, aber wohl bekannt mit den Absichten der französischen Regierung, nach Wien begeben habe. Er habe die letzteren mit denen des Gra­fen Bnol theilweise übereinstimmend und theilweise nicht über­einstimmend gefunden. Am 18. März sei der russische Vor­schlag zu einem Kongreß gemacht worden; Frankreich habe den­

selben sofort angenommen; England habe Bedingungen gestellt, auf die Rußland eingegangen sei. Auch die ändern Mächte haben ihre Zustimmung gegeben. Demnach werde der Kongreß Ende April znsammentreten. Nachdem Oesterreich und Sar- dinicn das förmliche Versprechen gegeben, nicht anzugreifen, so werde cs hoffentlich Friede bleiben. Die italienischen Staa- teil sollten irgendwie vertrete» werden; der Kongreß werde Re­formen anempfehle», nicht anordnen. (.T. D. d. Fr. P.)

Europa gleicht einer Uhr. Frankreich ist die Un­ruhe Preußen die Trommel Oesterreich das Räderwerk Rußland die Kette England das Goldgehäuse Jta- lien das Zifferblatt Deutschland die Feder. Mir dieser Uhr ist Napoleon III. nicht ganz zufrieden. Die Unruhe gefällt ihm nicht, das Räderwerk erfreut ihn nicht, das Zifferblatt er­götzt ihn nickt und die Feder erquickt ihn nicht. Er will des­halb zu seiner eigenen Erholung eine Reparatur mit dem gro- ßen Uhrwerke vornehmen und gedenkt zu diesem Behnse mit dem defecten Zifferblatte den Anfang zu machen.

Allerlei.

Man ist jetzt dahinter gekommen, daß das Knochen­mehl vorthcilhaftcr zu Viehsntter, als unmittelbaren Düngung verwendet werde, indem erfahrungSmäßig Pferde, Rinder, Schafe, Schweine rc., eine besondere Neigung für dasselbe zei­gen und selbiges namentlich bei der Mästung mit Erfolg ange« wendet werden kann. Bei der Verwendung zu diesem Behuf muß es jedoch feiner als gewöhnlich sein, wo cs dann am be­sten zu dem trockenen Futter gemengt und dabei z. B. auf ein Pferd oder Rind 3 bis 4, auf ein größeres Schwein 2 Lth. u. s. w., verwendet wird.

fMittclgege» dieFliegen bcim Vieh.j Man reibe diejenigen Thcile der Thiere, an welche sich Fliegen, Bremsen ec. am liebsten ansetzcn, mit Schafgarben-Pflanzen. Keine Fliege wird an die beriebene Stelle gehen.

In Kalifornien gedeihen die Hagestolze nicht. Der dortige Frauenmangel hat die allgemeine Heirathslust so gesteigert, daß ein jüngst ankowmendcs Schiff mit lange vor­her angekündigten Mädchen Hunderte erwartungsvoller Heiraths- lnstiger am Ufer versammelte. Noch vor Aussetzung der Boote warfen sich dreißig junge Leute in die See »nd erreichten das Schiff, an dessen Bord sie alsbald ihre Heirath sicher stellten znm Verdrusse der auf dem Trockenen zurückgebliebenen Freier, die leer ansgingen. Drei der kühnen Schwimmer büßten jedoch ihre Ungeduld mit dem Leben. Die Haifische, wahrscheinlich neidische, dem Eheglück unholde Wafferhagestolze, hielten die drei Freier im Wasser zurück und raubten» einem vierten den linken Fuß, so daß er nicht mehr aufFreiersfnßen gehen konnte. Darum, ihr heirathslustige Jungfrauen, auf! nach Kalifornien!

Auf einer der Hebriden, der Insel Mull, hat es vor einiger Zeit, wie der North British Mail als authentisch berichtet, Häringe geregnet. Eine Wasserhose hatte die Fische aus dem Meere gehoben und ein paar Tausend Fuß vom Strande niedergelassen.

-Privatier-Gespräch. Mayr. Nun, sind Sie auch be­geistert für'S deutsche Vaterland? Huber. Lassen S' mich aus, die stanze G'schicht soll der Teufel holen. Mayr. Was? Haben denn Sie gar kein Nationalgefnhl. Huber. Ich Hab' 20,000 fl. Natio­nal, die kosten mich 82, und wenn ich jetzt lese, sic stehen 65, so Hab' ich freilich ein National-Gefü-l, und das ein ganz eigenthümlicheS.

Sinnspruch.

Thue recht und schreibe dir nicht als Verdienst es an.

Denn deine Schuldigkeit allein hast du gcthan.

Thu's gern! und wenn dir das nicht zum Verdienst gereicht, Gereicht dir's doch zur Lust, daß dir die Pflicht ward leicht.

Auflösung des Räthsels in Nro 24: Licht.

Druck und Verlag der G. W. z a I s-r'sch-n Buchhandlung.

Nedaktiov: Hölzle.