Schwarzwald-Warhl
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Vienstsg, 9. 1944
Kummer 107
UsrscküH Kommei: Wir 8in6 bereit!
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sind?x Niemand weiß iu diesem Augenblick,! Bei einem Hinweis auf die immer wieder erteb- z» welchem Zritpunlt die grüße Schlacht an der s len Massierungen des Gegners an Menschen und
Westküste, vielleicht auch bei gleichzeitiger Landung an der französischen Südküste beginnen wird. Selbst der Feind kennt die Stunde seines Angriffs nicht genau: denn er muß seine Stunde X abhängig machen von der Wetterlage, die ihn, bei günstigen Tarnvcrhältiiisscn für die Seeoperatiouc» den gleich zeitigen geballten Einsatz seiner Luftwaffe ermöglicht. Am Gefolge dieser gewissen Erwartung gibt ?S unsererseits dann noch eine Gewißheit Wir sind bereit, man kann uns nicht überraschen. Hebe, rascht sein aber wird der Gegner durch die Wucht und Wahl der deutschen vielfältigen Abwehrmittel.
Im Mittelpunkt der deutschen Vorbereitungen, ebenso aber auch der Betrachtungen auf der Gegenseite sieht vor allem ein Mann, der nach dem Afrika-Feldzug einer der volkstümlichsten deutschen Gcnerale blieb Das deutsche Volk hat diesen Mann verehren und lieben gelernt — der Feind lernte ihn achten „nd fürchten. Keiner aber kennt Fcld- marschall Rommel besser als der englische Gegner, und General Moiitgonicry ist jetzt unter Eisen- howers Führung dabei, sich zu einem neue» Gang mit ihm zu Kellen. Hinter den großsprecherischen Worten, die man von jenseits des Kanals für die bevorstehenden Landungsaktioncn hat, steckt die.Unsicherheit der Acnrteilung der Lage »nd der Versuch, die Drohung, die in dem Namen des Feldmar- iciMls liegt, durch allzulauics Schreien zu übertönen.
. Aus immer neuen Besichtigungsrcisen nützt Mar- schail Rommel jeden Tag bis zur Stunde des jeinü- lichcn Angriffs, um aus dem Guten des Vorgestern das Bessere von gestern und das Vollkommene von heute werden zu lassen. Denn es gibt kein Minenfeld und'keine Sperre, die nicht hier und da noch «ine dichter« Verlegung U>er Sperrmittel und ein« noch zweckmäßiger« Tarnung und Anbringung vertragen würde- Es gibt auch kein Rssten der Gehirne im Austenke» »euer Möglichkeiten, von denen wir aus begreiflichen Gründen in dieser Stunde noch nichts-zu sagen, vermögen. Nach Lein .Abschluß, einer über einige tausend Kilometer gehenden Besichtigungsfahrt hatten mir Gelegenheit, mit dem Genc- ralseldmarjchali selbst über die Verteidigungsbereit- ichast der französischen Küste zu sprechen. Rommel hielt nicht mit Worten der Anerkennung für die 'Leistungen der Truppe in den vergangenen Monaten zurück, die nach den Vorbereitungen der Arbeiten der letzten Jahre nun dem Atlantikwall sowohl nach der See als auch nach dem Lande hin jenen Wirkungsgrad gegeben habe, der notwendig ici. um jeden Versuch der Landung zn einem blutigen Abenteuer für den 'lngreiserwerdrn zu lassen. „Vor allem", o sagte der Feldmarschall, „bin ich beglückt über en Geist, mit dem diese Arbeit vollführt wurde.
^ elie alten Frontsoldaten werden hier von den Vertretern der jüngeren und jüngsten Jahrgänge glatt rreicht. Die Jungen brennen daraus, sich mit dem öegner zu messen. Wie and^xs ist das heute, im iinsten Kriegsjahr, als l918! Mit dieser Rann jchaft kann ich alles machen!"
Bei der letzten Fahrt galt die Ueberprüsung vor >llem den flachen Küsten im Süden. Hier bietet sich oer Strand dem landenden Gegner mehr als an der' Reilküste im Norden an. Deshalb mußt«, auch die Vorsorge hier doppelt groß sein, besonders im Be-! reich der großen Häfen, die für den landenden Gegner aus Gründen des Nachschubs in erster Linie von Bedeutung sind. Mache Knstenstreisen erlauben M der anderen Seite aber auch die Anlage tiefgestaffelter Hindernisse ganz verschiedenen Charakters. Dafür ist nun gerade in den inspizierten Gebieten in den ver- iwngenen Wochen die letzte Hand zur Krönung des Werkes angelegt worden. Bestmöglichen und voraussichtlichen Luftlandungen auch im weiten Hin- i"land sind auch diese Gebiete mit Neberraschnngen Gegner gespickt worden, der, um mit den Worten des Marschalls zu reden, „schon seine Wunder erleben wirb"!'
Heute ergehen von der in der Pracht blühender Epenfelder tm Norden Hollands beginnenden üUantikkiistc bis tief hinunter nach dem Süden bei ^endaye »nd an der Mittelmeerküste von Fort Bou "ls nach den schon in sommerlicher Pracht schwel- !n r Drtcn der französischen Riviera einheitliche ^Kehle; das Stadium des Experimentieren? ist -angst überwunden, und alle warten auf die stunde der Bewährung.
Gesänge«« ÄlaUever tn der USA-Armee
--Vigo, 8. Mai. Nach einer Exchange-Telegraph- Neldung gab das - USA. - Kriegsdepartement besannt, daß es allen italienischen Kriegsgefangenen >n den Vereinigten Staaten gestattet werde, unter amerikanischen Offizieren nichtkämpfendc technische Truppenteile zu bilden, um so me italienische Mktkriegführung zu verstärken. Man erwartet, daß durch diese Maßnahme, die übrigens auch England planen soll, Tausende von amcn- lamschen Soldaten für den-Kampf freigestellt werden können. — Die Briten und Amerikaner betrachten die Italiener demnach als Menschen minderen Ranges, wenn sie ihnen zumuten, sich in der uSA.-Armee mit der Stellung von Galeerensklaven zufrieden zu geben.
Material aller Art an den Südsronten in Europa und Nordasrika wies der Marschall aus die zäh« Tapferkeit des deutschen Soldaten hin, der. im Ansturm der Materiakschlacht nicht zerbricht, sondern geläutert und stärker wird, weil er auch heute noch in einem tiefen Glauben an das Reich kämpft Er selbst kenne nur die eine Aufgabe, durch technische Mittel und durch kleine Erkenntnisse, die man aus der Analyse der Materialschlachten gewinnen könne, dir Au. 'abe seiner Soldaten, sich erfolgreich an der See- und Landsront dem Gegner zu widcrsehcn. zu erleichtern. Auch im dichtesten Bomben- flächenwurf bei sinnvollem Handeln sei noch die Abwehr und der Gegenstoß möglich. Technik und'Geist der Führung müßten sich verbinden, um dem tapferen deutschen
Soldaten in dem kommenden schweren Entscheidungskamps zu helfen
„Der deutsch« Soldat kennt heute seinen klaren Kampfaustrag Er hat alte, bewährte pnd daneben auch neue Waffen in de>^ Hand, und er ist zum äußersten Widerstand entschlossen Der Zusammenprall mit der deutschen Küstenfront wird für den Gegner sürchtrrltch werben Ich bin überzeugt, daß jeder einzelne deutsche Soldat dann seinen Beitrag zu jener Vergeltung leisten wird, die er dem englisch-amerikanischen Geist für seine verbrecherische und bestialische Lustkricgsührung gegen unsere Heimat schuldet."
Wie kurze, schwere Hammerschläge fallen diese Worte des Feldmarschalls Er kennt die Schwere der Aufgabe. Aber er ist der härtesten deutschen Abwehr, die jeden landenden Gegner an der See- und Landfront vernichtend treffen wird, sicher Die deutsche Front im Wcstcn Europas steht Nun mag di« Stunde kommen. Sie wird uns bereit finden.
Abwehrschlacht zwischen Pruih «nd Moldau beendet
O«r ftolsLervistiscke Ourck, druck» xesckieiterl - Harte ckevticde Verteickixuux bei 8e«va8topol
Von unserer keriiner 8clirift!eituug rck Berli n, 9. Mai- Nachdem bereits an den vorhergehende» Tagen festgestellt werden konnte, daß die erbitterten bolschewistischen Angriffe zwischen Pruth und Moldau, mit denen auf schmaler Front eiir Durchbruch erzwungen werden sollte, abftaukcn und schließlich nahezu völlig eingestellt wurden, betont der Lestrigc Wchrmacht- bericht de» vorläufigen Abschluß der harte« und in vielerlei Hinsicht aufschlußreiche» Abwehrschlacht.
Ganz ahnungslos scheinen die Sowjets ihren Stoßkeil nördlich Jassy nicht angesetzt zu haben Zwanzig Schützen- und mehrere Panzerdivisionen bedeuteten für den schmalen Angrisssabschnitl aus jeden Fall eine beträchtliche Massierung. Die Abschuß- und Vcrnichtungszahlcn bezeugen auch den keineswegs sparsamen Einsatz von Material Dennoch wurde die Standfestigkeit der deutschen u » d r nmä «i sich en Dftrci'f-buikrir'vvn b der bolschewistischen Führung, die ihre Erfolge der Winteroffcnsive in gleicher Zügigkeit fortzusetzen gedachte, bei weitem unterschätzt. Was aber noch wichtiger erscheint: Der Feind rechnete nicht mit der Möglichkeit eines operativen deutschen Gegenstoßes. Hier scheint die Ueberraschung auch eine vollkommene gewesen zu sein. Ebenfalls ernüchternd muß auf die bolschewistischen Gcneral- stabsoffizierc und verantwortlichen militärischen Führer die Exaktheit der Zusammenarbeit zwischen Luftwaffe und Erdtrupprn und überhaupt der schlagkräftige, erfolgreiche Einsatz der deutschen Flieger vor allem gegen Panzerverbände gewirkt Abc». Unter dem Eindruck einer derartig geballten Verteidigung, die an keinem der angegriffenen Punkte eine schwache Stelle oder ein minder gefestigtes Abwchrsystem zeigte, haben die Bolschewisten es vorgezogea, die Durchbruchsschlacht selbst unter den gegenwärtigen Verhältnissen abzu- brechen.
Die Schlacht, die mit einem so eindeutigen Sieg der deutschen und rumänischen Verbände endete, darf bei den besonderen Bedingungen, die die Kämpfe im Süden der Ostfront lange Zeit bestimmten, mit besonderer Genugtuung verzeichnet
werden . Den agitatorischen Uebertreibungcn der Bolschewisten von angeblicher kämpferischer Ueber- legenheit der Sowjetverbände, durch welche die Eroberung ukrainischen und rumänischen Bodens gelungen sei, haben die Soldaten der Achse in bewundernswerter Schneidigkeit und mit einem beachtlichen Elan die Wahrheit entgegcngcstelll. Diese aber ist yoch immer die gleiche, wie sie stets seit Beginn der Kämpfe gegen den Bolschewismus galt: sic verherrlicht den Sieg des auf sich gestellten Soldaten über die drohenden Gewalten der Zahl und der Masse.
Obwohl kein direkter Zusammenhang zwischen den Kämpfen am Sereth und der Schlacht um Sewastopol besteht, wirken sich die Ereignisse an der einen Stelle auf die Absichten und das Tempo der Aktionen an der anderen Stelle aus. Der volle Abwchr- erfolg der deutschen und rumänischen. „Verbände nör dM - , ckAassthRKG-vv» vidkschkivisWW ukS^eknr peinliche Niederlage eingeschätzt werden muß, ganz einerlei, wie weitreichend die mit ihren Angriffen dort beabsichtigten Ziele sein sollten, stachelt die bolschewistische militärische Führung an, bei Sewastopol unbedingt zu einem Erfolg, der in der gegenwärtigen Lage gleichzeitig ein Prestigeerfolg sein muß. zu gelangen.
Gezwungenermaßen mußte anscheinend die deutsche Verteidigung bei Sewastopol aus eine ihrer taktischen Hauptmassen, aus den energischen, geballten Gegenstoß, verzichten, weil die Schwierigkeiten des Nachschubs nur noch die einfache Verteidigung gestatten. Dazu kommen noch die erschwerten Bedingungen des Luftwaffeneinsatzes. Sewastopol bietet sich daher dem bolschewistischen Ersolgswillen als ein scheinbar billiges Ossenfivziel an. Aus der Härte der deutschen Verteidigung geht jedoch bereits heute einwandfrei hervor, daß die Durchbrechung der Stellungssysteme um Ne Stadt, selbst wenn sie gelingen sollte, den Angreifern einen solch hohen Zoll an blutigen Opfern ab- sorder« wird, daß der Prrstigegewinn in keinem Verhältnis zu den angewandten Mitteln steht. Der Abschuß von 130 bolschewistischen Flugzeugen an einem Tag beweist dies zur Genüge.
Trerrekrrrrdgehnngeu für Gandhi in ganz Indien
KLtselraten iu I-onckon iider Le 6rii»ä« «ler Kreils«»», — 8l«Lte cksiüuter?
Oraktlwrickl unveres llorreaposckenlen
rt. Stockhvliir, s. Mai. Zn ganz Indien kam es anläßlich der Freilassung Gandhis aus dem britischen Gefängnis in Puna zu eindrucksvollen Ku nd g-e b u n g e n. In Puna selbst hatte sich am Tage der Freilassung eine ge mal- tige Menschenmenge versammelt, und die Polizei versuchte vergeblich, dir Ansammlung zu sprengen. Als schließlich der Wagen mit Gandhi erschien. brach ein Sturm los, wie man ihn seit den Tagen der großen Verhaftungswelle in Indien im August 1942 nrcht mehr Lrlebt hatte. Seitdem wird der neue Wohnsitz Gandhis von seinen Anhängern umringt. Man will ihn sehen, will ein Wort, eine Parole von ihm haben, und aus allen Berichten geht eindeutig hervor, daß in säst allen größeren Städten Indiens ähnliche Kundgebungen der Treue und Anhänglichkeit für den geistigen Führer der indischen Nationalisten erfolgten.
Mittlerweile zerbricht man sich in England den Kops darüber, warum eigentlich die britische Regierung bzm. der Vizekönig von Indien Gandlii so überraschend srcigegeben haben. Offenbar will niemand so recht an de» angeblichen „guten Zweck" dieser Maßnahme, an die Freilassung Gandhis aus Rücksicht ans dessen Gesundheitszustand nämlich, glauben. Tatsache ist, daß eine große -Reihe von verhafteten Mitgliedern' der Kongreßpartei im Gefängnis gestorben ist, ohne daß die Briten auch nur einen Finger gerührt hätten, um sie wenigstens ihre letzten Tage in Freiheit verbringen zu lassen. Wohl wird in England zugegeben, daß eine höchst unangenehm «.politische Lage entstanden wäre, wenn Gandhi im Gefängnis gestorben wäre, aber allgemein scheint man den Eindruck zu haben, daß außer dieser Angst vor Unruhen auch noch ein weiterer Grund vorlag, der die britischen Politiker zu dieser Geste beranlaßte.
Einem schwedischen Bericht aus London ist zu entnehmen, daß offensichtlich die nordamerikanijche Politik die sich besonders stark hi indische Dinge einmischt auch hier ein gewichtiges Wort mitgeredct hat. Offenbar «ft von Washington aus der erste Wink mildem Zaunpsahl gekommen. Man hat in manchen Kreisen Londons den Eindruck, daß die nordamerikanischen Politiker London zu verstehen gaben, daß eS allerhöchste Zeit sei, endlich einen Vorstoß zn unternehmen, um die politisch völlig sestgesahrenc Lage in Indien wieder in Gang zu bringen. Auffallend ist jedenfalls, daß 24 Stunden nach der Meldung über die Freilassung Gandhis bereits in zahlreichen USA.-Zeit»ngen den Engländern der gute Rat erteilt wird, sie sollten die einmalige Gelegenheit benutzen, um endlich wieder die Verhandlungen mit den Kongreßparteilern auszunehmen. Inwieweit diese nordamerikanischr Anregung in England aus fruchtbaren Boden fällt, ist eine Frage, die im Augenblick nicht beantwortet werden kann. Immerhin ist mit größter Sicherheit anzunehmen, daß ^amerikanische Indien- Interessen hinter der angebltch großzügigen britischen Geste bei der Freilassung Gandhis gestanden haben. _
Frind-A«griffe bet Jmphal abgeschlagen
klrnIrttiLrickt un8eres Korrespoacksvtsn xi. Tokio, 8. Mai. Starke feindliche Truppenteile, die von Artillerie- und Panzerkorps unterstützt wurden, versuchten die indisch-japanischen Stellungen zu durchbrechen, um die beim Stützpunkt Jmphal ringeschlossenen feindlichen Verbände zu verstärken. Sie wurden zurückgeworsen. Ferner nahm der feindliche Angriff auf Palel, das südöstliche Tor nach Jmphal, an Heftigkeit zu. Die japanischen Truppen hielten jedoch die - Befestigung und fügten dem Gegner schwere Verluste zu.
ChurcbiVs Rivalen
Von uarerew ckiplolnnliseken Nilsrdvilor ^Der britisch« Botschafter in Madrid. Sir Samuel Hoare. wird dieser Tage in Loxidon erwartet An seine Rückkehr wrrden mancherlei Kombinationen geknüpft Ein Teil der Presse will wissen, daß Sir Samuel Hoare Madrid iür immer verläßt, um seine Tätigkeit als llnlerhauS-Aba«- ordneter wieder auszunehmrn Der Regierung nagestehende Organe — einschließlich Reuters diplomatischer Korrespondent — berichten, daß Churchill einem Rücktrittsgesuch Sir Samuel Haares keine Schwierigkeiten in den Weg legen würde, obwohl der Premierminister an sich nicbi beabsichtigte Hoares Mission in Madrid zu beenden ^
Neben Lord Halifax war S.r Samuel Hoare einer der gefürchtet sten Rivalen Churchills und Edens im Ringen um di« Führung der Konservativen Partei Als Churchill zur Macht kam, entledigte er sich Halifax', indem er ihn nach Washington schickte, »nd Sir Samuel HoarcS, indem er ihn zum britischen Botschafter in Spanien ernannte Erft dann betrachtete der Premierminister seine und Edens Stellung in der Konservativen Partei als gesichert Als später in dem ehemaligen Labour - Abgeordneten und britischen Botschafter in Moskau, Sir Stasford Cripps, neuerlich ein Rivale austauchte, der Churchill die. Führerschaft streitig zu machen suchte, wandte der Premierminister die gleiche Methode an und sandte Cripps nach Indien.
Die Mission Cripps' ivar ein vollkommener Fehlschlag, und Sir Stasford. gegenwärtia Minister für Flugzeugproduktion, ist seitdem politisch ein toter Mann Die Mission Halifax', obwohl schon mehrere Jahre dauernd, ist kein Erfolg Lord Halifax hat niemals in Washington jene Stellung erringen können, die sein Vorgänger, Lord Lothian, hatte. Er ist in den Vereinigten Staaten nicht beliebt. Dementsprechend hat sein Ansehen in London gelitten. Als Halifax bei seinem letzten laub dir Möglichkeit einer Rückkehr in das politische Leben Englands sondierte, mußte er feststellen, daß seine Persönlichkeit kaum ncch Resonanz besitzt. Er entschloß sich daher, de» Posten in Washington beizubehaltc».
In den Fällen Cnpps und Halifax ist Churchills .'Rechnung, .inijenpolitische Gegner durch Be k ftttMM S f'siili yoksiilssktzsivM "äuMMMiWeN Mftsioil'ftk 1e? zu werden, aufgegangc». Anders im Falle Hoare. Seine Mission ln Madrid, kaum weniger schwierig als die von Halifax in USA. und die von Cripps in Indien, hat sich schließlich erfolgreich gestaltet. Das in der vorigen Woche veröffentlichte eng- lisch-amerikantsch-spanifche Abkommen wird in England als ein großer Erfolg der britischen Diplomatie betrachtet. Mit seltener Einstimmigkeit zollt die Presse hierfür nicht Eden, sondern Sir Samuel Hoare Beifall. Die Zeitungen nennen ihn einen „hervvrraaeitdcn Botschafter^'. Sir Samuel Hoare kehrt als Triumphator heim, und sein Ruhm ist um so größer, als offenbar weite Kreise in England mit einem so weitgehenden Erfolg der Druckversuche gegen die spanische Regierung nicht gerechnet hatten.
Am wichtigsten aber ist, daß Sir Samuel HoareS Triumph zusammensällt mit dem Sturz des politischen Ansehens von Eden. Edens Rücktritt, seit vielen Wochen gefordert, ist zwar einstweilen an dem Widerstand Churchills, gescheitert, aber darum ist die Eden-Krise keineswegs beseitigt. Die Erkenntnis, daß die Edensche Außenpolitik steril ist und Großbritannien in immer schlimmere Abhängigkeit von seinen Verbündeten vringt, hat sich allge- mein durchgesetzt. Di« Antwort auf die Frage nach dem Sinn dieses Krieges ist Eden dem britischen Volk schuldig geblieben, unv eS besteht kein Zweifel, daß dies so bleiben wird. Während Eden sich den Ruf eines Illusionisten erworben hat, hat Sir Samuel Hoare durch seine Tätigkeit in Madrid sich neuerlich als Realist emvfohlen. Es ist daher begreiflich, daß Churchill uno Eden einer Rückkehr Sir Samuel HoareL in das politische Leben Englands mit äußerst gemischten Gefühlen entgegen- seheu. Churchill befindet sich gegenwärtig in einem Zustande politischer Reizbarkeit, den eine englische Zeitung mit „Cromwellschen Stimmungen" bezeichnet hat. Der Premierminister leidet unter Alters- beschiverden und fühlt offensichtlich, daß der Höhepunkt seiner politischen Laufbahn überschritten ist. Um so weniger kann ihm daran liegen, wenn neuerlich Persönlichkeiten auftauchen, denen wir Sir Samuel Hoare selbständiges politisches Denken nicht abgesprochen werden kann.
Wenn es denkbar ist. daß die Rückkehr Sir Samuel Hoares nach London oie Konservativen in Bewegung bringt, so sind bei der Labour - Par- tei die Sturmsegel bereits gesetzt worden. Noch bevor der Pfingstkongreß eröffnet ist, haben die Erschütterungen innerhalb der Partei und ihrer Führerschaft eingesetzt. Der ernsteste Konflikt dreht sich um die- Person des Abgeordneten Bevan. der sich mit der Anti-Streikpolitik des Labour-ArbeitS- mlnisters Bepin nicht einverstanden erklärte und für seine offene Stellungnahme im Parlament aus der Partei ausgeschlossen werden soll. Inzwischen haben sich auch 15 weitere Labour-Nbgeordnctc mit Bcvan solidarisch erklärt und damit die Labonr- Partei vollkommen aus dem Gleichgewicht gebracht. Außerdem dürfte. Minister Bevin als pol!ti,cher Einzelgänger durch eine auch im Wideripruch zu der offiziellen Stellung der britischen Regierung stehende Aeußcrung zugunsten der polnischen Eim- qranten den radikalen Flügel seiner Partei, der ihm wegen seiner Streikmaßnahmen ohnehin nicht wohlgesinnt ist, in Harnisch bringe» und damit die 'Struktur der Labonr-Partci auf eine äußerst gefährliche Belastungsprobe stellen.