hjg Herren, die mit verschiedene» Abzeichen, als Bändern, Pa. pierrollen ec., versehen, suchend den Saal durchstreiften. Was sie suchten, fanden sie aber nicht. Ein Spaßvogel hatte nä>». lich im Jntelligenchlatt ankündigen lassen, eine junge elternlose Dame von außerhalb, mit 10,000 Thlrn. baarem Vermögen, wünsche sich bei einem Fabrikgeschäfr zu bctheiligem Adressen werden unter einer Ehisfre erbeten. ES meldeten sich nun ei Herren, von denen einige 50 in mehr oder weniger verblümter l Weise um ein Stelldichein baten. Sie wurden sämmtlich zu Sommer bestellt, und einem Jeden ein bestimmtes Abzeichen vorgeschrieben, an dem er zu erkennen wäre. Wie man sah, waren über zwei Drittel erschienen, und wandelten zum groß« tcn Vergnügen der Veranstalter mit suchenden Blicken umher, ohne das geträumte Ideale ibres Geldbeutels finden zu können.
Preußen soll auf die telegraphische Anfrage Bayerns seine Zustimmung zum Verbot der Pferd eaussnhr aus Deutsch, laud erlheilt haben.
Bei einer am 4. Febr. in Weil (Herzogthum Nassau) stattgcfnndenen Jagd ereignete sich ein merkwürdiges Kuriosum. Herr Oberförster Gerstuer zu Hof E>cbelbach, der bekannte wackere Schütze, schoß nämlich einen FnckS ohne Schwanz. Auch keine Spur ist davon zu sehen gewesen.
Auch die Schweizer blicken mit großem Mißtrauen auf daS benachbarte Frankreich und sehen dem Treiben daselbst nicht müssig zu. Sie rüsten sich ebenfalls, lassen alle Pferde im Lande auskanfen, um im Nothfall sich ihrer eigenen Haut zu wehren und den deutschen Brüdern Beistand zu leisten. Die Schweizer wollen sich so wenig necken und unterdrücken lassen, als die Deutschen.
Turin, 9. Febr. Die Kammer genehmigte heute das neue Anlehen mit litt gegen 35 Stimmen. Graf Eavour sprach energisch gegen OestreiebS verletzende, durch Thatsachen kund» gegebene italienische Politik; rühmte die Sympathieen Frankreichs für Piemont, welche sich in der Rede deö Kaisers gezeigt hätten; hofft, England, das jetzt wegen der orientalischen Frage zu Oestrcich hinneigc, werde diejenige Haltung wieder annch- mcn, welche es auf dem Pariser Congreß bethätigte, Italiens Emancipation begünstigen und einsehen, daß die Zustände der Lombardei noch ungebesiert seien. lT. D. d. Fr. I.)
Ans Rom, 5. d. M., wird geschrieben: Die französische Regierung beabsichtigt, ihre in Rom befindliche» Regimenter zu komplckiren und auf den Kriegsfuß zu setzen.
In derPrachtlogc eines Theaters zu Rom hatte sich der reichste Mann Roms,'Prinz Torlonia, der Eigenthümer des Theaters, mit seiner bekanntlich schwachsinnigen Gemahlin ein. gefunden, die Oper Lucretia Borgia auzuhören. Eben war auf der Bühne ein rührendes Duett angestimmt, als die Für- tzin Torlonia von ihrem Sitz aufsprang, ihren Mann beim Kopfe nahm und wuthentbraunt ein um das anderemal ohrfeigte. In Folge dieses Intermezzo löste sich das ganze Theater in ein endlos schallendes Gelächter auf.
Paris, 6. Febr. Die Börse war heute sehr fest. Der Artikel der Oesterreichischen Korrespondenz und das Gerücht, Frankreich und England hätten sich Betreffs eines friedlichen Abkommens geeinigt, das Oesterreich angenommen habe, gaben unseren Speculanten neuen Math. Auch soll Herr v. Hübner gestern der Kaiserin die Versicherung gegeben haben, daß sein Souverain den besten Willen habe, die schwebenden Streitigkeiten auf dem Wege der Versöhnung zu ordnen. Diese fried- lichen Aussichten verscheuchen natürlich keineswegs vollständig die Besorgnisse, die noch immer alle Gemüther erfüllen, zumal da ohne Unterlaß kriegerische Nachrichten im Umlaufe sind Ekh lsan sogar heute von einer Anleihe von 750 Millionen spricht, die Frankreich machen werde, um im Falle des Kriege» die nothweudlgen Gelder zu haben. Die Mitglieder des gesetzgebenden Körpers sind, was man auch sagen mag, für den Frieden. Bei den Diskussionen, die in den Abtheilungen Statt gülden, trat dieses sehr stark hervor. Ueberhaupt ist man in Frankreich wenig kriegerisch gesinnt, obgleich die Patrie sich heute wieder abmüht, zu beweisen, daß ganz Frankreich für die von dem Kaiser desvlgte Politik einzustehen bereit sei, einerlei, «eichen Ausgang die jetzige Krisis haben werde. (Klu. Z.)
Paris, 8. Febr. Tie Berichte aus Neapel sind vom. 4ten. Nach einer oon Bari eiugelausenen Depesche war der König neuerdings erkrankt. S. M. leiden an einem unvollständig gehobenen Lungen«Leiden und sollte nach Carserta zurück« kehren. (H. T.)
Paris, 8. Febr. Der heutige Moniteur enthält eine Proclamation des Generals Mac Mahvn, Ober-Befehlshaber der Armee Algeriens, welche meldet, ein Befehl des Prinzen Napoleon rufe die unter dem Befehle des Generals Renault stehende active Division unverzüglich nach Frankreich zurück. Die Proclamation schließt mit den Worten: Marschict, Solda» ten! seid ohne Furcht, disciplinirt, unerschütterlich. (T.D.b. K-Z.)
Paris, 10 Febr. Der Akhbar bestätigt die von der Jndopciidauce gebrachte Nachricht, daß die vom General Renault befehligte aktive Division Befehl erhalten hat, von Algerien nach Frankreich zurückzukehccn. Der Befehl kam mit dem Telegrapycn an. Die etwa tt bis 7,000 Mann starke Division wird ui Lyon Quartiere beziehen. (St.-A.)
Weder taub, noch stumm, noch blind soll das Kind Frankreichs sein, aber in einem körperlichen Zustande, der ein langsames Hinsiechen außer Zweifel stellt.
Marseille, 9. Febr. Nach Berichten aus Constanti» nopel, 2., rüstet die Türkei; täglich treffen Rcservelruppen ein; aber die Geldnoth ist so groß, daß die Löhnung der astatischen Armee schon 16 Monate >m Rückstände ist. Die Beamten, sogar in Conftantinopel selbst, wurden schon seil drei Monaten nicht bezahlt. Das Anerbieten von 10 pEt. an die Gläubiger der Ewilliste ries laute Protestatiotten hervor; nichts desto weniger sind aus Anlaß einer neuen Vermählung des Sultan'S endlose Festlichkeiten projektier. Im Divan kam es zu offenen Femdseligtetten. Eine christliche Deputation aus Nisch in Bulgarien wurde nach Bruffa ui Verbannung geschickt und dort migetcrtert. Nach Gerüchten ans Persien hätte die Bevölkerung Heral's den englischen Commissär vertrieben.
Die neue Karle Europa'S, die >n französischem Aufträge iu Laudon (für 15,000 Francs- gefertigt wurde und in Paris in vielen Händen ist und als Beilage zu der famosen Flugichrift: Napoleon 111. und Italien gilt, hat Oesterreich ans Italien ganz weggewischr. Der König von Hannover regiert in Eonstanunopel; Mecklenburg, Hannover, Brannschweig rc. sind um Preußen vereinigt, welches das linke Rheinuser verliert. Dieses fällt jedoch nicht an Frankreich, sondern an Holland und Belgien. Man gibt es diesen Reichen d. h. Provinzen, die französisch waren und cS natürlich später wieder wer- den solle».
Von der russischen Gränze, 1. Febr. Obgleich der Presse in Rußland eine freiere Bewegung seit dem vergangenen Jahre zugesianden worden ist, so wird die Absperrung des Kaiserreichs gegen die geistigen Prvductionen des Auslandes aus den Gränz-Zollämtern mit entsetzlicher Strenge fort und fort gehaudhabt. Alles, was der Reisende an Büchern, Noten und andern Drucksachen bei sich führt, wird mit einer Plombe umgeben und von Poiangen direet.nach Mitau zur sorgfältigen Prüfung gesandt. Es vergehen oft Monate, bis der Eigenthümer von feinen Büchern irgend welche Kunde erhält. Ja, man geht in dieser ängstlichen Peinlichkeit so weit, daß inan die Emballage von Gold- und Silbersachcn, die ans bedruckten Papieren besteht, ins Feuer wirft und sie durch anderes unschädliches Papier ersetzt. Manchem Reisenden sind auch in der neueren Zeit viele Verlegenheiten durch die Unbe« kanntschast mit diesen strengen Maßregeln bereitet worden.
_ (K- H. Z.)
Der Schulmeister von Friedelhal.
(Fortsetzung.)
Dreißig Jahre waltete er schon in seinem Amte und immer noch war er voll jugendlicher GeisieSfrische, voll üderströmenbrr Herzenswärme und voll männlicher Kraft. Auch sein Weib, seine Hanna, die ihm so treu in seinem Wirken beigestanden, überdies mit manchem holden Liebespfande ihn beglückt überhaupt des Dichters Wort erfüllt, „himmlische Rosen in fein irdisches Leben Mochten" hatte, dieses traute Weib stand ihm