außer den Pfählen wie in ihnen, wüst wie im ganzen Torfe sah es in den Gemütbcrn der Menschen ans, und statt der Frie« deusgrüße und der schönen Lieder vernahm des Wandrers Ohr Flüche und wildes Geschrei. Damals hieß auch das Dvrs im ganzen Gebirge nur Streitthal, auch Raus- und Laufthal.

Und welchem Wunder verdankt der Ort diese mächtige Wandlung zum Guten? Geschah ei» großes Gericht des eisri- gen Gotteö, das die Bosen vertilgte und das schöne Thal für bessere Bewohner räumte, oder das doch die Lünder schreckte und durch Schrecke» zur Buße leitete? Oder geschahen sonst Zeichen und Wunder etwa von der Art, wie sie Reisen von Babylon nach Jerusalem znwegebringen? Oder kam ein Prophet zu den Friedethalern wie einst Jonaö zu den Niniviten?

In der That hieß der Mann, der die heilsame Verände­rung im Friedcthal herbeisührte, JonaS, und ganz gewiß hatte er eine Sendung von Gott, die sich im Zwecke nicht von jener seines alttestamcntlichen Namensgenossen unterschied. Allein in der Art ihrer Ballführung hatte sie nichts damit gemein. Un­ser Jonas war kein Prophet, der den Friedethalern Buße pre­digte unter Androhung eines schweren Strafgerichts, noch sich erboßen und fast zu Tobe grämen konnte, daß Gottdes Uebels gereuete, so er geredet hatte." Unser Jonas war ein schlichter Schulmeister, der zu seinem Bekehrnngswerke nichts mit sich brachte als ein frommes Herz voll ungefärbter Bruder­liebe, einen Hellen Geist und tücktige Vorbildung zu seinem Beruf. Er hatte vor seiner Anstellung in Friedcthal wohl ge­wußt, welch schweres Tagewerk seiner harrte; ja, ihm war von Freunden abgeralhen worden, es zu übernehmen, denn er sei zu empfindsam für das versumpfte Ranfnest und werde sich da­rin bald unter die Erde ärgern. Aber er hatte sich nicht irre machen lassen.Gott will, daß allen Menschen geholfen werde," hatte er gedacht und war freudigen Muthes nach seinem Be­stimmungsort gezogen. Als er die Höhe des Beerberges über­schritten und aus dem Buchwalde tretend das liebliche Thal zu seinen Füßen erblickt hatte, da war seinem Herzen das Ge­bet entquollen:Dank Dir, v Herr, daß Tu mir die große Aufgabe gestellt hast, diese Perle Deiner Huld von dem Schmutz zu reinigen, den Verwahrlosung sie hat überziehen lassen. Gieb mir Kraft zu diesem Werke, hilf mir dieses holte Thal zu einem Tempel Deiner Ehre, zu einem Wohnsitz Deines Frie­dens, zu einem wahren Friedethal machen. Gieb meinem Her­zen recht viele Liebe, o Gott der Liebe, erfülle mich jeden Morgen neu mit der Liebe, die da ist langmüthig und freund­lich, die nicht eifert, noch Muthwillc» treibt, noch sich blähet; die sich nickt ungcberdig stellt, nicht das Ihre sucht, sich uichr erbittern läßt die Alles verträgt, glaubt, hofft und duldet. Diese Liebe senke tief in mein Herz dann kann cs meinem Werke am Gelingen nickt fehlen. Amen!"

Mit solcher Gesinnung war der junge Schulmeister in Friedethal eiugczogen, und Gott hatte ihn erhört, er hatte ihm all die Liebe, um die er gebeten, reichlich gegeben; damit war er an's Wert gegangen, damit hatte er sich an die Her­zen der verwilderten Gemeinde gehängt und in sie hineinge- dräugt. Er hatte Anfangs viel Widerstand, viel Haß und Bosheit erfahren aber die Liebe, die sich nicht erbittern läßt, Alles glaubt, hofft und duldet, diese Liebe ist stärker als der Tod, sie überwindet die Welt. Unterstützt von einer holdseli­gen, von gleicher Gesinnung beseelten Frau, hatte er ein Boll­werk des Hasses nach dem andern niedergerissen, hatte er in ein, wie eine Festung verschanztes Herz nach dem andern Bresche gemacht und Einzug gehalten. Tie Kinder waren dabei seine Werkzeuge, seine Manererbrccher gewesen, erst hatte er sich der Kinderherzen bemächtigt, nnd diese hatten ihm müssen den Weg in die Gemüther der Eltern bahnen, dann hatte er sich mit Sang und Klang in die Herzen der reifem Jugend gestohlen. Was waren das auch für wundersame Weisen, die allabendlich aus dem ehedem so düsterstillen Schulhause in's Dorf hinab­klangen,. gesungen von zwei Menschenstimmen, wie man hier noch keine vernommen? Das tönte wie Engelgesang an die Herzen der Dirnen und Bursche des Dorfes. Es waren Lie­der reiner Liebe, treuer Freundschaft, oder Hymnen auf Gott und seine Werke und Der, derseine Engel zu Winden

und seine Diener zu Feuerflammen macht," der verwandelte diese Gesänge in Engel, welche die bessern Gefühle in den Herzen der staunenden Hörer erweckten und ihnen Sehnsucht nach ediere» Freuden, nach einem würdigeren Leben einflößten, als sie bisher gekannt hatten. Bald hakte Jonas aus den Hö­rern Mitsängcr, bald die ganze Jugend des Ortes zu Mitar­beiternin seinem Weinberge" gemacht. So ging er Schritt vor Schritt weiter, ohne Hast, ohne Uebereilung, mit Geduld, unverdrossen und sicher. So segnete Gott sein Wirken, so wurde aus dem Streitthal wieder ein Friedcthal und mehr: ein Freudenthal.

(Fortsetzung folgt.)

Allerlei.

Ein neues Verfahren, Kartoffeln auszubcwahren, hat ein Chemiker in Breslau erfunden, das, nach derBreslauer Zeitung", gewiß als einfach und nützlich, sowohl für einzelne Hanshallungen, als Lieferanten zu empfehlen ist. Man kann nach diesem Verfahren Kartoffeln mehrere Jahre lang gut er­halten, wenn man sie mit siedend heißem Wasser abbrüht, oder sie einige Minuten lang in starke Wärme, bei kleineren Quan­titäten in einen warmen Ösen bringt. Sie werden dann nie mehr keimen und ihr Mehl wird gut bleiben, wenn nur die Schale ganz ist. Nach dem Brühen müssen sie allerdings gut getrocknet werden.

Nunmehr kommt bald die Zeit, wo die Fliegen (zur Abwechslung kann man auch Mücken sagen) wieder zu Tausen­den in unsere Wohnzimmer einfallen, unsere weißen Vorhänge verunstalte» und uns beim Essen genircn werden. Wir bieten daher unser» liebe» Landsmänninnen ein wohlfeiles Mittel an, das ganz unfehlbar ist und alle Fliegen vertreibt. Man sammle nämlich (oder kaufe) trockene Kürbis blatter, und werfe sie auf eine Pfanne mit glühenden Kohlen, damit die Stube mit einem starken Dampfe angefüllt werde. Natürlich hat man vorher die Thüren nnd Fenster zu schließen, damit der Dampf nickt gleich verfliegt. Dieß ist nun zwar auf eine kleine Weile ein unangenehmer Geruch, aber das Resultat ist auch ein glänzendes, denn alle Mücken sind wie aus Einen Schlag todt. Will man die Fliegen nickr umbringen, sondern ihrer nur los werde», so lasse man die Fenster offen, und man wird sehen, wie schnell dieselben ins Freie fliege», sobald man mit dem Räuchern beginnt. Es ist gerade, als ob sie vom bösen Feinde gejagt würden Wir bitten frcundlichst: machen Sie einmal die Probe.

jSamenzuckerrüben.j Um die zum Samentreiben vorzüglichsten Zuckerrüben zu erkennen, wirft man nach P a Yen die Rüben in ein Salzwasser von 3 oder 4 Grad Beaume. Einige der Rüben schwimmen oben, während andere unterge­hen. Diese letzteren werden gesammelt und in ein zweites Ge­fäß mit einer etwas stärkeren Salzanflösung gctban. Man wählt nun wieder die auf den Boden gesunkenen aus, nnd setzt dieses Verfahren drei- oder viermal fort, indem man das Wasser jedesmal mit etwas Salz sättigt. Endlich verwahrt man diejenigen Wurzeln zu Samenpflanzen, die immer und in jeder Salzauslösung bis zu Ende der Arbeit ans den Boden der Gefäße sanken. Paycn versichert, daß die Anwendung die­ses Verfahrens im Großen und seit längeren Jahren die Rich­tigkeit desselben dermaßen bewiesen habe, daß die in Preußen aus dem Samen so gewählter Wurzeln erhaltenen Runkelrüben 2 bis 3 Procent mehr Zuckerstoff enthalten hätten, als andere durch was immer für ein Verfahren ausgewählte.

Rechnungs»Aufgabe.

Es soll der Bruch in drei Brüche zerlegt werden, deren

Nenner 11, 13 und 17 find. Wie heißen die Zähler?

Auflösung des Näthsels in Nro. 11: Die Thränen.

Druck und Verlag der B. W. Z a i ser'schen Buchhandlung. Redattinu rH »lz l-.