Tages - Neuigkeiten.

Stuttgart, 13. Ja». Die'LebcnSverstcheruugs- und Ersparnißbank will sich eine neue Heimath und zwar eine sehr stattliche gründen. Sie baut in der RcinSburgstraße ein neues Wohngebäude und zwar ein Doppelhaus, so großartig, wie nur die Neuzeit Wohnungen enlstehen steht. Drei oder vier andere Gebäude werden die neue Straße fast ganz ansfüllen. Bor drei Jahren war diese Straße »och nichts als ein Erd- wall.

Ein Erlaß des Ministeriums des Innern beschrankt die Wahlfähigkcit der Israeliten in die bürgerlichen Kollegien dahin, daß solche blos bei den gemeinderäthlichen Verhandlun­gen zngelafsen seien, und schließt sie von stistungsräthlichen Ver­handlungen aus. ^0

In Stuttgart hat Kaiser Napoleon gute Freunde, nur nennen sie sich leider nicht- In Flugschriften reden die Stuttgarter Freunde uns Deutschen zu, Napoleon zu vertrauen, es fei ein Napoleon des Friedens und meine es gut mit uns ; nicht eininal den Protector wolle er spielen wie Rußland. Wir und sogar Oesterreich hätten Ursache, mit ihm zusricden zn sem; denn er wolle uns von der Uebermacht England- befielen, besten Magd wir lang genug gewesen u. s. w.

Ulm, 12. Jan. Heute Nacht hat sich ein im hiesigen Hospitale an unheilbaren körperlichen Leiden barnicderlicgendcr Bäckergeselle, Jakob Brenner von Lchietingen, OA. Na­gold, mittelst eines Rasirmeffers den Hals abgeschnitten.

Wien, 10. Jan. Die Stimmung in Wien ist seit eini­gen Tagen eine patriotisch gehobene, dafür sprechen verschiedene Thatsachen, und auch aus den Provinzen treffen hier Nachrich­ten von einer in ähnlicher Weise gehobenen Stimmung ein. Damit sei inbeß nicht gesagt, daß die Stimmung cine kriegerische wäre, man wunscht den Frieden und glaubt an die Erhaltung des Friedens, und gerade das Vertrauen, daß, durch die im- posaute Haltung, welche Oesterreich in diesem Augenblick der ihm drohenden Gefahr gegenüber einnimmr, der Frieden ver­bürgt sei, hat jene begeisterte Stimmung geweckt, von der sich verschiedene Symptome zeigen. So gab sich dieselbe gestern im Burgtheater bei der Aufführung des Götz von Berlichingen in einer förmlichen Demonstration des Publikums kund; als Götz gegen den Schluß des dritten Actes das Glas erhob mit den Worten: lebe der Kaiser!" da brach ein stürmischer, lang anhaltender Applaus los, der sich wo möglich noch steigerte, als Götz zu der Stelle kam: . . .Wir wollen uns mit un­fern Bruder», wie Cherubim mit flammenden Schwertern, vor die Gränzen des Reichs, gegen die Füchse, die Franzosen, lagern, und zugleich unseres thenren Kaisers sehr ausgesetzte Länder und die Ruhe des Reiches beschützen." Bei dem Ab­marsch der nach Italien beorderten Truppen versammelten sich Tausende, welche die Abstehenden mit Segenswünschen beglei­teten, und an den Schaufenstern der Kunsthandlung steht man heute überall die Bildniste des Kaisers zu Pferd, des Feld­marschalls Radetzky und anderer Helden des letzten italienischen Kriegs, sowie Scenen aus diesem ^Kriege, die Belagerung von Venedig, die Schlacht bei Novara :c. Morgen marschiren die letzten nach Italien bestimmten Truppcnabtheilungen von hier ab. (A. Z.)

Es kursiren falsche österreichische Kronenthaler mit der Jahreszahl^ 1704, welche ans einer Legirung von Zinn und Kupfer bestehen, und deren Unächthcit durch die durchscheinende Kupferfarbc und das stumpfe Gepräge unschwer zu erkennen ist.

«u (Tt.-A.)

Am 12. Januar Mittags ist der preußische Landtag eröffnet worden. Die Thronrede des Prinz-Regenten ist vorsichtig und gemessen. Zwei Stellen sind hervorragend. Die stehen so günstig, daß keine neuen Steuern nvthlg sind, um die Gehalte der Staatsdiencr zu erhöhen und den neuen und gesteigerten Anforderungen auf anderem Gebiete Genüge zu leisten.I,, der friedlichen Natur der Be­ziehungen Preußens zum Auslände ist keine Veränderung einge- ttetcu. insbesondere bestehen zu dui andern Großmächten un­sere freundschaftlichen Verhältnisse ungetrübt fort. Der fort­

dauernden energischen Wahrung der Rechteder nnker dem Scepter des Königs von Dänemark stehenden deutschen Her- zogthümer" wird besonders gedacht. Mit besonderer Betonung sprach der Prinz-Regent den Schlußsatz:Meine Herren! Als ich vor wenigen Monaten von dieser Stelle zum erstenmal als Regent zu den Vertretern des Vaterlandes sprach, forderte ich dieselbe» auf, mit mir die Fahne Preußens hoch zn kragen. Auf dieser Fahne steht: Königthum von Gottes Gnaden, Fest­halten a» Gesetz und Verfassung, Treue des Volks und des siegbewußlen Heeres, Gerechtigkeit, Wahrheit, Vertrauen, Got­tesfurcht. Wohlan, meine Herren! Helfen Sic mir diese Fahne hochtragen. Wer ihr folgt, der folgt mir!

Darmstadt, 9. Jan. Heule, am Sonntag Morgen, hatten wir hier abermals ein tragisches Ercigniß. Ein junges, schönes und vermögendes Mädchen ans einer angesehenen Bürgerfamilie, dessen Eltern verstorben sind, machte seinem Le­ben in dem Teiche des hiesigen Hofgartens ans eine Weise ein Ende, die seltene Willensstärke beurkundete. Die Unglückliche ergriff mit den Händen einen über das Eis ragenden Ast einer Trauerweide, hielt sich daran fest und trat mit den Füßen ein Loch in das EiS, in das sie sich binabstürzte. Ein Knabe sah das Manöver mit an und rief de» Gärtner herbei. Die Hülfe kam aber zn spät; man vermochte nur eine Leiche aus dem Wasser zu ziehen. Die Ursachen der SchreckenSthat sind nicht bekannt.

In Follendorf bei Balga in Preußen bat eine dor­tige Lchiffersfran ans Schwermuth zuerst ihren 3jährigen Kna­ben, bann ihr jüngstes 1'/2jährigeS Kind und zuletzt sich selbst zwischen beide auf dem Boden des Hauses erhängt.

Posen, 6. Jan. Ein polnisches Blakt theilt als Kurio­sum mit, daß in Galizien ein General, als er in ein Gastzim­mer getreten und daselbst das Bildnisi des Kaisers zwischen den Bildnissen Kosciuszko's und Poniatowfti's an der Wand hängend bemerkt, den Säbel gezogen und die beiden letzteren zertrümmert habe, weil er cs nicht dulde» könne, daß der Kaiser sich in solcher Gesellschaft befinde. sD. A. Z.>

Ex für st Alexander von Serbien ist zwar ohne Aemt- chen, aber nicht ohne Schlämpchen. Er zieht sich mit 500,000 Dukaten in's Privatleben zurück. Womit er sic erworben? Lein Nachfolger, Fürst Milosch hat sich das Drei- und Sechs­fache in, Schwcinehandel verdient und ist ein unübertrefflicher Kenner in allen Pfiffen und Kniffen des Schweinehandels, dem Stiefbruder des Pferdchandels.

Ob sich der alte Milosch am Sylvester hat träumen lassen, daß er in ein paar Tagen wieder Fürst von Serbien sein würde? Mar. glaubts; denn er hat ein gutes Punklir- büchlein Merkwürdig ist aber doch, was der Mann für Glück hat. Geboren ward er 1780 und sein Vater war ein armes Knechtlein und seine Mutter dessen Frau. Er wuchs auf und schlug sich mit den Türken herum, mit Glück und Unglück, ward bald Feldherr und bald Schweinchändler und immer reicher und berühmter. Die Schweine und die Esel waren seine Lieblings- und Wappenthiere. Die Schweine brachten ihm Ducaten in Masse und die Esel trugen sie wieder fort und rrugen doch Zinsen; denn die goldbcladenen Esel kamen nach konstantinopcl und brachten ihm gut Wetter und endlich die erbliche Fürstenwürde von Serbien. Und als cs 1839 wieder schief ging und Milosch abdanken mußte und nach Wien aus- wanderte, da hatte er große Güter in der Walachei und in Oesterreich und in der Bank in Wien lagen 1,600,000 Duka­ten, die ihm gehörten. Damit kam er über die paar bösen Jahre hinüber und half der neuen Revolution in Serbien ein bischen »ach und Rußland schob auch ein bischen; denn der alte Milosch und Rußland sind gute Freunde.

Turin, 9. Ja». Die Garnisonen in Verona, Mantua und Mailand werden verstärkt und die Festungen verprovian- tirt. Die österr. Armee in Italien wud bis auf 140,000 Mann vermehrt. <T. D. d. H. T.)

Turin, 12. Jan. Die Stcuerkassc zu Vielte wurde um 20,000 Francs bestohlen. Der Thäter ist noch unbekannt. H

(Fr. Jonrn.)

Turin, 13. Jan. Die Piemontesische Zeitung veröffcnt-