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willig dazu und Margetle gab ihr das Buch und sagte her: „Was hülfe es dem Mensche,,, so er die ganze Welt gewönne, und nähme doch Schaden an seiner Seele, oder was kann der Mensch geben, damit er seine Seele wieder löse?"
„Nun noch einen:
„Niemand unter Euch leide als ein Mörder oder Dieb oder Uebeltbäter, leidet er aber als ein Christ, so schäme er sich deß nicht."
Hanne sah nicht vom Spruchbuch auf, das ihr Margetle hingcboten hatte, als diese weiter machte:
„Wer gestohlen hat, der stehle nicht mehr, sondern er arbeite und schasse mit seinen Händen etwas Gutes, auf daß er habe zu geben den Durstigen."
„Jetzt kommt der letzte:
„Ei du srommcr und getreuer Knecht, du bist über Wenigem getreu gewesen, ich will dich über viel setzen, gehe ei» zu deines Herrn Freude."
„Das ist uich't umsonst," sagte Hanne leise vor sich hin, als Margetle sich bedankte und mit ihren Büchern fortsvrang.
Am nächsten Sonntag ging Hanne zum heiligen Abendmahl, was sie schon lang nicht mehr gethan batte. Einige Tage daraus erzählte die Bäurin verwundert ihrem Mann: „setzt sag auch, Stosfele, wie ich beut meinen Milchkasten ausränm, da find' ich ganz im Eck Geld in einem Papier, wohl l5 Gulden, lauter kleine Münz, und ich mag mich um und um besinnen, so Hab' icb's nickt dahineingclegt."
„D'Erdlnitle (Erdmännlein) werd'ns wohl '»eingelegt haben," meinte scherzend der Bauer, „das vielleicht noch von meiner Mutterselig drin, die hat gern ihr erspartes Geld so verschoben. Behalten dürfen wir's ans allen Fall."
„Ja, das muß man aber zu besonderen Gnttbaten aushe- ben," meinte die Bäuri», „weil's so unverhofft kommt." Dagegen hatte der Bauer nichts.
Von dem Tag an war die Hanne wie verwandelt, sie sah viel Heller aus und war viel fröhlicher und williger zu Allem. Und einmal nur sagte sie ganz heiter zur Kleinen: „wenn ick nach Amerika geh', Margetle, so soll das Schiff leicht schwimmen, kein »»rechter Kreuzer darf mit."
Ta hätte wobl die kleine Königin fast stolz werden können, daß sie so Großes ausgericktct, das wurde sie aber nickt. Als sie gemerkt hatte, daß Hanne betrogenes Geld zusammen- spare, da hatte sie in ihres Herzens Einfalt z» <"o,t gebetet, er solle ihr doch Wege zeigen, wie sie cS verhindern tonne, ohne sie bei der Bäurin anzngeben. Nun hatte Gott dnrch die Worte eines einfältigen Kindes ein Gewissen erschüttert, das indcß ungerührt bei der tägliche» Hansandacht und bei so mancher Predigt geblieben war. Dafür dankte Margetle Gott aus vollem Herzen, erzählte aber keinem Menschen davon.
Der Bauer war ängstlich vor Fenersgesahr und sah streng darauf, daß im Stall nicht geraucht werde. Melcher, der Handknccht, kümmerte sich darum wenig, er dampfte sein Pfeifchen in Stall und Scheune bei Tag oder bei Nacht, wenn er eben allein war. Den schweren Tritt des Bauern oder der Frau hörte er schon von weitem und konnte seine Pfeife stets zu rechter Feit noch einsiccken. Das leichtfüßige Margetle aber, das man zu jeder Stunde noch draußen herumjagte, das hatte es längst gemerkt, sie wußte aber wohl, Las es ihr höchstens ein Paar Ohrfeigen vom Melcher cintragc, wenn sie ihn ab- mahnc, und vielleicht noch mehr, wenn ste's dem Bauer sage.
Es war im Winter, und die Knechte durften sich auch Abends in die warme Spinnstube setzen, als man einmal von einem armen Menschen im Dorf erzählte, der henk in's Irrenhaus geführt worden war. Jedes wußte von ähnlichen Unglücklichen zu erzählen. Zuletzt kam's auch an Margetle, es hörten Alle dem kleinen Stümper gern zu, weil sie gar nett erzählen konnte.
„Meine Mutter hat auch Einen gekannt, wie sie noch gedient bat in ihrer Jugend, man hat ihn frei laufen lassen, weil er Niemand etwas tbat. Er lies herum ganz todteSbleich und that nichts als Wasser tragen den ganzen Tag, bis er nimmer sieben konnte. Alle die Mägde in der Gegend haben sich ihr Wasser von ihm tragen lagen. Wenn es Nacht gewor-
den ist, hat man ihn einsckließen müssen, sonst hat er alle Lichter ausgeblascn und alle Feuer ansgelöscht, wo er hat hinkom- men können. Er hat nie etwas gesprochen, nur einmal im ^ahr da sei er den ganze» Tag wie rasend gewesen und habe lmmcrsorll geschrieen „Feurio!" und jammervoll geheult dazu " Magd."^" ^ der so worden?" fragte schaudernd die
„Es soll ein reicker Bauersohn gewesen sein." fuhr Mar- getle so", „der nie kein Acht auf Feuer und Licht gehabt: wies ihm seine Mutter auch gewehrt, er sei allezeit mit bren- nender Pfeife und bloßem Licht in Stall und Scheuer gegangen. Wies zngegangen ist. weiß ich nicht, aber einmal muß er Nachts elneil Funken verloren haben, der glostete fort und um Mitternacht brach s Feuer hell ans. Es war ein dürrer Sommer und gab kein Wasser, so kam Alles zu spät und Hans und scheuer und das arme Vieh in den Ställen ist alles verbrannt. Wies Tag worden ist, fand man die Bäurin und ihr jüngstes Kllnd nicht, der Sobn hat selber gesucht, und da seien sie un- ter zwei Balken gelegen, die Bäurin mit dem Kind im Arm, ganz schwarz und verbrannt, sie habe» gar nicht mehr Menschen gleich geseben. Der Sohn hat sie begraben, ganz allein, daß es Niemand sehen soll. Von Stund an aber ist er schwer- mükhig worden und hat ihm kein Doktor auf der ganzen Welt mehr helfen können."
^eie waren Alle still geworden. Dem Melcher war seine Pfeife anSgeganaen, er merkte es nicht. Als er in den Stall
ging, um noch einmal nachznsehen, stcckke er sie Nicht in den «ack, wie er sonst pflegte, sondern er ließ sie auf dem Ofen liegen. Nächsten Abend, ehe er ging, sagte er zu Kasper: „Du, heb' mir auch meine Pfeif' auf, bis ich wieder vom Stall komm', sic könnt' mir zerbrechen," und nach ein paar Wockeu dachte er nimmer an's Rauchen, so lang er im Stall war.
So wurde für die kleine Königin der Verkehr mit Menschen nicht schwer, obgleich sie nur ein Gott'Swillenkind war, aber fast lieber noch verkehrte sie mit Tkierlein, da war sie recht daheim und erst wie in einem Königreich. Wenn Liese einmal in den Hof trappte, um das Geflügel heraus zu lassen und zu füttern, da i-atterte Alles scheu auseinander und davon, fing aber Margetle an zu locken: „komm luck, luck, luck, luck," da sprangen sie von allen Seiten berbei, Hübner, Enten und Tauben, und sie hätte» ihr aus der Hand gefressen, wenn sie dazu Zeit gehabt hätte.
Der Bauer hatte auch eine kleine Schafheerde gehabt, die deni Flnrschützen anvertrant war, der hatte aber wenig Glück damit gehabt, allerlei Krankheiten waren unter der Heerde aus- gebrochen und zuletzt bekam der Bauer von seiner ganzen Zahl nur noch vier Stück. Das Schafhalten war ihm entleibet und er wollte sie abthnn lassen, es sei doch nickt der Mühe werth! Da bat aber das Margetle gar schön, er solle es doch Prokuren »nd die Schafe behalten, hinter dem Weideugraben war ein Grasplatz, aus dem wenig wuchs, das gebe noch eine prächtige Waide.
„Ja , wer soll sie aber hüten?"
„Ich, Vetter, ich lasse ihnen nichts geschehen," bat Margetle; „mit den paar Schafen werde ich gut fertig, wenn's weiter sind, kann man ja wieder scheu."
Der Bauer gab nach, und am ersten sonnigen Tag durfte Margetle schon glückselig mit ihrer Heerde ansfahren, sie hatte einen Schäfcrstab, fast länger als sie selbst, ließ sich aber den Spott des andern Gesindes nicht anfechten, sondern bildete sich etwas Recktes ein, als sie auf einem kleinen Hügel der Wiese saß und ihre vier Untcrthanen überschaute, die ihr bald folgen lernten. (Forts, folgt.)
— Ein Professor, der gern perorirte, und Reden a» ler hielt, richtete seine Worte an einen jungen Mann, hpr. nahe ver eem Katheder saß und wollte ihn mit dem Ausrufe: „Du freunducher ^u»g- ling," anreden, versprach sich aber dreimal hinter einander und sagte- „Du gründlicher Findling," — Du freundlicher gräulicher Freundling!
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