jetzt keine österreichische Münze im Werth von 1 fl. 10 kr.
unsre? Geldes gab. , m ^ »
Berlin, 28. Dez. Vom König sind die Nachrichten
gut. Nnr daß sich zu den^ Leiden des Gehirns auch Lederte,.
den gefügt haben sollen.
Das Kopfübel nimmt nicht zu, son
dern fristet sich unter den milden Einflüßen Italiens sanft hin. Es ist ibm oft viele Stunden lang im Verkehr nichts von Bedeutung anzumerken; dann aber tritt plötzlich ei» ^
Bewußtseins und Gedächtnisses ein, welche fede Möglichkeit eines Zusammenhangs der Unterhaltung stört. Mau ist nun durch längere Gewohnheit dieser versagenden Zustände so sicher geworden, daß man sie ans die richtige Weise behandelt. Sobald sie vorüber sind, lassen sic keine Spuren weiter zurück, niid der Kranke kann alsdann wiederum in seinen nächste» Umgebungen verkehren. Aus aller Munde wird das außerordeut- liche Benehmen der Königin gerühmt, welche überall schärferen Zufällen mit größter Geschicklichkeit und Treue vorznbcugcn
versteht. .. . ^-)
Eine ordentliche Christbescheerung ist einem armen und
rechtlichen Manne in Berlin, dem Schneidermeister Erone geworden. Seine Frau, von der er bereits 9 Kinder hat, gebar ihm auf Weihnachten Drillinge, die sich ganz wohl befinde». (e^l.A.)
Italien. Man schreibt der „Opinione" von der lombardische» Gränze, 24. Dez : Pavia ist immer in großer^ Aufregung. Nachts durchziehen zahlreiche Patrouillen die Stadt, welche alle Jene», die sie antreffen, ibre Papiere abfordeui; wer keine hat, wird verhaftet. Die Universität ist noch nicht förmlich geschlossen, aber diese» Morgen wurden mitteltl Anschlags alle Studenten anfgcsorbert, binnen 24 Stunden nach der Heimath abzurciscn. Die „Gazetic bel Popolo" möchte wissen, ob das Gerücht von einem zwischen Frankreich, Ruß
land und Piemont bereits »nie,zeichnete» Vertrag wahr ist ober nicht. Im kgl. Theater zu Turin brach während der Vorstellung des Ballets „Graf v. Monte-Christo" Feuer aus. Doch konnte es gelöscht und die Vorstellung nach kurzer Unterbrechung wieder aufgenommen werde».
Nizza. 27. Dez. Se. Maj. der König von Württemberg befindet sich, wie Ihnen bekannt, seit mehreren Wochen in unserer freundlichen Stadt, und mit Stolz und Vergnügen sehe» wir ihn jeden Morgen aus den Quais spazieren gehen; denn Allerhöchftderselbe erfreut sich der besten Gesundheit. Se. Majestät wohnte auch schon mehremal dem französisch protestantischen Gottesdienst bei. (A. Z.)
Paris, 31. Dez. Frankreich schaut, wie England, aufmerksam auf die Vorgänge in Serbien, mischt sich aber nicht darein, so lange diese Bewegung von den Serben allein zu Ende geführt wird. Würde sich aber z. B. Oesterreich darein mischen, so entstände eine europäische Frage daraus und Rußland, sowie Frankreich und England würden dem österreichischen Einfluß entgcgentretcn. Hoffentlich wird jedoch Oesterreich nicht eiiiseitig verfahren. (T. Ehr.)
London, 28. Dez. Wir haben einen großen Unglücksfall zu berichten. In dem kleinen Victoriatheater auf dem rechten Theiuseufer entstand gestern Abend Feucrlärm, der ein Gedränge vcranlaßte, welches den Tod von 15 Menschen zur Folge hatte. 40 Andere wurden verletzt. (Fr. I.)
Eine Königin.
(Fortsetzung^)
Margetle sah gar viel mit ihren Hellen Augen, was die Leute gern ungclehen thun wollten, sie lief dann nicht gleich zur Läuri», um es anzugeben, aber sie wußte da und dort in ganz netter Weise die Leute davon abzubringen; sie that das fast ohne Absicht; sie besann sich nicht darauf, aber eine heilige Scheu vor dem Unrecht, die ihr Gott in's Herz gelegt, und die die Mutter genährt hatte, ließ sie oft gerade das rechte Wort zu rechter Zeit finden.
ES kam der Bäurin ein großer Luxus vor, daß sie das Gott'Swillenkind auch noch in die Schule schicken sollte, Pfarrer ugd SHulmeistcr, die froh waren, daß das verwaiste Tröpflein
eine bessere Unterkunft gefunden, mochten nicht zu streng darauf dringen. So ließ man eben das Margetle gehen, wenn cs sonst gar nickte für sie zu tbnn gab, und das war nicht oft. Aber sie wußte die wenigen Stunden so gut zu benützen, paßte so wohl auf und benutzte die Schreibhefte, die ihr andere Kinder borgten, so emsig, daß sic gar nicht hinter den Kindern ihrer Classe zurück war, und manchmal noch der Jungfer Lieft bei ihren Ausgaben Helsen konnte. Der Lehrer gab ihr oft Rechenaufgaben mit nach Haus, da setzte sie sich Sonntag Abends auf ihre Linde und stubirte daran, war sie fertig, so schrie sie mit Hellem Jubel: ,,ich hab's!" und hüpfte mit einem Satz herunter; freilich fand sie dann selten Jemand, der ihr Vergnügen tbcilte, der Georg höchstens ließ stch's von ibr erklären, wie das Erempel so schwer gewesen sei, und wie es nun sammt der Probe richtig hcrauskomme, aber das Studium war seine Sache nicht, er nickte nur mit dem Kopf dazu.
Hanne, die jüngere Magd, die so viel Lust nach Amerika batte, mußte gewöhnlich Butter »nt> Eier in die Stadt znm Verkauf bringen, gab cs viel zu tragen, so mußte Margetle sie begleiten. Seit längerer Zeit war die Bäurin, deren Butter immer sehr gesucht war, nicht mehr so recht mit dem Erlös zufrieden, sie traute aber der Hanne, die sie treuherzig versicherte : „g'wiß und wahrhaftig, Bäs, man kriegt wirklich nimmer so viel, wie vor Zeiten."
Margetle aber bemerkte bald, daß die Hanne mehr einnahm, als sie der Bäurin brachte, daß sie ihr eigenes Beutelein führe, und dich Geheimniß drückte ihr kleines Herzchen schwer.
Eines Tags, als sie von der Stadt zurückkebrten, ging die Magd eines bekannten Hauses eine Strecke mit ihnen. Die war im Begriff, in den nächsten Tagen nach Amerika abzusegeln, und die zwei Mädchen ergingen sich schon im Gespräch in den Herrlichkeiten der neuen Welt.
,,Jch kann Heuer nimmer fort," sagte Hanne, ,,'s dauert gar lang, bis man's Geld beisammen bar, in der Stadt geht daS geschwinder."
„Ja, der Lohn ist wobl größer," meinte die Stadtmagd, „aber ihr auf dem Dorf, wo so viel Sach ist, ihr solltet viel leichter zu einem kleinen Profit kommen.
Hanne wollte das nicht zugeben, die Stadtmagd ging ihre» eigenen Weg und Hanne wandelte bedenklich dem Dorf zu.
„Ich thäl' mich aber doch fürchte» in dem Amerika," sagte endlich die Kleine, „über so ein großes, großes Wasser."
„Ja. das muß freilich gräußelich sein," sagte Hanne; „aber 's ist nur, bis man drüben ist, dann denkt man nimmer dran."
„Aber cs gehen doch viele Schiffe unterwegs unter."
„Kommen aber auch eine Last (Menge) Leute ganz hinüber," sagte Hanne beruhigt.
„Ich möchte nur wissen, ob's wahr ist?" fing die Kleine ernsthaft an —
„Was wahr ist?"
„Daß alle Schifte untcrgchen müssen, auf denen unrecht Geld und Gut ist."
„Bah, glaub' das nicht," sagte Hanne etwas erschrocken, „da käme kein's ganz hinüber, wo so vielerlei Leute beisammen sind."
„Ich Hab' auch den Schulmeister gefragt," fuhr Margetle ftrt, „der sagte, er wisse nicht, ob's wahr sei, aber ein Vorbild sei das jedenfalls, wie cs »ns gehen werde auf der Ueber- fahrt znr Ewigkeit; da werde jeder ungerechte Kreuzer immer schwerer und schwerer, und ziehe die Seele immer tiefer und tiefer herunter! bis in die Hölle."
Hanne sprach kein Wort mehr. Als sie heimkamen und sie den Erlös ablieftrte, wunderte, sich die Bäurin, daß sie dich« mal so viel eingenommen. Margetle schlief in der Kammer der Mägde auf einem Strohsack, sie hörte in dieser Nacht, daß Hanne nicht viel schlief und daß sie einmal mitten in der Nacht aufftand, an ihren Kasten ging und Geld zählte. Die Kleine rührte sich nicht.
Am andern Morgen kam sie zu Hanne, die etwas Wäsche am Zaun aufhangte: „Hanne, thätest mich nicht meine Sprüch b'hören (überhören), ich darf heut in die Schule." Hanne war