Dienstnachrichten rc.

Seine Königliche Majestät habe» vermöge höchster Entschließung den, Posthaltcr Platz in Oberndorf, unter Verleihung deS Titels als Postvcrwalter, des Posthaltcreidiensics gnädigst enthoben und diesen dem Gastwirth Wilhelm Platz daselbst mit dem Titel als Posthalter im Sinne des tz. 4 der Dienstpragmatik, die crlcd. R-thssteile im Studien- rathe dem Professor am Gpmnasium in Ulm, Binder, gnäbigjt über­tragen; den Rektor des Gymnasiums in Stuttgart, Oberstudienrath v. Roth, seinem Ansuchen gemäß, unter gnädigster Anerkennung seiner ausgercicbncten Dienstleistungen und unter Verleihung des Titels und Rangs eines Prälaten, in den Rubcstand versetzt; eine Lehrstelle für Architektur an der Polytechniken Sckulc dem Architekten Leins in Stutt­gart, unter gnädigster Verleihung des Titels und Rangs eines Oberbau­raths, und eine weitere Lehrstelle für Architektur an dieser Anstalt dem Architekten Bäum er von Ravensburg, mit dem Titel und Rang eines Professors der siebenten Stufe, die Professur für deutsche Sprache und Literatur, sowie Gcsckichie und Geographie ander polytechnischen Schule dem Pfarrer Denzel in Möhringen, die evang. Helfcröstelle in Bracken- hcim dem Kandidaten der Theologie, Gastpar, Religionslehrer am Gymnasium in Stuttgart, und die Kassen- und Rechnungsfübrung bei der Thicrarzneischulc in der Eigenschaft eines widerruflichen Nebenamts dem bisherigen Stellvertreter in diesem Amte, Äanzleiassistcntcn Huber bei dem evang. Konsistorium gnädigst übertrage», sowie den Direktor deS Stcucrkollcginms v. Hesele wegen vorgerückten Alters und ge­schwächter Gesundheit unter gnädigster Anerkcnnng seiner vieljährigen verdienstvollen Wirksamkeit seinem Ansuchen entsprechend, und den Ober­amtsarzt Ile. Friz in Ncresbeim wegen körperlicher Dienstuntüchtigkeit seinem Ansuchen gemäß in den Ruhestand gnädigst versetzt; endlich die evang. Prarrci Diefenbach dem Plärrer Lehmann in Waldbach gnädigst übci tragen und auf die i» Höchk-Zhreni Patronat befindliche kath. Kapla­nei Schörzinge» den dermaligcu Verweser derselbe», Schänzle, gnä­digst ernannt.

Der israelit. Konfessionsschul- und Vorsängcrdicnst in Stcinbach (OA. Hall) wurde dem Vvisäuger Sommer in Oedheim übertragen.

Gestorben: Zu Eßlingen Prälat (a. D.) v. Hafner, 73 I. alt; zu Ergcnzingen der kath. Pfarrvikar Kraulte.

Tages - Neuigkeiten.

Stuttgarts. Okt. Eine Neuigkeit, interessant für alle, welche den Asperg besucht haben, ist die Qnieseirung des dor­tigen cvangel. Schulmeisters, des Herrn Schitkenhelm, der auf jener Hohe mehr als vierzig Jahre ansgcballen und selbstver­ständlich damit auch einen großen Theil der Zeitgeschichte des Landes in nächster Nähe angesehen hat. Man erinnere sich blos an die Jahre 1830 und 1848. Hr. Schittenhclm wird hiehcr übersiedeln. (H. T.)

Das von einer Seite mit aller Kraft festgehaltene und vertheidigte, von Vielen aber verwünschte Branntweinsteuergesetz hat in seinen Controlcvorschristcn einige Milderung erlitten, wo­hin namentlich gehört, dast im Falle ein Brenner noch einen Ueberschuß an Materialien hat, wenn der Fixalionsvertrag ab­gelaufen ist, der Ortsstenerbeamte die Fortsetzung des Brennens gestatten darf, jedoch blos für den laufenden Kalenbermonat.

(St. Anz.)

In München hat ein Teufel von Sattlersgcselle seine Geliebte, ein 24jährigeS Mädchen, im englischen Garten über­wältigt, ihr die Hände auf den Rücken gebunden und sie in die Isar geworfen, dast sie ertrank. Das Scheusal ist verhaftet.

Die unselige Gewohnheit der Kinder, sich an dcnTrep- p e >; g e l ä» d ern hcrabznlassen, hat leider am Sonntag wieder ein Opfer gefordert, indem ein lljährigcr Knabe in einem Hause der Bnrggasse in München in so unglücklicher Weise über drei Treppen herabstürzte, dast er augenblicklich lobt war.

Für die Protestanten in Ungarn ist wenig Hoffnung vorhanden, daß sie wieder eine bessere Stellung den Katholiken gegenüber erlangen. Der Kaiser hat ihre eingcreichten Petitio­nen und Beschwerden durch den Rcichsrath, der ans lauter Katholiken besteht, untersuchen lassen und in allen Dingen eine abschlägliche Entscheidung gegeben.

Berlin, 5. Okt. Der Zustand Sr. Maj. des Königs, der sich seit der Rückkehr von Tegernsee fortwährend verschlim­merte, soll, so heißt es allgemein, seit drei Tagen einen be­denklichen Charakter angenommen haben. (Köln. Zeitg.)

^ Berlin, Samstag den 9. Okt Der Minister des BNnern v. Wcstphalen ist seiner Stellung enthoben worden. (Derselbe gehört der äußersten Rechte an. Er sprach sich bis in die neueste Zeit für eine Verlängerung der Stellvertretung aus. Seine strengen Maßregeln gegen die Presse, scinVerhal-

ten bei den letzten Wahlen im Jahr 1855, sowie überhaupt sein System dürfen als bekannt vorausgesetzt werden.) Der Obcr- präsident von Brandenburg und früherer Finanzminister v. Flott well ist mir einstweiliger Leitung des Innern betraut. Derselbe ist bereits in Berlin eingetroffen. (T. B. d. S. M.)

Berlin. Die Dampfmaschine soll eine Konkurrentin durch eine logen. Feder- oder Wasserkrastmaschine erhalten, welche von einem hiesigen Ingenieur erfunden worden ist und die näch­stens palenlirl werden soll. Das offiziöse BlattDie Zeit" bezeichnet die Erfindung als eine hochwichtige und scheint ihre erfolgreiche Anwendung zu erwarten. (U. S.)

Ein Korrespondent der A. Z. aus Florenz vom 25. Sept. schreibt in Betreff der im Toscanischen begonnenen Wein­ernte: Eine Veranlassung zur vorzeitigen Lese geben auch die vielen Feldbiebstähle. Durch ganz Toscana wird Wein gestohlen, und zwar nicht nach Trauben, sondern nach Körben und Lasten gezählt. Der Diebstahl wird im Großen betrieben; nicht Va­gabunden, sondern ein Bauer bestiehlt den andern, und wäh­rend der eine Nachbar die Flinte weglegt, um auf dem Gebiet des andern zu stehlen, geschieht ihm auf dem sinnigen das Gleiche. ^ ' <U.S.)

B>l diesen Tagen ist in Pola am adriatisckcn Meer das erste österreichische LinienschiffKaiser" vom Stapel gelau­fen, zu gleicher Zeit ist der Kiel für das zweite gelegt worden. Die nnlergegangene deutsche Flotte soll nun durch eine östercichi- sche und preußische ersetzt werben. Glück auf!

London, 5. Okt. Die Directoren des transatlantischen Telegraphen haben günstige Berichte erhalten. Die Beschädi­gung des Kabels befindet sich nahe an der Küste. Die Mög­lichkeit baldiger Depescheubeförbc' ung wird erwartet. (T. D. d. A Z.)

In Card off in Wales kam unlängst ein Güterzug aus Newport in Hellen Flammen stehend auf die Station gebraust. Der letzte Wagen des Zuges, der 8 oder 10 Widder enthielt, war durch die Unvorfichligkeit eines Ranchers in Brand gcrathen. Die armen Thiere schmorten bei lebendigem Leibe, und ihr Fett rann wie siedendes flammendes Oel auf die Bahnschwellen hinab. Mit Noch wurde größeres Unglück verhütet. (U. S.)

Amerika. Im letzten Monat sind nicht weniger als 300 Eimer Neckarwein in Philadelphia angelangt und man vernimmt, dast fortwährend große Bestellungen für 57r und 58r gemacht werben. Die Eiseubahnnnfälle mehren sich in Nordamerika auf eine schaudererregende Weise, so daß fast kein Tag vergeht, an dem nicht einige Personen umkommcn oder verletzt werden. Anstatt vorsichtiger, werden die Zugführer im­mer waghalsiger, und es dürfte gerade für einen Jeden, der in der Union eine Eisenbahnrcise unternimmt, gerathen sein, vorher sein Testament zu machen. zSt. Anz.)

Pflicht und Liebe.

(Fortsetzung.)

Am Morgen des nächsten Tages trat der Kaufmann in sein Gemach; er warf einen schmerzlichen Blick auf den Gefan­gene», der die Hand seines Wohlthäters ergriff, und sie mit heißen Tbränen benetzte.

Fremdling", sprach der Eintretende,du hast mein Ver­trauen mißbraucht, du hast mich gezwungen, die Macht der Ge­setze gegen dich in Anspruch zu nehmen, du hast die Wohltha- tcn, die ich dir erzeigt habe, mit Undank mir gelohnt; doch das Alles könnte ich dir verzeihen, denn nicht um des Dankes willen habe ich wie einen Sohn dich bei mir anfgenommen, aber du hast mein Kind unglücklich gemacht, du hast ihrer Seele reinen Spiegel mit einem giftigen Hauche befleckt, der sie in das Grab stürzen wird. Diesen Frevel kann der beleidigte Va­ter nicht vergeben!"

Karl stürzte zu seinen Füßen.

Mein Freund, mein Wohlkhäter," rief er aus,den ich so gerne Vater nennen möchte, benrtheile meine That nicht all­zu vorschnell. Es ist wahr, ich habe dir mein Leben zu verdan­ken, du hast mich mit den Gaben deiner Güte überschüttet, und ich wollte dich ohne meinen Dank verlassen, aber du thust mir Unrecht, wenn du mich anklagst, einen Frevel an dem Herzen deiner Tochter begangen zu haben. Ich sah die Liebe in ihrer