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pool zur Last. Zn Bremen und Hamburg faßt man seitdem amerikanische Einfuhrartikel scharf ins Auge.

Die Treibhaus-Blumen.

> Fortsetzung.,

Bodo eilte wie im Fluge nach Hause, und die Stunden, bis Hermann nach seinem Versprechen sich wieder eiufaud, dünk­te» ihm eine Ewigkeit.

Willst du mein Bruder werden, wie du längst mein Freund warst?" rief er ibm entgegen und bot ihm die Hand.

Hermann trat ein wenig zurück, ohne cinznseblagen.Sie wissen also alles?" fragte er mit tiefem Ernstewissen es, daß ich Dvrchcns Schwager bin?"

Freilich, freilich, du Guter!"

Und sie haben nicht auf Ueberredung, nicht in einer flüchtigen Aufwallung, sondern besonnen, nach der Stimme ih­res Herzens, als ein freier, denkender Mann, als ein Mann von Ehre, fest und unabänderlich beschlossen, das zwar niedrige, aber unschuldige und mackcllose Mädchen zu ihrer Gattin zu wählen?"

Das habe ich. Mich treffe die Verachtung jedes Redli­chen, wenn ich je wanke!"

Herr von Arlheim! jetzt ist es noch Zeit, zurück zu tre­ten; aber dieser Augenblick ist entscheidend. Sie sind mein Freund, mein Wohlth'äter, mein und meiner Familie Versorger, aber sobald sie auf diesem Entschlüsse beharren, so müssen sie von nun an nicht bloß ibren dankbaren Freund in mir erblicken, sondern auch den Beschützer meiner Schwägerin und das verhüte Gott! im schrecklichsten Falle ihren Rächer!"

Du wirst, du sollst ewig mein guter, treuer, theilneh« mender Bruder sein Bruder auf du und du!" antwor­tete Arlheim, ihn feurig umarmend.

Auf du und du, wie in den Tagen unserer Jugend, aber nun, wie Männer, in Leben und Tod!" versetzte Her­mann und erwiederte seine Umarmung.

So war denn der Bund geschlossen, und die beiden Freunde blieben den ganzen Abend, ja selbst die Nackt über, bei einan­der. Sie überlegten gemeinschaftlich, wie für Dorchens feinere Ausbildung am besten gesorgt, wie ibrc Verbindung mit Arl­heim, die nach beiderseitigen Meinung noch einige Jahre ver­schoben werden sollte, mit möglichster Vermeidung alles Auffal­lenden, mit möglichster Schonung seiner bisherigen Verhältnisse eingeleitet und zu der fröhlichsten Vollziehung gebracht werden könne.

Am folgenden Morgen eilten sie vereinigt zu Fabian, und die Freude des Empfanges war von allen Seilen sehr groß. Dorchen zeigte auch bei'diescr Gelegenheit so viel inniges Ge­fühl, so viel Zärtlichkeit gegen Schwester und Schwager, so viel unwillkührlicke, bezaubernde Hinneigung gegen Bodo, daß dieser den Rath seines Freundes ihr von seinen Absichten vor der Hand gar nichts merken zu lassen und bloß im Verhältnisse eines theilnchmenden Freundes zu bleiben, nur mit höchster An­strengung und Ucbcrwindung befolgen konnte. Hermann zog bei der ersten Gelegenheit seinen Schwiegervater auf die Seite, und da dieser das größte Zutrauen in ihn setzte, so war sehr bald alles Erforderliche in Ordnung gebracht.

Noch vor Hermanns Abreise wußte Dorchen, daß sie ihre Schwester, so bald diese an dem Orte ihrer künftigen Bestim­mung, einem Städtchen unweit des Arlheimischen Gutes, angc- langt sein würde, besticken und sich einige Zeit bei ihr aufhal- tcu solle. Sic sreuete sich darauf mit kindlicher Innigkeit, und nur der tief im Herzen verschlossene Gedanke, daß sie dann Bodo nicht mehr sehen werde, störte zuweilen ihr Glück.

Erröthend, doch nichts weniger, als ungern, gab sic es zu, daß ihr Freund sie noch kur; vor der Abreise als Veilchcn- bindcrin malen ließ, und bei dem Abschiede von ihm vergoß sic unzählige, nickt ganz zu verhehlende, Tbränen.

Auch der alte Fabian wurde bald darauf nach Bodo'S Gute gelockt, und ließ sich, aus Liebe zu seinen Kindern, end­lich bereden, seine Besitzung in der Residenz aufzugebcn und die Aussicht über den sehr weitläufigen Garten des Arlheimischen Rittergutes zu übernehmen. Ter Reitknecht Heinrich erhielt seinen Abschied, und Bodo bat in der Absicht, eine Reise in

das Ausland zu unternehmen, um seine Entlassung, die ihm denn auch auf das ehrenvollste mit der Anwartschaft auf die Oberforstmeistcr-Stelle desjenigen Kreises, in welchem sein Gut lag, ertheiit wurde.

Dorckens ältere Schwester, Namens Sophie, gehörte zu den edlen weiblichen Wesen, die, auch bei sehr geringer Anlei­tung, das Vortreffliche erreichen, und ihre Tante war eine sehr brave und verständige Hausmutter. Da nun Sophie auch durch einen frühzeitigen Umgang mit Hermann nicht nur Gelegenheit, sondern auch den stärksten Antrieb zu einer höheren Ausbildung erlangt hatte, und von der Natur mit Klugheit und Scharfsinn reichlich auSgestattet war; so konnte es nicht fehlen, daß sie bei Ausführung des von ihrem Manne und Bodo entworfenen Pla­nes die geschickteste Gehülfin abgeben mußte. Beide Ehegatten machten es sich zur heiligsten Pflicht, Schwester Dorchen in eine würdige Gattin des edlen Bodo umzubilden, und der glücklichste Erfolg krönte ihre Bemühungen.

Dorchen erhielt, theils durch einen geschickten Geistlichen des Ortes, theils durch Hermann und Sophien selbst, in allem für ein edles Weib Wissenswerthes den vollständigsten Unter­richt, und kaum hatte sie mit ziemlicher Anstrengung die ersten Schwierigkeiten besiegt, als sie bald sehr bemerkbare Fortschritte that. Ein neues Licht schien sich für sie über die Welt zu ver­breiten, und ihr feuriges Herz umfaßte alles Gute, Große und Schöne mit der glühendsten Empfindung.

Bald war sie so wett gebracht, daß sie selbst wieder die ganz an ihr hängenden Kinder Sophiens unterrichten konnte; bald wurde sie von den Angesehensten des Städtchens ihren Töchtern als Muster der Nachahmung angewiesen.

Es versteht sich von selbst, daß bei dieser nach und nach steigenden Veredlung ihres Geistes auch das Acußere nicht über­sehen wurde. Bodo hatte, ihr unwissend, zu ihrem Unterhalte ein viel Ansehnlicheres ausgcsetzt, als die wirthschaftliche Sophie für sie auszugeben vermochte; gleichwohl erhielt sie, angeblich von Hermann und Sophien oder der Tante, immer mehr und und schönere Kleider. Niemand würde in ihr mehr die Blu- mcuverkäuserin erkannt haben, ob sie gleich auch als diese jedes Herz zu fesseln vermocht hätte.

Doch je mehr sich ihr Anstand verschönerte, je mehr ihre Gefühle fick verfeinerten, desto zärtlicher wurden zwar ihre Erinnerungen an den so lange vermißten Bodo, aberdcsto scheuer und zurückhaltender auch die Briefe, die sie auf Hermanns Ver­anlassung von Zeit zu Zeit an ihn schrieb. Hermannen und Sophien konnte der Grund hiervon nicht entgehen; sie freueten sich innig darüber, und konnten sie oft nur dadurch zum Schrei­ben an ihn bringen, daß sie ihr irgend ein Geschenk, als wirk­lich von Bodo geschickt, überreichten. Nun mußte sie ihrem Freunde für sein Andenken Loch danken; nun wurde nach lan­ger und strenger Wahl endlich ein Brief fertig, und nun schwebte auch Dorchen Tage und Wochen lang in schönen, nur mit Mühe zu verbergenden, aber auch,? wie sie glaubte, für sie ganz trügerischen Träumen. (Schluß folgt.)

Allerlei.

Warum wird die Kirche nicht reiner gehalten? fragte ein Rei­sender den ihn herumflihrenden Küster. Ohne durch diesen Vorwurf ver­legen zu werden, antwortete dieser ganz kurz:Weil geschrieben steht, daß wir im Staube anbetcn sollen."

Lurhcr und Dr. Eck waren die heftigsten Gegner. Letzterer erlaubte sich den Scherz, den Namen seines Widersachers anstatt des th mit einem d zu schreiben; dafür ließ Luther bei seines Gegners Namen den Punkt zwischen Dr. Eck aus.

In einer beliebten Zeitschrift hatte der strenge Censor die erste Seite dcS sreimüthigcn Aussatzes eines sehr achtbaren Gelehrten gestri­chen. Der Raum mußte leer bleiben, doch sollte Ccnsurlücke darüber be­merkt werden. Des Setzers Hand vergriff sich und machte Censurtücke daraus.

Es fragte Jemand seinen Nachbar: was macht Ihre kranke Frau?Ach!" erwiderte der Befragte:cS geht wir recht fatal. Meine Frau fürchtet, daß sie stirbt, und ich, daß es der Fall nicht sein wird. Da ist nun von beiden Seiten Angst und Sorge."

Auflösung des Räthsels in Nro. 77:

Die Distel.

Truck und Vertag derG. W. La>>e r'schen Buchhandlung. Rcdaktwu: 4 ölzle.