Tages-Neuigkeiten.

Ludwigshafen, 3. April. Se. Maj. König Lud- w i g hat die hiesige katholische Gemeinde durch ein großartiges Ostergcschcnk angenehm überrascht. Dieselbe erhielt nämlich von Seiner Majestät zum Bau ihrer Kirche die Summe von 6600 fl. Um das Andenken an den großmülhigen Geber dauernd und in monnmentaler Weise zu ehre», sollen von die­sem Geschenke die zwölf granitenen Säulen im Innern des Schiffes der Kirche errichtet werde». (Ps- Z-)

Karlsruhe, 26. März. Sämmtlichc Bürgermeister des Landes (wir haben deren 1582) sollen bei amtlichem Anstreten als äußeres Zeichen ihrer Würbe mit einer silbernen Kette be­kleidet werden, die sie um den Hals tragen, und welche in einer Kapsel daS Brustbild dcS Grobherzogs enthält. Zu die­sem Ende ist von der größt). Münzverwaltnng die Lieferung von 4746 Schuh silberner sogenannter Erbsenketten ausge­schrieben. . iFr- J-)

Karlsruhe, 31. März. Bei der heute dahier stattge­habten Prämicnziehnng der großh. bad. 35 fl. Sericnloose sind auf nachfolgende Nummern die dabei bemerkten Hauptprcise gefallen: Nr. 303,111 40,000 fl-, Nr. 350,459 10,000 fl., Nr. 198,483 5000 fl-, Nr. 254,600 110,890, 113,667, 232,727 und 19,178 jede mit 2000 fl., Nr. 150,368, 80,120, 38,973, 298,961, 168,090, 57,452, 329,913, 48,400 53,489, 59,119 jede mit 1000 fl.

In Nürnberg ist die reiclsteFran der Stadt, die Wittwc dcS württembergischen SalinendirettorS Thon gestorben. Sie hinterläßt ein Vermögen, das über eine Million geschäht wird, dabei war sie so geizig, daß sie sich nicht recht satt. Sie hinterläßt aber auch emcn geistig beschränkten Sohn, dem cs ein besonderes Vergnügen macbt, den Todtengräbern bei ihrem traurige» Geschäft hchülflich zu sein.

A»S Oesterreich marschircn einige frische Regimen­ter über die Alpen »ach Oberitalicn, um die dortige Besatzung zu verstärken.

In Biebrich wollten drei Damen die Blumenaus­stellung besuchen, wurden aber von dem Portier durchaus nicht zngelassen. Sie trugen so umfangreiche Lrinvlinen, baß der Thürhüter befürchtete, cs möchte um den Blumenflor geschehen sein und darum bat, zuvor die Toilette zu wechseln.

Die Barbiere in Preußen haben eine Petition bei dem Landtag cingereicht und gebeten, daß man sich ihrer bedräng­ten Lage aunchmcn und ein Gesetz auf Abschaffung der Demo- kratcnbärte erlassen möchte. Seitdem diese in die Mode gekommen wären, läge ihr Gewerbe ganz darnieder.

In Berlin ist eine sehr große Narnrseltenheit zu sehen, ein nacktes Pferd. An dem ganzen Thier ist keine Spur von Haaren, selbst Schweif, Mähne, Zopf, Augenwimpern fehlen. Das Pferd ist schön gebaut und von außerordentlich zarter Haut. Bis jetzt sind wenig Exemplare dieser Race nach Europa gekommen und zwar durch Zigeuner. Kenner schließen auf arabische Abkunft.

Die Franzosen wollen die Besitznahme der Insel Pcrim durch die Engländer nicht gut sein lassen. Eine mit den An­sichten der Regierung vertrante Zeitung sagt, man müsse diese Usurpation unmittelbar verhindern, und sei Zeit, England von seinen Uebergriffeu zu entwöhnen. Der Besitz von Perim gebe die Schifffahrt auf dem rothen Meer in die Hände von England und gefährde die Unabhängigkeit der Türkei. Bei den zwischen England nnd Frankreich herrschenden Differenzen kann diese Angelegenheit von wichtigen Folgen werden.

Paris, 2. April. Wie ich heute höre, werden der Kaflcr und die Kaiserin Heuer zuerst iu Fortainebleau ausnahms­weise ihre Sommerresidenz nehmen. Dort sollen die Königin von Holland, die Kronprinzessin Olga und der Kronprinz Carl von Württemberg II. MM. in der ersten Woche des Mai einen Besuch abstatten. (T. Ehr.)

Das muß man der französischeil Regierung lassen, daß sie mit Eifer an Alles geht, was geeignet ist, den Wohlstand des Landes zu heben. Es wird demnächst dem gesetzgebenden Körper ein Project vorgclegt werden, auf welche Weise die 4

Thälcr der Loire, Rhone, Garonne und Seine gegen die Ueber- schwcmmungen, die immer so großen Schaden anzurichten pfle­gen, zu schützen seien.

In Frankreich hat das Tabaksmonopol dem Staats­schatz seit 45 Jahren 2784 Millionen Franken eingetragen. Man hofft für die Zukunft den Ertrag noch zu vermehren.

Man schreibt ans Paris, 30. März: Vorgestern wurden dem kaiserlichen Prinz zum ersten Male die Haare geschnitten. Dieses geschah unter den bei Hofe üblichen Feierlichkeiten. Es waren mehrere Würdenträger anwesend, und der Kaiser ver­theilte die Haarlocken desKindes von Frankreich" unter die Anwesenden. Der Haarschncider bekam ein Geschenk von 1000 Franken.

Ans Buffalo schreibt man: Es ist immer noch eine große Stockung im Geschäfte. Armnlh und Geschäftslosigkeit sind sehr groß, so daß man den Leuten rathcn sollte, in jetzi­ger Zeit nicht hichcr zu kommen, wenn sic kein Geld mitbringen.

Neittmi.

(Schluß.)

MeinerTreu'," sagte Uaumi, ,,der Augenblickistgekommen. Jetzt habe ich schon das Recht, des Nachbars Brief zu lesen."

Er nahm das Päckchen, drehte es nach allen Seiten, brach das Siegel auf und öffnete den Brief mit der berechne­ten Langsamkeit eines Wohlschmeckers, der ein Glas guten Weins schlürft.

Hoho," sagte Uaumi, während er das Innere des Päck­chens entfaltete,das ist nicht lang."

Der Brief hatte in der That nur eine Zeile und diese Zeire nur drei Worte, mit sehr großen Buchstaben geschrieben:

Aus Sand gebaut.

Uaumi lachte auf.

Meister Noel war doch ein überspannter Thor. . . Auf Sand gebaut! Ein hübsches Testament!"

Sein erster Gedanke war, diesen im Todcskampfe ge- schriebenen Unglnckssprnch des alten Misanthropen ins Feuer zu werfen; aber vernünftiges Nachdenken hielt ihn davon zu­rück. Was suchte er? Einen Vorwand, um Scholastiken zu wecken. Dieser Vorwand war gefunden. Uaumi faltete wie­der den Brief und zog sein HvchzeitSgewand an. Noch nie war er zu dieser ungebührlichen Stunde in das Zimmer seiner Braut gedrungen. Auf dem Punkte cinzntreten, hielt ihn ein Gefühl unbeschreiblicher Bangigkeit zurück. Er hatte zwar An- spräche, aber Scholastika war so jungfräulich; auch hatte sie jetzt den Anstand Pariser Damen, sie wußte, was Sitte, was schicksam ist. Wenn sie diesen frühen Besuch übel nahm! Die Hand auf dem Thnrknopfe, schwankte er hi» und her.

Wie schön sie sein muß!" sagte er zu sich selbst.Wie sehne ich mich, sie erwachen zu sehen, lächelnd wie ein Kind, dessen Seele noch nie von einem üblen Gedanken entheiligt wurde. Ich hab's. Ich -will cintrcten, aus vollem Halse lachend. Scholastika wird fragen, warum ich lache und ich zeige ihr diesen Brief. So verrathc ich wenigstens keine Ver­legenheit."

Und er setzte seinen Einfall sogleich ins Werk und trat mit lautem Gelächter ein. Aber dieß Gelächter endete mit einem heiseren schmerzlichen Schrei. Vor Scholastika kniete ein Mann. Dieser Mann hielt Scholastika's Hände in seinen Hän­den. Mit einem Satze übersprang der Sondirer den Raum, der ihn von dem Knieendcn trennte, und packte ihn heftig an der Kehle. Da erkannte er in ihm Brice. Er ließ ihn loS, sein Arm sank schlaff nieder.

Mehrere Minuten verflossen. Er blieb unbeweglich, den Blick starr vor sich, jedes Gedankens unfähig.

Erbarmen!" bat leise Scholastika.

Uaumi fuhr bei diesem Wörtchen aus seinem starren Sin­nen und gebot ihr mit einem Blicke Schweigen. Brice wagte nicht, sich zu regen. Doch peinigte ihn nicht Reue, sondern Furcht.

Mit welcher geringen Anstrengung hätte Uaumi diese bei­den gebrechlichen Wesen, die ihn so grausam betrogen hatten, zermalmen können! Aber es waren die einzigen Geschöpfe, die