7) Wie viel wird in gleicher Weise bei Ihnen auf der Stritt- gart-Herrenbcrger Straße ein geführt, namentlich an ausländischen Handels- und Gewerbe-Artikeln?

8) Wie schätzen Sie die Quantitäten dieser Artikel, welche durch Ihren Ort auf dem Wege nach Stuttgart geführt werden, und

9) wie hoch die Quantitäten, welche von Stuttgart, Böb­lingen und Herrenberg her durch Ihre Gemeinde nach entfernter gelegenen Orten auf der Schwarzwaldstraße ge­führt werden? wobei Sie namentlich Salz, Wein, Bier, Oel, Obst, Most n. s. w. nicht vergessen wollen.

Kraft des uns gewordenen Auftrags:

Herrenberg, den 14. Juli 1857.

Vorstand Köhler.

Sekretär Krapl.

D i e n st n a ch r i ch t e n.

Se. K. Majestät haben vermöge höchster Entschließung de» Stra- genbauinspeklor Hauptmann Albert in Gmünd wegen körperlicher Un- lüchtigkeit zur Vcrschung seines Dienstes auf Ansuchen in den Ruhestand gnädigst versetzt; die evang. Pfarrei Stcinenberg dem Pfarrer Stolz in Freudenstcin, die in Nothfelden dem Pfarrer Stein zu Spiegelbcrg, die in Hohenhaslach dem Pfarrverweser Motz zu Laufen, die in Detten­hausen dem Pfarrverweser Reuß in Gronau und die in Kirchenkirnberg dem Präzeptor Frohnmcpcr in Güglingen gnädigst übertragen; auf das Forstamt Bönnigheim den Oberförster Frommann in Blaubeurcn seinem Ansuchen gemäß in Gnaven versetzt; die Revicrförstersstelle zu Murrhardt dem Forstamtsassistentcn Hopfengärtner in Altcnstaig, die zu Kopfenburg dem Forstwart, Revierverweser Fischer in Marlach, und endlich das Umgcldskommiffariat Münsingen dem bish. Verweser dieser Stelle, Hailer, gnädigst übertragen.

Der kath. Schul-, Meßner- und Organistendienst in Markiluücnau wurde dem Untcrlehrer Groß in Rottweil; der kath. Filialschuldicnst in Reichcnbach, OA. Aalen, dem Schulmeister Rebholz in Untergüns- bach, und der kath. Schul- und Organistendienst i» Ochsenhausen, dem Schulmeister Grimm in Spaichingen übertragen, sowie dem israeliti­schen Schullehrer und Vorsänger Sänger zu Thalheim die nachgesuchte Entlassung crlheilt.

Gestorben: Zu Stuttgart Schall, gewesener Professor am Königl. Gymnasium, 69 Jahre alt, und zu Dorinctftngcn der kalh. Pfarrer Schneider, 66 Jahre alt-

Tag es-Neuigk eiten.

Stuttgart, 13. Juli. Gestern Nachmittag, in der Zeit von 2 bis 5 Uhr wurde hier ein äußerst frecher Einbruch verübt. In der Wohnung des Schuhmachers Kroll,, eines wohl­habenden Mannes, wurde der Sekretär erbrochen und eine Summe von mehr als 2000 ft. geraubt. Die Summe lag dem Vernehmen nach noch nicht lange im Hanse, woraus sich schlie­ßen läßt, daß der Dieb mit den Verhältnissen genau bekannt sein muß. Als man den Einbruch entdeckte, fand mau auch einiges Schuhmachcrhandwcrkszcug, einen Hammer, einen Stahl u. s. f., dasselbe lag jedoch so absichtlich da, daß man eS eher für einen Scherz des Diebes als für die ooixorn äslicti halten könne. (H. T.)

Stuttgart, 13. Juli. Es soll dem Kapellmeister Küh­ner die Direktion des Regimentes in St. Petersburg angeboten worden sein, das den Namen des Prinzen Peter von Olden­burg trägt. Daß Kühner zum Prinzen Peter berufen wurde, als dieser hier war, ist sicher, der Gegenstand der Verhandlung ist mir übrigens nicht bekannt. ' (H. T.)

Stuttgart, 15. Juli. II. KK. HH. der Kronprinz und die Kronprinzessin sind gestern Abend auf Höchst Ihrer Villa ciugetroffen, nachdem der Kaiser und die Kaiserin-Mutter von Rußland von Wildbad abgercist sind. Man spricht als etwas Sicheres davon, daß die Kaiserin-Mutter nach der Ver­mählung des Großfürsten Michael mit der Prinzessin Cäcilie von Baden Rußland für immer verlassen werde, da ihr das dortige Klima nicht zusage. Sie werde den nächsten Winter wieder in Italien zubringen, dann aber wieder nach Württem­berg kommen, um sich bleibend in unserem Lande anzusicdeln.

(H. T.)

Stuttgart, 15. Juli. Die Kricgsübungen finden nicht in Obcrschwaben statt, wo bekanntlich im Jahr 1846 großes Manöver war, sondern in der Gegend von Hall und werden, so viel ich weiß, auch Hellbronn und Weinsbcrg berühren. Wie

immer wird die Zeit gewählt, zwischen Vollendung der Ernte und vor Beginn der Weinlese, wo die jungen Soldaten zu Hause am ehesten entbehrt werden können. (H. T.)

Nach einem Berliner Blatte haben der Kaiser und die Kaiserin von Rußland im Hotel Klumpp (Bären) in Wild­bad für 4 Tage 6000 Thlr. pr. Et. also 10,500 fl. für ihre 30 zur Verfügung gestellten Zimmer bezahlt!

Karlsruhe, 11. Juli. Das großh. badische Regie­rungsblatt Nr. 27 vom Gestrigen enthält folgenden Gnadenakt: Friedrich, von Gottes Gnaden Großherzog von Baden, Her, zog von Zähringcn. Wir finden Uns nach Anhörung Unseres Staatsministeriums in Gnaden bewogen, diejenigen Unserer Unterthancn, welche sich in den Jahren 1848 und 1849 der Verbreche» des Hochverrats, der Widersetzlichkeit, der öffent­lichen Gewaltthätigkcit oder deSAnfruhrs schuldig gemachthaben u. dermalen ihre Strafe erstehen, den Rest derselben zu erlassen; sodann jene Unserer vormaligen Unthcrthancn, welche wegen der be« zeichneten Verbrechen landesflüchtig und zu keiner höheren als achtjährigen Zuchthausstrafe vcrurtheilt sind, zu begnadigen, und endlich die Untersuchungen dieser Verbrechen niedcrzuschlagen, welche bis auf Betreten der Angeschuldigtcn eingestellt worden; alles Dieses unter der Voraussetzung, daß die Betreffenden, nachdem sie unter Erklärung ihrer Reue um Begnadigung uachgesucht haben, sich fortan wohl verhalten. Zugleich ermächtigen Wir Unser Ministerium der Justiz, den Begnadigten, welche sich über ein längeres gesetzliches Verhalten ausweisen, die Folgen der Zuchthausstrafen zu erlassen; und ebenso Unser Ministerium des Innern, ihnen, wenn sie Uns von Neuem den Eid der Treue leisten, das Staarsbürgerrecht wieder zu verleihen. Auf Die­jenigen, welche sich nebst der oben erwähnten Verbrechen noch anderer strafbarer Handlungen schuldig gemacht haben oder welche dem Militärstand angehörten, findet dieser Gnadenakt keine An­wendung. Gegeben zu Karlsruhe, den 9. Juli 1857. Friedrich, v. Stengel. Auf Se. K. Hoheit höchsten Befehl: Schunggart.

Frankfurt, 13. Juli. Dem BrüsselerNord" wird aus Frankfurt vom 11. d. telcgraphirt:Die Cabincte von Berlin und Wien, befriedigt durch die Form der jüngsten däni­schen Antwort, haben sich vereinbart und werden, bevor siedle Note erwidern, das Resultat der Einberufung der Stände der Hcrzogthümer abwartcn." (Fr. I.)

Königsberg, 8. Juli. Von dem königlichen Constslo- rium ist an die ihm untergebene Geistlichkeit dieser Tage ein Erlaß gerichtet worden, welcher anordnet, vom nächsten Sonn­tage ab die Bitte um Regen in das allgemeine Kirchengebet aufzunchmen. (N. Pr. Z.)

V Der König von Preußen ist zu kurzem Besuche in Wien und Schönbrunn, wo er wohnt, eingetroffen, der Kaiser war ihm bis Gänserndorf entgegengcfahren. Die hohen Kriegsher­ren hatten die Uniformen getauscht, der König trug öster­reichische, der Kaiser preußische. Wie wäre es, wenn die bei­derseitigen Kriegshcere auch von Zeit zu Zeit bei passenden Gelegenheiten tauschten und z. B. mit einem Versuche in Schleswig-Holstein den Anfang machten? Wer's genösse, könnte rufen: keine österreichischen, keine preußischen, sondern deutsche Hiebe! DaS würde sicher Eindruck machen.

Bern, 11. Juli. Hat man je ein solches Fest erlebt, wie das Schmcizervolk eben eines in Bern feiert? Schon sieben Tage dauert es, und der Jubel will gar kein Ende nehmen. Die Freude scheint unerschöpflich zu sein, und erneuert sich mit jedem Morgen. Wenn eine Gesellschaft abzieht, so halten drei neue dafür ihren Einzug; die Fahnenbnrg hat für die Menge der Fahnen fast keinen Platz mehr. Während große Wagen voll Schützen mit nummerbegränztcn Hüten, indem sie Abschicds- licder singen, zu den Thoren hinausfahrcn, donnern die Ka­nonen ihren Willkomm den frisch ankommenden Mannschaften entgegen. Der Zudrang zu dem Schießstand ist so groß, daß die'Schützen entweder die rasche Errichtung einer bedeutenden Zahl neuer Scheiben oder Verlängerung des Festes verlangen. Früher dauerte das Freischicßen acht Tage, in Bern verlängerte man cS schon anfangs auf elf Tage, und heute ist die Rede davon, daß man noch einige Tage zusetzen wird. DaS Toasti- ren in der Hütte lockt nicht mehr. Es gelingt keinem Redner