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rcre tausend Gewehre, bedeutende Munition und Dolche weg. Garnison und Marine sind geneigt gehörig cinzuschrciten. (H.T.)

Noch ist es dem britischen Gencralgvuvernenr in Ostin­dien nicht gegluckt, den Aufstand der Eingebornen zu unter­drücken, da derselbe an Ausdehnung gewonnen hat und die meisten Städte, wo indische Truppen liegen, davon ergriffen sind. Nur ein einziges Regiment der Lanzi'erö hat sich nicht bethören lassen und ist nicht abgesallcn. Der Haupthcerd der Revolution ist in Delhi und der neue König hat bereits den Thron bereits bestiegen. Ter Generalgonverncnr bat eine Pro­klamation an das indische Bolk erlassen und den Schutz der be­stehenden Religion, Gesetze und Gebräuche zngesagt, allein er hat nicht hindern können, daß die Rebellen selbst bis Calcutta vordrangen und ein Fort zu nehmen suchten. Ob eS in ihre Hände gekommen, war nach den letzten Nachrichten »och zwei­felhaft. In London sind sofort 3000 Mann Truppen nach Ostindien eingcschifft worden und man glaubt, daß man diese Zahl noch werde verstärken müssen, um den Maßregeln des Generalgonverneurö Nachdruck zu geben.

K o n st antinopel, 17. Juni. Das wichtigste Ereigniß im alten Bizanz ist der Komet. Der fabelhafte Schwärmer, welcher ganz Europa in Angst versetzte, ist uns im Oriente wirklich erschienen; mau sieht ihn jeden Morgen vor Son­nenaufgang in südlicher Richtung. Auch scheint unser so unver­änderliches Klima plötzlich wie ausgcwechsclt. Das Bolk schreibt die Störung in den Witterungsverhältnissen dem Komet zn und die Alttürken verkündigen einander den jüngsten Tag, der au- brcchen müsse, nachdem die Pforte mit den Giaurs Freund­schaft geschlossen. (Ostb. P.)

New-Dort, 13. Juni. Welche glänzenden Geschäfte die Bierbrauer in Amerika machen, sist bekannt. Im vorigen Monat wurde in Newark ein Lag er bi er fest von den Bier­brauer» von New-Uork, Philadelphia, Newark, Hoboken u.s.w. veranstaltet, wobei Las biertrinkende Publikum zu entscheiden hatte, welchem der ausgestellten Biere der Preis gebühre. Die Herren Glatz und Kübler erhielten die Prämie für das beste Bier. Wissen Sie aber, wie viel die HH. Preisrichter, das Publikum, für das Glas Bier bezahlen mußten? Nicht weni­ger als drei Schilling, dreimal mehr als gewöhnlich. Am 16. Mai fand in Milwaukie, im fernen Westen, einStu- dentcncommcrS" statt. . (B.)

In Kalifornien hat man sehr reichhaltige Queck­silber gruben entdeckt, die ergiebiger sein sollen als alle, die sich sonst auf der Erde finden.

In China ist eine Hnngersnoth ansgebrochen und das Elend soll groß sein. Die Kaiserlichen haben mit den Rebellen einen Waffenstillstand abgeschlossen. Alles flüchtet sich nach Canton, weil dort noch ein Vorrats» von Lebensmitteln zu fin­den ist, die man um schweres Geld den Engländern abkauft. Es hat den Anschein, als gehe das große chinesische Reich seiner letzten Stunde entgegen. Im Norden drängen die Rus­sen, im Süden die Engländer und im Innern wüthcn der Bür­gerkrieg und die Hungersnoth.

Allerlei.

Mittel gegen Fliegen.j In der Schweiz schützt man die Mctzgerbudcn und Fleischläden vor den häßlichen, oft schädlichen Fliegen dadurch, daß man die innere Wand mit Lorbecröl bestreicht. Dasselbe Experiment hat man in Häusern angcwendet, um Spiegel- und Bilderrahmen vor den unsau- bern Gästen zu bewahren. Während mehr als eines ganzen Monats bleiben die Gemächer vor den lästigen Besuchen geschützt und wenn sie sich wieder zeigen, genügt ein leichter Oclanstrich der Vergoldung, um die Fliegen den ganzen Sommer über entfernt zu halten.

Bei dem Brande im Bahnhofsgebäude zu Leipzig haben sich die feuerfesten Gcldschränke nicht bewährt. Alle darin befindlichen Werthpapiere waren verkohlt und das Silber war geschmolzen.

Unter dem Vorsitze des Prinzen Albert fand in London eine Konferenz über Volkserziehung statt, die sehr zahl­reich besucht war. Es stellte sich heraus, daß in dem hochge­

bildeten England das VolkSschulwcseu noch arg darnieder liege. Von 4,908,696 Kindern, die zwischen 3 Jahren alt sind, gehen i» England etwa 2 Millionen in die Schule, der größere Theil bleibt ohne allen Unterricht. Davon geht noch ab, baß 42 Proceut von jener Kiuderzahl kaum 1 Jahr, 22 Procent 1 Jahr, Ifi Procent 2 Jahr, 9 Procent 3 Jahr, 5 Procent 4 Jahr und nur 4 Procent 5 Jahr die Schule besuchen. Mau braucht die Kinder meist in den Fabriken, wo­hin sie nicht früh genug kommen können, auch wen» sie dabei körperlich und sittlich verwahrlost werden.

Wie ein V a t e r u uscr dem Menschen durch'sHerz gehen und iu'S Gewigeu bohren kann, davon gibt folgende Geschichte ein Zeugniß. Es hatte ein rohes, gottsvcrgessencS, irdisch gesinntes Weib eine fünfjährige Tochter, welche von dem ver­storbenen Vater ein nicht unbedeutendes Vermögen erbte. Be­gierig darnach beschließt die unnatürliche Mutter den Tod ihres Kindes, und damit man keine Spur des Frevels entdecke, verbirgt sie das Kind in einem Keller, um eS verhungern zn lasse». Nach 3 Tagen, als sie sich von dem Tobe überzeugen will, findet sie das Kind fast verschmachtet. Es kann nur noch die gefalteten Händchen ausstrecken und lallen:Liebe Mutter! gieb mir Brod!" Doch ohne Erbarmen verläßt die Mutter das Kind, welches nach zwei Tagen auSgelitten hat. Es wird feierlich begraben, und als der Prediger das Vaterunser betet und die Worte der vierten Bitte spricht: Unser täglich Brod gib uns heute! La schlägt dieses Wort, an des Kin­des Bitte erinnernd, wie ein Blitzstrahl in das rohe, aber unn plötzlich ergriffene Herz der Rabenmutter, welche laut jammernd zusammenbricht und ihr Verbrechen bekennt.

Das größte Evangelienbuch der Welt befindet sich in der Kathedrale zu Moskau. Es ist ein Geschenk der Mutter Peters des Großen. Es wiegt 160 Pfund und muß stets von zwei Männern in die Kirche getragen werden. Mit Gold und Edelsteinen ist eS auf bas Reichste bedeckt. Der Einband al­lein kostete 1,200,000 Rubel. Es sind daran Smaragden an­gebracht von der Größe eines Zolls.

Kürzlich theilte ein französisches Blatt, Echo agricole, mit, daß ein Hr. Blancon eine Erfindung gemacht habe, wo­durch man Getreide in 20 Minuten in Mehl schönster Quali­tät verwandeln könne. Jetzt melden die Marseiller Journale, daß der Erfinder sich heimlich aus dem (Mehl-) Staube machte, ohne etwas Anderes hinterlassen zn haben, als Aktionäre mit langen Gesichtern.

Das Sprichworta uf den Hund ko m m e n" soll seinen Ursprung von dem berühmten Wallenstcin haben; als dieser nämlich in Altdorf stndirte, war ein neues Gefängniß für die Studenten erbaut, und man hatte beschlossen, daß es den Namen des ersten Bewohners führen solle. Wallcustein war der Erste, der dazu vernrthcilt wurde, er schob aber seinen Hund zuerst hinein. Man lachte über diesen Einfall, und das Karcer hieß von nun an der Hund. In der Folge brauchte man diese Redensart, um damit Jemanden zu bezeichnen, der in schlechte Umstände gerathen ist.

Dauerndes Glück.

Gluck wohnt in der friedensrcichcn Kinderbrust,

Doch das Kind ist seines Glückes Unbewußt.

Glücklich ist der ersten Liebe Lust und Qual,

Doch genießt man dieses Glückes Nur ein Mal.

Bacchus, Venus lassen Manchen Glücklich sein.

Doch die Nemesis kommt schnelle Hinterdrein.

Glücklich macht den jungen Helden Sein Triumph,

Doch man wird selbst für den Lorbeer Später stumpf.

Nur der lernt auf Erden kennen Dauernd Glück,

Wen mit guten Kindern segnet Das Geschick.

Druck und Verlag der G. W> Zaiser'schcn Buchhandlung. Redaktion: Hblzle.