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sein, daß auch wir unsere Wünsche laut werden lassen und die K. Regierung darauf aufmerksam machen, welche Linie dem Neckar entlang von Rottenburg ans die entsprechendste für die Bezirke Nagold und Frendenstadt sein dürste. Wie man Hort, soll die Eisenbahn oberhalb der Ebuer'schen Brauerei in Rot- tcnburg vorbeikommen. Welche Richtung sie von da aus neh­men wird, ist nicht bekannt; ist man aber da angekommen, so halte ich dafür, daß sie durch das schone, reichgescgncte Frnckt- gäu in der Richtung der gegenwärtige» Posistraße nach dem Glattthal, und durch dieses, zwischen Horb und Sulz, dem Neckar wieder zugesührt werde. In dieser Richtung würden die Orte Scebronn, Ergenzingcn, Eutingen, Weitingen, Bohn- dorf. Baisingen, Göttelfingen und Andere nahe berührt, Na­gold und Frcndenstad etwa Ihr bis 2 Stunden in die Nähe der Bahn kommen.

Eine Nagoldthalbahn von Pforzheim zur Verbindung mit der Neckarbahn soll in der vom K. Finanzministcr ausgcfertig- tcn Zuknnftskarte bemerkt sein. Bei dieser oben bemerkten Richtung wäre ein Anschluß an die Neckarbahn viel leichter zu machen, als wenn die Bahn von Rottenburg ans durch das Neckarthal bis Horb geführt würde. Hiedurch würden die Be­zirke Nagold und Freudenstadt für ihren landwirthschaftlichen, forstwirthschaftlichen und gewerblichen Verkehr, soweit cs ihre geographische Lage und die Terrain-Verhältnisse für einen Eisen­bahn-Verkehr gestattet, so bedacht, wie sie cS verdienen, und die K. Negierung wird eine dahin zielende Bitte der beide» Bezirke gewiß in reifliche Erwägung ziehen und wenn thnnlich, sie auch berücksichtigen.

Es springt von selbst in die Angen, welche Zuflüsse die Neckarbahn hiedurch bekommen und ihre Rentabilität steigen wird. Tie Terrain-Schwierigkeiten dürften geringer sein, als sie im Neckarthal zwischen Rottenburg und Horb sind; Horb selbst wäre nicht dabei umgangen, da die Bahn nur '2 Stunde von demselben entfernt würde.

Es liegt nun in den Bezirken Frendenstadt und Nagold, die geeigneten Schritte beim K. Finanzministerium zu thu», und wenn ick Stimmen ans diesen beiden Bezirken hiefür ver­nehme, so werde ich mir erlauben, zu einer Versammlung nach Pfalzgrafeuweilcr cinzuladcn. Koch.

Tnges-Neuigkeiten.

Stuttgart, 7. Juli. Die Acticnbrauerci, die vor eini­gen Jahren um nur 64,000 fl. verkauft wurde, ist jetzt für den Preis von 110,000 fl. wieder in andere Hände übergegangcn, in die des Werkmeisters Schüttle, der sie als Brauerei und Wirth- schaft wohl nicht fortbcstehen lassen wird. Es zeigt dieser Kauf indcß, daß die Hänserprcise sich auf bedeutender Hohe halten.

sH. T.)

Stuttgart, 8. Juli. Es ist in den letzten Tagen ein noch bedeutenderer Kauf abgeschlossen worden, nämlich der, betreffend die Corsettenfabriken, welche Hr. d'Ambly hier und in Magstatt etablirt. Ter Kaufpreis ist 250,000 fl. Eigen- thümer dieses Etablissements ist jetzt eine Gesellschaft hiesiger Kanflcute, jedoch nur in der Weise, daß Herr d'Ambly als Thcilhaber und technischer Direktor mit demselben verbunden bleibt. Als letzterer bezieht er nahezu einen Ministersgehalt. (H.T.)

Ulm, 2. Juli. (Eine Warnung!) Als Schwimmer wollte gestern ein junger Bursche beim Baden in die Donau springen und sprang auf einen Pfahl, der ihm durch den Leib in die Gedärme hineindrang. Er hatte noch die Kraft, her- ausznkommcn und, mit der Hand die heranSbrechcndcn Ge­därme zurückdrängend, hcimzngehcn, war aber wenige Stunden darauf eine Leiche. (U. S.)

Aus dem Oberamt Tettnang. Ein 17jähriger Dienstbnbe, der früher nirgends gut that, und den sein Dienst­herr nur aus Gutmüthigkeit aufnahm, wollte am Petri- und Panlifeicrtag verschiedene Belustigungen genießen, die in dem nahen Orte Leimnau ftattfanden, waS sein Dienstherr nicht erlaubte. Ans Rache zündete er nun eine» Stall an. Dieser und alles was im Stadel war ging in Feuer aus, während die

Wohnung, durch eine Fellerwand geschützt, wenig gelitten hat. Das Vieh verbrannte znm Theil, darunter mehrere Schweine. Der Schaden des Hofbesitzers wird ans 5000 fl. geschätzt. Der jugendliche Verbrecher ist dem Gerichte übergeben. (D. V.)

Von der Tauber, 6. Juli. In einem Orte an der Tauber, das Heuer einen schönen Obstsegen zu erwarten hat, kam in letzter Woche das noch nie Gesehene und nie Erhörte vor, daß ein Apfelbaum einen von Blüthen schneeweißen Ast zeigte. Ei» Zweig dieses blühenden Astes hängt bereits voll großer Aepfel. Alte Leute sagen, das bedeute einen schönen Nachsommer. Möchte wohl sein wenigstens ist schon der gegenwärtige Sommer einer der sonnenhellsten und wärmsten, die wir je im Taubcrgrund erlebten. Die Traubenblüthe ist ganz glücklich ohne eine Störung vorübcrgegange», doch nur das schwarze Gewächs verspricht einen reichlichen Herbst. Der Zwctschgcnherbst wird der reichlichste werden seit Men« schcngcdcnken hängen die Bäume nicht so voll, wie Heuer überall muß man Stützen anlegen, damit die Bäume nicht zn- sammenbrcchen. lH. T.)

Baden, 4. Juli. So eben begibt sich Se. Mas. der König von Württemberg nach dem Wildbade zu einem Besuche bei Sr. Mas. dem Kaiser von Rußland, wird aber heute Abend hieher zurückkehreu. Morgen wird sich (wie schon gemeldet) unser Kurort einer kurzen Anwesenheit Sr. Majestät des Kaisers von Rußland zu erfreuen haben. Höchstdcrselbe, wird morgen früh gegen 10 Uhr hier ankommen. Mittags aber wieder die Weiter« reise nach Kissingen fortsetz-n. (Krlsr. Z.)

Heidelberg, 2. Juli. Der um die Landwirthschaft hochverdiente Frhr. v. B a b 0 hat kürzlich wieder eine Rundreise durch den Odenwald gemacht und durch Belehrung und Anwoh­nung der Prüfungen in laudwirthsckaftlichem Unterricht bestens cingewirkt. So hören wir von einer trefflichen Maßregel eines AmtSvorstandcS, die auch in andern Theilcn unseres Großher­zogthums Nachfolge verdienen möchte. Sie besteht darin,daß jeder Bauer, der sich verehelichen will, nicht eher die HcirathS- crlaubniß erhält, bis er nachaewiesen hat, daß er eine gut eingerichtete Dungstätte mit Pfuhlpumpe und Pfuhlfaß besitzt. Wer möchte nicht wünschen, daß der tz. 10 des Bnrgerrcchts- gesetzes eine dieser Maßregel entsprechende Auslegung finden würde! (B. E.)

Kissingen, 6. Juli. Tie kaiserl. russischen Majestäten sind so eben hier cingetroffen. (T. D. d. A. Z.)

Ten zahlreichen Judcnsamilicn in drei Gemeinden Böhmens ist befohlen worden, binnen drei Wochen alle christ­lichen Dienstboten zu entlassen.

Wallis. Die Bauern von Fully haben auf einen aus- gebrochenen Zuchthäusler, der die Gemeinde fortwährend in Schrecken erhielt, Jagd gemacht, denselben erwischt, auf dem Platz verurtheilt, gelödtct und verscharrt.

Zn Wasser und Land mehren sich die Wunderwerke. Die Engländer bauten einen Tunnel in der Themse, und die Ita­liener wollen einen Tunnel durch die Hochalpen an Mont- Eenis bohren. Minister Cavour in Sardinien bevorwortcte das Waguiß und die Kammer genehmigte cs. Die Hoffnung des Gelingens beruht auf einer neuen, cigenthümlichen Bohr­maschine, welche von drei Tnriner Ingenieuren erfunden und gebaut worden ist. Wenn sich dieselbe bewährt, sollen die Alpen in 6 Jahren dnrchgrabe» sein.

Mit der Beliebtheit der Nap 0 le 0 nischcn Negierung scheint es doch etwas bedenklich anszusehcn. In den 10 Bezir­ke» zu Paris? welche den gesetzgebenden Körper alle 5 Jahre wählen, sind der Wähler, die ihre Stimmen den Oppositions- candidaten gaben, nicht weniger als 96,299, während die von der Negierung vorgeschlagcncn, also offiziellen Kandidaten, nur 110,525 Stimmen hatten. Beinahe kann Napoleon zu seinen Parisern mit Pyrrhus sagen: Noch einen solchen Sieg und ich bin verloren! Die Legitimsten haben sich in ganz Frankreich jeder Abstimmung enthalten, man schätzt ihre Zahl auf vier Millionen.

Marseille, 3. Juli. Das Genueser Paquctboot bringt die Nachricht, daß die am 29. entdeckte Conspiration eine Maz- zinistische war; man verhaftete etwa 200 Personen, nahm mch«