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Schwnrzroald - Heimat
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Der Reichsfübrer-F, Rcichsminister des Innern hat angeordnet, daß alle Flugblätter und sonstigen staatsfeindlichen Schriften, di« ,„r Verbreitung gelangen, unverzüglich der nächsten Polizeidicnststelle abzuliefern sind. Auch das Aufheben von Sammlungsstücken ist verboten. Auf Zuwiderhandlungen gegen diese Anordnung steht Gefängnisstrafe und in schweren Fällen Zuchthaus «der Todesstrafe.
„Sah ein Knab ei« Nöslein stehn«
Die Württ. Musikbühne brachte in Calw und
Nagold ein Singspiel um den jungen Goethe zur Aufführung
Die NSG. „Kraft durch Freude" vermittelte der Einwohnerschaft von Calw und Nagold je einen schönen Abend mit der Aufführung des netten Singspiels „Sah ein Knab ein Röslcin stehn". Targebotcn wurde das Spiel, in Nagold unter erschwerten Umständen, von der Württ. Musikbühne, die diesmal nicht mit alten, lieben Operctten-Melodien wie beim Vogelhändler auf- wartcle, sondern eine historische Persönlichkeit, den Studenten Johann Wolsgang Goethe, in den Mittelpunkt des drantatischen Geschehens stellte. Durch ihr frisches, lebendiges Spiel mit Tanz und Gesang ließen uns die Künstler die Zeit mit- erlebcn, als der spätere Olympier, ein Jüngling „och, während seines Aufenthalts im Elsaß das unvergängliche Erlebnis mit der Pfarrerstochter Friederike Brion in Sesenheim hatte. Was sich um diese Episode rankt, wurde zu einer rein menschlichen Handlung ohne falschen Herzensknlt gestaltet und eindrucksvoll wiedergegeben.
Zunächst führt uns das Spiel tu den Vergnügungsort „Schnakenloch" in Straßburg, wo die Studicngenossen Goethes auf ihren Freund warten, in den sich zwei Schwestern gleichzeitig verliebt haben. Hier tritt Goethe erstmals Friederike gegenüber. Als er das ewigschöne „Sah ein Knab eiu Röslein stehn" singt, fällt das Mädchen unvermittelt ein, und beide fühlen eine innige Zuneigung zu einander. Im Liebesspiel wächst in Sesenheim zwischen den beiden eine ernste, aufrichtige Liede. Aber das Schicksal wollte es anders. Goethe wird an den Weimarer Hof berufen, und Friedens gibt ihn frei, da sie erkennt, daß der gewaltige Genius Goethe an ihrer Seite keinen Platz finden kann. Beiden aber bleibt das Erlebnis in Sesenheim als wertvolle Lebenserinnerung:
Das Stück steht und fällt mit Otto Lock, dem talentvollen Sänger und ausgezeichneten Darsteller, dessen schöne Stimme wir nicht nur vom Reichssendcr Stuttgart her kennen, der uns auch als ,,Nagelhändler" in angenehmster Erinnerung geblieben ist. Er war eine treffliche Gestalt für den Studenten Goethe. In beschwingtem Spiel ergänzte ihn in glücklicher Weise Anneliese Klebe r - M e g e r l e. Auch die übrigen Künstler gaben einschließlich des Orchesters ihr Bestes. Der Beifall war jedesmal reich und verdient.
I'rilr Kolilcwx.
E» wird viel zuviel telephoniert!
Trotz aller Aufforderungen, die Telephon- gesprüche auf das notwendigste Maß einzuschränken, wird noch täglich viel zuviel telephoniert. Vor allem werden zu viele' Gespräche geführt, die höchst überflüssig sind, deren Inhalt entweder gar nicht gesagt zu werden braucht oder aber durch eine Postkarte mitgeteilt werden kann. Wie manches wirklich kriegswichtige Gespräch, von dem unter Umständen viel abhängen kann, muß zurückgestellt werden, weil die Leitungen anderweitig besetzt sind und der Teilnehmer im Augenblick nicht erreicht werden kann. Es liegt beileibe nicht an den Verimttlexrnnen der Deutschen Rerchspost, auf die man so gerne die Schuld schiebt und denen man so gerne unschöne Komplimente sagt, wenn einmal nicht alles nach Belieben geht. Darum sollte man jede unnötige Nachfrage nach einem angcmeldeten Gespräch lieber unterlassen. Das bedeutet ja schließlich nur eine Verzögerung in der Herstellung der Verbindung und geht schließlich auf Kosten der anderen Teilnehmer.
Alte Bücher werden mobilisiert
der Reichsschrlfttumskammer wird zur Zeit «ne Altbuchaktion vorbereitet. Sie wird die reich- yann«,, „ft wenig benutzten Bücherbe- stande tn Privathand mobilisieren "tuen Lesern zusühren. Demnächst werden in Buchhandlungen Plakate erscheinen, die zur Ab- schöngeistigem Schrifttum, KlassikerauS- Mden.. Lexika. Nachschlagewerken — natürlich gegen
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Bezahlung — auffordern. Für das wissenschaftliche und Fachschrifttum werden besondere Ankaufstcllen bestimmt, ,die aus Grund ihrer Kenntnis und Erfahrung entscheiden können, wie weit die angebotenen Werke noch brauchbar sind. Dis" durch diese Aktion gewonnenen Bücher sollen in erster Linie an Luftkriegsbeschädigte abgegeben werden, die Bücher zur Fortsetzung ihrer Berufsarbeit benötigen, und an Buch-, Werk- und Volksbüchereien für Kriegsversehrte. Soweit dann noch Bücher zur Verfügung stehen, können sie frei verkauft werden. Aber der Bücherliebhaber, der selbst durch Abgabe mehrerer alter Bücher anderen hilft, wird selbst bei dem Erwerb von Büchern aus dieser Aktion bevorzugt Damit ist ein Weg gefunden, vielen alten Büchern z» neuen Lesern zu verhelfen.
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Vom Uhrmacherhandwerk werden jetzt auch im Gau Württemberg über Annahmestellen schadhafte Uhren in französischen Städten repariert. Bisher wurden rund IM OOO deutsche Uhren in Frankreich heilgemacht.
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Zum Jugendsparen wurde angeordnet^daß künftig Einlagen der Betriebssichrer zur Eröffnung des Sparbuches bis zu 3 Mark nicht mehr der Zustimmung des Reichstreuhanders der Arbeit bedürfen.
Aus den NÄchbargemeinden
Mindersbach. Dem Obergefreiten Paul Borkhart wurde das Krtegsverdienstkreuz 2. Klasse mit Schwertern verliehen.
Simmozheim. Ernst Möck, Autounternehmer von hier, wurde mit dem Eisernen Kreuz 2. Kl. und dem Kriegsverdienstkrenz ausgezeichnet.
Loffenau. Vorige Woche fand hier in Anwesenheit von DRK.-Kreisführer Landrät Dr. Haegele und DNK.-Bereitschaftsdienstleiterin Hartmann ein DRK.-Grundknrs seinen Abschluß, dessen Leitung Stabsarzt Dr. Vögtle-Herren- alb übernommen hatte. Die Prüfung gab beredtes Zeugiris von gewissenhafter Ausbildung, wofür der Kreisführer dem ärztlichen Kursleiter und den Herrenalber DRK.-Helferinnen herzlichst dankte; erfreut stellte er fest, daß auch hier nuu eine starke DRK.-Gruppe (w) entstanden sei, die es nun weiter auszubauen gelte.
Altrnsteig. Am Ostermontag fand der Äahres- appell der Kriegerkameradschaft unter dem Vorsitz des anstelle des erkrankten Kameradschaftsführers Meyer seit 1943 neu berufenen Kameradschafts- sührers Möbelfabrikant Schaible statt. Gedacht wurde der sechs im Jahrs 1943 verstorbenen Mitgliedern, Friseur Kirn, Dürr, Gipser, Ehr. Henßler, Wucherer, Wöllpert und Otto Luz. Den Kassenbericht erstattete Kassenwart Holzäpfel. Der Schießstand ist nunmehr ein schuldenfreier Besitz der Kriegerkameradschaft. Den umfang
reichen Tätigkeitsbericht 1943 gab Schrislwar! Will). Schneider. In den Beirat wurde neu berufen als Propagandawart Joh. Georg Frey, und Friedrich Schaible, als ersetzender Schicßwart Ernst Wochele. Der Mitgliederbestand beträgt 101 Mitglieder neben 10 Ausmarschierten, die auf Weihnachten ein Rundschreiben mit Ehrengabe zugestcllt erhielten.
Simmersfcld. Die Meisterprüfung hat mit Erfolg bestanden Fritz Geisel, Sohn des I. G. Geisel, hier:
Mönsheim. Am 10. April feierte Frau Johanna Aßfahl von hier ihren 98. Geburtstag. Sie ist geistig und körperlich noch rüstig, nimmt regen Anteil am Zeitgeschehen und kann auf ein arbeitsreiches Leben zurückblicken.
Döffingen. Letzte Woche starb unser Mitbürger Jakob Gantzhorn im Alter von 81 Jahren. 60 Jckhre lang gehörte der begeisterte Sänger dem „Ltederkranz" an. Ein großes Trauergefolge gub ihm das letzte Geleit.
Maichingen, Kr. Böblingen. Durch Hornstöße einer seiner Kühe wurde Landwirt Christian Wacker so schwer verletzt, daß er ins Krankenhaus gebracht werden mußte.
Fußball
HI. Gräfenhauscu — HI. Srammhcim 0 :4
In denr am Ostersonntag ausgetragenen Fußballspiel der spielstarken HJ.-Fußballmannschaf- ten von Gräfenhausen und Stammheim ging dank besserer Spieltechnik die Mannschaft aus Stammheim. als Sieger hervor.
HI. Nagold —HI. Stammhei m am Sonntag
Nach langer Spielpause gehen die Nagvlder wieder an der» Start. Auf eigenem Platz treffen sie sich mit Slamucheim, gegen die sie im Vorspiel knapp 1 :6 unterlagen. Für die Nagolder g^t e-- min, die Schlappe quitt zu machen. Me Stamucheimer, die zur Zeit über eine sehr starke Mannschaft verfügen und am Ostersonntag den Bannmeister Gräfenhausen mit 4:0 überfahren konnten, somit Aussichten 'auf den Bannmeister haben, werden den Nagolder» keine Chance lassen. Spielbeginn Sportplatz 14.30 Uhr. W. F.
Gestorbene: Georg Niethammer, Gottliebs Sohn, 22 I., und Margarete Walter, geb. Brösamle, 81 I., beide von Unterjettingen; Marie Stockinger, geb. Maser, 58 I., Oberjettingen; Erwin Eberhardt, Freudenstadt; Max Lerner, 29 I., Friedrichstal; Anna Uber Witwe geb. Geiser, 62 I., Freudenstadt; Karl Heinzelmann, Alpirsbach; Friedrich Weber, fr. Gastwirt zum „Murgtäler Hof", 79 J„ Freudenstadt; Jakob Wankmüller, 77 I., Langenbrand; Gustav Düppel, Rutesheim; Emil Epple, 21 I., Rutesheim; Karl Hagen loch er, 36 I., Mönsheim; Gotthold Biedermann, Amtsbote, 66 I., Leonberg,' Gottlieb Sanier, Schuhmachermeister, Rutesheim.
Brauchen wir Fabriken — oder nicht?
Lin 8treit vor tiunäert ^sliren - 1832 künk AwKere betriebe in Württemberg
An der Industrialisierung Deutschlands, die der Stuttgarter Wirtschaftshistoriker Professor Dr. Paul Gebring tn einem grundlegenden Aufsatz ln dem Festband zum hundertjährigen Bestehen des Württ. Geschichts- und Altertumsverelns die erregendste und folgenreichste Erscheinung des 19. Jahrhunderts nennt, hat sich unsere engere Heimat, Wärt- tembcrg, nur zögernd und langsam beteiligt. Und erst in den vierziger Jahren wurde die Frage: Fabriken oder nicht? endgültig und ohne inneren Vorbehalt entschieden: ja, Fabriken! Die Entwicklung der Einstellung zu dieser Frage in Württemberg seit dem Ende der "Befreiungskriege ist in mancher Hinsicht glich heute von Interesse und läßt uns manche Eigenart, die bis heute nachwirkt, verstehen.
Daß König Wilhelm l. selber an ihr lebhaft beteiligt war und auch für seine Person die Entwicklung mitgemacht hat, deutet darauf hin, daß sie etwas innerlich Zwangsläufiges gehabt hat.
Als König Wilhelm im Jahr 1816 zur Regierung kam, begann eine Zelt lebhafter Förderung des wirtschaftlichen Lebens des Landes durch den vom besten Willen beseelten König und die Regierung. Der König war ein eifriger Landwirt. In der Landwirtschaft sah er — man kann sagen! sah man allgemein damals — das Rückgrat der ganzen Wirtschaft des Landes. Zu ihrer Förderung hat er besonders viel getan, so durch Gründung einer staatlichen Behörde dafür, der Zentralstelle für die Landwirtschaft, durch Ausbau des landwirtschaftlichen Schulwesens, mit der Spitze in der Hohen- heüner Schule, durch das Cannstattcr Volksfest, das ja ursprünglich ein landwirtschaftliches Jahresfest mit Ausstellung, Preisen und sonstigen Anregungen für die Landwirtschaft gewesen -ist.
Aber auch die Gewerbe brauchten und fanden die Förderung der Regierung, und auch da nahm der König persönlich lebhaften Anteil. Besonders die Zunahme der Bevölkerung, die ln den Real- tcilnngsgcbietcn unserer Landwirtschaft damals zu der weitgehenden Zersplitterung der Betriebe führte, drängte ans die Förderung der Gewerbe, um der neu erwachten Allswanderungsbewegung entgegenzuarbeiten. So kam es 1819 — wir folgen dem genannten Aufsatz von. Professor Gehrlng — zur Gründung eines Handels- und Gewerbever- cins, der alle Unterstützung der Regierung genoß. Aber seine „Zentralstelle" wurde nicht, wie die landwirtschaftliche, zur Behörde erhoben. Die Einstellung zu dem Vcrbältnis von Landwirtschaft und Industrie kam in einer Denkschrift des Finanz- ministcrs Weckherlin 1823 klar zum Ausdruck, die eine Art Lcitwort zur staatlichen Gewcrbefördernng wurde: sie sicht Landwirtschaft und Industrie als eine abgestnfte Einbcit, in der die Landwirtschaft übergeordnet ist. Und gerade diese Einheit und Ordnung z» erhalten, wurde das Ziel. Die Landwirtschaft als Hauptgrnndlage der Nation sollte die Arbeitskräfte und-,die Rohstoffe für das Gewerbe liefern, möglichst sollte der Arbeiter daheim arbeiten oder zugleich Kleinbauer bleiben. Die Gütertrennung sah man dabei als einen Vorteil. an. da sie gerade diese Art gewerblicher Organisation fördere. Heimarbeit neben der Banernarbett
wurde ein Kennzeichen der jungen württember- aischen Industrie, aber auch der industrielle Kleinbetrieb und damit Die Dezentralisation. Eine Statistik von 1832 zählt erst fünf größere Betriebe unter 250 Fabriken und Manufakturen mit ganzen 4500 Arbeitern.
List war damals ganz anderer Meinung: Ein halber Bauer und ein halber Gewcrbsinann, meinte er, ist ein elendes Zwitterding. Doch auf ihn hörte man nicht.
Aber bald zeigten sich Schwierigkeiten der offiziellen Einstellung. Wirtschaftliche Krisen, technische Rückständigkeit der Kleinbetriebe drängten weiter, und 1830 wurde eine freie „Gesellschaft zur Förderung der Gewerbe" gegründet, die, entgegen dem alten Berein, nun die Einrichtung größerer Fabriken mit modernen Maschinen betrieb und auch den Maschinenbau selber in Württemberg einsührte. Das setzte auch den Arbeiter im Hauptberuf voraus. Diese Gesellschaft bildete rührige "örtliche Gewerbevereine, veranstaltete Ausstellungen und hatte lebhaften Anteil am Ausbau des gewerblichen Schulwesens. Der langjährige erste Geschäftsführer, Staatsrat Pistorius, war freilich von gemäßigter Richtung und hielt immer noch die „geteilten Betriebe", die Verbindung von Heim- und Fabrik- tndustrie, für das Ideal, besonders in der Textilindustrie. Aber dieser Zustand blieb unbefriedigend. Allmählich erwachte in den vierziger Jahren, genährt durch ein Buch des Nationalökononien Moritz Mohl, eine Opposition im Verein, die 1845 offen, wenn auch mit Respekt vor Pistorius' alten Verdiensten, zum Ausdruck kam und in der Forderung einer staatlichen Zentralstelle für Gewerbe gipfelte. Pistorius trat 1846 zurück, und 1848 stellte ein nach Eßlingen einberufener Gcwcrbekongreß, auf dem nur noch die Gesellschaft, nicht mehr der alte Handels- und Gewerbevcrein vertreten war, in einer Eingabe an die Regierung den Anträg auf Schaffung einer Zentralstelle. Die Regierung berief im Juni noch eine" Vertreterversammlimg aus den beiden Vereinen; sie war selber schon dafür. Und die Versammlung erklärte nicht bloß die Schaffung der Stelle für ein dringendes Bedürfnis, sondern wählte gleich einen gewerblichen Beirat dazu. In Verbindung mit der Regierung und dem König einigte man sich auch über den Leiter der Stelle: Der Direktor der Landwirtschaftlichen Zentralstelle, Johann von Sautter, wurde auch zum Direktor dieser Zentralstelle ernannt. Man könnte darin noch einen Rest der alten Einheit sehen, und nach Saut- ters Tod wurde dann auch diese Personalunion gelöst. SteinbctS, der große Förderer der Industrialisierung unseres Landes, kam an seine Stelle.
Der Streit war damit auch in unserem Lande entschieden. Aber einiges Gute wurde festgchaltcn: Man blieb bei der Neigung zur Dezentralisation der Industrie und bei der Voriiebc für nicht allzu große Betriebe. In gewissen, mäßigen Grenzen blieben sogar die alten „geteilten Betriebe" bestehen. Dazu kam vor allem der Drang nach Vervollkommnung, der dann die QualitätSindustrie in Württemberg besonders gefördert und für sic auch in den schwäbische» Arbeiter» besonders tüchtige Kräfte aefnn- 0en hat. Hormon ZVrrnor
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ti»ckäruck verboten
S7
Lore schrieb an Frau Port:
„Liebe Tante! Uevermoigeu crhälsi Du uu- erwaricten Besuch. Ich schicke Dir die Neue. So, jetzt erhol Dich erst mal von dem Schreck und dann, lies weiter. Soeben habe ich mich mit ihr ausgesprochen. Was ich ihr gesagt habe, kann ich Dir nur mündlich erzählen. Ausführlicher zu schreiben ist mir unmöglich, da Kate krank wurde und» sich einer Magenopcration unterziehen muß. Die Neue wäre mir unter anderen Umständen unentbehrlich, aber wie hier der Fall liegt, ist es so das Beste, sie kommt so bald als möglich hier heraus. Liebe Tante! Du warst mir immer eine Mutter und ich bin glücklich, daß ich Dich noch habe. So komme ich auch heute mit der großen Bitte. Nimm Dich dieser Armen, Verirrten an. Es wäre mir ein Leichtes, sie ohne weiteres fortzuschicken, wenn sie mir nicht so leid täte. Ich erachte es für meine Pflicht, für sie zu sorgen. Wir Menschen haben ja alle unsere Fehler. Ich mutz ihr helfen, sonst fühle ich mich verantwortlich, wenn sie untcrgeht. Sie hat keine Lebensfreude, stets allein, hat jie wenig inneren Halt und doch ist so manches an ihr, was gut ist. Sie näht vorzüglich, kocht gut und hat gegen alle, das männliche Geschlecht abgerechnet, gut Manieren. Ich werde ihr ein gutes Zeugnis ausstellen. Wir werden ihr suchen helfen, etwas zu finden, was für sie Paßt. Du wirst wieder den .Kopf schütteln und denken, das mutet mir die Lore zu. Und zuletzt wirst Du es doch tun, Du stiebe, Gute. Stell Dich ein bißchen krank. Heute Abend, wenn das Gesinde zu Nacht ißt, werde, ich sagen: Tante Pott ist krank. Sje hittet mich, ihr Käte zu schicken. Da gber Käte krank ist und keinesfalls reisen kann, fahren sie, Lene. Damit sichere ich ihr amen guten Rückzug. Indirekt tust Du ja mir nur Gutes dadurch. Deine Güte für mich ist grenzenlos. Also morgen Abend kommt sie mit dem Elf Uhr-Zug in Annaberg an.
Es grüßt Dich liebstens und in aller Dankbarkeit
Deine Lore.
Gerd kam ins Wohnzimmer.
„Mutter, heute fahre ich mit Alfred nach Ehem- nitz. Wir wollen uns nach einer Wohnung umschauen. Heute Abend gehen wir dann ins Theater."
„Gerd, Du kannst nicht wegfahren. Du muht Helsen. Die Neue geht morgen nach Annaberg. Tante Pott ikt krank und da Käte nicht kann, muß ich Lene schicken."
Gerd machte ein ärgerliches Gesicht. „Das paßt mir aber gar nicht", sagte sie gereizt. „Soll ich nun wegen der" Käte daheim bleiben. Die wird auch ohne mich wieder gesund."
„Wir müssen nach ihr schauen. Das ist unsere Pflicht. Sie hat uns schon unendlich viel Gutes getan."
„Mutti, Du übertreibst. Käte besitzt ein gtoßes Teil Eigendünkel. Mir gegenüber hat sie sich immer zu viel erlaubt. Die Schläge Damals verzeihe ich ihr heute noch nicht."
Lore sah Gerd an.
„G?rd", sagte sie, „Du bist jetzt kein Kind mehr. Käte ist immer noch in Lebensgefahr. Sie ist sehr hinfällig."
„Ach was, Käte her, Käte hin. Wir fahren."
Lore stand vor Gerd. „Gerd, würdest Du so handeln, wenn es Deine Mutter wäre?"
„Gott sei Dank, daß sie das nicht ist."
„Gerd, einmal mußt Du es doch erfahren. Käte ist Deine Mutter."
Gerd sah Lore an wie einen Geist. Alle Farbe war aus ihrem Gesicht verschwunden.
„Wer bin ich denn dä?" fragte sie tonlos. „Wenn Käte meine Mutter ist?"
„Du bist Gerd Leukwiz."
Gerd war ganz fassungslos.
„Mutti, Du lügst. Das ist nicht wahr. So sag doch, daß es nicht wahr ist! Was wird Alfred dazu sagen.. Ich das Kind einer Magd, ich. Und Vater, wie hat Lr das Kind einer Magd adoptieren können? Mutti, warum erfahre ich das jetzt erst. Warum hat man mich in dem Glauben erzogen, daß ich die Gutstochter bin, wenn alles verlogen ist?"
„Gerd, Du hättest es nie erfahren, wenn Du nicht so hochmütig und rücksichtslos wärest. Ich muß Dir die Wahrheit sagen. Käte war eine freie Banerntochter. Der Vater war ein Trinker. Das Gut kam unter den Hammer. Sie mußten verkaufen. Dein Vater hatte eine Liebesverhältnis niit ihr, fiel ab und heiratete meine Schwester Lilly. Er wußte nicht, daß das Verhältnis Folgen hatte. Als er es erfuhr, war es zu spät."
Gerd setzte sich auf die Wandbank, die um de» Tisch lies und stützte den Kopf in die Hand.
Lore fuhr fort:
„Die Leukwizgroßmntter bestimmte, daß Käte auf dem Gute blieb und auf Lillys Wunsch wurdest Du adoptiert. Du hast Deinen Vater. Da bist eine Leukwiz."
Gerd begriff jetzt so manches.
„Da hätte ich eigentlich die Schläge nicht umsonst gekriegt", sagte sie resigniert. „Mutti, so rasch kann ich mich aber innerlich nicht umslcücn. Das muß ich erst mit mir selbst ausmachcn. Mutti, niemand hat gehört, was Tn mir gesagt hast. Sei so gut und lasse es unser Geheimnis sein."
„Gerd, wir können oft späier im Leven nicht mehr gut machen, was in der Zeit geschehen sollte. Vielleicht hat cs Käte erwartet, daß ich es Dir eines Tages sage. Sich, ihr ganzes Leben war nur ans Dein Wohl eingestellt."
(Fortsetzung folgt)