Schwarzwald - Heimat

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von» stLrkstea L.ebe» erfüllt

Der April ist dcr Monat des stärksten Geschehens in der Natur. Alles vranat im ersten frischen Grün, die Saaten auf oen Feldern, das Gras aus den Wiesen, und cs ist ein Wunder ohnegleichen, zu beobachten, wie aus den immer stärker an- schwellenden Knospen dcr Zweige an den Bäumen die Blattspihen aus den Schalen brechen und über Nacht Ihre Gestalt annehmen.

Der Frühlingsblütenslor. der im März einsehte, entfaltet sich zu immer grösserem Reichtum. Veil­chen, Anemonen, Sunipsdotter, Knabenkraut, um nur einige aus der bunten Schar zu nennen, weben draußen in der Natur Blumenteppiche. Die Obst­blüte beginnt, Kirsche», Pfirsiche, Birnen- und Apfelbäume sind nacheinander übersät von ihren Blüten in feinsten Abwandlungen des Weiß.

Von stärkstem Leben erfüllt ist auch die Tier- weit im April. Alles steht im Zeichen der Auf­zucht des Nachwuchses. In dcr Vogclwclt-svmmen die letzten Zugvögel heran, Grasmücken, Rot­schwänzchen, Nachtigallen und Schwalben, bei den Kinken sind die Männchen vorausgeeilt, und ihnen folgen jetzt die Weibchen; gegen Ende des Monats meldet sich sehr vernehmlich der Kuckuck. Der Vogel- gcsang, der erst schüchtern eingesetzt hckt, wird zum schmetternde» Chor. Das erste junge Leben ist da. Zu den Nestern dcr Drosseln, Lerchen, Finken, Zei­sige usns. regt sich gegen Ende des Monats die Brut, oder es sind doch die Eier gelegt, während zartere Vögel, wie Rotschwänzchen, Zaunkönige, Goldhähnchen, immer eifriger nisten. Sie alle sind nützliche Helfer in dcr freien Natur wie im Gar­ten, denn sie leben vor allem von Insekten und »ähren ihre Brut fast nur mit diesen.

Auch in der Welt der Säugetiere erblicken zahlreiche Junge im April das Licht, Eichhörnchen in ihrem Moosnest, tief im Erdbau Füchse, Kanin­chen und Maulwürfe. Die letzte» Winterschläfer er­wachen zum Leben, und auch viele Haustiere haben jetzt Junge. Unermeßlich scheint die Fülle und Mannigfaltigkeit der Insekten, die aus ihren Schlupfwinkeln Hervorkommen. Könnte es anders sein, als daß auch der Mensch in dieser Zeit aus der Winterschwere erwacht? Frühlingsfeste und --brauche, die auf älteste Zeiten zurückgehen, verschos­sen dein Ausdruck

Waldbründe vermeiden k

Kleinerer Brand Uebergreifen verhütet

Waldbraiid-Gefahren sind jetzt wieder groß. Die WitteruiU begünstigt das Entstehen und die Aus­breitung von Flächenbränden in der Natur, na­mentlich in den Wäldern. Neberall in unserem Kreisgebiet konnte man in den letzten Tagen be­obachten, daß an Wegrainen das dürre Gras ab­gebrannt wurde, daß Hecken in Brand gerieten u. a, m. In einem Fall, und zwar in Höfen a. d. Enz, hätte dieses Abbrennen bald schlimme Folgen nach sich gezogen. Dort hatten drei n e u n- jährige Buben gezündelt und einen Waldmin in Flammen gesetzt. Das Feuer griff auf den Gemeinhcwald über und wollte sich be­reits ausdehnen. Nur dein Umstande, daß der Brand gleich entdeckt wurde und energisch be­kämpft Werden konnte, ist cS zu danken, daß der Schaden glücklicherweise gering blieb. Eltern und Erzieher haben die besondere Pflicht, die Kinder aus die Gefahren des Zündelns htnzuwciseu. Auch der Wald ist kostbares Volksgut, ans dessen Be­deutung nickt erst hingewiescn werden braucht.

Boderrbearbeituvg im Frühjahr

Aus den Erfahrungen unseres Calwer Gartenfreundes

Der erfahrene Gärtner hat sein Land im Herbst in grober Scholle umgegraben. Wurde dies ver­säumt, dann mutz es im Frühjahr nachgeholt wer­den. Man sagt, daß man im Frühjahr nicht mehr umgraben soll, und begründet diese Ansicht mit einem Hinweis auf die Landwirtschaft. Nur ist Zwischen Gärtner und Landwirtschaft immerhin >m Blick auf die Bodenbearbeitung ein gewisser Unterschied.

Dem Landwirt genügt zum Säen ein flaches Saatdeet; die schon bewurzelten Jungpflanzen des Gärtners aber brauchen einen tiefer gelockerten Boden. Die gärtnerischen Knlturzcitränme sind auch kürzer als die des Landwirts; deshalb müs­se» die Umsetzungen n» Boden rascher vor sich gehen. Ties setzt eine regere Baktericiitätigkeit im Boden voraus. Da aber die Bakterien bei ihrer raschen Entwicklung mehr Sauerstoff verbrauchen, mug mchr Lnft in den Boden kommen, was durch häufiges Graben erreicht wird. Sollte durch das Graben im Frühjahr Winterfenchtigkeit verloren gehen, so kann sie der Gärtner leichter ersetzen als der Landwirt. Da» Graben im Frühjahr ist dem­nach nicht nur nachteilig.

. Au jedem Fall aber muß brr Boden im Früh- >ahr -clugeebnct werden, damit anstrocknende «ü»de nicht schaden Tie Winterfeuchtigkeit bleibt dem Boden auch erhalten, wenn in kurzen Zcit- al'jtändcn die Oberfläche dnrchgehackt wird. Da«

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Üie NS.-volkswoffkfaffrr unterhält Binder- und Jugenderlsolungsstötten.

durch zerstört man die feinen Haarröhrchen, durch die die Feuchtigkeit aus den Tiefen anssteigt und verdunstet. Das Hacken dient gleichzeitig auch der Unkrautbekämpfung.

Hat sich der Boden infolge reicher Niederschläge stark gesetzt, dann lockert man ihn leicht vor dem Bepflanzen. ^

Heute Gastspiel der Württ. Musikbühne in Calw. Die Württ ivinsikbühne spielt heute abend in Calw (Turnhalle Brühl) daS SingspielSah ein Knab ein Röslein stehn". Der Be­ginn der Aufführung ist ans 19.30 Uhr verlegt. Karten im Vorverkauf können auch heute nach bis 16 Uhr bei der DAF-Verwaltungsstelle, Btschof- straße 2, gelöst werden.

Nagolder Stadtnachrichten

Oberwachtmeister Paul Günther, Bruder des verstorbenen Uhrmachermetstcrs Ernst Gün­ther, erhielt für besondere Tapferkeit vor dem Feind das Eiserne Kreuz 1. Klasse.

' Erweiterung der Reparaiurpjlicht

In die Reparaturliste stnd neuerdings ausgenommen worden: eiserne Oefen und Daucr- brandeinsghe, transportable und ortsfeste keramische Oeken, Oefen ans ungebrannten Werkstoffen lzum Beispiel Koalin, Tort, Beton), häusliche Lufthei­zungen einschließlich Kachelöfen-Mchrziwmerbeiz«»- ae», Kaminösen 'und dergleichen. Gnsheizöfen, Herde aus Stahlblech, Gußeisen, keramischen und anderen Werkstoffen, für feste Brennstoffe und Gas einschließlich Gas/Kohle, kombinierte und Zentralherzungsherde, Waschkesselöfep, Warmwasser­vereiter, Badeöfen für Kohle und Gas, Gaskocher, Beton- und Slahlkesselöfen, Futterdämpfer.

Oie Röhren schonen?

Bei der Beschaffung der Radioröhren geht die Wehrmacht und ihr Bedarf ist nicht gering ans alle Fälle vor. Wir müssen daher unsere Röhren schonen, um sie so lange wie möglich in Betrieb zu halten. Da wir fast ausschließlich nur den Deutschlandscnder und das Reichsprogramm hören und daher nicht nuf den Fernempfang an­gewiesen sind, gibt es täglich einige Stunden, wo wir den Empfänger überhaupt abschaltcn und da­her die Röhren ruhen lasten können. Falls uns also eine Sendung nicht zusagt oder interessiert, ZchaltTn wir kurzerhand den Empsänger aus. Wir 'sparen dadurch nicht nur sehr viel Strom, sondern schonen auch unsere wertvollen Röhren. Beides ist wichtig während des Krieges.,

ES ist in vielen Orten so. daß das Licht netz zeitweise überbelastet, manchmal aber auch ganz wenig belastet ist. Das macht sich dann auch in unserer Wohnung bemerkbar, nämlich da­durch, daß das Licht plötzlich bell aufleuchtct oder auch einmal dunkler wird. Diese SpannunaS- sckwankungen sind natürlich »ich? ganz ungefähr­lich für unsere Rundfunkröhren, vor allem dann, wenn die Spannung plötzlich nach, oben schnellt Diesen llebclstand konntc man früher dnrcki die Zwischenschaltung eines Spannungsreglers abstel­len. Auch die Elektrizitätswerke halsen in Friedens- zetlen durch Zwischenschalten eines Spannungs­reglers. Heute soll man weder die Elektrizitäts­werke noch die Rundfnnksirmen oder Elektrohänd- ler mit solchen Klagen belästigen. Man helfe sich auf eine ganz einfache Art selbst. Um nun die Röhren m schonen und um nicht vom Ausfall einer

Röhre überrascht zu werden, ist es ratsam, den Apparat auf die nächsthöhere Spaiinuiigssinfe Hin­zu schalten, also bei einer Netzspannung von 110 Volt auf 125 Volt, bei 125 auf 150, bei 150 auf 220 und bei-220 auf 210 Volt. In diesem Falle kann »ns eine Ucbcrspannung des Netzes überhaupt nichts tu». Die Lautstärke wird fast gar nicht beeinflußt.

Sicherungen nie behelfsmäßig flicken! Denn schließlich stnd diese Sicherungen dazu da, um unseren Empfänger und unsere Röhren vor Ueber- raschungen, die ans dem Lichtnetz kommen, zu schützen. Es darf nur die richtige Sicherung ein­gesetzt werde», die jeder Rundfunkhändler vor­rätig hält.

Schönbroiiu. In der Familie der Witwe Marie Majer gab es eine große Ostcrfreude Alle vier im Felde stehenden Söhne trafen sich hier inc Urlaub. Gleichzeitig wurde an Ostern dem ältesten der Einberufenen der Stammhalter auf den Namen des jüngsten, im Osten gefalle neu Bruders Hermann getauft. '

Oberjettiiigcn. Obergefreiter Friedrich Sah er von hier wurde mit dem Kricgsverdienstkrenz 2. Klasse mit Schwertern ausgezeichnet.

Wildbad. Die Vcrsdrgungsknranstalt, seither Lazarett, geht in Auswirkung eines Führererlas ses über die Eingliederung der Kriegsversehrten der neuen Wehrmacht in di« Reichsversorgung wieder in deren Hände zurück, um die Kurbehand- luug der Kriegsbeschädigten und Kriegsversehrten des alten und neuen Heeres durchzuführen. Die Inbetriebnahme der Versorgungskuranstalt wird noch einige Wochen in Anspruch nehmen. Die Lei­tung übernimmt als Chefarzt wie früher Ober- Reg.-Med.-Rat und Oberfeldarzt der Res. Dr. Schützer, bisher Chefarzt des Reservelazaretts Wildbad.

Rotensol. Bürgermeister i. R. L. Schaible und Frau Christine, geh. Burkhardt, feierten das Fest der Goldenen Hochzeit. Der Jubelbräutigam zählt 73, die Braut im goldenen Kranz 69 Le­bensjahre. Schaible war von 1911 bis 1931 Orts­vorsteher der Gemeinde und genoß als solcher all­gemeine Wertschätzung und Beliebtheit. Auch seine Vorgesetzte Behörde ehrte in ihm den zuverlässigen, pflichteifrigen und gerechten Betreuer seiner Ge­meinde.

Pforzheim. Ende März ereignete sich auf dem Wallberg dadurch ein schwerer Unfall, daß zwei Jungen im Alter von 11 und 14 Jahren auf dem Wallberg selbstangefertigtes Schießpulver in eine Eisenröhre iudenvund entzündeten. Als das Pul­ver nicht gleich zündete, sahen dte Jungen nach der Ursache des Verjagens. Hierbei explodierte die Ladung, wobei beide Jungen verletzt wurden; jeder von ihnen büßte das linke Auge ein.

Gestorbene: Karl Walz, 67 I., Altcnsteig; Marie Albrecht, gcb. Großhans, 66 I., Alten­steig; Otto Günter, 36 I., Obertal; Luise Sommer, gcb. Früholz, 78 I., Baiersbronn; Ernst Bischofs, 52 I., Baiersbronn; Christian Rubel, 72 I., Dictersweiler; Wilhelm Kepp- l e r, Schuhmacher, 64 I., Enzklösterle; Wilhelm Keller, 67 I., Neusatz; Karoline Nofer, geb. Waidner, 74 I., Herrenalb; Johannes Noppel, 79,1., Gebersheim; Berta Höschele Witwe, 74 I., Hirschlanden; Gustav Schanz, Schmied- meistcr, 69 I., Münchingen; Emma Hummel, geb. Schaible, 76 I, Weil im Dorf.

Ein 3ahr im Schwabenland

NnärüLice einer Essener Letreuerin in unserem ^uinalime^ÄU

Der Krieg hat der NSB. manche neuen Auf­gaben gestellt und auch neue Arbeitsgebiete er­schlossen. Tausende von Menschen, in der Haupt­sache Frauen und Kinder, sind aus den Notstands­gebieten umquartiert. Eine solche Umquartierung vieler Menschen bringt natürlich für beide Seiten, für die verschickten Volksgenossen als auch für die Gastgeber, gewisse Schwierigkeiten mit sich, die ans allen Gebieten des Lebens liegen.

Um diese schneller überwinden zu können, um der NSV. und den Behördenstellen die Arbeit zu erleichtern, besonders aber um den Menschen in der Fremde die Wege zu ebnen, sind Gauverbin­dungsmänner und Krcisbctrenerinneu eingesetzt worden. Uebcr dte Aufgaben und Entwicklung ihrer Arbeit in einem süddeutschen Kreis, in dem viele Essener, Duisjxprger, Mülhcimer und Ober- hauseucr Frauen und auch Kinder leben, berich­tete eine vom Gau Essen eingesetzte Betreuerin gerade in diesen Tagen folgendes:

Als ich im März vorigen Jahres in meinem württembergischen Kreise ankam, mußte ich zu­nächst aufbaucn. Ter mir von dcr NSB. meines Heimatgaues mitgegcbcne Einführungsbrief öff­nete mir bald alle Türen. Ich fand weitgehendes Verständnis und Unterstützung nicht nur bei Par­tei und Amtsstellcn, sondern auch die einheimische Bevölkerung half mir in selbstloser Weise, die Lage unserer ausgebombten Frauen und Kinder tragbar zu gestalten. Wenn ich anfänglich nicht nach bestimmten Richtlinien zu arbeiten brauchte es waren zunächst nur wenige vorsorglich um­gezogene Familien ans dem Gau Essen anwesend , so änderte sich das, als nach den Terrorangrif­fen die großen Transporte kamen. Da konntc ich nur noch nach einem feststehenden Plan arbeiten. Zunächst versuchte ich mich durch einige Rund­fahrten in meinem ländlichen Kreis über die Un­terbringung unserer Familien zu orientieren und verständigte sie, daß ich in der Kreisleitung wöchentlich zweimal Sprechstunde abhalten würde.

Ich kann sagen, daß unsere Essener Volksgenos­sen gut untergebracht sind, teils schon in eigener Wohnung, teils möbliert. Die einheimische Bevöl­kerung bekundete ihre Anteilnahme an dem Ge­schick unserer Volksgenossen in den meisten Fällen

durch Bereitstellung von Räumen und Mobiliar, so daß sich die Familien bald einlebten. In den wenigen 'Fällen, wo die Unterbringung vielleicht zu primitiv war, oder wv die Menschen nicht zu- sammcnpaßten, ist mir durch Rücksprache und auch Verlegung die Herbeiführung von Zufrieden­heit und Verstehen ans beiden Seiten fast imnrer geglückt.

Unsere Kinder in den Pflegestellen sind gut auf­gehoben. Die Pflegeeltern sorgen in jeder Hin­sicht für ihre Schützlinge, überwachen sie nicht nur in gesundheitlicher, sondern auch in erzieherischer Hinsicht, indem sie die Freizeit der Kinder mit kleinen Handreichungen im Haushalt ausfüllen.

Wenn ich von Schwierigkeiten spreche, so waren sie zunächst bedingt in der vielfach anderen und auch häufig schlichteren Lebensweise der Menschen in diesem Gau, in dcr Ernährung und in dcr Be­schaffung der Sachen, die durch die Kriegslage überall verknappt sind. Wenn auch hier wie überall mit Heizmaterial gespart werden muß, so hat in meinem Kreis doch niemand zu frieren brauchen. Der Verkehr mit dem Wirtschafts- und Ernährnngsamt spielt sich für die Frauen durch meine Vermittlung reibungslos ab. Wenn im An­fang viele Frauen Und Kinder in den Gasthäusern aßen, so ist diese Zahl heute noch gering. Die mei­sten Familien haben ihre eigene möblierte Woh­nung mit eigener Kochstelle und können dadurch leben wie zu Hause. In dem Städtchen. T. hat eine Firma unseren Frauen ihre Werkküche zur Verfügung gestellt. Kostproben haben ergeben, daß das Essen sehr gut ist, und es schmeckt heilte auch allen Frauen und Kindern. An dieSpätzle" haben sich fast alle heilte gewöhnt.

Der Gesundheitszustand unserer Familien ans dein Ga>l Essen ist als glänzend zu bezeichneil, zu­mal hier ein gutes Klima herrscht. Zusammen mit einer Sozialarbeiter!» der hiesigen NSB. über­wache ich laufend den Gesundheitszustand. Ab­schließend darf ich sagen, daß mir die Bctren- ungsarbeit Freude macht, trotzdem sie nicht immer leicht ist. Wenn man cs aber versteht, auch den trüben - Zeiten des Lebens Sonnenseiten ab- zngewinnen. dann ist diese Arbeit schön. >

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ircnkwiz ging durch die Küche. Die Schlafzim- mertür war nur angelehnt. Er hörte beider Stimmen. Hier konnte er nichts hören. Er ging durch das Hans aus den Hof. Die,Mägde waren im Stall, die Schlafzimmerfenster standen, offen. Er blieb dicht vor dem offenen Fenster stehen, fest an die Hauswand gedrückt. Ihm ging durch den Sinn: Dcr Horcher an der Wand, hört seine eigene Schand. Aber wissen mußte er, was da drinnen gesprochen wurde.

,-Lene, wollen Sie nicht aufrichtig zu mir sein, daß ich klar sehe. Vielleicht kann ich Ihnen helfen."

Lene schaute Lore an, mit einem Blick als wie: wenn ich Dir alles erzähle, wahrheitsgetreu, wirst Tu mich sofort vor die Tür setzen.

Frau Leukwiz, ich bitte Sie, geben Sie mir den Brief. Ich kann Ihnen niemals die ganz^ Wahrhett sagen."

,Kene, dann muß ich wirklich glauben, daß ..."

Frail Leukwiz, sprechen Sie bitte nicht weiier. Bon alleil Menschen, nur nicht von Ihnen kann ich Verachtung ertragen."

Lene, ich will fragen, antworten Sie mir aber wahrheitsgetreu, wir müssen einen Ausweg sin- den. Ich muß auch Ihnen helfen können."

Lene neigte den Kopf. Fast tonlos kam es her- aus:Fragen Sie."

Lene, ich war dretviertel Jahr von daheim fort. Lene, mein Mann war allein ohne Frau ..."

Frau Leukwiz, ich weiß, was Sie fragen wollen."

Lene, ja oder nein ist gleich gesagt."

Krau Leukwiz, ich wollte es ..."

Weiter Lene. Die ganze Wahrheit will ich hören."

Schluchzend, bebend kam es über ihre Lippen: Aber er wich mir ans. Ich habe ihm Angen gemacht..."

Also doch, Lene."

Lore setzte sich. Ihre Knie wankten.

Gerhardt mußte sich auf die Hansbank setzen.

Nein, bis jetzt noch nicht."

Weiter Lene."

Wenn ich wollte, ich fühle es, könnte ich»."

Lore railg noch Atem. ,Z)ene,' uns Frauen ist viel Macht gegeben über den Mann. Lene, ganz nahe am Abgrund stehen Sie. Ich weiß, daß Sie es könne«. Auf die Dauer widersteht Ihnen kein Mann. Sie sind noch jung. Sie sind schön. Sie wollen sich jetzt scheiden lassen, um sich-wieder aufs Neue in Schuld und Sühne zu verstricken. Lene, wo bleibt Ihr Stolz, Ihr Selbstgefühl. ... Sehen Sie, wenn Sie die Selbstachtung verlie­ren, kann Ihnen niemand mehr helfe». Lene, cs ist wirklich schade um Sic."

Frau Leukwiz, ich habe auf Gottes weiter Welt keinen Menschen, der mir hilft, dein ich mich an- vertrauen könnte. Herr Leukwiz ist der Erste, der mir helfen will. Er hat seinem Rechtsanwalt die Scheidung übergeben. Frau Leukwiz, wenn ich hier heraus muß, bin ich vogelfrei. Mir graut vor der Fremde. Was wissen Sie von dem Leben eines Menschen, der kein Daheim, kein Zuhause inehr hat."

,Fene, Ihnen graut vor sich selbst. Sie haben Unglück gehabt. Jeder Mensch hat Glück und Un­glück. Lene, Ihnen fehlt der eigene, feste Wille, Ihr Schicksal zu korrigieren: sich treu zu bleiben. ' Sie denken, wenn Sie sich geben, dann sitzen Sie hier fest, dann haben Sie hier einen Stein im Brett. Dann kann ich Sie nicht fortschicken. Da­mit werden Sie sich aber nie cine"Heimat stv.f- fen. Sie irren sich, wenn Sie meinen, ich setze mich stillschweigend über alles weg. Lene, Sie sehen nicht weiter als Sie denken. Ich will Ihnen einmal die Zukunft vor die Augen führen. Män­ner, die meisten, sehen in der Frau nur das eine. Ich will auch meinen Mann nicht besser machen als er ist. (Leukwiz horchte gespannt. Er verstand jedes Wort. Um diese Zeit war sonst niemand auf dem Hof.)

Lene, wenn ein Mann seine Frau liebt, ist immer etwas in ihm, das ihn trotz seiner Be­gierde abhält, seinem Triebleben zu folgen. Das sehen Sie an meinem Mann ganz deutlich. In neun Monaten könnte er Ihnen schon längst vcr- fallen sein, Sie hatten Zeit und Gelegenheit, Ihr Lasso auszuws«fen. Was hielt ihn trotz Ihrer Schönheit, Ihrem Entgegenkommen ab? Goden Sie sich selbst ine Antwort darauf. Der Gedanke an mich. Das Gegengewicht ist, daß man auch als Ehefrau der Versuchung widersteht. Die Ordnung und Reinlichkeit der Gesinnung kommt von der Frau. Solange sie sich selbst treu bleibt, ist ihr eine Kraft gegeben, deren Einfluß auch der Mann unterworfen ist. Das ist das Göttlichste im Leben. Man nannte bei den alten Germane» die ' Frauen Priesterinncn der Liebe. Man hielt sie heilig,, die reine Frau. Die Welt hat sich geändert mit ihren Grundsätzen und Anschauungen. Die Frau fordert heute das gleiche Recht. Aber un­umstritten steht fest, daß auch der Mann, der einmal weiter geht, stets zu dcr Frau zurückfindet, die er verehrt. Das ist die Macht, die wir in den Händen halten. Glauben Sic, daß ich hier bleibe, leide und dulde? (Leukwiz horchte gewannt auf.) Ich gehe. Ich finde meinen Weg. Ich dulde um meiner Leute willen, denen ich Vorbild sein soll, keinen Schmutz in meinem Hause. Ich gehe nicht mit Krach und bösen Worten. Ich gehe stillschwei­gend, »m den Altar, auf dem ich in meiner Ehe ' nur Liebe geopfert habe, nicht umzuwerfen. Nicht alles ist im Leben häßlich. Schöne Erinnerun­gen muß man nicht zu neuem Schmutz werfen.

(Fortsetzung folgt) ,

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