gen sagte er zu seinem Gast:Mir ist Niese Nacht ein Gedanke gekommen, und ich glaui'e, der liebe Gott hat ihn mir gesendet. Der Ritter oon Saueck hat eine Gat­tin, die das Gegentheil ist von ihrem Ehehcrrn, denn sie fürchtet Gott, ist sanftmüthig und übt Barmherzigkeit. Ich darf von Zeit zn Zeit zu ihr ans das Schloß kom­men; dann spricht sie mit mir von erbaulichen Dingen und entlaßt mich nie ohne ein kleines Geschenk. Ich will jetzt nach Saneck gehen. Wer weiß, ob es uns nicht frommen kann."

Der Eremit that, wie er gesagt. Nack einer Stunde kam er von der Burg zurück. Er erzählte, daß er die Burgfrau untröstlich gefunden ob der ruchlosen Tbate» ihres Mannes.Morgen," setzte er hinzu,ist ein Fest auf Saneck. Manche Ritter ans der Nachbarschaft sind dazu geladen. Wenn Ihr glaubt, daß Euer Gefickt nickt bekannt sei, so geht hin; dem Sänger werden die Thüren offen stehen. Ihr werdet wenigstens Gelegenheit haben, die Beschaffenheit der Burg kennen zu lernen."

Mein Gefickt ist diesen Menschen fremd," antwor­tete Edwin,denn ich habe bisher in Mainz gelebt und in die Nähe des Erzbischofs wagte sich keiner dieser Raubritter, denn es ist ihr geschworner Feind. Ich will hingehen."

Als Edwin des andern Tages nach Saneck kam und an die Thüre der Halle trat, wo die zahlreiche Tischge­sellschaft versammelt war, schallte ihm die zügelloseste Lu­stigkeit entgegen. Einige der Gäste bemerkten ihn, riesen ihn hinein und hießen ihn bekannte Zccblieder anstimmcn. Aber der Lärm unterbrach ihn bald, denn dcll^Gästen war der Wein bereits zn Kopfe gestiegen, und am mei­sten schien der Ritter von Saneck von den Dünsten des­selben umnebelt. Edwin wurde jetzt aufmerksam auf ein Gespräch, welches sich zwischen diesem und seinem Nach­bar entspann.Weißt Du auch, Wilm," sagte der Nach­bar,daß man Dich im Verdacht hält, Du habest den Fürstenecker niedergeworfen und in's Gefängniß gesperrt?" Nickt alle Sagen sind Lügen," versetzte der Ritter mit einem gräßlichen Schmunzeln.Man behauptet sogar, Du habest ihn blenden lassen," fuhr jener fort.Nun, was ist's weiter?" versetzte der Sanecker.Ob eine Kerze von selbst erlischt oder ansgelöscht wi;d, ist's nicht das­selbe? Sie hört eben zn brennen auf.

Schade um seine Kunst im Bogenschießen," siel jetzt ein anderer Ritter ein, der das Gespräch belauscht hatte.

Ich wette, er trifft auch blind noch das Ziel, wenn man es ihm bemerklick macht," Hub der erste Ritter wie­der an.Topp, ick wette dagegen," ries, aller Beson­nenheit baar, der Sanecker, und gab Befehl, den Ge­fangenen herbcizuführcn.

Edwin's Herz war zu Eis erstarrt, als er das schreck­liche Loos seines Vaters vernahm; aber im nächsten Au­genblick glühte Rachedurst in allen seinen Adern. Wer ihn beobachtet hätte, der hätte sein Geheimniß ans seinem Gesichte lesen könne». Zum Glück dachte Niemand mehr an den anwesenden Sänger, vielmehr gaben die Gäste, unter denen sich die Nachricht von der Welte schnell ver­

breitete, ihre wilde Freude an dem Schauspiel zn erkennen, welches nun vor ihnen aufgesührt werden sollte. Nur ein einziger Ritter ans dem Sauerthale, der im Gefecht ein Auge verloren hatte, schüttelte ernst und bedenklich das graue Haupt.

Als Kettengeraffel das Nahen des Gefangenen ver­kündete, da murmelte der Sänger in sich selbst hinein; O brück nickt, armes Herz, denn ich brauche jetzt Muth."

Vor der Thüre wurden jetzt dem Gefangenen die Fes­seln abgenommen.

Ritter von Fürsteneck," lallte der Sanecker,uurer den hier anwesenden Rittern sind einige, die behaupten, Tein Bogen treffe eben »och so sicher das Ziel wie sonst. Gib uns eine Probe."

Der Gefangene schwieg. Da reichte der Sanecker ihm einen Bogen und Pfeil, nahm einen silbernen Becker von der Tafel und stellte ihn ans einen Seitentisck. In dem Gefangenen schien plötzlich ein Gedanke anfznsteigen; er spannte den Bogen, legre den Pfeil auf und sagte mit fester Stimme:Ritter von Saneck, gib mir ein Zei­chen, wo Du den Becker hinsetzest."

Hier," sagte der Sanecker, indem er den Becher gegen den Tisch stieß.

Hier," ries der Gefangene fast in demselben Au­genblick, und sein Pfeil schwirrte, wie das Rauschen deS Todescngels, und haftete im Herzen des SancckerS. Ein wilder Lärm erhob sich jetzt; einige wollten auf den Ge­fangenen loSstürzen , aber Edwin warf sich ans ihn.ES ist mein Vater: Ich bin Ritter, und wenn Ihr da-Z Recht und die Ehre liebet, so werdet Ihr als Ritter han­deln. Der Sanecker hat meinen Vater ohne Absage nie- dergewvrfen, er hat ibm das Kostbarste geraubt, das Licht der Sonne. Wer als Vertheidiger dieser Unthar anstreten will, dem will ich, wie's Rittern ziemt, mit mei­nem Sckwerte Rede stehen." Jetzt erhob fick auch der Ritter ans dem Sauerthale, und sprach:Ick macke die Sache des Für leneckerö zn der meinigen und wehe, wer dem Jünglinge nur ein Haar krümmt und ihn hindern will, seinen Vater in Freiheit zu setzen."

In diesem Augenblicke trat die Edelfrau in die Halle, die gehört hatte, was vvrgegangen. In ihrer Haltung, in dem hohen Ernste ihrer Mienen, schien sie den Rittern fast ein Wesen aus einer andern Welt.

Ritter," sprach sie,hier hat das Gottesgericht gewaltet. Mein Gemahl ist heimgegangen in seinen Sün­den , aber ick will keinen Theil daran. Edwin von Für­steneck, vergib dem Todten und führe Deinen armen Va­ter nach seiner Burg zurück. Was ich uock gut macken kann, will ich thnn. Du sollst mein Erbe sein.

Ter Jüngling lag in den Armen seines'Vaters. Nein," rief er,irdisches Gut kann den Verlust des Lich­tes nicht ersetzen. Gebt den Armen, was Ihr mir geben wollt, und sühnt die Seele Eures Gatten. Ich bin von nun an der Führer meines Vaters."

Auflösung der Charade in Nro. 103:

Windmühle.