Berlin, 14. Nov. Einiges Interesse erregt die Verhaftung des Mitinhabers des großen Modewaaren- Magazins, das vor einigen Monaten mit lebhafter Unter­stützung ans höheren Cirkeln ins Leben trat, nm dem Gerson'schen Geschäfte eine gefährliche Concurrcnz gerade in den für das letztere gewinnreichsten Absatz kreisen zu machen. Eben der setzt Verhaftete, derschönste Mann in Berlin", wie Modedamen behaupteten, war der haupt- sächlichste Vermittler der Protection gewesen, welche sich dem neuen Etablissement zuwandtc. Der Grund der Verhaftung soll, demPublicistcn" zufolge, in beträcht­lichen Entwendungen liegen, welche der Verhaftete früher im Gerson'schen Geschäfte und neuerdings im eigenen Compagnie-Geschäfte sich habe zu Schulden kommen las­sen. (Kln. Z.)

Ladenburg, 16. Nov. Als Merkwürdigkeit in unserer Tabacksfabrikation muß ich Ihnen erwähnen, daß dieser Tage die Arbeiter der Lippmann'schen Cigarrcn- fabrik ihrem Fabrikherrn eine Cigarre von 6 fs Fuß Länge, 6 Zoll Dicke und 16 Pfund Schwere, ganz vor­züglich gearbeitet, zum Namenstage überreichten. Eine Cigarre von dieser Größe dürfte in der Pfalz noch nicht vorgekommcn sein. (Mich. I.)

Wien, 10. Nov. Was Sie kürzlich über Hrn. Gustav Dietzel berichteten, den württembergische Blätter bald die Redaktion einer hiesigen Zeitung übernehmen, bald bei einem industriellen Unternehmen sich betheiligen lassen, so reducirt sich dessen ganze hiesige Thätigkeit auf eine sehr bescheidene Anstellung bei der Direktion der Lombardisch-Venetianischen und Central-Italienischen Eisen­bahngesellschaft. <A. Z.)

Wien, 12. Nov. Die von dem Erzbischof v. Ran- schcr cingefnhrte neue Begräbnißform bezüglich der Bei­setzung «katholischer Leichen, die bereits die Veranlassung zu mehreren Fällen der beklagenswerthesten und wahrhaft mittelalterlichen Unduldsamkeit gegeben und eine tiefe und andauernde Aufregung in den Gemüthcrn hervorgerufen, hat nun auch in der Armee Geltung erhalten. Einem dießfälligen Erlaß des Feldbischvfs Lcvnhart zufolge dür­fen nach höheren Anweisungen die katholischen Feldkapläne und Superioren Verstorbene aus dem Militärstande aka- tholischen Glaubens fernerhin nicht mehr einsegueu, noch auf ihre letzte Ruhestätte begleiten. Zu diesen geistlichen Funktionen ist von nun au ein Priester seiner Konfession zu berufen, und für den Fall, daß ein solcher nicht vor- findig wäre, die Leiche einfach zur Erde zu bestatten. Die bezügliche Verordnung ist auf Veranlassung des Bi­schofs Rüdigiers bereits in dem Linzer Diöcesanblatt ver­öffentlicht worden. (F. I.)

Wien, 13. Nov. Ein Kriminalrechtsfall, welcher während der Untersuchung stets größere Dimensionen an­nimmt, beschäftigt seit einer Woche die Anfmerksamkeit des Publikums iin hohen Grade. I. P., ein durch 4 Dccorationen ausgezeichneter Offizier, welcher überdicß einem Corps angehörte, dessen Uniform besonders Ver­trauen ciuflößen muß, mißbrauchte diese socialen Vorzüge zu einer Reihe von Betrügereien und Schwindeleien, welche ihn erst um seine Stellung, dann um seine persön­

liche Freiheit und mehrere Familien um ihre Eristcnz brachten. Zuerst mißbrauchte er seine amtliche Stellung bei der öffentlichen Snbscriptio» auf die Creditaktien, gewann einige tausend Gulden, wurde immer kühner, zog viel höhere Offiziere in seine Börsenspekulation, deckte seine Verluste durch Wechsel, zu welchen er sich die Aceepte und Giri unter mancherlei Vorspiegelungen, worunter meh­rere Heirathsversprechen, erschwindelt, verlor abermals, nahm zu förmlichen Taschcnspielerstückchen feine Znstncht, indem er bei Prolongationen unächte Wechsel zerriß und die ächten nochmals ausgab, und endete mit förmlichen Betrügereien, welche ihn unserem ausgezeichneten Polizci- rath v. Felsenrhal und der Criminaljustiz in die Hände lieferten. Am empfindlichsten wurde wohl der Redakteur derDonau" Hr. v. Schwarzer betroffen. Tie Produk­tion betrügerischer Wechsel, welche er im Vertrauen aus die Person des P. und die bekannte Zahlungsfähigkeit der Familie L-, deren jüngere Tochter allgemein als dessen Braut betrachtet wurde, mit seinem Giro versehen hatte, bedrohte ihn mit allen furchtbaren Conseguenzen des Wechselrechts, und nöthigie ihn endlich zu Einstellung seines ohnehin auf schwachem Fuße stehenden Journals. Der Anthcil an diesem Unglück ist allgemein. (Fr. Pst.Z.)

Vom Po, 9. Nov. Die unglückselige Galleuga- Geschichte, welche die ministeriellen Federn so gerne be­graben möchte, spielt noch immer weiter, und es werden sogar Namen anderer jetzt ziemlich hochgestellter Personen genannt, welche im I. 1833 mit kompromittirt erscheinen. Prof. Melegari sah sich bereits zur Einleitung eines Jn- jurienprozesses gegen die Armonia veranlaßt. Dazu kommt »och, daß die klerikalen Journale eine Menge unreiner Elemente besprechen, die sich seit Jahr und Tag in's subalpinische Parlament einzuschleichen verstanden. Am Hofe soll Gallenga's Bckenntniß einen sehr trüben Ein­druck gemacht haben: mau hofft allgemein, daß Hr. Gal- lenga stä, sobald als möglich einen Prozeß will man nicht gegen ihn einleiten aus Piemont entfernen und wieder nach London begeben werde. Herrn Melegari wurde von den Studenten eine Katzenmusik präparirt, welche die Polizei jedoch verhinderte. Außer Guerazzi, Garibaldi, Mignona Mazzini scheint noch immer im gelobten Lande zu sein werden demnächst noch andere berühmte" Namen bei uns eintresfen; wenigstens präpa­rirt die neapolitanische Emigration allerhand Empfangs­feierlichkeiten. Dabei verlautet eS, wie gewöhnlich, daß die piemontesische Regierung einige Hitzköpfe in aller Stille aus dem Lande entfernt habe, die aufregendsten Artikel, ja selbst die allergcmeinsten Schimpfereien auf Neapel, welche die Volkszeitung, die Jtalia c Popolo, l'Jtalia u. s. w. bringen, finden in der ministeriellen Presse kein einziges Wort der Mißbilligung und wir können unter diesen Umständen die oben erwähnte Ausweisung, zumal keine Namen genannt werden, unmöglich glauben. (St.A.)

Madrid, 10. Nov. Seit einigen Tagen spricht man mit immer größerer Bestimmtheit von der demnäch- stigen Anerkennung der Königin durch die Söhne Don Carlos und selbstredend durch die dieser Sache treu ge­bliebenen Männer. (Für diesen Fall würde sagt man