er von hier den letzten Rest seines Besttzthnms an die Hvmburger Bank getragen, in der Nähe dieses Badeortes am Montag seinem Leben gleichfalls gewaltsam ein Ende gemacht hat. Die Zahl derjenigen Personen, welche, dnrck das Spiel aller Mittel berankt, zur Zeit noch in der trostlosesten Lage hier nmherirren, ist zudem leider keine geringe, und cs befinde» sich unter diesen manche, die den vornehmsten Familien dcö In- nnd Auslandes angchörcn. So haben hier beispielsweise neuerdings ein junger französischer Graf und ein zur Heilung seiner Wunden hierher gekommener Znaven-Offizier Summen eingebüßt, die weit über ihre Verhältnisse hinausgehe», und deren Verlust Beide für den Augenblick der bittersten Noth preisgegeben hat. (Voss. Z.)
Posen, 8. Okt. Ein Ereigniß der betrübendsten Art, bas zugleich an das Unglaubliche grenzt, macht bei uns heute den Gegenstand der allgemeinen Unterhaltung aus. Einer der reichsten Kaufleute unserer Stadt, Moritz Krayn, ein Mann, der Hunderttauscnde im Vermögen besitzt und hier ein glänzendes Haus macht, ist angeklagt, einen Fleischergesellen zur Ableistung eines Meineids verleitet zu haben, und zwar wegen eines Objekts im Werth von 10 Thlrn. Das Schwurgericht war unter ungehcuerm Andrange des Publiknms, das den reichen Mann auf der Anklagebank zwischen Gcrichtsdienern sitzen sehen wollte, den ganzen gestrigen Tag in Permanenz, da einige dreißig Zeugen abznhörcn waren; erst am späten Abend wurde das Urtheil gefällt, das den Angeklagten für schuldig erklärte und zu einer zweijährigen Zuchthaus- ^ strafe verdammte. Daß dies Verdick hier ungeheures Aufsehen macht, ist erklärlich, besonders da cs den — wenigstens unter den geringern Leuten verbreiteten — Glauben wiederlegt, der reiche Mann könne sich alles erlauben, ohne eine Zuchthausstrafe zu fürchten zu haben. Während der Untersncknngshast soll die Familie des Ver- urtbeilten eine Caution von 30,000 Thlrn. für die einstweilige Freilassung desselben dem Gerichte vergeblich an- gebvten haben. Freilich dürfte er wohl, falls sic accep- tirt worden, diese Summe geopfert und sich ans dem Staube gemacht haben. Der Vertheidiger soll jetzt bemüht sein, in dem ganzen gerichtlichen Verfahren einen Formfehler zu entdecken, um einen Nichtigkeitsantrag bc- ^ gründen zu können, und die Familie soll zu jedem, auch! dem größten Opfer bereit sein, um die gräßliche Zuchthausstrafe in eine minder entehrende und beschwerliche umgcwandelt zu sehen. (D. A. Z.)
Wien, 7. Okt. In Folge einer aus Paris hier vor zwei Tagen eingelangtcn Depesche scheint man hier die vollkommene Gewißheit zu haben, baß das Auslaufen des französischen Geschwaders nach Neapel nur mehr auf kurzen Termin hinaus sistirt sei und die Abberufung des französischen Gesandten Herrn v. Bremer mit seinem gesummten Legationspersonal nicht lange mehr auf sich warten lassen werde. Bis zum letzten Augenblicke ist es dem Wiener Kabinette gelungen, Frankreich mit Beschwichtigungen hinzuhaltcn; nun aber scheint in Paris der letzte Faden Geduld reißen zu wollen, da man dort von der Unfruchtbarkeit der letzten östreichischen Vermittelungs
bemühungen durch General Martini besser unterrichtet zu sein scheint, als selbst unsere hiesigen diplomatischen Kreise. Charakteristisch jedoch für die Auffassung dieser Frage von Seiten des Tuilerienkabinetö ist die an Oestrcich gerichtete Einladung, auch seinerseits ein Paar Kriegsschiffe dieser Expedition bcizngesellen. Ob das k. k. Kabinet dieser Aufforderung entsprechen werde, ist noch keine ausgemachte Sache. Inzwischen hat cs den Anschein, daß aus Gründen, welche weit entfernt von der Absicht des k. k. Ka- binets liegen, Oestrcich bei der wcstmächtlicben Demonstration als Glied der Dezcmbcrallianz repräsentiren zn lassen, dennoch ein oder zwei Kricgsdampfer im Golf von Neapel Posto fassen werden; um zur Disposition der k. k. Gesandtschaft dort gestellt zu bleibe». — Baron Hübner begibt sich noch in dieser Woche über Ischl nnd München direkt nach Paris, woselbst seine Anwesenheit bereits dringend nothwcndig geworden ist. (N. C.)
Wien, 8. Okt. In Neapel werden die Rüstungen mit großem Eifer fortgesetzt. Man vernimmt, daß die Kriegöreserven einbcrufen worden sind, wodurch die Linienregimentcr, welche im Frieden einschließlich der 13. Jägerbataillone 65,000 Mann zählen, auf beinahe 70,000 Mann (ohne die Jägerbataillone) gebracht werden. Eine besondere Sorge wird der Artillerie zngcwendet, und dem Chef dieser Waffengattung, General-Lieutenant Filan- gieri, ist vor Kurzem erst ein besonderer Credit eröffnet worden, um alle Erfordernisse möglichst bald dnrchznfüh- ren. Die alten Lafetten werden durch neue ersetzt, Munitionskarren angeschafft und ein großer Pontontrain angefertigt. Nicht minder groß ist auch die Thätigkeit im Marine-Departement. Ein Befehl des Königs verfügte die unverzügliche Ausrüstung aller Kriegsfahrzenge, und-« es wird nun an denselben so xascb gearbeitet, daß in kurzer Zeit die ganze Flotte, bestehend ans zwei Linienschiffen, 5 Fregatten, 2 Korvetten 5 Brigantinen, mehreren Goelette», 10 Dampffregatten, und 10 Avisodampfern nebst den Kanonenbooten zum Auslaufen bereit sein werden. ._ <N. W. Z.)
Die Kette.
(Schluß.)
Jwanowitsch schien den Verlust seiner Gattin leicht zu verschmerzen. Ein aufgeregtes Gefühl und ihre Schönheit Hatten ihn verleitet, noch einmal an ein Glück zu glaube»; er war getäuscht nnd enttäuscht worden, er fühlte sich frei von lästigen Ketten, nnd lebte künftig nur in seinen Kindern, deren Erziehung er mit aller möglichen Sorgfalt betrieb, ohne daß cs ihm darum wieder eingefallen wäre, daß es nothwcndig sei, ihnen eine neue Mutter zu geben. Aber bei dieser Gelegenheit zeigte er eine anssallcnde Vorliebe für den Sohn erster Ehe, welche sich immer mehr ausbildete und nur zu oft äußerte. Mit scharfen Blicken musterte er die Züge seines jüngsten Kindes, wie es heranwnchs, nnd wenn auch eine augenblickliche Rührung ihn zuweilen übcrkam, so stieß er cs doch gewöhnlich wieder eben so rasch von sich. Wie der Kleine älter wurde, fühlte er diese Launen des Vaters, und wußte Ihnen nicht zu entgehen; ja es schien, als ob die