stattgehabten Sitzung des Disziplinarhofes wegen seiner Betheiligung an dem Potsdamer Depeschendiebstahl zur Entlassung aus dem Staatsdienste ohne Pension veruc- theilt worden. Den Vorsitz' führte der Staatsminister a. D. Uhden, dem Angeklagten stand der Justizanwalt Geppert als Rechtsanwalt zur Seite. (N.K.)

Berlin, 7. Okt. Die Erfindung eines hiesigen Chemikers zur Bereitung eines schmackhaften und feinen Mehles aus der Roßkastanie hat dein Vernehmen nach seitens der französischen Regierung Beachtung gefunden. Der Erfinder hat sich deßhalb nach Paris begeben, wo ihm eine Aussicht auf pekuniäre Unterstützung zur Fort­setzung seiner Versuche eröffnet ist. (St.A.)

Berlin, 7. Okt. Die Criminaldeputation des Stadtgerichts verhandelte am 4. Okt. eine Anklage wider den Stnä. pllll. Schreiber und den Stack für. Leonardy wegen Zweikampfes mit tödtlichen Waffen. Ende Februar d. I. fand auf einem Fechcbodcn Hierselbst ein Duell zwischen beiden Angeklagten statt, das für den Einen derselben einen sehr unglücklichen Ausgang gehabt hat, indem die Verstümmelung der rechten Hand erfolgt ist. Die Veranlassung zu der Herausforderung zum Zwei­kampfe gab ein Zwist, der sich zwischen beiden Angeklag­ten auf einem Spaziergang entspann und von dem Stu­diosus Schreiberprovocirt sein soll. Beide Angeklagten lebten schon von der Schule her in etwas gespanntem Verhältnisse, und namentlich soll ein Groll des Schreibers gegen Leo­nardy wegen einer von letzterm gemachten Anzeige gegen einen Lehrer der Schule, die beide Angeklagte einst ge­meinsam besucht, bestanden haben. Auf jenem Spazier­gangeennuyrte" nun Schreiber seinen Kommilitonen durch verschiedene Redensarten und namentlich durch die wiederholte Aeusserung,Leonardy habe ein ganz ver­bohrtes Gesicht." Leonardy machte Rückäußerungen, die Schreiber für Beleidigungen halten mußte, und so for­derte Letzterer den Ersteren zum Zweikampf auf Hieber, der denn auch nach den dabei geltenden Regeln statlfand. Da dem Leonardy der Fechthandschnh zu groß war, so führte er den Hieber mit bloser Hand und hatte verab­säumt, die für solche Fälle übliche seidene Binde (oder Tuch) umzulegen. Leonardy erhielt eine so gefährliche Verletzung an der rechten Hand, daß eine Amputation derselben zu befürchten stand. Nach mehrmonatlicher Be­handlung ist er so weit geheilt, daß er die Hand für die meisten Funktionen und namentlich zum Schreiben ge­brauchen kann. Der Gerichtshof erkannte gegen den Schreiber auf fünf, gegen Leonardy auf drei Monate Einschließung. Von Seiten der Universität hat Schreiber das oonsilinm Lbennäi erhalten. KiBerl. ,N.)

Brüssel, 3. Okt. Die Stadt Brüssel ist seit eini­gen Tagen über ein paar Vorfälle in Bewegung, wobei man der Polizei nicht ganz mit Unrecht Vorwürfe wegen ihrer Nachlässigkeit macht. In der Rue de la Madeleine, der lebhaftesten Straße von Brüssel, befindet sich nicht weit von dem Kloster der Redemptoristen einer der ele­gantesten Juwelicrläden der Hauptstadt. In einer der letzten Nächte sind nun aus diesem Laden für mehr als 80,000 Franken Schmucksachen gestohlen worden. Man

fand Morgens das Luftfenster über der Eingangsthüre ausgehoben, sonst aber keine Spur, wie die Diebe her­ein- und wieder heransgekommen. Sie müssen mit Licht gewirthschaftet haben, da sie wählerisch gewesen sind und nur Gold, Perlen und Juwelen genommen haben, wäh­rend sie die Silbersachen unberührt ließen. Da man Nachts von Zeit zu Zeit Polizeipatrouillen begegnet, so fragt man sich, wie es möglich war, daß die Diebe so ungestört ihre Plünderung ausführten. In der Nacht darauf ist ein Kaufmann, der ein großes Geschäft von Tuchen und Kleidungsstücken hatte, mit seinem ganzen Moluliar und allen Beständen seines Lagers ausgerückt, Niemand weiß wohin. Es findet sich ein betrügerischer Baiikerott von über 100,000 Franken vor. Zur Fort­schaffung der Sachen mußten nothwendig Wagen vorhan­den sein, und das Ausladen erforderte Zeit; auch hier hat die Polizei nichts gesehen und nichts erfahren. (A.Z.)

Paris, 7. Okt. Die Angabe mehrerer Blätter des Auslandes, daß die russische Regierung in einem neuen Circulär sich noch bestimmter ausgesprochen und gegen jede Einmischung der Westmächte in die Angelegenheiten Neapels protestirt habe, scheint mir wenig Glauben zu verdienen, und eben so wenig Glauben schenke ich dem Gerüchte, daß die Westmächte die Vermittelung des Pab- stes in ihrem Conflicte mit dem König Ferdinand ange­nommen haben. Was die neapolitanische Frage selbst be­trifft, so kann ich Ihnen nach genauer Erkundigung ver­sichern, daß alle Gerüchte von einer gütlichen Beilegung des Couflicts in Folge des Nachgebcns des Königs un­gegründet sind. Im Gcgentheil ist cs nur zu gewiß, daß dieser auf seiner Weigerung beharrt und behauptet, er allein könne beurtheilen, mann der rechte Zeitpunkt da sei, wo die Reformen, die man verlangt, ausgeführt wer­den dürfen. (Fr. Pstz.)

Paris, 7. Okt. Die heute eintrcffenden Ergän- zungsberichtc aus China sagt das Journal du Havre erzählen, daß ein französischer Missionär, Namens Chap- delaine, östlich von Knangsi verhaftet und nach Erduldung beispielloser Grausamkeiten, nebst einigen eiugebvrnen Christen, enthauptet wurde. Die Rebellen rücken Naukin näher. Der Commandant en chef der Kaiserlicken, Heang- Jung, sah sich genöthigt, seine Truppen zurückzuziehen; seine Cavallerie ist verschwunden; die Armee dcmoralisirt. In 2 großen Schlachten blieben die Rebellen Sieger.

(H. T.)

Paris, 8. Okt. Die neue Sängerin der großen Oper Mad. Medori tritt heute zum zweiten Male auf. Sie wird nach dem Montag hevorgebrackteu Eindrücke viel zu thun haben, um stck ihren Erfolg au hiesiger Bühne zu sickern. Die Franzos«» finden, daß sie zu viel schreie und ihre Gcberden werden als zu italienisch d. h. als zu übertrieben getadelt. An eine Sängerin die ein monatliches Gehalt von 10,000 Fr. bezieht, lassen sich auch mit Recht ungewöhnliche Ansprüche macken. (H. T.)

Napoleon laßt Gold Pfennige in Masse prägen, die 5 Franks werth sind. Man sagt, er sehe die silber­nen 5 Franksstücke nicht ungern aus dem Verkehre ver­schwinden, weil damit Louis Philipp und seine Vorfahren