hier auf eigenthümliche Weise ermittelt worden. Ein allem Anschein nach der niedern Volksklaffe angehörender Mann besuchte das hiesige Theater, und zwar »ersteigt sich derselbe in das in der Regel nur von Honoratioren besuchte Parquet. Dem Logenschließer fällt das auf und er meldet cs dem wachhabenden Polizeidicner; dieser macht davon dem Polizeidirektor Meldung und dieser be­fiehlt die Heransholung des Mannes und seiner Inqui­sition. Da sich derselbe weder durch Paßkarte legitimiren kann, wird er auf die Polizei gebracht, und hier wird bald ermittelt, daß der Mann ein Markthelfer aus Magde­burg, der daselbst seinem Herrn 400 Thlr. gestohlen hat und mit diesem Geld geflüchtet ist. (D. A. Z.)

Koblenz, 27. Sept. Die Regierung hat, wie ich mit Bestimmtheit in Erfahrung bringe, in Rußland große Getreidemaffen, man sagt für 12 Millionen Thlr. angekauft, die zum Theil schon unterwegs sind, und von denen unsere Provinz ein sehr bedeutendes Quantum erhalten wird. Morgen treffen hier die drei ersten Schiffsladungen hier ein. Die Maßregel hat schon auf die Kornpreise wesent­lich influirt, und wird es noch mehr, wenn sie erst in ihrem ganzen Umfange zu Tage tritt. (K. Z.)

In diesen Tagen dennncirte der Sohn eines Arbei­ters in Potsdam wegen einer erhaltenen Züchtigung seine eigenen Eitern beim Criminalgericht wegen zwei­fachen Mords. Der Ungrund der Dennnciation wurde sofort festgestellt. Gegen den Deuuncianten, einen Bur­schen von 15 Jahren, ist Untersuchung wegen falscher Anschuldigung eingcleitet.

Bern, 23. Sept. Die in der Hcimath aus Urlaub befindlichen Offiziere der Schweizertruppen in Neapel ha­ben dieser Tage Weisung erhalten, unverzüglich bei ihren Regimentern einzutreffen; sie sind in der festen Ueberzcu- gung abgereist, daß ihnen blutige Tage bevorstehen.

Madrid, 23. Sept. Die Generale, welche die Konvention von Bergara unterzeichnet haben, sind zu einem Bunde zusammengetreten, um eine absolute Herr­schaft zu Gunsten Jsabella II. herznstellen. Die Kon­vention von Bergara machte bekanntlich im Jahr 1838 dem Bürgerkriege ein Ende, indem mehrere Generale, Don Carlos, General Maroto an der Spitze, sich mit Espartero zu Anerkennung der Königin vereinigten. Dieß- mal wollen die Bergaristen ihren Zweck erreichen, indem die Prinzessin von Asturien einen der Söhne des Grafen von Montemolin heirathet. Es bedarf keiner Erwähnung, daß diese Combination, selbst wenn sie bei Hofe, wie man sagt, Anhänger fände, im Lande selbst höchst unpo­pulär wäre. Marschall Narvaez Ankunft in Madrid wird mit Ungeduld erwartet. Dieselbe soll das Zeichen zu einem Konflikte im Ministerium geben, damit der Herzog von Valencia ein neues Kabinet bilden könne und zwar aus Personen, die vom Hofe im Voraus bezeichnet sind. Der erste Akt des neuen Ministeriums wird die Rückbe­rufung der Königin Marie Christine sein. Die oben an­gekündigte Lignc soll namentlich von dem BlatteLa Regeneration" in der Presse vertreten werden. (St.A.)

Paris, 28. Sept. Seit einiger Zeit ist bekannt­lich die Rede von einem der großartigsten Projekte, welche

die Welt sich je hat träumen lassen, nämlich von dem Bau einer Eisenbahn, welche das mittelländische Meer mit dem Euphrat und so mit dem persischen Meerbusen in Verbindung setzen würde; der Plan scheint allerdings ernst zu sein, denn bereits hat die Subscription begonnen, obgleich man wohl schwerlich alle Schwierigkeitin der Aus­führung gehörig geprüft hat. Der Kostenvoranschlag dieser etwa 240 deutsche Meilen langen Bahn ist auf 400 Millionen Franken gemacht, von welchem Kapital die türkische Regierung 6°/o garantiren würde. Der Moniteur de la Flotte" widerlegt die von den meisten Journalen gebrachte Mittheilung von der Einstellung der Deportation nach Cayenne und der bestehenden Absicht einer Verlegung nach Neu-Caledonien. lSt.Ä.)

Paris, 28. Sept. Bei der Verwaltung der Lyoner Bahn wurde ein noch ärgeres Casscndcficit, verbunden mit einer großartigen Entwendung von Aktien als das bei der Nordbahn, entdeckt. Die Direktion der Bahn will dieses wahrhaft unheimliche Ereiguiß durch Uebertra- gungen in den Büchern und Snbstituirnng neuer Actien vertuschen. Sie hat sogar die Verhaftung mehrerer höchst ver­dächtiger Personen verhindert, und sie wird vielleicht alle Nachrichten hierüber für unwahr erklären, wodurch sie je­doch den Tatbestand nicht hinweg leugnen kann. (A.Z.)

Paris, 29. Sept. Mehrere mit Waffen befrach­tete Wagen kamen diese Woche, auf dem Wege nach Ka- bylicn, durch Lyon. Unter diesen Waffen befinden sich Karabiner neuer Konstruktion, welche von hinten geladen werden und einen 5 Fuß langen Lauf haben. Diese, bereits von mehreren Regimentern versuchte Karabiner, sind sehr weittragend und werden, wegen ihrer Schwere, beim Zielen gleich den alten Musketen auf eine Gabel gelegt. <H. T.)

London, 27. Sept. Wie man aus dem Adverti- ser erfährt, ist die englische Regierung wieder einmal in der Lage, für ein Opfer der Religionsverfolgnng auf diplomatischem Wege einschrciten zu müssen. Der Schau­platz ist diesmal Spanien. Ein Mr. Angel Herrcros de Mora, der sich zum Protestantismus bekehrt und eine Geschichte der Jesuiten geschrieben hat, ist wegen dieser Verbrechen" eingekcrkert worden, und der Advertiscr be­fürchtet für ihn ohne baldige Dazwischcnknnft erleuchteter Kabinette einen grauenhaften Tod in jenen geheimen Zel­len der Inquisition, woseit Abschaffung der Anto-da-fvs so viele Märtyrer in ungelöschtem Kalk begraben wurden." Ein englischer Freund der Familie de Mora hat die eng­lische Regierung zu einer frcnndsebaftlichen Verwendung aufgefordert. Lord ShasteSbnryS Partei wird das Ge­such nach Kräften unterstützen. <S. M.)

Konstantinopel, 17. September. DerBanke- rott des kaiserlichen Harems mit einem Defizit von etwa 80 Millionen Piaster, bei welchem die Lieb­lingsgemahlin Abdul Medschids, Beschindschi Hanum, mit mehr als 20 Millionen betheiligt ist, gehört zu den Schlä­gen, die das alte Gebäude der Serailwirthschast am ernstesten erschüttern. Ali Pascha, der vom Sultan um seinen Rath zur Beseitigung dieses Skandals gefragt wurde, hat erklärt: 1) daß er beim besten Willen kein