auf den Gedanken, man könne mit einem sichern Manne zu Havannah ein Uebereinkommen treffen, das beiden Theilen zum Vortheile gereichen würde; er sollte von ihnen alle erbeuteten Güter erhalten, sie verkaufen, und dann mit ihnen den Gewinn theilen. Dieser Vorschlag wurde angenommen, und Antonio bei dem Kastell Morv an's Land gesetzt. Vorher aber schon war Gibbs die Leitung des Schiffes übergeben worden. Antvnio's Unterhandlungen hatten den gewünschten Erfolg, und das Cap Antonio wurde als der Ort bestimmt,wohin sie ihre Beute bringen, und an den Kaufmann absetzen sollten, der fortan die Landung und Fracht der Güter nach Havannah besorgte, und diesen Handel mit den Piraten länger als Z Jahre trieb.
Die Maria stack nun in die See mit einer Schiffsmannschaft von 50 Köpfen, größtentheils Spanier und Amerikaner, alle von der besten Hoffnung ans glücklichen Erfolg beseelt. Das erste Schiff, das in ihre Hände siel, war die „Indispensable," ein englisches Schiff, das nach Havannah bestimmt war. Es wurde genommen, und nach dem Vorgebirge Antonio gebracht, nachdem man zuvor das Schiffsvolk ermordet hatte. Wer von diesem Widerstand leistete, wurde in Stücke gehauen, die übrigen wurden gefangen genommen, um nach Gelegenheit erschossen oder über Bord geworfen zu werden. — Bald darauf bemächtigten sie sich einer französischen Brigg, mit einer kostbaren Ladung von Wein und Seide. Das Schiff wurde verbrannt, die Mannschaft umgebracht.
Gibbs wurde einstimmig znm Anführer für alle künftigen Unternehmungen erwählt. Ebenso faßte man den Beschluß, keinen Gefangenen am Leben zu lassen, nnd die geplünderten Schiffe ohne Rücksicht bis auf die letzte Spur zu zerstören, auf daß Nichts übrig blieb», was jemals gegen sie als Zeuge ihrer schwarzen Thaten auf- treten könnte.
Nun richteten sie ihren Lauf an die Küsten von Bahama, wo sie eine Brigg aufbrachten, wahrscheinlich „der William,? der von New-Jork nach einem Hafen von Meriko Unter Segel war; er führte eine Ladung von Hausgeräthcn, die nach Ermordung der Schiffsmannschaft an das Cap Antonio geschafft und nach Ha- vannab befördert wurden. Während dieser Krcuzerfahrt wurden die Piraten fast einen ganzen Tag lang von einem bewaffneten Schiffe der Bereinigten Staaten, wahrscheinlich dem John Adams, verfolgt, entkamen aber, indem ste die vaterländische Flagge aufhißsten. Zu Anfang des Sommers 1817 nahmen sie den Carl von Morla, ein englisches Schiff mit einer Ladung von frischen Maaren. Das Schiffsvolk verblutete unter ihren mörderischen Händen, das Schiff wurde zerstört, und 'die Ladung nach Cap Antonio gebracht. Diesmal hielten ste die Abrechnung mit ikrcm Handelsfrcnndc, worauf der Gewinn der Uebereinkunft zufolge getheilt wurde.
Gibbs selbst begab sich nach Havannah, trat bei dem Kaufmann ein, und schloß einen neuen Vertrag, um auch fürderhin sein furchtbares Geschäft mit Vortheil betreiben zu können. Während seines Aufenthaltes daselbst wurde er mit englischen nnd amerikanischen Schiffsoffizie
ren bekannt, die er über den Fortgang der verschiedenen Maaßregeln zur Unterdrückung der Seeräubern ausforschte, so wie über die Schnelligkeit ihrer Schiffe und deren etwaige Bestimmung. Bei seiner Rückkehr an das Cap Antonio fand er seine Genossen in Hellem Aufruhr; eS war unter ihnen zum Handgemenge gekommen, worin einige ihren Tod gefunden hatten. Seine kühne Entschlossenheit stellte die Ordnung wieder her, und Alle erklärten sich bereit, fortan seinen Befehlen unbedingt zu gehorchen, und jede Widerspenstigkeit mit dem Tode zu bestrafen.
Während ihrer Fahrten gegen Ende des Jahres 1817 und zu Anfang des folgenden eroberten sie ein holländisches Schiff, das eine Ladung indischer Maaren und Silberplattcn an Bord hatte. Auch diesmal ermordeten sie die Schiffsmannschaft, dreißig an der Zahl, bis auf ein junges Mädchen von ungefähr siebzehn Jahren, das auf den Knieen GibbS um ihr Leben anflehte. Die grimmige Seele des Räubers fühlte eine augenblickliche Rührung; von ihren Thränen erweicht, versprach er, ihrer zu schonen, obgleich er einsah, welche Gefahr er selbst hiebei von Seite seiner Untergebenen zu befürchten hatte. Die Unglückliche wurde nach Cap Antonio gebracht, und hier eine Zeitlang in Gewahrsam gehalten; allein daS Mißvergnügen unter dem Sckiffövolke nahm dergestalt zu, daß eine Meuterei ausbrach, wobei einer der Räuber, welcher das Mädchen bereits ergriffen hatte, um ihr den Kopf zu zerschmettern, von Gibbs durch eiuen Pistolenschuß todt zur Erde gestreckt wurde. Jn- deß sab sich Gibbs am Ende doch gcnöthigt, ihr Schicksal der Entscheidung eines Kriegsgerichtes zunnterwerfen, welches erkannte, daß ihre eigene Sicherheit dieses Opfer gebieterisch verlange, worauf er diesem AuSsprucke sick fügend, Befehl gab, sie durch Gift aus dem Wege zu schaffen, was denn auch ohne Weiteres vollzogen wurde. Diese That erschütterte den Seeräuber, seinem eigenen Geständnisse zufolge, mehr, als irgend eine andere seines schuldvollen Lebens, und über sie allein fühlte er lange noch Gewissensbisse. Vater nnd Mutter des Mädchens waren zuvor schon am Bord des gekaperten Schiffes ermordet worden.
Der secränberischc Sckooner wurde bald darauf nahe bei dem Cap Antonio an's Gestade geworfen und so beschädigt, daß man es für nöthig hielt, ihn vollends in den Grund zu bohren. Ein neuer Sckooner wurde für sie von ihrem Freunde zu Havannah besorgt nnd an das Cap gesendet. Ans diesem, die Picciana genannt, kreuzten sie mit vielem Glücke länger als 4 Jahre. Im Verlaufe dieser Zeit fiel eine Menge größerer und kleinerer Schiffe in ihre Hände, nnd wurde wie gewöhnlich sammt der Bemannung vernichtet. Nur die Providence, ein Schiff ans Providence ans Rhode Island, kam mit einer Plünderung von 10,000 Dollars davon. „ES war ihm unmöglich, in die Ermordung seiner Landsleute zu willigen. Seine gegen jedes Mitleid verhärtete creele tonnte einer Regung der Vaterlandsliebe nickt widerstehen. Bald darauf erhielt er durch einen neuen Lchvoner, „die Margarita," eine Verstärkung ans seinen Raubzügen.
(Schluß folgt.)