ter es alle Fülle von Segen häuft ^ dessen ein Mensch theilhaftig werden kann. Auf Staffa, einer der Shetlands-Inseln, geboren, erhielt er in der großartigen Natur und in den streng einfachen, aber poetischen Sitten, die Richtung nach Oben, die ihn sein ganzes Leben hindurch nicht verließ, wie des Schiffers Nadel immer treu dem Norden zugewendet bleibt. Er verließ jedoch früh sein schönes, wogcnumbrandetes Vaterland und das nicht vermögenslose Haus seiner Mutter, um in königliche Seedienste zu treten. Dieser Dienst trug ihn von einem Pol zum andern, aus glühenden Zonen in eisige, von duftenden, blüthenvollen Küsten zu sandigen Dünen oder kahlen Klippen. Oft umschiffte er den kleinen Erdball, er sah den Menschen auf hoher Kulturstufe und im vollen Besitze von Kunst und Wissenschaft, er sah ihn in seiner Niedrigkeit, wo er an die Linie streift, die das Thier an den Menschen zu knüpfen scheint. Der wilde Neu-Hol- länder und das liebevolle Mädchen von Otahcite, er kannte sie, er hatte mit ihnen gelebt, und war eingegangen in ihr eigenthümliches Wesen und Sein. Bei den Kämpfen der englischen Marine im Mittclmeere, an den Küsten von Egypten und Syrien und bei Trafalgar bekleidete er die untern Dienstgrade, und wurde mehrmals verwundet. So war er auf der schwimmenden Hcimath zu der Zeit gelangt, wo sich der Mann, wie schäumend und brausend auch seine Jugend gewesen, nach einem stillen, feststehenden Heerde sehnt, und auch dieser war ihm beschie- den. Er hatte sich bis zum Flottenkapitän hinaufgedient, als ihn eine Krankheit überfiel, gerade wie sein Schiff, die Fregatte Triton, auf der Höhe von Ncw-Aork angelangt war, wo sie einige Monate stationiren sollte. Der Arzt rieth, den Kranken ans Land zu bringen, um so mehr, da er von seinem Vater her Freunde in der Nähe der Stadt auf dem Lande hatte, die dringend wünschten, Story bei sich aufzunehmen, und das Mögliche zu seiner Genesung beizutragen; das war Herrn Ferners Familie. So ward denn der Kranke ausgeschifft; es ging aber langsamer mit seiner Wiederherstellung, als man dachte, wozu wohl der Umstand viel beitrug, daß story auf dem Landgute die Ruhe nicht fand, die ihm so dringend an- gerathen worden war. Auf dem weiten Landsitze seines Freundes befand sich auch eine pensylvanische Familie, welche durch unglückliche Spekulationen und durch die Umstände zurückgekvmmen war. So lebten Rowleigh's, Vater, Mutter und Tochter, schwer, jedoch unverschuldet
niedergedrückt.
Maria, so hieß Letztere, war ein schönes, seltenes Wesen, Pathe des reichen Ferner. Sie schien vom Schicksale bestimmt, das auszngleichen, was das Unglück und die Schlechtigkeit anderer Menschen in dem Hauptbuchs ihres Vaters ungleich gemacht hatten. Denn das Haben — oder eigentlich ihr Seyn — überstieg weit das geschriebene Sollen Rowleigh's. Der junge Henri Ferner liebte das schöne Mädchen, und sein Vater, wiewohl im Anfänge nickt ganz zufrieden damit, ergab sich doch in der Folge darein, in Marien eine Schwiegertochter zu sehen, die durch ihre vielen guten Eigenschaften vergessen machen würde, daß sie keine Mitgift hatte. Er rechnete
auch darauf, sie werde günstig auf seinen Sohn wirken. Uebrigens hatte er ja auch nicht nöthig, auf eine reiche Schwiegertochter zu sehen. Nur eine Angesehenere, Vornehmere, als Marien, hätte er gerne gehabt.
Henri war im Grunde ein guter Mensch, aber als der einzige Sohn des reichen Ferner hatte er sich einem Hange ergeben, für den kein Reichthum in der Welt groß genug ist — dem Spiele. In New-Uork, wo er noch in einem großen Handlungshause stand, hatte er vielfache Gelegenheit, ihm nachzuhängcn, und eine gewisse Eitelkeit des Vaters hatte diesen immer gehindert, dem Uebel zu steuern, da es noch Zeit dazu war. Ein Jabr später schien es dazu fast zu spät, zumal Henri daö Unglück hatte, meistens glücklich zu spielen. So ging es eine Zeit lang; aber das Blatt wendete sich, wie die Kugel, auf der seine Göttin steht. Seine Verluste fingen an bedeutend zu werden, und es gab in New-Hork der Leute genug, die ihm immer neue mummen vorstreckte». In diese Zeit fiel Story's Ankunft bei Vater Ferner. Im Anfang brachte der alte Ferner Stunden lang bei seinem kranken Gaste zu; nach einigen Wochen aber mußte er auf eine entfernte Besitzung, und übertrug Rowleigh, ans den Fremden Acht zu haben. Das that er denn auch von Herzen, und als Story, den er bald sehr lieb gewonnen, das Zimmer verlassen konnte, führte er ihn gleich durch den Garten zu Frau und Kind, und da hätte er freilich ganz genesen können, wenn zwei blaue Sterne ans rosigem Felde ihm nickt alles Gleichgewicht geraubt hätten. Ihm ward nun klar, worüber er oft gespottet, er fühlte, daß er in dem Bann und Zanberkreis stehe, d-r ihm des Mannes unwürdig geschienen hatte. Einmal jedoch versuchte er zu widerstehen, und ging einen ganzen Tag nicht hinüber. Da kamen, weil Rowleigh nicht konnte, Mutter und Maria, um zu sehen, was ihm sei, und das Mädchen fragte mit einem Tone, mit einem Auge, die jenseits des OceanS ebenso tief ins Herz schneiden, wie in unserer europäischen Hcimath. Sie war sich selbst nicht bewußt, was sie that, denn anck sie hatte früher nie geliebt, und war fern von der Welt und der Gesellschaft erzogen worden, die sie hätten schücktern machen können. Ohne innere Frage und Antwort war sie Hcnri's Braut geworden, den sie oft Wochen lang nickt sah, da ihn die Stadt mehr anzog, als das Land. Sic war bereit, ihm ihre Hand zu geben, weil ihre Eltcru dieß für ein großes Glück ansaheu, und frohes, sorgenfreies Alter sich davon versprachen, denn Maria war eine gute Tochter. Jetzt hatte die Liebe in ihr Herz geleuchtet, und sich selbst im scchSzehnten Jahre so wenig klar, dielt sie für einen Strahl zarten Mitleids, was ein Strahl glühenden Sonnenfeucrs war. In Story's Gemükhe war es anders. Da stand AllcS bestimmt, hell und entschieden da, denn er wußte und ahnetc nichts von Henri's Ansprüchen. Maria's Hand, ein kleines Besitzthum auf Staffa, einen Acker für seinen Pflug waren die Säulen, auf die er seinen Himmel baute. Der Augenblick, wo er dem Mädchen sein Herz entdecken und um ihre Hand bitten wollte, blieb nicht lange aus. (Forts, folgt.)