Von der Alb, 28. Ang. Auf einem Viehmarkt auf der Alb am 25. dieß zeigte sich eiu Jndnstrieritter eigener Art. Eiu Bauer, der zugleich Gcmeiudepfleger ist, verkauft an einen Israeliten eiu Paar Stiere und wird dafür unter anderem Gelde auch mit einer amtlich überschriebeneu und gesiegelten Geldrolle, 50 Gulden­stücke enthaltend, bezahlt. Kaum ist der Handel und die Zahlung vorüber, so kommt ein Unbekannter zum Ver­käufer und sagt:weißt du auch, daß der Jude, der dich so eben bezahlt hat, ein Spitzbube ist? in der Rolle sind falsche Gnldenstücke." Der Verkäufer öffnet die Rolle und schüttet die Gnldenstücke in seinen Hut. Der Unbe­kannte visttirt diese Stück f« Stück, bezeichnet alle mit dem Jahre 1844 für falsch und entfernt sich wieder. Der Bauer in seiner Verlegenheit spricht auch mit Bekannten, die Gnldenstücke werden wieder visitirt und gezählt, ober­es fehlen 20 nnd die Rolle, welche geöffnet worden, hätte nicht nur 30, sondern 50 gefaßt. Der Unbekannte hatte sich die fehlenden 20 zugeeignet und war nicht mehr zu bekommen. Da saß der Bauer, seine 30 Gulden und die zerbrochene Rolle im Hut, mit langem Gesichte.

(S. M.)

T a g e s«dk e u i g k e i t e n.

Man hat oft genug gehört, daß es lächerlich sei, anzunehmen, die Lebensmittel und namentlich das Ge­treide lasse sich künstlich vertheuern; allein die jüngsten Vorgänge an der Getreidebörse in Berlin, sowie das Aufkäufen von noch auf dem Halm stehender Frucht sind denn doch wohl ein Beweis, daß allerdings eine künst­liche Erhöhung der Preise, wenn auch nicht für immer und allgemein, sich herbeiführen läßt, zumal wenn das Streben, die Preise zu halten, von so vielen gethcilt wird, die Korn bauen. Wie lassen sich dieser verthcnern- den Spekulationen gegenüber die Käufer schützen, nament­lich die weniger Bemittelten, die zum laufenden Markt­preise kaufen müssen, weil sie in billigem Zeiten sich kei­nerlei Vorräthe anschaffcn können? Sollte hier nicht der Staat denn doch Mittel nnd Wege finden müssen, wie möglichste Freiheit des Verkehrs mit dem In­teresse des kaufenden Publikums zu vereinigen sei? Soll sich dasselbe auf die durch ungehemmte Freiheit dcS Verkehrs hervortretende Konkurrenz vertrösten lassen? Es ist zu fürchten, daß diese dem Käufer nicht viel hel­fen wird, da das gemeinsame Interesse zu gewinnen, auch die verschiedenen Spekulanten doch in gewisser Beziehung an einander kettet. Es hackt keine Krähe der andern die Angen ans, und es hat seit Bischof Hatto'S Zeit im Mäusethurm noch Keiner in Getreide speknlirt, um es den Käufern billiger zu verschaffen, sondern um möglichst viel dabei zu gewinnen. Die Macht des Kapitals dem einzelnen gegenüber ist neuerdings ungemein gestiegen und steigt immer mehr, zu je größeren Summen cs sich ver­einigt;^ Millionen finden sich über Nacht zu einander; wenn solche Summen zu Getreidespeknlationen verwendet werden, dann haben die Spekulanten es gewiß sehr oft in der Hand, den Preis für eine Zeit zu machen.

Respekt vor Berlin. Die ordentlichen städtischen

Einnahmen im Jahre 1856 sind auf 2,048,000 Thlr. angeschlagen, die Ausgaben auf 40,000 Thlr. weniger. Aber o Jammer, 626,000 Thlr., fast den dritten Theil nimmt die Armenverwaltnng weg.

Planen, 24. Ang. Heute früh um 7Ir Uhr ver­unglückte der von Leipzig nach Plauen fahrende Eil- zng unmittelbar bei der haselbrnnncr Brücke, 10 Minu­ten vom Bahnhof Planen. Die Lokomotive war auf eine bis jetzt noch unerklärliche Weise ans den Schienen ge­kommen, 5060 Schritte quer über die Bahn hingesah- ren nnd durch das Herausreißen von Schwellen und Rie­geln dann umgestürzt. Noch vor diesem Umstürze ver­suchte der ans Leipzig gebürtige Lokomotivführer Frey, ein erst kurze Zeit auf dieser Bahn angestcllter geschickter und gewandter junger Mann durch einen Sprung sein Leben zu retten, stürzte jedoch nnd kam zwischen die Lo­komotive und den so zu sagenzu Brei" znsammengc- drückten ersten Packwagen zu liegen, wo derselbe solche Verletzungen erhielt, daß er wenige Minuten darauf sei­nen Geist anfgab. Der hinter dem ersten Packwagen befindliche Personenwagen zweiter Klasse lehnte sich' in senkrechter Richtung au den erstem an, nnd blos diesem Zufall hat man es zu verdanken, daß die übrigen Wa­gen auf den Schienen stehen blieben nnd die Passagiere mit dem bloßen Schreck und einzelnen leichten Contnstöncn davonkam. Dagegen ist der Fcnermann und der den Lo- komotivcndienst mitversehcndc Schaffner schwer verletzt, so daß man Grund hat an ihrem Aufkommen zu zweifeln. Der Verkehr selbst ist, wenn auch verzögert, doch nicht unterbrochen, obschon die Bahn auf eine weite Strecke zerstört ist. Der von Hof kommende Zng fährt bis zur Stelle, wo das Unglück sich zngetragen hat, wo der von Leipzig wartende Zng Personen nnd Gepäck aufnimmt nnd dann znrücksährt. (D. A. Z.)

Man erzählt in Wien folgende Geschichte:Eine Frau, die ihr Kind außerordentlich liebte, verzog das­selbe so sehr, daß der Kleine der boshafteste, nichtsnutz­igste Range war, den es gab. Alle Welt beschwor sie, das Kind strenger zu halten, wenn cS nicht ganz zu Grunde gehen sollte. Endlich beschloß sich die Mutter dazu. Als der Junge wieder einen boshaften Streich verübt, beschloß sie, ihm einen Denkzettel zu geben, nnd that es wirklich. Allein sie hatte den Buben früher Chloroform einathmcn lassen, um ihn so gegen den schmerz der Rnthenstreiche unempfindlich zu machen."

Kein Land in Europa könnte einen starken Blitz­ableiter besser brauchen äls Italic n. Freund und Feind, z. B. Oestreich erklären, cs sei furchtbar schwül, man könne kaum mehr athmen; wohl dem, der dem schönen Lande den Rücken kehren könne. Der englische Gesandte Sir W. Temple hat's schon gethan. Er hat den Hof von Neapel verlassen, nachdem er alles erschöpft, um den König zu einem anderen Regiment zu bewegen. England zögert , handelnd eiuzuschrcite», weil Napoleon die Früchte, die er ernten möchte, noch nicht für reif hält nnd es zu­rückhält. Es würde ein furchtbarer Brand werden, wenn plötzlich, wie zu fürchten, ein Funke zündete: denn die Löschmannschaft arbeitet gegen einander; andere Ziele