lang in unveränderter Gute erhalten. Die Art, wie Dieß geschieht, ist noch so sehr Geheimnis, daß außer der hie­sigen nur noch zwei derartige Fabriken, zu Paris und Frankfurt, auf dem Kontinent cMiren; indessen läßt sich bei Besichtigung der Fabrik doch so viel wahrnehmen, daß das Kochen in Dampf und das Trocknen in heißer Luft die Hauptsache der Zubereitung sein müssen. So neu diese Erfindung ist, so glänzend hat sie sich stets bewährt, indem sie während des Krimmfeldzngs die Möglichkeit gewährte, dem großen Heere der Verbündeten trotz der weiten Entfernung die erforderliche.Menge frischer vege­tabilischer Nahrung zuzuführen, was bekanntlich zur Er­haltung der Gesundheit sehr wesentlich ist. Die hiesige Gemüsefabrik wurde in diesem Frühjahre von einer Aktien­gesellschaft errichtet, und hatte gleich Anfangs den Bor­theil, die zu ihrem Betriebe sehr geeigneten Gebäulichkeiten der einqcgauqenen Glasfabrik um mäßigen Preis zu er­werben. (Karlsr. Z.)

Weinheim, 23. Ang. Die Entweichung des als Sekretär der landwirthschaftlichcn Kreisstelle dahier fnnk- tionirenden E. macht viel von sich reden. E. versah zu­gleich die Stelle eines Kassiers der Sparkasse, und eS liegt aller Grund vor, daß er eine bedeutende Summe hieraus entwendet hat. Ein hinterlassener Brief an seinen Schwager deutet auf Selbstmord in den Fluthen des Rheins. Man will aber wissen, daß E. es verziehen dürfte, sein Heil jenseits des Oceans zu suchen. (S. M.)

Offenbach, 25. Aug. Gestern, am Hellen Tage, zwischen 2 und 3 Uhr, wurde auf der sonst nicht ungang­baren Chaussee zwischen hier und Sprendlingen ein jun­ger Mann mörd.erisch angefallen, indem ein Bursche, der einige Zeit hinter demselben ging, ihm in den Hals schoß, in welchem unterhalb des Ohres mehrere Schrote eindrangen. Der Verwundete hatte jedoch noch Kraft ge­nug, sich aufrecht zu erhalten und einen Oeconomiehof unweit unserer Stadt zu erreichen, während der Thäter die Flucht ergriff ohne einen Raub versucht 'zu haben. Der Zustand des verwundeten, dem von hier ans als­bald ärztliche Hülfe zu Theil und er darauf nach Sprend­lingen gebracht wurde, soll.lebensgefährlich sein. (Fr. Z.)

Fulda, 24. August. Bor dem hiesigen Schwurge­richt wurde gestern ein elternloser und verwahrloster Knabe von 10 Jahren aus Sorga bei Hersfeld zu zwölf Jahren Zwangsarbeitshaus vecnrtheilt, weil er sein vier­jähriges abzehcendcs Schwesterchen, das von ihm gewar­tet und getragen werden mußte, ans Ueberdruß an die­sem Hindcrniß des Bettelns und Vagabnndirens er­säuft hat. Der kleine Verbrecher gestand sein Verbrechen erst nach der Vernrtheilnng ein, während er vorher ei­nen andern ganz schuldlosen Knaben beharrlich als den Thäter bezcichnete. (F. I.)

München, 22. Ang. In der heutigen Sitzung des Magistrates ist aus Anlaß des Gesuches mehrerer Bcäucr, schon vor der gewöhnlichen Sndzeit mit dem Einsieden des Winterbieces beginnen zu dürfen, eine interessante Bierstatistik" bekannt gegeben worden. Wie ich Ihnen Ende April mitgetheilt habe, waren am 20. April bei den hiesigen Bräuern an Winter- und Jommerbier 377,231

Eimer vorrathig. Davon wurden bis zum 20. August also innerhalb vier Monaten, nicht weniger als 275,791 Eimer cvnsnmirt, so daß also der dermalige Vorrath noch 101,470 Eimer beträgt. Im vorigen Jahre waren am 22. April 345,822 Eimer Bier vorhanden, welcke bis zum 22. August bis auf 107,509 Eimer consumirt waren. Obgleich also Heuer 31,439 Eimer mehr eingcsotten wur­den, als im letzten Jahre, so sind doch Heuer die Vor- räthe um dieselbe Zeit um 5038 Eimer geringer. Daran, daß wir Münchener also an dem Vorabend eines Bicrmangels stehen, sind nicht die Bräuer schuld, sondern die starke Ausfuhr und der große Zuzug von Fremden, welche dem Münchener Bier, obgleich es an seiner ursprünglichen Berühmtheit bedeutend verloren hat, immer sehr zusprc- chen. Die tägliche Cvnsumtiou wurde sonst durchschnitt­lich auf 2000 Eimer oder 120,000 Maß angenommen; Heuer aber sind durchschnittlich 2298 Eimer oder 137,880 Maas täglich verbraucht worden, wozu allerdings auch die tropische Hitze beigetrageu hat, welche den gewiß an­erkannten Durst der Münchener auch etwas gesteigert ha­ben mag. (N. M. Z.)

Die A sch affenb urg er Zeitung berichtet über fol­gendes Eisenbahnunglück: Wir finden uns leider in der Lage, von einem höchst beklagenswerthen Eisenbahnun­glücke Erwähnung zu thun, das sich am 22. früh bei der benachbarten Station Lanfach zntrug. Zwölfhundert Mann des k. k. östreichischen Regiments Degenscld befanden sich in einem früh 3 Uhr von Würzburg abgegangcnen Zuge und waren gerade im Begriffe, in jener Station einzu- fahreu, als, wie man hört, durch das Reißen eines Zng- hakens drei der »ordern Wägen aus den Schienen gc- riethe», die sodann von den nachkommcnden Wägen in tausend Stücke zertrümmert wurden. Sechs Mann blie­ben sofort todt, neun wurden schwer, eilf leicht verwun­det in daS hiesige Militärspital gebracht, darunter auch 2 Offiziere. DaS Hinwegränmen der Trümmer nahm mehrere Stunden in Anspruch, so daß die unversehrt ge­bliebenen Wagen des Zuges, immer noch nahe au 40, erst um 1 *2 Uhr im hiesigen Bahnhofe anlangten, wo­selbst ein weiterer mit 3 Lokomotiven versehener Zug, der gleichfalls östreichischc Truppen von Frankfurt hieher brachte, bereits seit 10 Uhr früh auf die Weiterfahrt harrte. Das wahrhaft entsetzliche Unglück konnte nicht verfehlen, in der ganzen Stadt die größte Theilnahme zu erwecken, und geschah auch sofort Alles, um den Unglück­lichen Hülfe zu gewähren, was namentlich in lobcnswerther Weise von den Aerzten gilt. Bereits hat sich eine Ge­richtskommission an Ort und Stelle begeben, um den Thatbestand anfzunehmen, wobei hoffentlich die allgemeine Annahme, daß dem Unglücke lediglich ein unseliger, Nie­manden zur Last fallender Zufall zu Grunde liegt, ihre Bestätigung finden wird. 23. Äug. Soeben wurden die Leichen der bei dem gestrigen Eisenbahn-Unglücke ge- tödteten östreichischen Soldaten zur Erde bestärket. Bei einigen der Schwcrvcrwnndeten ist nur wenig Hoffnung auf Rettung. Ein einziges Grab birgt die heute beerdig­ten unglücklichen 6 Opfer, lieber die eigentliche Ursache der Katastrophe ist man noch ziemlich im Unklaren.