befriedigende Ausgleichung mit Amerika. Sie dankt dem Parlamente für dessen Loyalität und gratulirt zu guten Staatseinkünften, sowie zu den blühenden Gewerben. (F.J.)

Petersburg, 22. Juli. Je näher der Zeitpunkt der Krönung hecanrückt, desto ausschließlicher nimmt sie die allgemeine Aufmerksamkeit in Anspruch. Alles, was jetzt hier geschieht, steht in näherer oder fernerer Beziehung aus die bevorstehenden Festlichkeiten. Viele der Krönungs- gcsandlcn der europäischen Mächte haben bereits so zu sa­gen ihre Vorläufer hicher geschickt. Unter Andcrm soll der französische Gesandte außer einer großen Quantität lheurer Weine auch den berühmten Pariser Schneider Chevreuil vorausgcschickt haben, der hier die zahlreiche Dienerschaft des Grafen Morny in kostbire Livreen kleiden soll. An allen öffentlichen Orten, auf allen Promenaden der Sradt und der Umgebung trifft man jetzt fremdländische Unifor­men, worunter auch die türkische nicht fehlt. Die Aus­wanderung nach Moskau hat inzwischen bereits begonnen, und dieser Tage reisen auch unsere Schauspieler dahin, zu­erst die Mitglieder deS BallrtS, welche in Moskau viel beschäftigt sein werden. Bei allen Krönungen russischer Fürsten bildeten Theatervorstellungen-aller Art den Mittel­punkt der öffentlichen Vergnügungen. Bei der Krönung der Kaiserin Anna Jwanowna war nur ein deutsches Mu- sikkorps, das im Hofdienste stand, betheiligt, verstärkt durch einige italienische Virtuosen, welche König August U. von Polen nach Moskau geschickt hatte. Bei der Krönung Elisabeths eristirte schon eine vollständige italienische Ozer, welche u. A. eine Oper Von dem berühmten Hasse auf- führte und wurden die Chöre damals zum ersten Mal von russischen Hossängcrn erekutirt. Unter den bei der Krönung Katharina II. stattgehabten Festlichkeiten war be­sonders ein von Wolkow, dein Gründer des russischen Thea­ters , veranstaltcter großer Maskenzug mit Musik- und Ge- sangbeglcitung benierkenswerlh, bei dem sich aber der Lei­ter deS ZngdS (Wolkow) erkältete, in Folge dessen er in wenigen Stunden starb. Die Festlichkeiten zur Krönung Alexanders l. dauerten länger als einen Monat hindurch. Wodurch sich die dießmalige Krönung besonders auözeichnen wird, weiß man natürlich noch nicht, daß sie aber den früher» an Pracht und Aufwand nicht nackstehen wird, ist nach Allem,. waS man Hort, nicht zu bezweifeln. Außer oen durchziehenden Gästen werden hier drei Fremde, welche sich hier bleibend niederlassen werden, mit Neugier betrach­tet. Es sind dicß drei Asiaten, ein Japanese, ein Chinese und ein Mongole. Der Japanese ist auf großen Umw egen nach Petersburg gekommen. Admiral Graf Putjaün hatte ihn nämlich aus Japan als Dolmetscher mitgenommen, da in Petersburg, ja in ganz Rußland Niemand ist, der Ja­panisch versteht, damit er hier in seiner Landessprache un­terrichte». Aus dem Wege nach Ajan wurde das Schiff bckauullich von den Engländern genommen und die Be­satzung nach Kalifornien gebracht. Seit den neunziger Iah- reu des vorigen Jahrhunderts war kein Japane.se mehr hier. Der Chinese nutz der Mongole waren bisher Lektoren an der Universität in Kasan und sind mit der dortigen Fakul­tät für orientalische sprachen hicher übcrsiedelk.

(Ter Beutezug gegen dhx Kuzier^) Von der

montenegrinischen Grunze'wird der Agcamer Zeitung un­term l-i. d. M. geschrieben: Am 11. haben die Küster, die vergebens austürkischen SukkurS gehofft und die Unmög­lichkeit einsahen, ihre Stellung zu behaupten, überdies sich von 1800 Mann unter Anführung des Serdar Cerovie vom Berge Kom aus bedroht erblickten, die Veeschanzungen ver­lassen und die Flucht ergriffen. Die Montenegriner rückten in die Ortschaften ein, tödteten ohne Rücksicht auf Alter und Geschlecht AlleS, und plünderten die Wohnungen der unglücklichen Küster. Man kann sich leicht einen Begriff von den Thalen dieser undisziplinirten Truppe machen, Von Knzi eristirt jetzt nichts, als ein ödes, wüsteS Land; wer dem Tode entfliehen konnte, begab sich ins türkische Gebiet, mehr a!S 2000 Gewehre wurden erbeutet; die He er­den waren jedoch schon vor dem Kampfe in den nächsten türkischen Gemeinden in Sicherheit gebracht. Greise und Kinder mußten mit dem Tode für ihre entflohenen Verwand­ten büßen. Dem Pascha von Scutari wird die Schuld des unglücklichen Schicksals der Kuzier beigemessen. Er sei es nämlich gewesen, der durch Versprechungen und Ge­schenke dieselben dahin zu bewegen wußle, daß sie aus dem Stanke der Neutralität, in dem sie bisher lebten, heruis- traten, sie aber darauf ihrem Geschicke überließ. (Bisher erklärten die Kuzier, wenn tüekischerseitö Anforderungen an sie gemacht wurden, sie gehörten zu Montenegro, und die umgekehrte Behauotung stellten sie montenegrinischen Ansprü­chen entgegen. Den jetzigen Zeitpunkt hieit Fürst Danilo zu ihrer Unterwerfung bei der Ohnmacht der Türkei besonder- geeignet. Ob derartige Vorgänge auch seine diplomatischen Bestrebungen bei den europäischen Höfen für Sicherung, bez.. Erweiterung seiner LaiweSgeenzen fördern werden, ist eine ansere Frage.)

Am Ende sieben die Amerikaner auS dem vor Kurzem drohenden Zerw'irf.n'ß mit England einen Nutzen, an den sic e.fl gar nicht gedacht haben. Weil nein ich die Person des englischen Gesandten mii Schuld an dem entstandenen Streit trug,, so wird jetzt voegcschlagen, dergleichen Ursa­chen zum Unfrieden künftig zu verme den, dadurch, daß man die stehenden Gesandtschaften abshasst. Diese Ge­sandten, heißt es, kosteten sehr viel Geld und doch hätte noch keiner weder einen Krieg abgehalten, noch einen Frie­den hcrbeigesührt. Die Jnleressm des Handels und der Industrie und Aehnliches hielten die Leute viel besser zusammen, als alle Diplomaten. Mag dem nun sein, wie cs wolle: so viel ist gewiß, sehr viel Geld könnte den Staatskassen durch Minderung u.ck Beschränkung des GesandtenwescnS crstart werden.

Bosto n, 16. Juli. . Aus Costa Rica ist die Nach­richt eingetroffen, daß General Mora, der Obeikoinnian- dant des Heeres, und der oberste Staatssekretär an der Cholera gestorben sind, und daselbst eine Revolution zu Gunsten Walkers ausgebrochen ist. Gleichzeitig kommt die lange erwartete Meldung, General Walker sei am 24. Juni zum Präsidenten von Nicaragua erwählt worden; der bis­herige Präsident Rivas und der Krie-Mmiister hätten sich von ihm losgesagt, seien mit 600 Mann in Leon und er­klärten Walker für einen gesetzwidrigen Eindringling, wäh­rend sie ihrerseits von Walker als Rebellen gebraut markt werden.