und sendete die Eingabe zurück, worauf mic dann, da man es nicht wagte dem Könige zum zweiten Male zu kommen, sofort die ooäiues, nach einem oollocjuiuw, dem ich mich freiwillig unterwarf, ertheilt wurden.
Hier schloß der junge Mann und da der geneigte Leser sich alles Neblige selbst denken kann, bemerke ich nur noch zum Schlüsse, daß unser H. ein ungemein tüchtiger General-Superintendent wurde und der P.-Kirche viele Jahre mit sichtbarem Segen Vorstand.
Ei» Morgenbild im Comptoir.
Es war noch nicht voll sechs Uhr, aber schon ging ich mit Sturm- und Drangschritten in meinem Zimmer auf und ab. Sämmtliche Mitbewohner des „Königs von Eng- land" haben mein Dasein gewiß verwünscht, denn ich war der rücksichtslose Mörder ihrer Morgenruhe. War jemals ein Literat durch unvorsichtige Ausgaben in eine ärgere Verlegenheit gerathen, als ich gegenwärtig in der freien Hansestadt Hamburg? Alles Geld war dahin, die Abreise stand bevor und kein rolher Heller war mehr in meiner Tasche. Herr Marr, mein freundlicher Wirth, ist ein seelenguter Mann, der um einer unbezahlten Rechnung willen nicht gleich aus der Haut fährt, aber die preußische Schncll- post nimmt keine Passagiere aus Credit mit, und ich sollte und mußte in den nächsten Tagen nach Berlin. Zum zwanzigsten Male blätterte ich meine Brieftasche durch, ob sich nicht irgendwo ein verblichener Tresorschein verkrochen habe, aber — umsonst! — Halt! was ist daö für ein Papier? Ein Brief, den ein wohlwollender Mäcen mic mitgegeben, und den ich zu präsentiren aus Unachtsamkeit unterlassen hatte. Die Adresse lautete ganz einfach: Herrn Mohrselo, Deichstraße Nro . . .
Ich athmcte auf. Villeicht war dies der Mann, von dem mir Hilfe kommen sollte^ denn ich besann mich, daß mein Gönner mir denselben cW den Chef eines bedeutenden Handlungehauscs geschildert, bei dem ich sehr gut ausgenommen würde. Schnell war mein Entschluß gefaßt; ich kleidete mich an, und mit dem Schlage Acht verließ ich den Gasthof, der Deichstraße zuschreitend, wo der Rettungsrngel mir erscheinen sollte. —
Halt! hier auf dem Hopfenmarkt muß ich einen Augenblick sichen bleiben» — jener kurze dicke Mann im blauen Obcrrock, mit dem schlichtgekämmten braunen Haar, dessen fleischiges Angesicht plump und nichtssagend auösiehr, hat sich ein Gericht Fische gekauft , schickt einen Arbeitsmann damit ad und setzt seinen Weg weiter fort. Beide Hände auf dem Rücken, das Auge an dem Boden geheftet, geht er leise brummend in die Deichstraße hinein. Ohne daß er irgend Notiz von mir nimmt, schreiten wir neben ei- nauter hin, und stehen endlich vor demselben Hause still. Da fährt der Kurze endlich auS seinem Nachdenken auf, sieht mich groß an, und fragt mit gezogenem Tone: „wollen Sie hier im Hause Jemand sprechen?"
Verdrießlich, daß ein solches Männchen eS wage, mich rhne weitere Umstände anzureden, entgegnete ich ziemlich hochtrabender Weise: „ich habe ein Geschäft mit dem Hause Mohrfcld»"
Der Kurze lächelte einen Augenblick und sagte kann ziemlich ernst,': „ich bin Mohrfcld."
Wie?! Und von diesem Manne, der seine Fische selbst einkaufte, und in einem abgeschabten Oberrock einher- glng, sollte m'r Hilfe kommen? Der wäre die einzige Stütze eines hinsichtlich seiner Börse herabgekommcnen Ro- manschrribcrö? — Aber es war der einzige Hoffnungsaii- ker, wonach ich greifen konnte, ich riß also blitzschnell den Hut herunter und sagte mit so einnehmendem Wesen, wie möglich: „verzeihen Sie! — Ich halte bis jetzt nicht die Ehre — ich habe," hier zog ich die Brieftasche — »den Auftrag, ein Schreiben zu überreichen."
Herr Mohrfeid unterbrach mich: „Jetzt nicht, nach- her werde ich Sie sprechen im Comptoir, Sie müssen aber etwas warten. — Kommen Sie!" — Er trat in daS Haus und ich hinter ihm drein. Auf der großen Vordiele war ein reges Leben, zwei große Wagschalcn von der Decke herab, mehrere Marklhelfer schleppten Kaffeesäcke heran, die sämmtlich gewogen wurden, ein Commis stand mit keiner Schreibtafel dabei. Herr Mohrfeld sah eine Weile schweigend zu und wollte weiter gehen,!als einer der Leute seinen Sack etwas unsanft zu Boden warf, so daß dieser Platzte und die Bohnen weit uacherfloge».
„Was ist das für eine liederliche Wirthstbast!" fuhr ! der Herr grimmig aus, dann aber bückte er sich und half emsig die zerstreuten Bohnen aufsammeln, wobei er in Zwischenräumen folgendes sprach: „sammelt mir hübsch Alles auf, und steckt eS wieder in den Sack hinein, — daun soll die schadhafte Stelle ausgebessert werden. — Sie, Herr j Möller," — hierbei sah ec den Commis an — „werden l den Sack besonders Nachwiegen lassen, und wenn etwas an dem Gewichte fehlt, berechnen Sic's und schreiben Sie eS dem unvorsichtigen Menschen zur Last; eS soll ihm am Wocheulohn abgezogen werden."
„Das ist doch hart," meinte Jener, „so ein paar Bohnen-"
„Paar Bohnen?" entgegnete der Kaufmann , „wer daö Kleine nicht ehrt, ist des Großen nicht werth; aus acht und vierzig Schillingen besteht ein Thaler, und zu einem guten Weinjahr gehören viele warme Tage. Also nicht der Mühe werth? Unachtsamkeit ist ein großer Fehler und der Ruin eines ordentlichen Geschäfts. Herr Möller, sobald der Mann noch eine einzige, wenn auch die kleinste Unachtsamkeit begeht, lohnen Sie ihn auf der Stelle ah, ich mache Sie verantwortlich."
„Großer Gott!" dachte ich, „um einer Handvoll Kof- scebohnen einen Mann außer Brod setzen, wie hart, wie grausam! Wie wird es mir ergehen!" —
(Fortsetzung folgt.)
Charade.
Als er innig mn ihre Liebe bat Und ibr sei« treues Sehnen gestand.
Der Thor! was glaubt Ihr wohl, was sie that? Sie riek ihm höhnend die Letzten zu.
Und tief in ihm sogleich die Erste entstand.
Dahin ist sein Glück, dahin seine Ruh Und seiner Seele das Gänze entschwand..