rrch er ärgerlich,und wie einfältig, die schönen Gläser zu nehmen!"

Cr hatte vielleicht nicht Unrecht, aber acht Tage nach der Hochzeit war's doch stark, zumal wenn man einem vorher fast den Boden unter den Füßen geküßt hat; die junge Frau hat sich darüber bitter gekrankt. Wie aber oft der Unstern über einem Hause steht, so zerbrach sie andern Tags eine schöne kostbare Lampe in seiner Abwesenheit. DaS mußte dem Herrn verschwiegen werden. Damit gab sie sich der Magd in die Hände. Mit Mühe und Kosten verschaffte sie sich eine neue. Geld hatte sie nicht viel unter der Hand, so nahm sie's auS der Haushalnmgskasse und verrechnete unmäßig viel für Arme, für Zwiebel, Gemüse und Allerlei. Daheim halte ihr Vater nie ins Hauöhal- tungsbuch gesehen, und was an der Rechnung Rest blieb, hatte ihre Mutter unter die RubrikAllerlei" geschrieben. Ihr Mann aber rechnete nach und verlangte Nachweisung. Zuerst weinte sie, wenn die Rechnung nicht zutreffcn wollte; nach und nach lernte sie das Lügen besser. Der Mann, der wurde mißtrauisch, hielt sie immer knapper im Geld, rechnete immer genauer nach; sie aber steckte sich immer mehr in kleine Schulten, die zuletzt große wurden, und das wurde noch schlimmer, als Kinder kamen.

Die Frau Postmeistern,, ihre Nachbarin erzählte ihr, wie fortwährend Geldpäckchen an ihren Mann kämen; nicht an's Amt, für seine Person. Daß daS für eine Pflegschaft war, wußte sie nicht und ec sagte ihr nichts; so machte sic daS immer verstockter gegen ihn, da sie seine nöthige Spar­samkeit für unnöthigcn Geiz hielt. Die Magd, die die zerbrochene Lampe harte verhehlen helfen, leistete ihr schlimme Dienste, half ihr borgen, versetzen, verkaufen. Der Mann ahnte von dem Allem noch nichts, da er bei vermehrten Geschäften weniger Zeit hatte, nach Kleinigkeiten zu sehen. Aber es war eine Gewitterluft im Haufe, bei der Niemand wohl rvard.

Ich war einmal einige Wochen bei ihr und errieth viel vom Stand der Dinge. Ich bat sie, um Gottcswillen offen zu sein, aber sie fürchtete ihren Mann viel zu sehr: Jetzt kann ich nimmer, es ist viel zu weit gekommen; ja wenn ich's ihm damals gesagt hätte, als die Lampe zer­brochen war. Du weißt nicht, wie viel ich jetzt schuldig bin."Aber ich bitte dich, wie soll's denn am Ende noch werden?"Ja, stehst du, vielleicht komme ich doch noch einmal zu Geld."Könntest du nicht deine Mutter um etwas bitten?"Ach nein, sie kann nichts mehr entbehren. Sie schafft mir fast alle Kleider an, weil ich meinen Mann nicht um Geld dazu ansprechen mag. Er wird verdrießlich, so oft ich Geld will und von selbst denkt er nicht dran, daß ich etwas brauche."Wie willst denn aber zu Geld kommen?"Nun, . . . . weißt du, später, .... ich meine einmal viel später, wenn uns die Mutter etwas hiuterläßt. . . ."

Mir schauderte; so weit war die Frau gekommen, die einst die zärtlichste Tochter gewesen, daß sie nun im '-stillen auf den Tod der Mutter wartete, die ihr ihr Lebenlang nur das Eine zu Leid gethan, daß sie zu gut gegen sie gewe­sen war.

Ich bin nimmer zu ihnen gekommen, aber es ging

traurig. Emilie steckte sich immer mehr und mehr in Schul­den. Statt unter die Herrschaft ihres rechtschaffenen Man­nes hatte sie sich unter die Gewalt einer schlechten Magd gegeben, die sie in aller Weise mißbrauchte und bestahl, während all ihr Sinnen und Trachten darauf gehen mußte, ihren Mann geschickt zu betrügen.

Die Mutter starb und hinterließ Schulden, so daß der Mann noch von EmilienS nicht großem Heirathsgut an Geschwister ausbczahlen mußte. Jetzt noch wäre es Zeit gewesen für sie, Alles zu gestehen, für ihn, sie mit Güte zu gewinne»; aber er sprach sich etwas bitter über schlech­ten Haushalt auS, das schreckte sie wieder ab und sie schwieg.

Einmal, als sie besonders in Noth war, lief ein Gelv- paket an ihren Mann ein. Es war das Erstemal, daß sie wagte, in dieser Weise Hand an sein Eigenthum zu legen. Sie beredete sich, sie könne es bald ersetzen oder sie werde ihm später sagen oder könne cs ihr eine Freundin leh­nen; von dem Allem geschah natürlich nichts.

Der ZinS war Waisengut und fehlte bei der Abhör. Der Manu schöoste endlich Verdacht; da kam das Gewitter, daS lange gedroht, zum Ausbruch; Schulden wurden ein- geklagt, versetzte Stücke gebracht, vieljährige, noch unbezahlte ReciMmgrn gefordert, von denen sie ihrem Mann falsche Quittungen vorgewiescu; die Verwirrung, der Schaden war grenzenlos.

Die Schande der Frau wird zum Flecken für den Mann. Ein solcher Skandal in dem Hause eines Kaffeu- beamten vertrug sich nicht mit seiner Stelle. Die Unter­suchung konnte ihm zwar gerade keine Schuld Nachweisen, doch wurde er guiescirt. Er lebt in bittrer Armuth in einer kleinen Grenzstadt und nährt sich mit Copiren und sonstigen Schreibereigeschäften.Und die Frau?" Ec wollte sie lange nicht vor Augen sehen; sie aber hatte ihre velle Schuld erkannt und war gar demüthigen Herzens geworden. Sie zog in die Nähe seines Wohnorts; ihren Sohn nahm ein Freund ihres Vaters umsonst in die Lehre, die Tochter- Hat eine brave Frau ausgenommen. Sie arbeitete um Geld und suchte von ihrem Erwerb heimlich etwas in seine Hände zu bringen. Ein Geistlicher versuchte ans ihr Bitten das Werk der Versöhnung. Der that ihm die Augen auf, und er sah auch ein, wie es an ihm gewesen wäre, sein jun­ges, unverständiges Weib mit Güte zur rechten Hausfrau zu ziehen, statt daß er sie durch Unfreundlichkeit verschüch­tert hatte. Nun sind sie seit lange beisammen, arbeiten und sparen treulich und einträchtig miteinander. Vielleicht ist ihnen doch noch einmal ein besseres Loos beschieden."

Diese Geschichte hatte Alle etwas ernst gestimmt und es trat, eine Pause ein. Frau v. Linden bat sich leise Na­men und Wohnort der Familie aus und notirte sich Beides. Nun war nur noch die Mama und Frau Lenz übrig, welch letztere, gegen ihr sonstiges hartes und trockenes We­sen , während der Erzählung große innere Bewegung gezeigt hatte. Sie hatte sich immer etwas abstoßend und zurück­haltend benommen, darum wagte keine der Frauen sie an die Fortsetzung zu mahnen, auch die Mama sagte nichts, und sah sie nur still au mit ihren klugen Augen. ' (Fortsetzung folgt.)