fordert. WaS Du jetzt auch hören wirst, schweige still. Der Geist vom Geist gefordert, wird mir nun enthüllen, «je, Mörder Deines eigenen Glücks, Du der deS FeiudeS werden kannst."
Er neigte das Haupt hierauf dreimal gegen die Flamme; diese erlosch »nd tiefste Dunkelheit erfüllte das Gemach. Der arme Junkherr zitterte wie Espenlaub.
Paracelsus schlug hieraus mit seinem Stabe dreimal auf das Buch und rief jedesmal einen unverständlichen Namen. Bei jedem Schlage züngelten Blitze durch die Luft, denen ein fürchterlicher Donnerschlag folgte; ein stuckender Schwefeldampf erfüllte das Gemach, aus dem sich nach und nach ein weißer Rauch entwickelte, der immer durch, sichtiger und lichter wurde, bis Haus von Wonnenstein deutlich an der entgegengesetzten Wand eine Erscheinung, in einer Glorie schwebend, empor tauchen sah.
Es war eine Gestalt, deren geisterbast zarte Glieder ein weißes durchsichtiges Gewand verhüllte; ein langer weißer Bart wallte bis auf den Gürtel nieder, der das faltenreiche Kleid zusammen hielt. Buschige Wimpern zogen sich in weißen Bögen über den glühenden Augen zum grimmigsten Ausdruck zusammen; die Faust der rechten Hand war krampfhaft geballt, wahrend die erhobene Linke eine abwehrende Bewegung machte.
„Was rufst Du mir, kühner Abenteurer, in dem nächtlichen Meere der Unmöglichkeit?" donnerte die Erscheinung mit gewaltiger Stimme dem Geisterbcschwörer zu.
Dieser fiel auf die Kniee nstder und erwiederte die Frage des Geistes in einer für den Jnnkyerrn ganz unver- stündlichen Sprache. Die Augen der weißen Gestalt sprühten Blitze, zornentbrannt wandte der Geist daö Haupt in die Höhe und antwortete dem Magier in derselben Sprache, jedes Wort ein Donnerschlag.
Fünf Minuten, die der Junkherr von Wonnenstein in tödtlichster Angst zugebracht hatte, mochte die Unterredung gedauert haben, a!S die Erscheinung, wie sie gekommen, wieder verschwand.
Die Lampe auf dem Altar loderte wieder empor, Paracelsus stand auf und Oporin erschien, Tiegel, Retorten, Schädel, Knochen hinweg- und Alles wieder an Ort und Stelle räumend.
Erschöpft sank der Junkherr auf einen Stuhl zusammen und bat den Geisterbeschwörer, hestig aufgeregt, um die Mittheilung dessen, was der Geist gebrochen.
Paracelsus entfernte seinen FamuluS und begann, indem sich seine Worte peinlich aus der Brust herauf.rbeitc- ten, Zeuge ungeheurer Aufregung:
„Seltsame Dinge habe ich erfahren; wohl dem irdischen Ohre, dem nie eine solche Offenbarung kund wird. Es wurde mir erlaubt Deinen Feind durch Dich morden zu lassen, aber unter Bedingungen, die leicht auf Dein Haupt den Bannstrahl jener finstern Mächte heransbrschwö- rcn könnten Die Kopfbedeckung Deines Feindes, aus den Schädel eines dem irdischen Gesetze der Gerechtigkeit gefallenen Mörders aufgesttzt, wird P ötzlich mit einem langsamen schleichenden Gift ressen Körper diirchsteömen und sein Leben wird erloschen wie eine Lampe, ohne daß Jemand die Ich fache feines Todes ahnl. Befällt aber den
kühnen Unternehmer während der That die Reue» so muß er augenblicklich ein neues Opfer schaffen, oder er fällt statt dessen den bösen Mächten anheim. Gehst Du diese Bedingung ein, so sprich und der Geist wird antworten."
Nach einigem Zögern der Unschlüssigkeil rief der Junkherr endlich kleinlaut: „Thue was Du für gut hältst?^ Da ertönte ein Donncrschlag durch das Gemach, daß man glaubte, eö wolle zusammen stüezcn und aus allen Ecken sprühten züngelnde Blitze hervor. Der Wonnensteiner enteilte todtenbleich dem Laboratorium des Chemikers, aber Paracelsus rief ihm nach: „In acht Tagen sehe ich Dich wieder mit der Kopfbedeckung Deines Feindes!"
Acht Tage waren verflossen, da pochte eö zur fcstbe- sti'miiiten Stunde stt'nmisch an die Thür des Chemikers.
Sie war verschlossen. Wütheud stampf ein Mann mit dem Fuße auf den Boden des Corridoes draußen, daß die Fensterscheiben klirrten.
Ruhig trat Paracelsus auS einer Nebenthüre hervor und bliche den Stürmischen mit düsterem Ernste au.
„Kannst Du nickt abwarlen, verwegener Thor, bis die finstern Mächte Gericht halten werden über Dein übereiltes Beginnen?" herrschte dem Jüngling, der Niemand Anderes als der Junkherr HauS von Woiinenstein war, der berühmte Arzt zu.
Dieser stotterte verlegen:
„Hochverehrtester Meister, der Drang des Augenblicks . . . . Eure Erlaubniß zu dieser Stunde zur Beschwörung kommen zu dürfen . . . ."
„Du wirst noch Zeit genug zur Reue finden, unterbrach ihn Paracelsus.
„Seht, da habe ich Euch, wie Ihr wünschtet, die Mütze meines Feindes mitgebracht; es Hai mich Bin he gekoste:, sie zu bekommen," fuhr Hans fort und hielt ihm teiumphirend ein Barrett von schwarzem Sammt entgegen.
„Ha, also auch ein Dieb seid Ihr?" fragte Thcophra- stus und seine Lippen umspielte ein höhnischer Zug.
„Sein Diener, welchen ich bestochen, stahl sie ihm "
„Also ein Tiebsliehler!"
„Ich bin nicht hieher gekommen, um bei Euch in die Beichte zu gehen, Ihr Tugendheld! Spart Eure Worte und beginnet Euer Werk, Geisterbeschwörer!"
„Jetzt ist es noch Zeit, fuhr ermahnend Paracelsus fort, oen Zeigefinger drohend in die Höhe haltend; „noch einmal waure ich Dich, versuche die Götter nicht. Erfaßt Dich während der Beschwörung die Nene, bist Du unrettbar verloren und keine Macht der Welt nimmt den Fluch mehr von Dir, der dann aus Deiü Haupt fliegt; gebrandmarkt wirst Du umserlauseu und dahin siechen bis zu Deinem elenden Ende!"
„Ihr irrt Euch, wenn Ihr glaubt, mich durch Schrecknisse von dem Vorhaben abzuhalten, das fest bei mir beschlossen ist. Spart Eure Redekunst, Euren Wonkram, der Eure eich ne Furcht verkleistert und öffnet die Thüch zum höllischen Gaukeiwerke; Ihr oder er, einer muß fallen; ich bin entschlossen. _ (Fortsetzungfolgt.)
Auslösung des Rällgelö in Nr. 44:
Jungfrau.