Stuttgart, 27. Mar. Der verwundete Wilde soll, wie ich höre, sich auf dem Wege der Besserung befinden und gegründete Hoffnung auf seine Rettung vorhanden sein. Daß der Verwundete nicht mehr zu den Inhabern derrö­mischen Halle" znrückkehrt, kann als ausgemacht gelten ES heißt, Gustav Werner wolle ihn als Aufwärter in sei­nem zoologischen Garten anstellen. (H. T.)

Stuttgart. Der rühmlich bekannte deutsche Luft- fchiffer Werzinger auS Karlsruhe wird kommenden Sonn­tag Abend seine elfte Luftschifffahrt unternehmen. Außer einer Begleitung von Musik werden mehrere Passagiere die Lustreise mit ihm machen. Die Auffahrt findei in der Bu- bckschcn Kelter, wo auch der berühmte Luftschiffer Green aufstieg, statt. (St.A.)

Tübingen, 26. Mai. Heute wurden die Assisen durch den Präsidenten, Hrn. O.-Justi;rath Malzacher, er­öffnet. Als Richter sungiren: O.Justiz-Asftssor Gero'd und Oberamtsrichter Stein von Balingen; als Staats-Anwalt O.-Justiz-Rath Strudel: als Gerichtsschreiber Sekretär Müller. Zwei junge Bursche, Z. I. Roth, led. We­ber von Ebhauscn und C. Hafner, led. Müller von da, erscheinen vor den Schranken, angeklagt der versuchten Noth- zucht. Die Vertheidigung des Letzteren führt Rechtskonsu­lent Gös von hier. Da die Verhandlung im Interesse der Sittlichkeit bei verschlossenen Thüren statlfand, so lhei- len wir unfern Leser bles des Resultat mit, daß die bei­den Bursche des angeklagten Verbrechens von den Geschwo­renen für schuldig erklärt und Roth zu 3jährigem ge­schärftem, Hafner aber zu IJahr 9 Monat Arbeitshaus und zu 25 Stockftrcichen verurtheilt wurde. (T. Ehr.)

Reutlingen, 26. Mai. Letzten Samstag wurde ein hiesiger Bürger, welcher einem Sondelfingcr Bauern sein umgcworfenes Fuhrwerk aufeich:en half, und hierauf das bösartige Pferd wicder anfpannen wollte, von dieser Bestie auf die Brust geschlagen und war sogleich todt.

Eßlingen, 27. Mai. Am letzten Samstag gleich als die Nachricht vom mit dem LokomotiveSempach" passirtem Malheur hieherg-laugte, wurde eine Abtheilung Arbeiter der hiesigen Maschinenfabrik mit den nöthigm Werkzeugen re. nach Friedrichshafen gesendet, um bei der Herausholuug derselben aus den Wellen des Sees mitzu­helfen. Diese Maschine ist die zweite, welche auf diese Weise Bekanntschaft mit dem nassen Elemente macht. Vor circa 4 Jahren fiel nämlich eine für die kurhessische Bahn bestimmte in den Rhein, ohne daß man sie, trotz bedeuten­der Kosten, die hieraus verwendet worden, bis heute heraus- bringen konnte, und schwerlich wird man sie je wieder her­ausbringen. Dagegen soll es bei der im Bodeusee liegenden mit einigen tausend Gulden möglich sein, sie wieder flott zu machen. Ob dieselben die Pariser Assekuranz-Gesellschaft, bei welchen sie versichert, die Dampfschifffahrts-Verwaltung oder der Lieferant zu leiden hat, konnte ich bis jetzt nicht erfahren. (H. T.)

Ravensburg, 25. Mai. In dem hiesigen Gasthof zum Lamm Halle sich ein fremder Herr einlogirt, der sich für einen Pferdehändler auS Schaffhausen auSgegebcn hatte. Schon lag ec gestern Abend im Bett, als es an seiner Thüre klopfte und herein trat der Bürgermeister von Sins­

heim in Begleitung hiesiger Polizisten, um sich den Schaff- hausener Pferdehändler bei Lichte zu besehen. Und sie fan­den, den sie suchten: den Inhaber deS kürzlich in Sins­heim gestohlenen Geldes und der 6 goldenen Dosen.

Friedrichshascn, 24. Mai. Vorgestern kehrten die hessischen, badischen und württembergischea Offiziere E ihrer Jnstructionsreise aus der Lombardei zurück; sie rüh­men einstimmig die große Artigkeit und Liebenswürdigkeit, welche ihnen überall von Seite der k. k. östreichischen Be­hörden zu Theil wurden. (Allg. Z.)

Berlin, 21. Mai. Die ministerielle Zeit bespricht heute daSIntoleranz-Edikt deS Erzbischofs von Wien hinsichtlich der Begräbnißfrage." Dieses Blatt fällt über dasselbe folgendes Urtheil:Leider Gettos ist damit von Neuem in einem Theile deS deutschen Vaterlandes jene schroffe Scheidewand zwischen den beiden großen Religions­gesellschaften aufgeführt, die man für immer niedergerissen glaubte, um dem großen und erhabenen Prinzipe der kirch­lichen Duldung Plaz zu machen. Was das Auffälligste ist, eS geschieht dich zu derselben Zeit, wo man in Paris einen Vertrag schließt, der dem Beherrscher der Türkei die Verpflichtung der religiösen und kirchlichen Duldung aufer- lcgt, also von dem Muhamedanismns etwas verlangt, waS die katholische Kirche in einem christlichen Staate zu leisten selber nicht Willens ist. Der Kontrast ist schreiend, und er macht die Worte verständlich, welche die hohe Pforte in der Note nicderlegte, die ihr Gesandter Ali Pascha dem Kongresse in Paris überreichte:daß die Duldsamkeit der Sultane fast einzig in der Geschichte dastehe, und daß es nicht das oSmanische Reich sei, in welchem die besiegten Minoritäten ihr Loos am meisten zu b-klagen hätten." Ob der Türke den Christen einenHund" nennt, ob man dem JudenHepp, hepp" nachruf', oder ob der katholische Priester, weil ihm der Staat dazu das Recht gibt, den Protestanten einenKezer" schimpft und ihm ein ehrliches Begräbnis» verweigert, das kommt wirklich auf Eins heraus.

Berlin, 25. Mai. Die Kaiserin von Rußland Mutter wohnt in Potsdam im dortigen Staktschlosse, wo auch eine Kapelle für den russischen Gottesdienst eingerich­tet worden ist. Der Vertheidigec von Kars, General Williams, ist mit 2 Adjutanten gestern Nachmittag l ier eingetroffen und im Hotel de Petersburg abgetreten. (F I.)

Berlin, 25. Mai. Ter russische Kaiser ist am 22. Abends in Warschau eingetroffen. Graf Nesselrode, Ba­ron Peter Meyendo.ff, Fürst Woronzoff, der preußische Gesandte Baron Werthec auS St. Petersburg sind am 24. per Dampfer »ach Stettin abgereist. (T. D. d. A. Z.)

Berlin, 26. Mai. Se. Maj. der Kaiser Alerander von Rußland werden, wie vorlauter, gegen Ende dieser Woche hier cintreffen. (N. P. Z--

Das Froh nlei chnamSfest ist in Wien mit unge­wöhnlicher Pracht und bei günstiger Witterung begangen worden. Sämmtliche anwesende Bischöfe nahmen im Or­nat, mit Jnfnl und Krnmmstab versehen, an der Feier Theil. Der Cardinal v. Rauscher trug das Venerabile unter einem prachtvollen Baldachin und unmittelbar dahin­ter folgte ber Kaiser mit den höchsten Würdenträgern des Hofes.