München, 10. Mai. Der Telegraph ist doch ein recht gutes Institut. Vor ungefähr acht Tagen stieg im Baierischen Hofe" dahier ein Fremder ab, der in einer verschlossenen Reisetasche dem Buchhalter des Gastwirths im Comptoir 1500 fl. zum Aufbewahren übergab. Als die Zeit zur Abreise kam, verlangte der Fremde seine Reise­tasche. Allein der Hr. Buchhalter warausgegangen und wird bald wieder kommen". Wer aber nicht kam, das war unser Buchhalter, gegen den sich auch bald der Ver­dacht rege machte, daß er einen Ausgang auf Nimmer- wicderkommen gemacht und das Geld des Fremden zurück- zulaffcnvergessen" habe. Wirklich war es so: der Buch­halter war sammt dem Geld auf und davon. Sofort wurde der Telegraph nach allen Richtungen in Bewegung gesetzt und gestern ist laut einer telegraphischen Depesche, wie ich höre, der Flüchtige in Weimar verhaftet und im Besitz deö größten Theilcs des veruntreuten Geldes betroffen worden.

(A. Pstz.)

Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Der Prinz Adal­bert von Bayern wird nun doch noch die spanische In­fantin Donna Marias die Schwester des Königs, heini­führen. Der Graf Waldkirch hat Befehl erhallen, um die Hand derselben am spanischen KönigShofe anzuhalten. Man ist sicher, keinen Korb zu erhalten.

Zwickau, 10. Mai. Gestern Abend ist die Stadt Schöncck fast ganz nicdergebranut. Das Gerichtshaus ge- rettet. Die andern öffentlichen Gebäude sind niedergerisseu. Eine Kommission geht soeben dorthin ab. Lengenseld im Doiatlande steht in Flammen; seit hechte früh 3 Uhr brennt die Stadt. Nähere Nachrichten fehlen. Auch dorthin geht soeben ein Kommissär. Kleider, Lagerdeckcn und Geld, so viel wir hier schaffen können, geht heute noch ab. (Tr. Z.)

Wien, 10. Mai. Die Verhandlungen der Münz­konferenz sind, wie aus zuverlässiger Quelle verlautet, be­endigt, und die Bevollmächtigten haben, nachdem eine vor­läufige Unterzeichnung der Protokolle stattgefuiiden, Wien verlassen. Die Beschlüsse sind den resp. Regierungen zur Genehmigung zugesandt, die um so weniger bezweifelt wird, als die Mitglieder des Kongresses nach Instruktionen ver­handelten. Sobald diese Gutheißung wieder hier eingetrof- sen sein wird, werden die Herren Bevollmächtigten zur Schlußredaktion einberufen. Dieß dürfte in etwa drei Wo­chen geschehen. Da die nord- und süddeutschen Interessen sehr weit auseinander gingen, so waren die Verhandlungen äußerst schwielig, indeß ist eine Einigung auf der Basis des 21-fl.-Fußes zu Stande gekommen, und ein wesent­liches Verdienst, diese Einigung gefördert zu haben, soll dem Bevollmächtigten von Frankfurt, Hrn. Senator Bernuö, gebühren. (S. M.)

Es bleibt dabei: die Protestanten dürfen in Oe streich nicht neben ihren katholischen Brüdern auf den Friedhöfen schlafen. Alle Statthalter haben von der ^ sonst so starken östreichischen Regierung Befehl erhalten, I Sorge zu tragen, daß die Protestanten besondere Friedhöfe' errichten, und wo dies nicht möglich sei, allen Strei­tigkeiten sorgsam aus dem Wege zu gehen. Wie soll das über geschehen, wo's keine protestantischen Friedhöfe gibt

und Protestanten dennoch zu sterben und ein christliches Grab zu beanspruchen wagen?

Wien, 7. Mai. Der Pesther Lloyd erhält auS der Provinz Hiobsposten von Feu ersbrünsten. Zn der Nacht vom 27. auf den 28. April ist der Marktflecken Teutsch-Lips im Liptauer Cvmitat ganz eingeäschcrt wor, den; 412 Häuser wurden ein Raub der Flammeu, und blieben kaum mehr als 17 übrig. Im Trentschinec Comi- tat wurde das Städtchen Rajetz in der Nacht vom 28. auf den 29. April ein Raub der Flammen. Das Feuer brach eine halbe Stunde nach Mitternacht aus; der gleichzeitig heftige Sturm machte jede Rettung unmöglich. Von 525 Häusern, welche der Ort zählte, sind nur 60 verschont ge­blieben; der ganze Rest der Stadt ist Schutt und Asche.

(H. T.)

Rom, 1. Mai. Vorgestern brachte ein heftiger Siroeco Schwärme von Wachteln in einer so großen Zahl auS Afrika, wie sie die ältesten Jäger nie gesehen zu haben versichern. Die Thiere fallen, von der langen Reise erschöpft, halbtodt ans den Küstensaum nieder, wo viele mit den Händen, viele Tausende in Netzen gefangen werden. Bei Teraciua Nettuno, Portodanzo, Pralica, wurden Wagen damit beladen, und in Rom konnten sie sogar, das Stück um wenige Pfennige, nicht alle verkauft werden. (A. Z.)

Paris, 8. Mai. Die Vertreter der verschiedenen Monarchen bei der Krönung von Moskau sind bereits be­zeichnet. England schickt den Herzog von Cambridge, Preu­ßen den Prinzen von Preußen, Oestreich einen Erzherzog, Sardinien den Prinzen von Carignan, Württemberg den Prinzen Friedrich von Württemberg. Frankreich wird be­kanntlich durch den Grafen Mvrny vertreten sein und man erzählt sich in hiesigen Kreisen, daß der Prinz dcS gesetz­gebenden Körpers bet dieser Gelegenheit zum Prinzen deS Kaiserreichs ernannt werden soll. (H. T.)

Paris, 9. Mai. Dem Echo du Nord schreibt man aus Lille, daß ein den dortigen Industriellen wohlbekannter junger Chemiker, Herr Angel, bei einem Branntweinbren­ner der Umgegend, im Beisein einer vom landwirthschaft- lichen Comite ernannten Commission, vollkommen gelungene Versuche angestellt hat, deren Ergebniß dahin geht, bei Dcstillirung der Runkelrübe die in der Gährung sich er­zeugende Säure durch Anwendung von Seesatz vollständig zu beseitigen. (Kln. Z.)

Paris, 12. Mai. Der Munizipalrath von Paris hat für die Tauffeierlichkeit, welche bekanntlich am 14. Juni stallflnden soll, nahezu eine Million Franken genehmigt. Nach tclegr. Nachricht haben mehrere Linienregtmenter der Orientarmee an der Südküste gelandet, mit ihnen fünf Generale. (S. M.i

Paris, 12. Mai. Der Kaiser inspicirkc heute auf dem Carronselplatz die Garbe-Artillerie. Beim Defiliren ließ die Mannschaft jedes Geschützes lauteS Hoch erschallen. Der Kaiser, welcher sich in Begleitung Sr. Majestät des Königs von Württemberg, des Prinzen Jcrome u. s w. befand, war, wie diese, in bürgerlicher Kleidung. (St.A.)

Kopenhagen, 11. Mai. Das Faedreland meldet: Rußland, Schweden und Norwegen haben in einem am