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Nagold, 26. April. Gestern Nacht gleich nach 11 Uhr brach in dem Hanse der Wittwe Frei in Beuren, bei Altenstaig. Feuer' aus, das in weniger als einer Stunde das ganze Gebäude in Asche verwandelt hatte. Beinahe alles Mobiliar giug dabei zn Grunde, indem das Feuer erst dann bemerkt wurde, als die Lohe zum Dache hinaus- prasselte, so daß die vom tiescn Schlaf aufgeschrcckte Fa­milie sich durch die Fenster retten mußte. Beuren ist, weil auf dem Gebüg gelegen, arm an Wasser und hat, was auf dem Schwarzwald.überall ein großer Fehler ist, außer einigen Ziehbrunnen lediglich keinen Reservoir. Es wäre darum gut, wenn die Gemeinden, die hoch liegen und Wassermangel haben, von AmtLwegcn angehalten würden, an paffender Stelle. eine sogenannte Hülbe zu graben, da­mit man bei Feuerögesahr nicht rathlos zuschen müßte und um das allernöthigste Löschmittel verlegen wäre. (Lt.AW

Stnttgar t. Die Nummer 8 deS RegierungSblätteö enthält 1) das Gesetz, betreffend die Malzsteucr. 2) Eine Verfügung, betreffend die Vollziehung des MalzstcuergrsetzeS.

St uttgart, 28. April. Auf dem Cannstatter Wasen fand gestern unter dem Zusammcnlauf einer großen Men­schenmenge ein Wettrennen von 6 Offizieren der Reiterei und Artillerie statt. Doch nur. 4 Offiziere ritten wirklich und ward der Preis von 25 Dukaten dem Oberlicuttnant bei der K. Leibgarde zu Pferd Paul' v., Maucler. zu Theil. Die frühere Nachricht von der Hinrichtung des vom Schwurgerichtshof zu Rottweil ziim Tode vcrurcheilteu Wald­schützen Roller war verfrüht. Am Samstag wurde jedoch nunmehr daS Tödesurtl'eil bestätigt und wird am Schluffe dieser Woche die Hinrichtung statlfindcn. Die 66 Per­sonen von dem Gefolge I. Mas. der Kaiserin von.Rußland, welche in der Villa zu Berg ngtürlich keinen Platz finden können, sind zur Wohnung im Hotel Hermann zu Cannstatt cmgcmeldet, das. fast ganz für sie in Beschlag,genommen, ist. Die Saison in Cannstatt wird dadurch überhaupt'. eine über­aus belebte werden. (H. T.)

Stuttgart, 29. April. Se. Mas. der König ge­ruhten gestern das Bauwesen der Gebrüder Völker vor dem Tübinger Thore mit Altert öchstihrcm Besuche zu beehren, und Mittheilungen über die zukünftigen Einrichtungen ent- gegenzunehmen. Das Gebäude wird eine Brodfabrik.mit Dampfmühle enthalten, womit noch eine mechanische Werk» statte verbunden wird. Gestern ertränkte sich ein Wein­gartner St. von hier. Der Manu stand im 83. Lebens­jahre, war von körperlichen Leiden jedoch so schwer gepeinigt, daß er sich zu diesem verzweifelten Schritte hinreißen ließ.

(Sr.A.)

Tübingen, 29. April. Gestern ist eine Deputation

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der bürgerlichen Collcgien nach Stuttgart abgegaugen., um sich eine Audienz bei Sr. Maj. dem König in Sachen des Baues der oberen Neckarth.albahn zu erbitten. Auch andere Städte sollen solche Deputationen nach Stutt­gart gesandt haben. (T. Ehr.)

Von der Iller, 25. April. So eben hört man in der ganzen Gegend, daß ein reicher Bauer, der iro.ch sehr viel Frucht und viele Tausend. Gulden Kapital besaß, von B. am baierischen Littorale der Iller, sich erhängte, angeblich, weil die Früchte abgeschlagen, und er nun nicht mehr Hausen könne. Er wählte die ge­füllte Kornbühne zum Plqtz seiner Operativ»» Auch ein Zeichen der Zeit. (D.V.)

Von der Tauber, 26. Aprils wird dem Hcilbr. Tagbl. geschrieben, daß dort Alles , bis auf den Apfelbaum in voller Blüthe stehen und hauptsächlich die Zwetschgen- bäume einen reichlichen Segen zu versprechen scheinen. Die Saaten stehen herrlicher als je in Jahren und die Kartoffel werden auch nicht bis Pfingsten ans sich warten lasse», und noch früher ans dem Boden schauen, den» sie kommen frühe in den feuchten warmen Boden. Diese herrliche Aussichten und der Friede zu Paris haben den Preis des Brotes be­deutend herabgedrückt, und wer hätte vor einigen MoMten geglaubt, daß wir in diesen Tage» den öpfüudigen Laib Brod zu 17 kr. erhalten?

Göppingen, 22. April. DaS Geschick eines jun­gen Mannes aus Schlierbach, OA. Göppingen,, der .den Kriminfeldzug mitgeinacht, dürste so intercssaitt sein, .daß oeö der Veröffentlichung Werth ist. Johannes Kälberer, 21 Jahre alt, .von Profession ein Weber, Sohn einer. Wittwe, war im Jahre 1854 Hausknecht »in Gasthof zum Mohren- köpf in Mannheim. Angelockt durch falsche Vorspiegelun­gen verließ er seinen Dienst, um. als Kolonist nach Algier auszuwandern und in .Straßburg vormeinte er die Mittel zur Ueberfahrt zu erhalten. Dort angelangt, meldete er sich bei einer Agentur, wird aber in die Fremdenlegion.ohne Handgeld eingereiht und sogleich am 12. Septbr. 1854 nach. Korsika gebracht, wo er in das erste Regiment der Fremdenlegion gesteckt, zwei Monate lang mit seinen Ka­meraden ans aller Herren Länder, estierercirt wird, und -An­fangs Dezember mit 500 Genossen auf einem Dampfer in die See geht. In Malta wurde angelegt uud zwei Tage gerastet. Das neue Jahr 1855 .feierte er schon unter den Kanonen SebastepolS. Die Mühseligkeiten des Belagerungs- dicnstes sind zur Genüge bekannt. Die Fremdenlegion war immer im Vordertcesten; ein feiger Italiener, der einmal vor dem Feuer entwischte, wurde von den. Franzosen zu Tod geprügelt. Kälberer schlug die Schlachten am grünen Hügel, am Kirchbof und den vergeblichen Sturm aus M»,

Freitag ven 2. Mai