dieses Hauses über Zahnweh klagen. Einer der jungen Pharmazeuten holte alsbald aus der nahen Apotheke, in der er servirt, ein kleines Gläschen mit Opiumtinktur, um davon der Leidenden einige Tropfen in Baumwolle auf den beschädigten Zahn zu legen» Als diese das Heilmittel mit dem Bemerken zurückwies, daß sie wissentlich nie Gift in den Mund nehmen werde, wollte der andere junge Mann ihr durch die That beweisen, daß eine solch' kleine Quantität, wenn auch verschluckt, keine bösen Folgen habe, und trank das Gläschen aus. Wenige Stunden darauf war er eine Leiche. (K. Z.)
Berlin, 21. April. ES ist Befehl zur Beschleunigung der Arbeiten ans der Burg Hohenzollern abgegangen, da vermuthlich der König und die Königin, sowie die ver- wittwete Kaiserin von Rußland die Burg im Juni besuchen werden. (C. B.)
Man spricht von zwei schwierigen Unternehmungen, mit denen es noch Zeit haben wird, 1) von einer Befestigung Berlins, 2) Paris zu einer Hafenstadt zu machen. Der Lieblingsplan Napoleons soll die Kleinigkeit von 400 Millionen kosten.
Der Kaiser von Oe st re ich hat durch Handbillet seinen Ministern angezeigt, daß die Entbindung der Kaiserin Anfangs Juni zu erwarten sei.
Wien, 22. April. Die Oestr. Korrespondenz meldet: Die östreichische Ratifikation des Friedenstraktats ist gestern durch Kurier nach Paris gesendet worden. (T.D. d. A.Z)
Die amtliche Mailänder Zeitung meldet: der Papst werde wahrscheinlich um Mitte Juni persönlich nach Paris reisen. (T. N. d. A. Z )
Paris, 21. April. Im Moscldepartement hat man durch angestcllte Bohrungen ansehnliche Steinkohlenlager aufgefunden, zu deren Ausbeutung sich bereits acht Gesellschaften gebildet haben.
Paris, 21. April. Während im Laufe des nächsten SommerS unsere diplomatischen Notabilitäten die Hauptstadt zu verlassen gedenken, steht uns eine ächte Invasion vornehmer Russen bevor, welche anstatt in die Bäder zu reisen, nach Paris strömen werden. Es erzählte gestern Abends ein fremder Diplomat, welcher mit St Petersburg Verbindungen unterhält, daß bis zur Stunde über 40,000 Paßgesuche bei dem Ministerium des Aeußern eingereicht seien. Drei Viertel davon haben Paris als Reiseziel. In der Erwartung des goldenen Regens, welchen die Russen dem Pariser Handel versprechen, erhält sich die Theurung der Lebensmittel, und besonders die hohen Wohnzinse, deren Druck selbst wohlhabenden Leuten sehr fühlbar zu werden anfängt. (A. Z.)
Paris, 21. April. Die künftige Verwendung des Znd ustriepalasteS beschäftigt immer noch die Projektenmacher. Unter andern hat man die Veranstaltung einer großen Messe nach dem Vorbilde der Messe von Beau- caire und der deutschen Messen in Vorschlag gebracht, und auf diese Idee, deren Ausführung die Rentabilität des Palastes allerdings sichern würde, scheint man gern einzugehen. Für Paris wäre der Gewinn einer jährlichen Messe — man hat die Herbstzeit dafür vorgcschlagen — unberechenbar. (Fr. Pstz)
Paris, 22. April. Prinz Napoleon wird nicht nach Rußland zur Krönung geschickt werden. Der Prinz wird im Laufe des Sommers eine wissenschaftliche Reise nach dein Nordpol unternehmen. Wie Graf Morny selbst erzählt, hat er vom Kaiser die Zusage der ausserordentlichen Mission nach Moskau schon vor längerer Zeit erhalten. — Wie man sich heute erzählt, hat eine große Pariser finanzielle Gesellschaft 10 Millionen Francs in Getreidespekula- tionen verloren. (K. Z)
Paris, 23. April. Die Sammlung von freiwilligen Beiträgen von 5 bis 25 Centimes, um der Kaiserin und dem kaiserlichen Prinzen ein Hnldigungsgeschenk zu machen, , wird fortgesetzt. Die Größe der eingehenden Beiträge vec- anlaßte die Idee, die Summe zum Ankauf einer Besitzung zu verwenden und sie dem Prinzen, im Namen der Stadt Paris, anzubieten. Da nun die Domäne „Marengo" gerade verkäuflich ist, so wäre cs nicht unwahrscheinlich, daß dieses glorreiche Andenken dem Prinzen angeboten würde.
(StA.)
London, 21. April. Sir Benjamin Hall stürmt die Jerichomauern des Puritanismus mit Negimcntsmusik. ^ Gestern, am „Tage des Herrn", war wieder große Sabbath- schändung in Kenstngton Gardens, wo eine fasbionable und respektable Menge von wenigstens 100,060 Personen bei Eis, Kaffee und Thee den Klängen der Gardenmuük lauschte. Der Himmel lächelte dazu mit dem freundlichsten Frühlingsgesicht, aber der Herald wehklagt, daß England immer rascher dem Abgrund „kontinentaler Irreligiosität" zueile. Auch in Victoria Park und Negcnts Park soll das Publikum von nächster Woche an musikalische Sonntagsunterhal- tungen finden. (St.A.)
London, 23. April. Bei der heutigen Seerevue besteht die Flotte auS 240 Fahrzeugen mit 3200 Kanonen und 30,671 Pferdekraft. Die Flotte wird eine 12 Meilen ^ lange Linie bilden. Dampfer aus allen englischen, ja selbst ! einige aus französischen Häfen, sind gestern zu Spithead ! eingetroffen. (Krlsr. Z.)
London, 24. April. Die Flottenrevue zu Spithead ist ohne Unfall von Statten gegangen. Sie war ein herrliches Schauspiel. Abends war die Flotte brillant. Am Abend zuvor hat ein Ball zu Portsmouth zu Ehren der französischen Offiziere stattgcfunden. (K. Z.)
Die Frau eines Bahnbcamten in London ist mit fünf Kindern m'cdcrgekommen, 3 Knaben, die alle frisch i und gesund sind, und 2 Mädchen, die todi geboren wurden.
Bukarest, 13. April. Am 9. Abends wurden wir ! plötzlich zwischen 9 und 10 Uhr durch Feuerlärm erschreckt.
Im gelben Viertel war die 200 Klafter lange Stallung, wo die k. k. Kavallerie ihre Pferde untergebracht hatte, m Brand gerathcn. Glücklicherweise herrschte Windstille und das Militär hatte noch Zeit, alle Pferde aus der Stallung zu bringen. Das Klostdr St. Katharina, welches unlängst ausgeraubt wurde, ist die 23. Kircbe, welcher in einem Zeitraum von 40 Tagen hier in Bukarest dieses Schicksal widerfahren ist. ES sind bereits 14 verdächtige Individuen ^ eingezogen und es stellt sich heraus, daß man es mit einer > weitverzweigten, orgauisirlen Diebsbande zu lhun hat, an ' deren Spitze drei Anführer stehen. — Von den emanzipir-