einzige Eigenthümlichkeit des gemeinen englischen Rechtes liegt darin, daß die Mündigkeit an dem letzten Tage des vollendeten 2 t. Lebensjahres berells als eingetreten erachtet wird, so daß, wer am 1. Januar 1850 geboren ist, am letzten Dezember 1870 mündig ist."
Es scheint hiedurch die Ansicht bestätigt ;u werden, daß man (mit Ausnahme von Louisiana) im Zweifelöfalle von der Voraussetzung ausgehen kann, daß in den Vereinigten Staaten das vollendete 21. Lebensjahr den Anfangstermin für die Volljährigkeit bilde.
Der Fuchs und das Perlhühuchen.
Von Hermann Kothc.
(Forschung.)
So oder so mochte auch Bertha denken oder vielmehr fühlen. Sie war sich bewußt, daß sie nicht anders konme, daß ihr Unrecht geschehen. Einige Minuten lang saß sie schweigend da; in der ersten dachte sie Nichts, in der zwei' len an Fernando, in der dritte,! an sich und ihre schreckliche Lage — in den folgenden erholte sich ihr kräftiger Geist; sie suchte sich klar zu machen, was sie wollte, was sie durfte und mußte.
Fernando stand unbeweglich. Sein stieres Auge starrte noch immer ans die Stelle, wo Willibald gestanden; tausend momentane Gedanken concentricten sich zu dem einen: Rache. Mächtig arbeiteten in seinem Innern die Furien der Hölle; sie schmiedeten einen Dolch, spitz und scharf, giftig und mit tausend Widerhaken, sie zischten und höhnten, und Schurke! Schurke! riesen sie einmal über das andere, daß ihm die Ohren gellten. Aber keine Miene, kein Laut, keine Bewegung verrietst den Kamps, der in ihm vorging: er war wie ein Meer, dessen glatte Oberfläche das Gewimmel und den blutigen Kamps von grausigen Ungeheuern und eine Welt von Scheusalen dem Auge verbirgt. Wen wird's wundern? Der Spieltisch, die dunkeln Säle der Verzweiflung, in denen der Teusel die armen Menschenkinder sür seine Hölle erzieht, waren seine Schule gewesen.
Bertha stand auf. Sie wollte reden, aber ihre Kniee wankten, Schauder füllte ihre Seele, als ihr Blick auf das starre, teuflisch lächelnde Amlitz Fernando'S, auf sein stieres, eisig brennendes, lebendig todteS Auge fiel. Dc- wnßlloö, mit einem Schrei des Entsetzens sank sie zurück.
Fernando sing sie auf.
„Du sollst mir büßen für die Frevel deines Vaters!" knirschte er.-
Nimrod knurrte gewaltig.
„Armseliger Krämer," fuhr jener «ort, „der du meinst, mich nugestrast verhöbnen zu dürfen! Mein ^>olch wird dich erreichen und flöhst tu bis an's Ende der Welt; der Samen, den du streutest, fiel- auf fruchtbaren Boden, blutig soll die Ernte dir aufgehe,,! Und du mein Püpp- chcn," hier legre er die ohnmächtig mir geschlossenen Augen in seinem Arm Liegende auf den Sessel nieder, „du sollst erfahren, was es heißt, mich beleidigen. Du sollst erfahren, wie ich lieben, aber auch, wie ich hassen kan». In den Himmel wollte ich dich erheben, ich will eS noch,
um dich desto schrecklicher die Qualen der Hölle fühlen zu lassen. Der Wnrm, der soll dir am Herzen fressen; mit der Mahnung an eine selige Vergangenheit will ich seinen scharfen Zahn wetzen, mit dem Blick in eine grause Zukunft ihn vergiften. Rosen will ich auf dein Lager scheuen, aber tief sollen ihre Dornen dich zerfleischen!"
Bertha Hane Nichts gehört. Eine gänzliche Bewußtlosigkeit harte sich ihrer bemächiigt. Ruhig, leichenblaß, ein schlafender Engel lag sie da.
Sobald Fernando Zeichen deS wicderkehrenden Lebens bemerkte, gewann er es über sich, den Sturm, der in ihm tobte, zu beschwören und seinen Mienen den gewohnten Ausdruck zu geben. Liebreich, zärtlich schaute er ans sein Opfer und bemühte sich, ihr Erwachen zu beschleunigen.
Bertha schlug die Augen auf. Sie glaubte schwer geträumt zu haben.
„Mein Fernando!" sagte sic mit bebender Stimme, „du warst cs nicht! Nein, nein, es kann, es darf nicht sein! Ich bitte dich, mein Fernando, sprich, daß du es nicht warst!"
„Meine süße Geliebte!" hauchte der Verführer ihr in's Ohr, „erwache! Dü scheinst viel gelitten zu haben! Ach, und um meinetwillen! Aber bezwinge deinen Schmerz. Hoffe! Noch ist nicht alles verloren."
„AllcS ist verloren," crwiederte Bertha, „wenn ich dich verliere — Nichts, so lange ich bei dir bin. Ich bin erwacht. Ich bin entschlossen. Mein Batee hat mich verstoßen, mein Vater hat die Baude, die mich a» ihn fesselten, zerrissen, ich habe keinen Vater mehr!"
Sie schluchzte laut. Fernando schwieg, als fühle er doppelt ihren Schmerz. Und das Ungeheuer bacete sich in der Wollust ihrer Thronen.
„Ich habe nun mch,S mehr zu verlieren," fuhr Bertha fort, „nichts als dich. Ich stehe ganz allein auf der Welt, wenn d« mich verlässest. Fernando! mein Geliebter! verlaß mich nicht!"
„Eh' soll die Sonne ans ihrer Bahn treten, der Welten Bau znsammciistürzei,, eh' ich dich verlasse!" be- thcuerte Fernando.
„Ich weiß cs, erwiderte Bertha beruhigt. „Ich glaube dir. Ich übergebe mich von nun an dir und deiner Liebe. Ich gehöre nur dir an. Beschließe über mich; ich folge dir, wohin du willst."
Der Italiener war zu schlau, um diesen Augenblick iinbemitzl entfliehen zu lassen. Ec schlug ihr vor, sic in der nächsten Nacht zu entführen. In einem Städtchen der Umgegend wollten sie verborgen und eingczogcn so lange leben, bis das Vawrherz sich erweichen und ihnen verzeihen würde. Daß daran nickt zu denken war, zwußle er recht gut, denn er kannte Willibald's Charakter nur zu genau; daß er dennoch eine Zolllang in der Umgegend wohnen wollte, hatte ganz andere Gründe, die er aber für gut fand, zu verschweigen.
Bertha war mn Allem zufrieden.
(Fortsetzung folgt.)
Auflösung der Charade in Nr- 31:
Bcr g wer k.