leichten Wortwechsel mit dem 19jährigen Grafen gehabt hatte, in ihrem Schlosse mit Faustschlägen mißhandelt und niedergeworfen, daß er 4 Tage arbeitsunfähig war. Der alte Graf behauptete, an Blutandrang nach dem Kopse zu leiden und nicht zurechnungsfähig gewesen zu sein, der junge Graf, er sei durch den Zorn deö VaterS zu den Mißhandlungen veranlaßt worden. Die Richter in Berlin verurtheilten die Grafen in zwei Instanzen jeden zu vier Wochen Gefängniß.
Wien, 9. April. Nach einer zuverlässigen Depesche, die hier eingetroffen, wird der Aufenthalt des Hrn. Grafen Buol in Paris nur noch zehn Tage dauern. Die Arbeiten deS Kongresses sind auch in Bezug aus die Delailfragen so gut als beendet. Das Prinzip der neuen Organisation der Douaufürstenthümer ist festgestellt, wobei die Ansichten OeftreichS, die mit jenen der Pforte fast in einer Linie stau« den, prävalirten. Sowohl die Moldau als die Walachei werden jede von selbstgewählten und von der Pforte bestätigten Hospodaren regiert werden. Die östreiichischen Truppen werden in dem Maße, als die zur Sicherheit beider Fürsteuthümer nothwcnvige Organisation der Landestruppen vorschreiren wird, auS jeneu Gebieten sich zucückzirhen. Oestreich hat für das Prinzip der Integrität der Pforte sich den Westmächten augcschlossen. Der Hospodar oder die Hospodare der Moldau und der Walachei unterstehen daher auf jeden Fall der Souveränität der Pforte. (Ostd. P.)
Wien, 11. April. Der einst berühmte Sänger Staubigl ist heute Nacht in eine Irrenanstalt gebracht worden. (Fr. Postz.)
In Wien werden Vertrauensmänner des Kaisers von Oestreich, Generale und hohe Beamte, von Woche zu Woche an einem bestimmten Orte jeder Vorstadt erscheinen, um Klagen, Beschwerden, Wünsche auS dem Volke anzn- nehmcn und nach Umständen zur Kenntniß deS Kaisers zu bringen — also ungefähr dasselbe, was die Zeitungen thun sollen, aber nicht dürfen.
Wien, 12. April. Heute Mittag um 1 Uhr waren alle hier anwesenden Bischöfe zur Audienz bei dem Kaiser und überreichten eine in lateinischer Sprache abgefaßte Adresse, welche in der vorgestrigen Gesammlsitznng unterzeichnet worden ist. Die Adresse, eine Danksagung für das Zustandekommen des Konkordats, wird demnächst in der Wiener Zeitung veröffentlicht werden. Nach der oben erwähnten Audienz wurden die Bischöfe zur kaiserlichen Tafel gezogen. (Frkf. Postz.)
Paris, 11. April. Heute fand in der kais. Kapelle der Tuilerien die Taufe der Tochter deS Grafen Walewsky, welche in dem Augenblicke, wo man den Frieden Unterzeichnete, geboren wurde, statt. Der Kaiser und die Kaiserin, durch den Herzog von Bessano und die Fürstin Eß- ling vcrtretcn, waren der Taufpathe und die Taufpathin.
Paris, 7. April. Nach der Indcp. belge tragen sich „ernste" Leute in Paris mit einem Riesenprojekte, welches nichts Geringeres bezweckt, als die Stadt Paris an das Meer zu verlegen, d. h. einen großen Canal von Havre nach Paris graben zu lassen, aus dem die größten Schiffe sich bewegen tönuten und oberhalb St. Cloud einen Hasen zu gründen!!!
Paris, 11. April. In den Hofregionen widerspricht man dem Gerüchte nicht, daß der Kaiser beschlossen habe, im Monat September sich nach Algerien zu begeben: man fügt sogar hinzu, daß bei dieser Gelegenheit die Regentschaft gleichsam versucht oder, wie eS bei einem andern imperialistischen Salon hieß, daS Land an die Regensschaft gewöhnt werden soll; man werde nämlich für die Zeit der Abwesenheit des SaatSoberhaupteS die Kaiserin zur Negen- tin machen und ihr einen auS den Präsidenten der verschiedenen Staatskörper und einem Marschall bestehenden Re- gentschaftSrath au die Seite setzen. (S. M.)
Paris, 13. April. Ein diplomatisches Fest ist in den letzten Tagen auf das andere gefolgt, Ball in der preußischen, Ball in der osmanischen Gesandtschaft, großes Diner bei dem Grafen v» Hatzfeld, großes Diner beim Kaiser, dessen Toast wohl nichts Anderes bedeutet, als „Leben Sie wohl meine Herren!" (Ec lautete nämlich: „Ich bringe einen Toast auf die so glücklich wiederherge- stellte Einigkeit unter den Souveränen. Möge sie von Dauer sein können, und sie wird eS sein, wenn sic stets auf dem Recht, der Gerechtigkeit, auf den wahren und legitimen Interessen der Völker beruht.") Der Kaiser hatte Lord Clarendon und Graf Buol neben sich. (S- M.)
Der Nonvelliste vom Jura berichtet, daß ein Gutsbesitzer von Latour seine Frau in einem Schweinstallt gefangen hielt. Nicht zufrieden damit, sie angebunden zu haben, überhäufte er sie mit Mißhandlungen; er verweigerte ihr sogar die nothwendigsten Nahrungsmittel. Der Schuldige ist in den Händen der Gerichtsbehörde, sowie seine Magd. Der Missethäter, Namens Claudius Taver Renaud, ist 48 Jahre alt; seine Mitschuldige, Marie Marechal, auS Lains gebürtig, ist erst 32 Jahre alt. Das Opfer ist blödsinnig. Sie hat ihrem Manne fünf Kinder gegeben. Seit länger als zwei Jahren» sagt man, war diese Unglückliche eingesperrt, und man warf ihr wenig und grobe Nahrung zu. Ihr Verschlag war voll Koth; sie hatte sogar mitten im Winter nur ein Hemd und einen zerfetzten halb verfaulten Rock. ^ (Nicderrh. K.)
Es ist gerade nicht nöihig, daß einem die Zulun st kohlschwarz erscheint, aber in so roseufarbigcm Lichte, wie sie die „Jlluftrirte Ztg." (s. den Art- „der «Sohn von Frankreich" in der Nummer vom 1. April d. I ) sieht, werden sie doch wohl nur Wenige zu erblicken vermögen. Nach ihrer Auffassung ist seit der Geburt des vierten Napoleon nun Alles in schönster Ordnung und die jetzt herrschende Dynastie vollständig gesichert. Napoleon wird Frankreich nicht bloS reich, er wild eö auch frei machen, nachdem er eS stark gemacht hat; von dem Bestand der Napolconischen Dynastie hängt das Bestehen der übrigen Throne Europas, von ihr das Heil und der Frieden der Völker ab; kurz, eS fehlt nicht viel, so erscheint Napoleon als der Helfer und Hort der ganzen Welt. WaS muß nur die Jlluftrirte Zci- tung für eine Brille haben, durch welche sie die Ereignisse ansiehl? (Dfz.)
London, 10. April. Die vor Portsmouth liegende Flotie gewinnt durch neue Ankömmlinge mit jedem Tage an Ausdchnnng, und ein Admiralitätsbefehl, der endlich die Revue definitiv auf den 23. April ankündigt, be-