mordet worden. Der Thäter ist ihr Diener, Bauniann mit Namen Mid aus Württemberg gebürtig. Wie man hört, so konnte es kein Domestik bei der Herzogin aushalten, so daß sie öfters ohne Bedienten war, zuletzt aber diesen Banmann noch im Dienst hatte. Auch dieser wurde oft und wegen Geringfügigkeiten ansgcscholtcn Anfangs ertrug er den Zank stillschweigend, endlich brach ihm die Geduld und weil er heftigen Temperaments war, so gerieth er, als er wieder einmal ausgeschollen wurde, in Wuth. Er schlug die Herzogin mit der gelallten Faust zu Boden, und als sie hier blutend und regungslos liegen blieb, warf er sie auf einen Misthaufen. Nach einiger Zeit, als sie sich immer noch nicht rührte, verbarg er den Körper im Stall unter Stroh und warf Holz darüber. Nun ging er ins Haus, nahm sich 2 Zwanzig-Frauken- und ein 5 Franken- Stück und 2 Chocoladetäfelchcn, ließ aber alle sonstigen Gegenstände von Werth unberührt. Ein Geschrei der Herzogin, den diese noch ausgesteßen, war aber in der Nachbarschaft gehört worden, und ei» gegenüber wohnender Amerikaner, der am Fenster gestanden hatte, als die Herzogin mit ihrem Diener gesprochen, vermmhete, daß der Paul ^vn ihr hergekommcn und ging in ihr Hotel. Als er unter die HauSthüre kam, wollte Baumann gerade heraus. „Wo ist Ihre Herrin?" fragte der Amerikaner. — „Im Stalls erwiederte Baumanu mit g ößter Ruhe, „weil ich sie umgebracht habe!" Ter Amerikaner ließ ihn sogleich durch einen in der Nähe befindlichen Sergeant de Bille verhaften. Als man in den Stall kam, fand man den Leichnam mit einer tiefen Wunde am Kopf und einer Menge Beulen. Baumann gestand vor dem Polizcikommissär seine Thal unumwunden; doch sagte er, daß er es blos in der Hitze, ohne Borbedacht und ohne die Absicht des Stehlens gethan habe, weil er sonst nicht blos 45 Franken genommen hätte, die man ihm ohnehin von seinem Lohn schuldig gewesen sei. Die Herzogin war etwa 45 Jahre alt und wegen ihres errcntrischen Wesens von ihrem Gemahl getrennt.
(St.A)
Paris, 22. Febr. In Paris-l'Hvpital kam vorigen Samstag eine Frau mit 2 Knaben und 2 Mädchen, in Summa mit 4 Kindern, nieder. Drei davon starben jedoch einige Minuten, das letzte 3 Stunden nach der Geburt. Die Mutter ist gesund uud frisch. lSt-A.)
Paris, 22. Febr. Gestern waren die Hauptredak- tcurc aller Pariser Journale auf die Direktion dcr öffentlichen Sicherheit (im Ministerium des Innern) geladen und wurden aufgefordert, ihre auf die Coufercnzen bezüglichen Artikel mit großer Discretion abzufassen. (H. T.)
Paris, 26. Febr. In der ersten Sitzung der Friedenskonferenzen wurde ein Waffenstillstand bis zum Zs. März beschlossen, welcher jedoch auf die bestehenden oder später noch beginnenden Blokaden russischer Seehäfen keine Anwendung findet. (T.D-d.H.T.)
Konstantinopel, 11. Febr. Hr. Baron ».Rothschild aus Paris befindet sich gegenwärtig hier. Er soll der Pforte Vorschläge gemacht haben zur Gründung einer Bank re. Das hiesige Volk schiebt ihm jedoch noch andere Absichten unter. Hier allgemein geglaubten Gerüchten zufolge hätte der jüdische Baron nichts Geringeres im Sinn, als dem
Sultan für 80 Millionen Jerusalem nebst einem Stück von Palästina abzukaufcn und sich zum Vicekönig des heiligen Landes ernennen zu lassen. (?) Der Streit um die heiligen Orte war bekanntlich zunächst, was den blutigen Kampf zwischen dem Osten und Westen entzündete, es wäre gewiß eine arge Ironie des Schicksals, wenn sie, nachdem Hunderttausende im Streit gefallen, am Ende um schnödes Geld an Hrn. Rothschild verkauft würden! (A. Z.)
Nachrichten aus derKrimm, die bis zum 9. reichen, sagen, daß das großartige Fort St. Nikolaus in die Lust gesprengt worden sei, wozu die Franzosen 119,000 Pfund Pulver verwendeten. Auch steheu die Allürten im Begriff, die versenkten russischen Schiffe im Hafen von Sebastopol mit einem Schlage zu zerstören und soll die französische Artillerie bereits einen dahin bezüglichen Befehl erhalten haben. Bei Zeuikale ist das Eis anfgethaut und das Kreuzen dcr alli- irten Schiffe im asow'schen Meere hat wieder begonnen. Der Gesundheitszustand der Truppen in Kertsch ist befriedigend. (St.A)
Nach französischen Berichten aus der Krimm vom 10. war dort von der Rückkehr Marfchalls Pelissiec nach Frankreich die Rede. General Martimbrey, Ehes des Ge- ncralstabs der Orientarmce, war aus Frankreich dort cin- gerroffen. Die Nordforis feuern fortwährend auf Sebastopol. Die englische Armee wünscht innigst die Fortsetzung des Kriegs. In Balaklava hat General Codrington die englischen Offiziere mittelst Tagesbefehl benachrichtigt, sich mit Eguipirung zu versehen und marschbereit zu sein. — Ismail Pascha ist nach Asien abgegaugen, um dort Omer Pascha zu vertreten, der einen — vielleicht definitiven — Urlaub erhalten chat. — In Konstantinopel behauptet man, Omer Pascha habe seine Entlassung genommen. (St.A.)
Der Hauskrieg.
Eine Geschichte vom Ntederrhein. Von Gottfried Kinkel.
(Fortsetzung.)
Am Morgen faßte Sebulon sich ein Herz, griff zu einem andern Entschluß uud ging gesetzt und fröhlich zum Mittagessen hinunter. Die Frau machte ihui gleich kein so gutes Gesicht wie sonst, denn es verdroß sie, daß er nicht gestern alsbald gutwillig ja gesagt hatte. Aber sie verkniff sich, denn sie meinte, er sollte selber von dem Ding zu reden anfaagen. Das geschah nicht: sie wurde ungeduldig und fuhr am Ende derb mit der Frage heraus: „nu, Herr Schwager, habt Jhr's diese Nacht gehörig beschlafen? Wie theuer laßt Ihr uns den Garten?"
Da sagte Sebulon, „schickt erst die Kinder sott, dann bespricht sich's besser."
Als die fort waren, redete er weiter: „liebe Frau Schwägerin, den Garten kann ich nicht missen, ich profi- tire so viel daraus, daß ich ihn nicht billig ablassen kann, wie sich's doch unter Brüdern schickt. Der Wiesengrund - taugt nicht für Blumen und Kappes, da kann ich keinen neuen Garten machen, auch dauert's mir zu lang. Aber euch kann'S eins sein, ob ihr ein paar Schritte rechts oder links bauet. Sucht euch also in der Wiese einen Pla- sür's HauS und für einen stattlichen Hof obenei'n. Seid nicht blöhe, ihr könnt frisch einen halben Morgen Land