vor einiger AM ihr Schoßhündchen abhanden gekommen. Junge Herren unter Dreißig, die ein Schoßhündchen ab» lassen oder Nachweisen können, bittet man, in der Expedi­tion dieses Blattes das Nähere erfragen zu wollen."

Julius eilt in die Expedition.

Wo logirt die Dame, die einen neuen Schoßhund

wünscht?"

Sie bat ihre Wohnung nicht angegeben."

Aber ihre Adresse soll hier zu erfragen sein. .

Jeden Morgen zwischen Zehn und Eilf ist sie Thomas- gäßchen, Nummer 5004, zweite Etage zu finden."

Das genügt."

Es war kurz nach Neun. Julius hatte noch zwei Stunden Zeit. Er begab sich wieder in seine Wohnung, zündete eine Cigarre an, legte sich ins Fenster und lieb­äugelte ein wenig, da er nichts Besseres zu ihm, wußte, mit seinem vis-a-vis. Dieses vis-L-vis war eine rothbäckige, rüstige und dem Anscheine nach kerngesunde Dame. Obgleich sie den Aequator ihres Lebens glücklich passirt zu haben schien, so glaubte sie doch immer noch in der Gegend des diesseitigen Wendekreises zu segeln. Julius vermuthete dies wenigstens aus der Weife, wie sie sich seine stummen Huldigungen gefallen ließ. Erst seit drei Tagen war sie seine Nachbarin, und schon fand Julius sie, ihres vorgerückten Alters ungeachtet, so interessant, daß er um jeden Preis etwas Näheres über sie zu erfahren Wünschte.

Er klingelt.

Ein Glas Wasser, Therese!"

Therese bringt das Geforderte.

Du hast geweint, meine Süße?"

Ach! habe ich nicht Ursache?"

Daß ich nicht wüßte. Woran fehlt's?"

Sie wissen, wie eifersüchtig Madame ist. Weil Sie ihr noch den halbjährigen Mieihzins schulden, glaubt Ma­dame ganz allein das Recht zu haben, Sie zu lieben. Sie hat mir den Dienst gekündigt."

Madame ist eine Närrin! Du bleibst, Therese, ich verspreche es Dir."

Ihre Verwendung kommt zu spät. Ich habe mich bereits wieder versagt."

So plötz ich? ohne lyir Etwas davon zu sagen? Und wer ist Deine zukünftige Herrschaft?"

Jene rothbäckige Dame., die Sie dort gegenüber am Fenster erblicken."

Ei, wie schlau die Kleine iss!" sagte Julius und kneift ihre Wange.Da bleiben wir ja recht nahe bei­sammen !"

Das. wohl! Was wird mir's aber, helfen? Aus den Auge», ans dem Sinn und wenn ich nicht mehr mit Ihnen unter cincin Dache bin, werten Sie mich bald Vergessen haben."

Beruh ge, Dich, meine Licbc! Nun möcht' ich um Deinetwillen wünschen, daß Deine neue Herrin besser für Dich Paßt. Bist Du mit ihr zufrieden?"

Das muß sich finden. Die Aussichten sind recht out; sie ist Wittwe..."

Wittwe?"

Kinderlos. ..*

Kinderlos?"

Sehr reich..."

Sehr reich?"

Sie soll fünfzigtausend Thaler haben..."

Fünfzig... ES ist gut, Therese. Wir sprechen weiter darüber. Sei guthen Muths; ich werde es so ein- zurichten wissen, daß wir unS auch ferner sehen können. Ein Küßchen, kleiner Schelm!"

Drei für einen!" sagte Therese und entfernte sich.

Ul.

Julius wußte nun, woran er war. Wittwe kin­derlos sehr reich das sind drei Zauberworte, denen ein Glücksritter seiner Art vergeblich widersteht.

Er goß etwas Ean de Cologue inS Taschentuch, bür­stete den glänzend schwarzen Schnurrbart, ebnete mittelst der Schecre den Heurig untre und hielt, während er den . Schlafrock mit seinem besten und einzigen Frack vertauschte, folgenden Monolog:

Denn umsonst ist der Tod! Pechvogel, friß oder stirb heirathe oder ve.dirb. Ich laborire stark an Schulden Schulden sind eine Krankheit, die nur Geld heilen kann ei'KO, müssen wir heirathen. Der Tod meiner Tante, die währcud' der letzten zwei Jahre stark gekräukelt haben soll, würde mir freilich ti.se Mühe er­sparen. Aber wer kennt nicht das zähe Leben reicher Tanten, die verschuldete Neffen haben? Älso daraus ist nicht zu warte». Eine reiche Partie ist das Sicherste. Jetzt oder nie: entweder mein rothbäckige-Z vis-ä-vis, oder die Dame, die einen Schoßhund sucht."

Es pocht.

Herein!"

Es ist der Maltre tailleur, eine derjenigen Personen ,, welche Julius seine Stechfliegen zu nennen beliebt.

Komme ich recht?"

Sie fragen naiv, lieber Mann! Sie wissen, daß Sie mir jederzeit willkommen sind. Nehmen Lie Platz, mein Theuerster!"

Gar zu gütig! Ich bin gekommen..."

Mich zu besuch ui, denk' ich. Ihre Aiifmerksanckeit freut, überrascht, entzückt mich. Wie sseht's mit Ihrer Ge­sundheit?"

Danke gehorsamst... ich befinde mich ziemlich wohl.. Doch muß ich Ihnen gestehen, mein Herr ..."

Was macht Ihre kleine Frau?"

Sie hat den-Schn.ipscii; übrigens..."

Uebrigens" Sie meinen, ein Schnupfen habe nichts ans sich? Ich aber sage Ihnen, Vortrefflich­ster, daß ein Flämmchcn eine St Nt, verzehren, ein Schnee» flöckchen zur Lawine werden und Dörfer verschütten und ein Schnupfen ein ganzes Menschenleben vertilgen kann. Uebrigens? Sie scheinen die Sache sehr auf die leichte Achsel zu nehmen!" (Fortsetzung folgt.),!

Auflösung des Räthsels in Nro. 4:

Der Reiter.