Mecklenburg »Schwerin konnten von 832 Rekruten kaum 361 etwas Gedrucktes lesen, 210 nichts Geschrie- benes, 163 konnten gar nicht schreiben und 385 gar-nicht rechnen. So stehts mit der Volksbildung im frommen Mecklenburg.

Der frühere Mönch Borzinsky, der aus der Klo­sterhaft zu Prag entflohen ist und unter seinen evangelischen Glaubensgenossen in Schlesien sich aufhält, verdient sich sein Brod durch die Chirurgie, die er schon im Kloster getrie­ben hat.

Berlin, 15. Jan. Der fünfte Artikel der Ester- hazy'schen Friedensvorschläge ist nicht nur in der Voraus» setzung, daß der Krieg fortgesetzt werde, sondern auch für die Unterhandlungen gestellt. England verlangt, daß die Alandsinseln nicht wieder befestigt werden, und Rußland verweigert hiezu seine Zustimmung. (T B. d. Nürnb. Korr.)

Berlin, 17. Januar. Preußen hat einkringlichst in St. Petersburg sein Gewicht zu Friedeilsherstellung in die Waage gelegt. ES ist nicht zu erwarten, daß das St. Petersburger Kabinet nicht Gehör leihe.

(T.B.d.S.M.)

Berlin, 17. Jan. Berichte aus Petersburg vom 11. Jan. melden, daß General Lüders durch Tagsbefehl zum Oberbefehlshaber der Südarmee, sowie der in der Krimm stehenden Tcuppenkorps ernannt ist. General Su- chosanet kommandirt die Süvarmee unter LüderS Oberbefehl. Fürst Gortschakoff erhält eine andere Bestimmung.

Berlin, 17. Jan. Gestern Nachmittag nach 2 Uhr haben Graf Nesselrode und Graf Esterhazy zu Petersbarg ein Protokoll unterzeichnet, in welches die westmächtlichen Friedensbedingungen als Friedenspräliminarien ausgenom­men waren. (T. D. d. N.K.)

Wien, 14. Jan. Eben erfahre ich, daß die Rück­antwort Oestreichs auf die russischen Gegenvorschläge in Form eines Ultimatums nach Petersburg abgegangen ist. Sollte Rußland nicht rückhaltlos annehmen, so ist, Versichert man, Graf Esterhazy angewiesen, sofort seine Pässe zu verlangen. Fürst Gortschakoff soll seinerseits be­reits Anstalten zur Abreise, und zwar zur Uebersiedelung nach Berlin treffen. Oberst Manteuffel ist, wie es heißt, eifrig bemüht, den diplomatischen Bruch zu verhüten- Die Börse war heute in Folge der Petersburger Nachrichten sehr allarmirt. (S. M )

Wien, 14. Jan. Das Kultus- und Unterrichts» Ministerium hat bereits die lombardisch - venetiauischen Bi­schöfe aufgefordert, die von ihnen erlassenen Censurverord- nungen zurückzuziechen, und bezüglich der Ausführung der einzelnen Konkordatsbestimmungen die dießsälligeu Regie- rungserlasse abzuwarten. (Fr. I.)

Wien, 17. Jan. Die Petersburger Fricdensnach» richt, daß Rußland sämmtliche Präpositionen rückhaltlos angenommen, bewirkte bedeutendes Steigen aller Curse von S über 10 Prozent. Ein Waffenstillstand soll nächstens geschloffen rverden. (T. D. d- Allg. Z.)

Als Louis Napoleon sich zum Kaiser wählen ließ, stimmte Bosquet mit seinem ganzen Regiment mit nein. Der Kaiser zuckte tie Achsel und meinte: ein schlechter Po­litiker, aber ein guter Soldat mid gab ihm ein Kommando

in der Krimm. Bosguet bedankte sich dafür in drei Schlach­ten und mit der Erstürmung des Malakoff. Dafür sitzt der General jetzt fast täglich an der kaiserlichen Tafel und darf mit der linken Hand essen, weil er die rechte in der Binde hängt und bei großen Gesellschaften in des Kaisers Schloß gehen sie häufig Arm in Arm durch die Säle und Höflinge.

In Paris hat ein reicher Metzger für seinen Sohn, der unter den Soldaten in der Krimm steht und wegen seiner Tapferkeit eine Medaille erhalten hak, einen Ochsen gemästet, um ihn zum Reujahrsgeschenk in die Krimm zu schicken. Man bot dem Metzger vergebens 700 Franks für den fetten Ochsen, es blieb dabei, der Ochse wurde ein­geschifft, um am Sylveftcrabend an seinem Bcstimmnngsort einzutreffen.

Paris, 13. Jan. An der Spitze dcS nichtoffiziellen Thcües des Regierungsblattes lesen wir folgende Note: Der Kaiser wird nächsten Dienstag um 1 Uhr iin Hofe der Tuilerien sämmtliche CorpS der in Paris anwesenden Trnpren, welche einen Theil der Armee des Orients aus­gemacht hatten, inspiziren. Bei dieser Gelegenheit wird der Herzog v. Cambridge im Namen der Königin von England allen Offizieren, Unteroffizieren und gemeinen Soldaten die­ses CorpS eine Denkmünze des Feldzuges in der Krimm vertheilen.

Paris, 15. Jan. Me. Marrast, Frau des Erprä- sidenten der konstituirenden Versammlung, Armand Marrast, ist gestorben. (H. T.)

Paris, 15. Jan. Ueber die Verhandlungen deS Kriegsraths hat man etwas Gewisses noch nicht erfahren, doch vermuthet mau, daß die Einheit im Kommando der verbündeten Armeen einen Hauptgegenstand der gegenwär­tigen Berathungen bildet. Weiter soll beschlossen worden sein, daß die Engländer in Asien, die Franzosen und Sar­dinier in Bessarabien operiren werden. (St A )

Paris, 15. Jan. Man spricht gerüchtweise von

mehreren wichtigen Vorlagen, welche demnächst an den Se­nat gelangen sollen. Darunter führt man an: 1) Aufhe­bung des salischen Gesetzes in Frankreich, 2) Ernennung der Kaiserin zur Regentiu für eintretcnde Eventualitäten, 3) Ernnenung des Prinzen Napoleon zum Vicekönig von Algier. (St.A.)

Paris, 16. Jan. Der Moniteur lheilt die Rede des Herzogs v. Cambridge an die Truppen mit:Ihre Maj. die Königin von England hat mich bcauft-agt, den Generalen, Offiziere» und Soldaten der französischen Ar­mee unfern wacker» Kameraden diese Medaille zu überrei­chen als Sinnbild der Achtung und der herzlichen Freund­schaft, die zwischen den beiden Nationen eristirt, der Be­wunderung, welche die Königin und die Nation von Eng­land fühlen, indem sie -die glorreichen Timten der Armee des Orients gesehen haben. In den großen Gefechten von Alma, Jnkermann und Scbastopol wurde die Allianz zwi­schen den beiden Nationen durch die beiden Annex,l gehei­ligt. Möge Gott verfügen, daß kiese große Allianz stets zum Voriheile und zum Ruhme der beiden Nationen fort- daure. Für mich, meine tbcucrn Kameraden, ist kie Ehre rvn so größer, als ich mit Euch gedient und mit eigenen