hergcstellt und seinen landwirthschaftlichen Betrieb wieder selbst besorgen konnte, verlor er seine Freude an dem lieb- gewordenen Zeitvertreibe nicht; er verwendete vielmehr seine übrige Zeit, namentlich die langen Winterabende, zur Her-- stcllung weiterer Bildschnitzwerke. So entstanden nach und nach seine biblischen Darstellungen des Paradieses und der Steinigung des Stephanus, eine verzierte Missionsbüchse mit einem Missionäre, der sich für die dargereichte Gabe durch Verbeugung bedankt, verschiedene Darstellungen aus dem Missionsleben mit menschlichen, aus Holz geschnitzten Figuren u. s w. Zur Unterstützung des Gesanges in den in seinem Hause abgehaltcnen CrbauungSstunden erbaute er eine Orgel mit vier Registern. Eine zweite, kleinere Orgel mit menschlichen Figuren, die sich nach einem sinnreichen Mechanismus bewegen, hat die Konstruktion der sogenann. ten Drehorgeln. Für die katholische Kirche in Börstingcn, sowie für diejenige in seinem Geburtsorte vollendete Haag mehrere Bildschnitzarbeiten, welche alle mit Geschmack aus- geführt sind u»d für das unbestreitbare Talent dieses Mannes auf dem Gebiete der Bildschnitzern zeugen, worüber sich auch die Beschreibung von Herrenberg (s. S. 308) ausspricht. Schade, daß ein solches Talent nicht früher erkannt und zum Nutzen für die Nachwelt an das Licht gezogen wurde. (St.A.)
Reutliugen, 3. Jan. Bei der heute hier vorgenommenen Wahl des rittcrschaftlichen Adels im Schwarzwaldkreise wurden gewählt: Fchr. Hans v. O w. Frhr. Edmund v. Ow. Frhr. v. Gültlingen. (N. Z.)
Taftes - Neuiftkeiten.
Pforzheim, 31. Dez. Ein anderwärts gegebenes Beispiel hat auch hier Nachahmung gefunden, indem einige hiesige Kaufleute erklärt haben, daß sie bei Zahlungen von wenigstens einem Gulden oder bei Abnahme von einem Kistchcn Cigarren c. sämmtliche Thalcrscheine für voll annehmen.
München, 2. Jan. Ter Taglöhncr Altmann, welcher der grausamen Ermordung des Arbeiters in einer Billa am Starnberger See höchst verdächtig ist und flüchtig ward, hat nun von Lindau auö an seine Geliebte geschrieben, und zwar, daß er mit seinem Kameraden in einen Streit ge- rathen sei und demselben in Folge davon mit einem Ham» mer einen Schlag versetzt habe, der dessen unmittelbaren Lod zur Folge gehabt. Um sich vor Entdeckung zu schützen, habe er den lodlen Körper zerstückt und an verschiedene Orte versteckt. Da man nun durch diesen Brief dem Verbrecher auf der Spur ist, so steht zu hoffen,, daß er den Händen der Gerechtigkeit nicht en gehen würde. (A. Z.)
Ter Franks. Centralanzeiger für den deutschen Verkehr berichtet: Ein Blick auf die Bewegung der europäischen Fruchtmärkte zeigt, daß der Zustand der Geschästsftitie allenthalben fortdauert. Aus England, Frankreich, Holland, wie aus den deutschen Ländern bestätigen die Handelsberichte diesen Stand, der schon in dem Stockeil des Transports seine natürliche Erklärung findet. Man kaust nur so viel, als der Tagesverbrauch erfordert, die Spekulation ruht und harrt auf günstigere Zeit. DaS Steigen und Fallen ter
Fruchtpreise ist unbedeutend und die Conjunktur ohn e erhebt liche Bewegung.
In Sondershausen werden die Abgeordneten zum Landtag künftig aus Lebenszeit gewählt, 5 von dem Landesherrn, 5 von den 300 Höchstbesteuertcn, 5 von allen Andern.
Aus Berlin, 2. Jan., wird dem „Ehronicle" tele- graphirt: „Die Note des Königs an den Kaiser von Rußland ist noch nicht abgegangen. Sie dürfte liegen bleiben, bis Oberst Manteuffel aus Wien zurückkommt, und von diesem nach Petersburg gebracht werden. — In offiziellen Zirkeln glaubt man, die Neutralisirung des schwarzen Meeres könne in einer Rußland genehmen Weise geschehen, wenn dieses einwilligt, seine Häfen im schwarzen Meere Konsuln zu öffnen und die Alandsinseln nicht wieder zu befestigen. — Baron Seebach's Mission ist eine Vermittlung zwischen den östreichischen und russischen Vorschlägen. — Die allrussische Partei strebt darnach, den Fürsten Gortscha- koff durch Murawicff zu ersetzen." (K. Z.)
Wie die Grenzboten sind nun auch „das Morgcnblatt" und die „Austritte Zeitung" in Schleswig verboten worden."
Aus Königsberg wird dem „Pays" unter dem 29. telegraphirt: „Die Bevölkerung von St. Petersburg hat das Gerücht, daß bald ein Friede zu Stande kommen werde, mit großer Freude ausgenommen. Zwischen dem Kaiser und dem Großfürsten Konstantin ist das gute Einvernehmen wieder hergcstellt." (H. T)
In Rothenstcin, einige Stunden von Jena, harte der Pfarrer daS Unglück, von einer Schlittendeichsel durch und durch gerannt zu werden. Zwischen Bürgel nnd Jena wurde der Arzt Dr. En g e! h ard t todt gefunden.
AuS Wien, 30. Dez. wird der „Times" tclegra- phiit: „Vorgestern hat Graf Buol dem Fürsten Gortscha- koff die Fricdenöbedingungen mitgetheilt. Es sind die bekannten. Unter der Abtretung von so viel bessarabischem Gebiet, als nvlhwendig ist, um allen Nationen die freie Schifffahrt der Donau zu sichern, ist die Abtretung jenes Thells von Bessarabien verstanden, der zwischen der Festung Kolyn im Norden, dem Salzsee Sasyk im Süden, und dem Pruth im Westen liegt. Das hier Mitgetheilre ist authentisch."
In den obersten Stellen deS östreichischen Heeres hat's wichtige Veränderungen und Besö.beruugen gegeben. Erzherzog Albrecht ist Kriegsminister, Feldzeugmeister Gras Ghulai, den mau als Ravctzky's Nachfolger ansah, Gene- ralgouverneur von Ungarn, Erzherzog Wilhelm Feldzeug- melster, und v. Heß, v. Gorzkowsky uüd v. Augustin sind Feldmarschälle geworden.
Von der italienischen Gränze, 27. Dez. DaS Erscheinen von 8 englischen Linienschiffen, welche zum schwarzen Meeresgeschwadcr gehörten, vor Messina, ist wohl schon bekannt. Die Ursache dieser Art von Dem. nstearion dürfte vielleicht noch uichr in ihren nähern Detaileu bekannt sein. Ein sicili cher Spekulant halte mit ter englischen Regierung einen Contrakt wegen Einkauf von Maullhi reu und deren Veisenduug nach der Krimm abgeschlossen; es waren bc- rcuö 510 Stücke dahin trausportirt, und cs sollen eben