Stuttgart. Dir Nummer 30 deS RegierungS- IblatteS enthält eine Verfügung des Justizministeriums zu Vollziehung deS Gesetzes vom 13. Nov. 1855, beireffend einige Abänderungen und Ergänzungen des Erekutions- und Pfandgesetzes mit Formularien. Unter den Vorlagen für die nächste Ständeversammlung nennt man, außer den bekannten Hauptgegenständen für dieselbe (Ablösungs-Ent- schädigungs- und Complerlasten-Gefttz, Revision der Ge­meindeordnung, Revision des Schulgesetzes und Landescnl- turgesctz) auch einen Gesetzesentwurs, welcher die Bestim­mungen des Bundespreßgesetzes bei uns einführen und eine wirksame Ausführung der polizeilichen Beschlagnahmen sichern soll. Coucessivnen, Cautivnen würden dadurch eingeführt und der Regierung das Recht cingeräumt werden, Blätter unter gewissen Voraussetzungen gänzlich zu unterdrücken.

( A. Z.)

Stuttgart, 27. Dez. Gestern Vormittag wurden in einem hiesigen Wirthshause in der Militärstraße einige Polytechniker bei einen Duelle überrascht. Sämmtliche Theilnehmec entflohen mit ihren Apparaten theils durch die Fenster. Nur ein Einziger war so unglücklich, der Polizei in die Hände zu fallen, und sitzt nun im Kriminalgesängnisse.

(St.A.)

LudwigSburg, 27. Dez. Im diesseitigen Amts- orte Poppenweiler wurde am 24. d. M- ein todtes Rind, männlichen Geschlechts, gefunden, als dessen Mniter die ledige Katharine Märkte von Lustnau, Oberamts Tübingen, bereits wegen Kindsmords in Haft und Untersuchung sich befindet.

Ravensburg, 22. Dez. Heute früh gleich nach 6 Uhr wurde dahier eine 4 bis 5 Sekunden dauernde Er­schütterung verspürt. (U. Z)

Eßlingen, 26. Dez. Verschiedene Blätter haben in jüngster Zeit von einem großem Fabriketablissemem, einer Spinnern berichtet, welche unweit unserer Stadt auf den Brielwiescn errichtet werden soll. Dieses Projekt ist kein neues, denn schon vor anderthalb Jahren hieß eS, der Staat werde sich hiebei betheiligeu, und die Unternehmer seien die Herren Keller und Söhne in Stuttgart, die Sache scheiterte, scheint es, wieder, und erst seit einigen Wochen hört man nun von Gütcrankäufen. Diese Baumwollspin­nerei und Weberei, welche auf Aktien gegründet werden soll, wird eines der bedeutendsten Etablissements unseres Landes werden. Dieselbe erhält 20,000 Spindeln und 450 Webstühle, und erfordert ein Gesammlkapital von 1,200,000 fl. (H. T.)

Oberndorf, 24. Dez. Vor einigen Tagen sah man einen Mann von Beffenborf her ein Pferd hicher trei- den und halbwegs dann auf der Höhe umsinkcn. Alö man ihm zu Hülfe eilte, traf man ihn sterbend, ohne Zweifel an einem Lnngenschlage. E> war der Karrensuhrmann Kaspar Walliser, der Vater des berüchtigten jugendlichen Brandstifters Johann Walliser, der im Jahre 1842 die hiesige Stadt durch fortgesetzte Brandstiftungen in Athem und Schrecken erhielt, bis ihn der Arm der Gerechtigkeit ereilte. Seine 12jährige Zuhthausstrase, welche er thci.s in Ludwigsburg, iheils in Hall verbüßen sollte, ward durch l die Gnade deS Königs um 2*, Jahre unter der Bedin- >

gung der Auswanderung abgekürzt und die Gemeinde über- nahm gerne die Kosten. Er befindet sich nun seit 3 Jah­ren in Nordamerika und ernährt sich mit der Buchbinderei, die er in der Strafanstalt erlernt hatte. Er war das ein- zige Kind seiner Eltern; seine Mutter starb vor 10 Jahren wahnsinnig im hiesigen Armenhause.

T a g e s - N e u i g k e i t e,i.

Wie Einer zu spät kommt! Die Herren bei der Re- gierung in Frankfurt a. M. (es sollen gar viele Köpfe da- bei sein) haben schon seit manchen Jahren über ein Gesetz zu Rache gesessen; nach dem sollte von jeder Erl schuft, die nicht gerade von Eltern aus Kinder überginge, eine Colla- teralsteuer von etwa 10 Prozent an den Staat gegeben werden. Das hätte bei den, Nachlaß des Herrn v. Roth­schild der freien Stadt ungefähr 6 Millionen Gulden ein­getragen, nahebei so viel, daß sie alle ihre Siaatsschuldcn hätte bezahlen können. Aber das Gesetz war eben noch nicht fertig. Und der gute Herr hatte doch so geduldig darauf gewartet 82 Jahre lang und noch ein paar Monate.

Am zweiten Feiertage ist im Postgebäude in Hanau ein fürchterlicher Brand auSgebrochen. Telegraphische De- Pcschen nach Frankfurt baten dringend um eiligste Hülfe.

Am Ende bringt Sachse» den Frieden zu Stande! Der Baron v. Secbach, der sächsische Gesandte in Paris, ist spornstreichs von Napoleon über Dresden und Berlin nach Petersburg gereistin Sachen des Friedens" wie glaubwürdig versichert wird.

Hannover, 28. Dez. Für politische und für Preß- vcrgehen sind die Schwurgerichte aufgehoben wordeir.

(Fr- Pstz.)

Der frühere badische Slaatsrath Karl Mathy, spä­ter Bassrrmaun's Kompagnon, ist jetzt unter Hansemann erster Buchhalter der Berliner Diskonto-Gesellschaft.

Wien, 27. Dez. Herr Baron v. Könneritz, der k. sächsische Gesandte am hiesigen Hof, wurde gestern Abend telegraphisch nach Dressen beruwu, und ist dahin abgeceist. Heute Abend wird Oberst v. Manteufsel aus Berlin hier erwartet. Friedensgerüchte sind im Umlauf. (A. Z.)

Aargau. Der große Rath hat sämmtliche Sträf­linge der Strafanstalt Baden, deren Strafdauer im Lause von 1856 abgelaufen wäre (es sind ihrer 25) begnadigt. Auch bei den übrigen, falls sie später mit Begnadigungs­gesuchen einlangcn, soll auf die SchreckenSnacht Rücksicht genommen werben.

Der große Rath im Aargau schreibt die Gesetze mit Blut Dreimal bestrafte Diebe, die wenig Hoffnung ge­ben, sollen mit dem Schwert hingcrichtct werben. Mit Mühe setzten die Juristen in dem Rath durch:wenn sie keine Hoffnung geben." Der große Rath will die Diebe wahrscheinlich nur nicht verbrenn n lassen wie. in Baden,

Im Zuchthause in Baden (Schweiz) saß en Mör­der Burkhardt; er hatte keine Frau in eine Mistgrube gestürmt und darin umfommcn lasssu. Da brach am 12. Dezember der fürchterliche Brand ans. Rings um den Mörder wüthetcn die Flammen; kein Ausweg. Doch ei­ner durch das Ro,.r deo Abtritt-Z. Dahinein kriecht er,