Allerlei.

Dem Constitutionnel wird aus Maila'ud geschrie­ben:Dir reichen und aristokratischen Classen stnd in Verlegenheit wegen der Rolle, die sic während der An­wesenheit des kaiserlichen PaareS in der Lombardei zu spielen haben. Sie sind durch ein de» Familien ins HanS geschicktes Kreisschreiben ausgefordert worden, stck zu Hose zu begehen, so daß ihre Ergebenheit ober Feindseligkeit vor dem Kaiser offenbar werden muß. Es scheint gewiß, daß die schone Welt »ach einigem Zaudern sich entschlossen hat, bei Hose zu erscheinen und sogar daselbst zu tanzen. Die Frauen, welche vor allem die Toiletteangclegenheit im Auge haben, sollen den Ansschlag gegeben haben. ! Sv erfolgen schon Vorbereitungen für den 5. Januar. Man spricht von einem fürstlichen Hause, das blos auf Erneuerung seiner Livreen 30,000 Fr. ausgegcben hat. Man erzählt weiter, daß ein Dutzend Großbändcr und zwei goldene Vließe in Bereitschaft gehalten sind zur Be­lohnung für ansnahmSweisen Eifer, der bei dieser Gele­genheit an den Tag gelegt werden dürfte!" (D. A. Z.)

Man schreibt derVeritö" aus New-s!)ork, 4. No­vember. Die icarische Kolonie von Nauvoo, welche Hr. Cabet gründete und bis jetzt als Patriarch leitete, erlebte eine Revolution. Seit längerer Zeit bestehen zwischen den Iranern undVater" Cabet politische Zwistigkeiten. Am 25. Okt. endlich hielt die kleine Kolonie von Nauvoo eine feierliche Sitzung, in welcher die definitive Ausschließung des Herrn Cabet mit Stimmenmehrheit beschlossen wurde, was einer dcmnächstigen Auflösung der Bruder-Gesellschaft gleichkommt. (St.A.)

(Tod des Dairi, des geistigen Herrschers von Japan.) Einer Privatkorrespondenz desMoni­teur de la flotte" ans Simvda (einem den Fremden ge­öffneten Hasen) vom 15. Juli d. I. entnehmen wir nach­stehende Details über ein in Europa unbekanntes Ereig­niß , welches unter den Anhängern der Religion der Sintos einer Heidensckte des äußersten Orients von nahezu 40 Millionen Seelen, großes Aufsehen machte. Das große Kaiserreich Japan wird von einem erblichen absoluten Fürsten regiert, dem man den Namen Konbo Seogoun oder Kaiser beilegt. Er bewohnt die Stadt Aeddo auf der Insel Niphon, die Hauptstadt des ganzen Landes. Abgesehen vom Kaiser zieht aber in jenem Lande noch eine andere Persönlichkeit die ganze öffentliche Aufmerk­samkeit ans sich, nämlich der Dairi oder der Papst Ja­pans, der oberste Chef der Religion von Sinto. Er wird wie ein Gott auf Erden betrachtet. Alles, was er be­rührt, ist heilig; er stirbt nicht, sondern erneuert von Zeit zu Zeit seine Seele. Seine Familie ist unerlöschlich. Der Dairi bewohnt die Stadt Kio oder Miyako, gleichfalls auf der Insel Niphon gelegen. Er hat dort einen präch­tigen Palast; sein Hof besteht aus 22,000 Priestern, welche den Dienst in den 4000 Tempeln dieser ungeheu­

ren Stadt zu versehen haben. Nie zeigt er dem Volke sein Antlitz. Am 1. Juli 1856 wurde der Dairi krank; am folgenden Tage wurde der Zustand des Kranken sehr bedenklich und am 3. Juli Morgens erkannte man, daß der Tod nicht mehr lange zögern werde. Nun verbreite­ten sich die Priester in den Tempeln und verkündeten dem Volke, daß der Dairi sich mit den 7 großen Göttern des Himmels in Verbindung gesetzt habe und daß er im Busen Ten-Lio-Dai-Tsin's, des ersten dieser Götter, seine Seele erneuern werde. Hierauf begannen Gebete und als diese beendet waren, erklärten die Priester, daß nun der Zu­tritt zu dein Palaste des Dairi und der Anblick des ver­ehrten Papstes dem Volke frei stehe. Das Volk strömte dem Palaste massenweise zu. Der Dairi ruhte aus einem Paradebette, er war in eine weiße Tunika gekleidet und eine Art von Gaze-Maske bedeckte, ans der Haut an- ichließend, (ein Gesicht. Die Priester streuten Weihrauch und beteten mit lauter Stimme. Am 5. Juli um 9 Uhr Morgens starb er. Als er ausgehaucht hatte, hob der Oberpriester seinen Arm in die Höhe, um zu zeigen, daß er leblos (ei und verkündete, daß die Seele des Dairi zu den geistigen Göttern gegangen sei, aber bald wieder kommen werde. Das tiefste Stillschweigen trat ein. Nack zehn Minuten warf der Oberpriester einen weißen großen -Lchleier auf den Körper des Dairi, den er alsbald wie­der zurückzog und man sah an der Stelle des kaum kalten Leichnams ein dem erstern ähnliches Wesen, voll Leben und Gesundheit. Er richtete sich auf, stieg vom Bette herab die stufen eines Altars hinan und segnete das Volk, welches laut in Freude und Jubel ausbrach. Ge­schickt hatten die Priester dem Körper des Dairi die Per­son seines Lohnes und Erben unterbreitet. Dieses Ma­növer, welches sich immer wiederholt, ist »m so leichter ansznführen, als das Paradebett auf einer mit Teppichen bedeckten Erhöhung steht und der Glaube des Volkes unerschütterlich ist. Der Körper des verstorbenen Dairi wurde während der Nacht von den Mitgliedern des geist­lichen Kollegiums nach dem Tempel von Ici6 gebracht und dort von ihnen verbrannt. Die Thore des Tempels sind während dieses Aktes geschlossen. Wer es wagen würde, dort einzudringcn, würde als Tempelschänder leben­dig verbrannt werden. Am 7. Juli verließ der neue Dairi, von allen Priestern umgeben, seinen Palast und durchzog auf einem mit 100 Schimmeln bespannten Wagen die ganze Stadt. Alles warf sich aufs Angesicht und betete ihn, gleich Gott an. Alle Arbeiten waren einge­stellt, alle Gefangenen wurden freigelaffen und alle Kri- minalprozeffe niedergeschlagen. Kio oder Miyako (schließt der Berichterstatter, ein Holländer, welcher unter japane- stschcm Kostüm in die Staaten des Dairi's gelangt war), welches der Dairi bewohnt, ist die zweite Hauptstadt Ja­pans und zählt 500,000 Einwohner. Sie liegt 200 Kilom. von Heddo, der Hauptstadt Japans, wo der Kaiser re- fldirt. Aeddo hat eine Bevölkerung von 1,500,000 See­len und ist so groß, daß der Palast des Kaisers allein einen Umfang von 20 Kilom. hat.